Hier findet sich eine kleine, sehr allgemeine Kritik an den Bildungsinstitutionen. Dazu gehört alles von der Grundschule bis zur Universität.
Die sanfte Drohung
Der erste Punkt der kritisiert werden soll, ist das Bewertungssystem. Von den Erstklässlern, bis hinauf zu bald werdenden Professoren, findet sich die Benotung der Arbeit. Entspricht das Produzierte den Vorgaben? Da hat man eine Skala von gut bis schlecht und ordnet, je nach Anspruch und Resultat, die Arbeit irgendwo auf dieser Achse ein. Das ist eine Methode die man rechtfertigen kann wenn man argumentieren will, dass sie effektiv ist: die Kinder lernen, wenn da oben rechts in roter Farbe eine Zahl oder Buchstabe steht, die über die Arbeit urteilt. Ist die Zahl schlecht, so weiss ahnt das Kind: das wirkt sich auf meine Möglichkeiten schlecht aus, ist sie gut, so ahnt es: das gibt mir etwas bessere Aussichten für die Zukunft. Ob diese Zukunft die Laune der Eltern betrifft, oder ferne Berufsaussichten, es wird gesagt: dein Aufwand hat bestimmte Konsequenzen. Dadurch ist in den Noten eine kleine Drohung versteckt, und das erschwert es, in einem Kind ein lebendiges Interesse am Lernen zu erwecken. Es wird dazu erzogen, “im Leisten nicht schlecht sein zu wollen”. Das mag nicht schlimm klingen, ein negativ formuliertes Ziel führt aber stets zu unbeabsichtigten Konsequenzem.
Weiter werden Kinder mit allerlei Wissen überschwemmt, da ein Lehrplan dafür da ist, eine bestimmte Quantität an Information in den Kinderkopf zu befördern. Was gebraucht wird, ist eine Erziehung ohne unterschwellige Drohung und ohne Eile, und stattdessen eine Erziehung zu Freiheit. Das bedeutet nicht, dass weniger gelernt werden soll, sondern dass anders gelehrt werden soll.
Die hochbegabte Minderheit
Ein solches System ist geeignet, wenn man eine Armee von desinteressierten Menschen darauf konditionieren will, in einer gegebenen Zeit produktiv zu sein. Es eignet sich, gewaltsam allerlei Wissen in den Menschen hineinzustopfen. Es eignet sich jedoch nicht dafür, im Menschen ein Interesse zu entwickeln, oftmals führt es gerade zu einem Desinteresse. Dazu könnte hier noch vieles gesagt werden, und es sollte eigentlich auch gesagt werden, aber es ist hier nicht das Ziel, solche Dinge ausführlich zu zeigen. Spätestens wenn der Schüler zum Studenten wird, und sich aus einem Interesse heraus spezialisiert, sollte eine Bewertung zu keinem Zeitpunkt überhaupt mehr erwägt werden, sondern nur noch die Hilfe in der Ausbildung. Kann ein Student nicht auf solche Weise ein Interesse entwickeln, so schaut er sich besser woanders um, auch ausserhalb von Universitäten. Dies würde bewirken, dass jene, welche sich aus irgendwelchen Gründen in ein Fachgebiet hinein zwingen, verloren wären, oder Interesse und Motivation schauspielern müssten. Sie würden das Fachgebiet schneller verlassen, weil es unangenehm sein kann, so alleine dazustehen. So hätte man kleinere Studiengruppen von jenen, welche sich für ihr Gebiet mit jeder Faser ihres Wesens einsetzen. Da wollen wir eine Bildung zu Freiheit, anstelle vom Karriereprinzip der Gegenwart. Jene, welche trotz der Gegenwartsumstände noch Leistung zeigen, sind Menschen die klug genug sind, Information fehlerfrei wiederzugeben und Anleitungen gut zu folgen (eine Aussage von Feynmann über die Mängel moderner Bildung).
Unmengen an Ressources würden gespart, weil die Infrastruktur nicht mehr durch all die Karrieremenschen und Hineingeschwemmten missbraucht (weil für nichts gebraucht) würde. Die ausserben Handwerkberufe könnten wieder mit fähigen Personen besetzt werden.
Es ist eine winzige Minderheit, die praktisch alle bedeutenden Auswirkungen auf die verschiedenen Fachgebiete bewirken. Jeder einzelne dieser kleinen Minderheit bewirkt mehr als hunderte, manche ganz besonders seltene unter ihnen, bewirken mehr als zehntausende ihrer Kollegen zusammen genommen. Und wie man diese winzige Minderheit von Höchstbegabten im Ausbilden ihrer Weltanschauung fördert, das sollte im Zentrum aller universitären Bestrebungen liegen. Nicht, wie man wortwörtlich Millionen herumirrender Glühwürmchen hilft, sich durch eine Ausbildungspresse zu zwingen, indem man ihnen mit allerlei Bewertungen und Terminen gegen ihre trägen Herzen, gegen ihre Prokrastination, mit sanfter Hand droht. Man sei versichert, dass da dennoch genügend Menschen durch den Filter des ‘alleine im Nichts Stehens’ hindurch kommen, um die Details der bedeutenden Arbeiten durchzurackern und irgendwie auszuarbeiten, zu einer Praxis umzusetzen. Solche Menschen machen durchaus eine sehr wichtige Arbeit, aber für sie braucht es keine spezielle Förderung. Sie kommen von selber.
Zu wenig Geld für Massentauglichkeit
In Deutschland, generell im Weseten, haben noch nie so viele studiert, wie das in der Gegenwart der Fall ist. Und was sind die Klagen? Es gibt zu wenig Geld für die Infrastruktur der Universitäten, es gibt zu wenige Professoren, es gibt zu wenig dies und das. Es gibt einen ganzen Kluster von Problemen in diesem Bereich. Das erste wurde erwähnt – wir fassen es zusammen als Massentauglichkeit, die Ausbildung für den nutzlosen Schwarm. Daraus ergeben sich wiederum zahlreiche Probleme, wie den Wettbewerb um Gelder der notwendig ist, um die Qualität aufrecht zu erhalten. Dieser Wettbewerb um Gelder innerhalb der Wissenschaften, ist noch einmal ein eigenes tragisches Kapitel, gegen das sehr viel gesagt werden könnte. Weil aber so viele studieren, ist es weiter von vornherein praktisch ausgeschlossen, diesen Klagen mit den notwendigen Mitteln gerecht zu werden – folglich wird es immer zu wenig Geld geben. Da es mit sehr wenigen Ausnahmen für die meisten Studierenden jedoch herausgeschmissenes Geld ist, ist das aber auch nicht wirklich schade. Dass die kleine Minderheit an Hochproduktiven dadurch ausgebremst wird, ist nicht nur schade, es ist sehr schädlich.
Automatisierung
Wir haben weiter den Versuch, kreativen Intellektualismus für die gewaltige Studierendenmasse zu automatisieren – das ist definitionsgemäss immer unmöglich. Dies, weil für jeden irgendwas gefunden werden muss, an dem er forschen kann. Auch hier haben wir ein separates Kapitel an Tragik, durch diese Automatisation. Und auch hier ist es durch die Masse an Studierenden verursacht. Durch die Masse haben wir dann wiederum nutzlose Wissenschaften die entstehen, und diese Wissenschaften erschaffen neue Probleme, anstatt alte zu lösen wie man erwarten würde, aus Angst um ihre Existenzberechtigung. So z.B. die Sozialwissenschaften mit ihrern zahlreichen Gerechtigkeitsideologien, die von einem Gerechtigkeitsgefühl ausgehend einen Willen als etwas Empirisches darstellen, anstatt ehrlich darüber zu sein, dass es politische Anliegen sind, die sie bewegen, nicht Erkenntnisgewinn. Wie soll man etwas bezeichnen, das dadurch nicht Wissen, sondern Ideologie entwickelt? Der Höhepunkt solcher Falschheit wird gegenwärtig z.B. durch den Postmodernismus verkörpert, der Kategorien an sich abschaffen will. Da wird seit einigen Jahrzehnten bis heute versucht, grundlegendste Voraussetzungen für jeglichstes Wissen zu entfernen, so wird z.B. mit Klumpfinger versucht, den Aufbau und den Zweck der Sprache neu zu definieren (die Diskussionen darum, ob eine Frau einen Penis haben kann sind ein Strohmannbeispiel dieser irren Dynamik). Sowas kommt heute aus den Wissenschaften. Durch den vergeblichen Versuch, die Forschung in ihrem kreativen Bereich zu automatisieren, vergeuden viele junge Menschen ihre Zeit mit nutzlosen Untersuchungen, welche nie von irgend jemandem gelesen oder genutzt (wissenschaftlich zitiert) werden.
Das sind einige Punkte, die hier aufgeführt wurden, und es gibt noch sehr viele mehr. Jedoch sind sie symptomatisch – sie berühren das grundlegende Problem aber noch nicht, und um dieses müsste es gehen, um einen bestimmten Ausweg aufzeigen zu können. Dennoch hier einige weitere Punkte, welche erwähnt werden müssen.
Weiteres
Wir haben eine “Schule zur Weltanschauungslosigkeit”, weil nach einigen modernen Wissenschaften ‘Wahrheit an sich’ trügerisch sei. Aber sie irren, denn für die Welt haben zwar alle WA die gleiche absolute Menge an Gültigkeit, was die Dinge durchaus etwas relativiert, aber für den Menschen ist das nicht so. Für den einzelnen Menschen gilt das Einzelne, nicht das Gesamte. Und dieses Einzelne gilt, es ist nicht trügerisch, höchstens okkult. Und zwischen trügerischer Wirklichkeit und okkulter Wirklichkeit liegen Welten: das eine scheint es nur zu geben, das andere gibt es, wenn auch nicht im Offenen.
Weil Universitäten weiter Objektivität zu schulen versuchen, üben sie die Studenten durch den Diskurs, oder durch Essays, oder sonstige Aufträge, darin, nicht zu vertreten was einem eine Empfindung von Wahrheit vermittelt, was eigene WA ist und wie man damit umzugehen hat, sondern was als erklärter, äusserer Standpunkt bestimmt wird. Das ist als Übung durchaus angemessen, jedoch findet sich in manchen Studiengängen nicht viel anderes. Oftmals wird gar angewiesen, wie man den eigenen Eindrücken systematisch misstrauen sollte, um zu verstehen, was da draussen wirklich vorgeht. Das ist, wenn generell angewendet, ein Übel für den Menschen, und erschwert es, zu lernen die eigene WA zu vertreten. Als gelegentliche Übung ist es jedoch, wie gesagt, etwas sehr Sinnvolles.
Es soll deswegen jedoch nicht gedacht werden, dass ‘eine WA zu vertreten’ bedeutet, dass alle um eine Kerze herum in einem Kreis sitzen, den ‘Ich-rede-jetzt-Ball’ herumgeben, und erzählen was “das mit ihnen persönlich macht”. Es bedeutet, dass der Mensch eine eigene Aussage machen soll, wenn er spricht, und nicht immer nur wie ein Projektor wiederzugeben, was von irgendwo eingegeben wird.
Wir haben weiter eine “Schule zur Persönlichkeitslosigkeit”, welche sich mit der Weltanschauungslosigkeit stark überschneidet. Diese Persönlichkeitslosigkeit entsteht, weil ‘Stoff’ absorbiert werden muss. Der Konsum von Inhalten für Prüfungen erlaubt meistens zeitlich nicht, Inhalte kritisch aufzunehmen, und sich von ihnen Formen zu lassen, indem man sie mit sich selbst vermischt. Auch da geht WA an den jungen Menschen verloren.
Die Schule zum Intellektualismus, zum Abschied von harter Arbeit zugunsten kluger Arbeit, ist ein weiteres Symptom falscher Prioritäten. Das Problem ist hier die ‘falsche Auswahl’, die Idee, oder die Suggestion, dass zugunsten des einen auf die Kosten des anderen gewählt werden müsse.
Das sind zusammengenommen gewaltige Probleme, welche ungeheure Ressourcen für nichts aufbrauchen. Und wenn die Wissenschaften sagen, dass das Wissen trügerisch sei, so ist das zum Teil auch wirklich wahr, weil es durch diese selbst geschaffenen Probleme trügerisch wird. Und das veranschaulicht den aktuellen Dynamismus der Universitäten: sie haben tiefe, grundlegende Probleme, welche weitere Probleme oben drauf bewirken, und diese oberen Probleme bewirken Methoden, welche selbst die tieferen Probleme verschlimmern (siehe z.B. obige Kategorienlosigkeit durch den Postmodernimsus, oder den unsäglichen Relativismus der Sprache). Man hat wirklich Probleme, wenn Wissenschaften ‘axiomatisches Chaos’ bewirken. Die verschlimmerten, tieferen Probleme bewirken eine Verschlimmerung der oberen, welche einfacher zu sehen sind. Irgendwann wird es sehr schwierig, zwischen tieferen Ursachen und Symptomen zu unterscheiden.
Man könnte sich hier jedes einzelne Fachgebiet genauer anschauen, und unzählige Punkte finden, von welchen falsche Annahmen zur eigenen Rolle in jeweiligen Wissenschaften ausgegangen wird. Die Situation wird sich jedoch nicht verändern lassen, wenn nicht untersucht wird, wie das grundlegend mangelhafte Fundament dieser Institutionen aussieht, und wie es wurde wie es ist.
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