Was ist Leben

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Wir haben im ersten Artikel angeschaut, wie die „Welt“, sofern sie die Menschheit beheimatet, nur für den Einzelnen die Welt ist, nicht aber für die Menschheit oder eine Menschengruppe, auch wenn das widersprüchlich klingt. Das ist der Fall, weil nur der Einzelne rechtmässig „Ich“ sagen kann, und so nur der Einzelne der Welt, in Bezug auf das Selbstbewusstsein, gegenüberstehen kann, ohne dabei der Welt untergeordnet sein zu müssen.

Im zweiten Artikel haben wir gesehen, wie der „Mensch“ durch seine Abtrennung von der Welt ein Fragment ist, und er die Welt folglich nur fragmentartig anschauen kann. Es ist ihm dabei aber in den seltensten Fällen bewusst, dass er sich die Welt unmöglich als das Absolute denken kann, das sie ist. Der Mensch sieht die Welt immer fragmentiert, aber er weiss nicht darum, dass er die Welt fragmentiert sieht.

Von hier aus stellt sich nun wohl die Frage nach dem Leben. Die Frage um die Welt, was diese ist, haben wir nur in einer sehr bestimmten, begrifflichen Weise beantwortet: in Bezug auf den Menschen. Was die Welt auf der wir uns bewegen an sich ist, diese Frage ist hier noch nicht angebracht, denn die Aufgabe der ersten Gattung, dem Anthropomorphismus, ist es den Menschen zu bestimmen, und wie er auf die Welt wirkt. Die Welt an sich werden wir erst in der vierten Gattung, bei den dutzend Weltanschauungen, bestimmen wollen.

Das Leben bestimmen wir als ein Zustand der Beweglichkeit der Natur, durch den sich die Natur in besonderer Weise ausdrückt und tätig wird. Die Natur wiederum ist das Wahrnehmbare um den Menschen herum, das unabhängig vom direkten Einfluss des Menschen ist. Die Kultur hingegen, wie im Artikel „Was ist Mensch“ kurz erwähnt, ist was entsteht, wenn der Mensch schöpferisch tätig ist. Und der besonders schöpferische Ausdruck innerhalb der Kultur, das ist die Kunst. So setzen wir das Leben zur Natur, die Kunst zur Kultur, und schliesslich die Welt um all das herum.