In der Artikelserie ‘Subjektivität, Objektivität, Aprosität’ wurde angeschaut, wie es sich mit der Objektivität verhält. Der Begriff der Objektivität wurde neu interpretiert, und Folgendes wurde dazu gesagt: Objektivität wird erreicht, wenn das Ich eines Menschen zu einem Ding hin geht, und sich ausserhalb des Menschen mit diesem verbindet. So wird das Ding zum Objekt.
Das bedeutet, dass der Mensch teilhaben muss, um Objektivität zu haben. Hat man keinen Menschen dabei, so hat man keine Subjektivität, keine Objektivität wie auch keine Aprosität. Was die Wissenschaft mit ihren Methoden versucht, ist, um die hier gebrauchte Sprache zu verwenden, im Prinzip dieses Vermischen des Ich des Experimentierenden mit dem Ding so sanft, so unsichtbar wie möglich zu machen. Die Wissenschaft versucht, so viele Messinstrumente, so viele ‘Dinge’ wie möglich zwischen den beobachtenden Menschen und das zu beobachtende Ding zu stellen, auf dass hin sie sagen kann: “Da haben wir es geschafft keine Subjektivität zu haben, weil da nicht der Mensch beobachtet hat, sondern andere Dinge”. Dennoch ist es der Mensch, der die Beobachtungen irgendwann machen muss, auch wenn das über etliche Umwege geschieht.
Es hat auch eine gewisse Berechtigung, es so zu machen, weil es für die Wissenschaft der Gegenwart, mit ihrer gegenwärtigen Methode, sehr schwierig ist, zu sagen, ob der Mensch mit seinem Ich das Ding zu sich geholt hat, oder zum Ding gegangen ist, und damit objektiv ist. Wenn Wissenschaft aber weg will vom Datensammeln und Zahlenvergleichen, und sie stattdessen Wahrheit zum Kern ihrer Bestrebungen machen will, so muss sie Wege finden, mit der Möglichkeit von Subjektivität im Experiment umgehen zu können. Und wenn das bedeutet, dass sie ihre Wissenschaftler nicht nur darin ausbilden muss, Messmethoden mit irgendwelchen Geräten zu erdenken, sondern auch darin, wie man denken und fühlen muss, wenn man sich eine Sache anschaut, oder in welcher Geistesverfassung dient, und wie diese geübt und verbessert werden kann, um zielsicherer Wahrheit aus den Dingen nehmen zu können, so muss sie auch jene Dinge lehren. Das ist jedoch sehr viel schwieriger gesagt als getan.
Es muss der Punkt kommen, wo die Wissenschaft den Wissenschaftler als das anerkennt, was er ist; dass er sehr viel mehr ist als ein bloss organisierendes Teilchen in einer Kette von Mess- und Zählinstrumenten. Die Wissenschaft muss den Wissenschaftler als mindestens so zentral verstehen, wie den eigentlichen Gegenstand einer Untersuchung.
Man muss, trotz all der Kritik, zugeben, dass dies in manchen Bereichen bereits geschieht. Dort, wo erfahrene Wissenschaftler in der Praxis am Werk sind, erübrigen sich die gewöhnlichen Messinstrumente irgendwann, und wichtiger wird Fehlervermeidung in Abläufen, selbstreflektiertes Denken, ruhiges Interpretieren usw.
Mit der Erfahrung lernen solche Wissenschaftler selbständig das Denken das eigentlich notwendig ist, das ihnen in den Universitäten jedoch nirgendwo beigebracht wird. Es ist bedauerlich, dass es Einrichtung nirgendwo gelingt, auf die Realität vorzubereiten. Solche wissenschaftlich erfahrene Menschen sollten sich überlegen, was es genau ist, das sie verstehen, und wie sie das den jüngeren Generationen beibringen können. Vielleicht sogar, wie sie das in ihre jeweilige Wissenschaftsdisziplin einbringen können. Je abstrakter jedoch die Wissenschaft ist, desto schwieriger ist es, sich ein solches Denken auf einem hohen Niveau anzueignen. Also muss der Beginn dort gemacht werden, wo es einfacher ist.
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