Mit Subjektivität, Objektivität, Aprosität (von ἀπρόσιτος aprositos, unnahbar, unzugänglich, siehe Link zu Begriff in der Bibel Timotheus 1:16) wurde hier ein kleines, vierteiliges Unterprojekt begonnen, in dem versucht wird, das gleichzeitig Unbekannte wie auch Unerreichbare irgendwie zu definieren. Es geht mit der Aprosität aber nicht um die Bestimmung des Unendlichen. Es hat sich im Verlaufe der Artikelserie abgezeichnet, dass es sehr viele Arten von Unerreichbarem gibt (und Objektivität gehört nie dazu). Stellen wir uns einen Raum vor, in dem sich verschiedene Objekte befinden, und stellen wir uns vor, dass wir auf einmal blind wären, für einen Bereich dieser Objekte. Anders als mit dem wirklich Unerreichbaren, wissen wir in diesem hypothetischen Fall jedoch genau wo welches Objekt ist. Nun brauchen wir uns nur noch zu denken, wie wir dasjenige kategorisieren würden, das wir in dieser Vorstellung nicht erreichen können. Und wir sollten uns auch denken, wie sich die Dinge verhalten würden, wenn sie uns auch allesamt für das Bewusstsein unbekannt wären.
Wie benennen wir ein einzelnes ‘unerreichbares’ Objekt? Wie eine Gruppe? Wie das Unerreichbare im Allgemeinen? Wie unterscheiden wir die eine unerreichbare Gruppe von der anderen? Wie dasjenige, das unerreichbar, aber noch weiter weg ist? Wie dasjenige, das den Bereich des Erreichbaren gerade berührt, von uns aber just ausserhalb unserer Griffweite, unseres Bewusstseins sich befindet? Wie dasjenige, das sich in seiner Unerreichbarkeit nur auf den einzelnen Menschen bezieht, wie z.B. ein Spezialgebiet zu einem Laien, während es für andere, wie entsprechende Spezialisten, durchaus eine Erreichbarkeit ist? Wie dasjenige, das für jedermann okkult ist, wie eine Theorie von Allem? Wie wollen wir die Theorie von Alllem beschreiben, von der wir denken, dass sie eines Tages vermutlich erstellt werden kann? Wie diejenige, von der wir ausgehen müssen, dass sie wohl niemals möglich ist? Wie dasjenige, von dessen Existenz wir zwar über Umwege wissen, zu dem wir aber nicht hinkommen? Und wie dasjenige, von dem wir nicht wissen, dass wir es durchaus bereits erreichen können?
Und dann geht es mit dem Unerreichbaren noch weiter, in den Bereich der Vorstellungen. So kann es eine Vorstellung in einem Menschen geben, die es als Wirklichkeit in der Welt nicht gibt. Und es kann Vorstellungen geben, die es in der Wirklichkeit nicht gibt, die wir uns nicht denken können. Auch so kommen wir zu etwas Unerreichbarem, und uns fehlen die Begriffe dafür. Wenn wir vom Unvorstellbaren reden, so reden wir von dem, das eigentlich sehr gut vorstellbar ist, aber wir halten die Wahrscheinlichkeit, dass es in der Wirklichkeit auftritt, für sehr gering. Das wirklich Unvorstellbare ist natürlich ausserhalb von allem, worüber wir reden können. Dennoch muss es quantifiziert werden, damit man wissen kann, wo man eigentlich steht.
Da gibt es wirklich sehr viele Begriffe die uns in diesem Unterfangen fehlen, aber irgendwo müssen wir beginnen. In der Mathematik könnten wir den Kategorien einfach irgendwelche alten Buchstaben zuweisen. Mit der Philosophie befinden wir uns jedoch sehr stark in den Gesetzen der Sprache drinnen, wo jeder Begriff eine Wahrheit ausdrücken muss. Und irgendwann müssen wir den Begriffen bestimmte Definitionen zuweisen, und da die alten Griechen das Funktionierende in die Sprache verwoben, und damit eine ‘wahre’ Sprache schufen, müssen wir sehr vorsichtig sein, den Sinn hinter den Worten nicht zu verzerren (was viel Geduld in Bildung erfordert). So will mit dem Einfachsten begonnen werden.
Es müssen Aprosität, Exterität, Externität, Externalität, Dexterität, Extremität sowie deren adjektive Formen unterschieden werden.
Aprosität ist das Unnahbare, im Falle des nebeneinander Stellens von Subjektivität, Objektivität und Aprosität dasjenige, zu dem das Ich nicht hin kann, und das vom Ich nicht zu sich gezogen werden kann.
Exterität ist die Aussenhülle. Bei den WA wäre dies Subjektivität aus der Objektivität gesehen, oder Objektivität aus der Aprosität gesehen.
Dexterität bezeichnet die Art einer physischen, tastbaren Oberfläche; ist sie weich, rau usw. Sie hat für uns hier keine weitere Bedeutung. Farben haben hier keine Bedeutung, da sie nicht ertastbar sind.
Externalität (adj. external, Übersetzung: ‘aussen’) beschreibt die Aussenseite von etwas. Opposition ist Internität; internal (‘drinnen’ auf eine Seite gegen ‘aussen’ bezogen). Beispiel: “Der Mantel ist aussen schwarz und innen grau.” kann übersetzt werden zu “Der Mantel ist external schwarz und internal grau.” Das ‘Internale’ eines Mantels könnte auch die Füllung betreffen, das Material zwischen den Oberflächen.
Externität (adj. extern, Übersetzung: ‘draussen’) ist ein ‘Draussensein’, es beschreibt einen Ort im Gegensatz zu einem ‘Drinnen’. Das Nahe und Zugängliche wie das Grenzenlose und Aprositäre (also alles nicht-Innere) sind extern. Opposition ist intern (‘drinnen’, auf einen Ort im Gegensatz zu ‘draussen’ bezogen). Beispiel: “Draussen scheint die Sonne.” “Die externe Festplatte.”
Extremität ist der äusserste Teil eines Ganzen. Für den Menschen ist es der äusserste Rand der Objektivität, oder der äusserste Rand der Subjektivität. Es ist der letzte, noch erreichbare Teil von diesen. Damit ist für uns das ‘Äusserste’ näher als das ‘ausserhalb der Objektivität Befindliche’. Dies, weil das Äusserste den äussersten Teil des Erreichbaren, die äusserste Schicht des Objektiven bezeichnet, während das ausserhalb Befindliche ausserhalb aller Objektivität und somit Erreichbarkeit ist. Das ‘ausserhalb Befindliche’ ist für uns ausserhalb von Allem. Für das ausserhalb vom Menschen Befindliche selber jedoch ist das ausserhalb Befindliche ein anderes, als für uns. Für Gott gilt eine andere Aprosität als für uns Menschen, selbst für uns Menschen gelten unterschiedliche Aprositäten. Das Äusserste können wir nicht für die Externität gebrauchen, weil jede Externität so weit von uns weg sein kann, dass wir zwischen ihr und dem Nichts kaum unterscheiden können. Und wenn die allernächste Externalität der entferntesten für uns praktisch die gleiche ist, so ist für uns entweder alle Externalität als Ganzes das Äusserste, oder das Äusserste ist das Letzte, das wir noch erreichen können. Das Äusserste soll jedoch etwas bezeichnen, das wir als solches bezeichnen können, nicht etwas, das einfach ausserhalb jeder Begreifbarkeit, und damit dem Nichts gleich ist. Externalität kann man auch als ‘Nichts’ bezeichnen, weil sie so weit weg ist. Das ‘Äusserste’ jedoch ist eine bestimmte Sache, man kann sagen: das ist das Äusserste. Und damit wird die ‘Extremität’ für das letzte Wahrnehmbare, die letzte Objektivität, verwendet, nicht für das nicht mehr Wahrnehmbare.
Nun die Adjektive: da haben wir extern, external und extrem. ‘Extern’ ist eine Sache, welche relativ zu einer anderen örtlich ausserhalb ist, es ist der Begriff der heute im Deutschen zumeist gebraucht wird, z.B. für eine ‘externe Festplatte’. ‘External’ ist die Aussenseite von etwas, z.B. die Oberflächeneigenschaft einer Hülle. ‘Extrem’ ist das Letzte, an dem wir noch teilhaben können, oder das Letzte, das von uns ausgehen kann.
Es werden vielleicht noch einige Begriffe dazu kommen. Dazu werden Formen des ‘Unüberwindbaren’ kommen (Insuperabilität, Inexpugnabilität, Anizetiät), das sich nicht betrachten Lassende (Uninspektabilität), das Unbekannte (Ignotiät, Inkognität, Ignobilität, Abskonsität/Apskonsität, Anonymität, usw) und wohl noch unzählige andere, von denen zugewiesen werden muss, was nun passend ist, und was nicht. Für das Ungewusste/Unwissbare oder gar Unwissende ist die Agnostizität interessant (von αγνωστος, agnóstos). Der ‘Agnostizismus’ hat sich mit seinem künstlichen Bezug der ‘Neutralität gegenüber Religion’ sehr eingeschränkt, und hat mit der eigentlichen Bedeutung, die eine Unwissenheit zu allem möglichen bezeichnen kann, nicht mehr viel gemeinsam.
- 3.5.1.2-11 Subjektivität, Objektivität, Aprosität 1
- 3.5.1.2-12 Subjektivität, Objektivität, Aprosität 2
- 3.5.1.2-13 Subjektivität, Objektivität, Aprosität 3
- 3.5.1.2-14 Subjektivität, Objektivität, Aprosität 4
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