Im letzten Artikel zu Subjektivität, Objektivität, Aprosität, kürzen wir es ab mit ‘SOA’, wurde untersucht, wie sich die Potentiale der drei Kategorien verhalten. Nun will untersucht werden, wie es sich mit jenen vier Potentialen verhält, für welche es schwierig war, zu einem Schluss zu kommen. Die vier Potentiale sind:
- Aprosität mit subjektivem Potential
- Aprosität ohne subjektives Potential
- Subjektivität mit aprositalem Potential
- Subjektivität ohne aprositales Potential
Dazu wurde Folgendes gesagt:
“Stellen wir nun die letzte Frage in dieser Gedankenfolge: gibt es eine Aprosität mit subjektivem Potential, und gibt es eine Aprosität ohne subjektives Potential? Da dies lediglich eine Umkehrung der soeben gestellten Fragen ist [“Gibt es Subjektivität mit aprositalem Potential, und gibt es Subjektivität ohne aprositales Potential?”], müssen wir antworten: wir wissen es ohne weitere Überlegungen nicht, aber wir werden vorerst davon ausgehen, dass dem nicht der Fall ist [dass Aprosität subjektives Potential haben kann]. Denn wir müssten dazu Fragen zu dem selbst dem Unterbewusstsein unbekannten Teil des Unterbewusstseins (das ist die Aprosität des Subjekts) beantworten, und das ist durch Gedanken des Bewusstseins äusserst schwierig.”
Subjektivität, Objektivität, Aprosität 3
Zuerst soll hier noch die Frage gestellt werden, ob das Modell der SOA wahrer oder zumindest nützlicher ist als ein anderes Modell, welches der Objektivität eine Anteilnahme durch das Subjekt gewährt. Was wäre ein anderes? Ein anderes wäre z.B. ein Modell ohne Aprosität, wo sich Subjektivität und Objektivität gegenüber stehen, und sich zueinander hin verlängern, wenn etwas untersucht wird. Folgt eine Untersuchung subjektiver Methode, so verlängert sich die Objektivität zum Subjekt hin, und berührt dieses, ohne sich jedoch vermischen zu können. Ist die Methode eine objektive, so verlängert sich das Subjekt zum Objekt hin, ohne sich mit diesem jedoch vermischen zu können. Dadurch haben wir das Wissen, das nicht erreicht werden kann, in dem Teil der Objektivität, der nicht berührt wird. Stellt man sich die zwei als zwei Kugeln vor, welche eine Art Arm wachsen lassen können zu jeweils anderen hin, so würde dies bedeuten, dass der gesamte Teil der Kugel innerhalb der berührten Sphäre dem anderen nicht zugänglich ist. Ein solches Modell stimmt mit dem gegenwärtigen Verständnis von Subjektivität und Objektivität eher überein. Das SOA-Modell scheint jedoch nützlicher, da die Welt den Menschen umschliesst, und nicht als Ebenbürtiges vor ihm steht. So sollte ein Modell dies in einer Veranschaulichung wiedergeben. Ein einzelner Mensch entspricht nicht der gesamten Welt. Die Welt umfasst alles, sie zeigt sich dem Menschen jedoch lediglich seinem individuellen Wesen entsprechend spiegelnd. Der Mensch findet Entsprechung in der Welt, aber er findet niemals Entsprechung mit der Welt. Dies gibt dem SOA-Modell einen gewissen Vorzug gegen ein Kugelmodell.
Nun zu der Beziehung zwischen Subjektivität und Aprosität. Vielleicht wurde hier die ganze Annahme falsch aufgestellt. Es wurde Folgendes gefragt:
“Nun gehen wir weiter, und stellen Subjektivität und Aprosität gegenüber. Gibt es Subjektivität mit aprositalem Potential, und gibt es Subjektivität ohne aprositales Potential? Ist es möglich, dass man als Subjekt das eigene Bewusstsein auf einen Teil des eigenen Wesens niemals erstrecken kann? Das hängt alleine davon ab, was wir unter Subjektivität verstehen. Verstehen wir darunter jede Art von Bewusstsein, oder nur jene unter dem Verstand?”
Subjektivität, Objektivität, Aprosität 3
Die Annahme ist hier, dass es um die Reichweite des Bewusstseins auf das eigene Wesen ginge. Subjektivität mit aprositalem Potential sollte jedoch als etwas anderes gesehen werden. Subjektivität ist nicht die Reichweite des Bewusstseins in sich selber, sondern das Heranziehen des Objektes hin zum Subjekt, wo das Objekt dann mit dem Ich vermischt wird. Das schematische Bild mit der Aprosität im Subjekt drinnen, macht damit keinen Sinn. Es würde bedeuten, dass das Wesen des Subjekts sein eigenes Wesen nicht erreichen könnte. Das ist natürlich Unsinn, das Sein an sich übertrifft jedes Erreichen selbigen Seins durch ein anderes.
Würde es beim Menschen so sein, dass er sein eigenes Wesen nicht erreichen könnte, so müsste er in sich mehrere Teile haben, wovon sich der Teil Bewusstsein vom seinem Sein an sich unterscheiden müsste. Eigentlich scheint dies zuzutreffen, den wir haben als Menschen durchaus oftmals Schwierigkeiten, unser eigenes Slbst ganz zu kennen.
Was in diesem Sinne vielleicht noch vorstellbar, aber aus der Sicht des Menschen gleichsam unnütz wäre, wäre etwas Ichhaftes, welches aus der Sicht des Dinges für ebenjenes Ding nicht erreichbar wäre. Ein äusseres Objekt also, das es nicht schafft, zum Ich eines Menschen hin zu gehen. Dies entspricht dem Ding, das für das Ich nicht erreichbar ist, und deswegen von uns als Aprosität bezeichnet wird. Ein solches macht aus der Sicht des Menschen jedoch wie gesagt wenig Sinn, und die Sicht des Menschen soll hier stets vorgezogen werden.
Wir haben mit der Subjektivität also die Vermischung des Objekts im Ich. Die Frage ist nun, wie dies zur Aprosität werden kann. In anderen Worten, wie sich die Vermischung verunmöglichen lässt, nachdem das Objekt im Subjekt drin vermischt war. Eine Vermischung des Ich mit der Aprosität im Subjekt drinnen ist nicht möglich, weil Aprosität per Definition keinerlei Vermischung zulässt (jedenfalls nicht aus der Sicht des Menschen). Eine Trennung von Ich und Ding wäre keine Subjektivität mehr – was doch der erste Schritt dazu wäre, eine Subjektivität zur Aprosität werden zu lassen. Wir müssen also im Subjekt drinnen eine Trennung veranlassen, welche dann ein erneutes Verbinden mit dem Ding nicht mehr zulässt.
Finden wir dies im Leben irgendwo: wo eine Meinung zu etwas wird, zu dem man keinerlei Zugang mehr hat? Es müsste einen Rückschritt bedeuten. Potential zu Aprosität ist eigentlich immer ein Rückschritt. Vielleicht gibt es das z.B. durch einen Unfall oder Demenz, wo der Mensch durch eine Schädigung des Gehirns auf einmal nicht mehr die Fähigkeit hat, seine vorher gehaltenen Meinungen zu verstehen. Aber es scheint keinen natürlichen Prozess zu geben, wo das Subjekt einen solchen Rückschritt machen würde. Selbst beim Wechsel von der einen WA zur anderen im Verlaufe des Lebens, wird noch immer verstanden, zumindest intellektuell, was da an Meinungen gehalten wurde, man ist vielleicht einfach nicht mehr damit einverstanden. Ich kann die Tatsache begreifen, dass sich jemand bewusst für ein virales Youtubevideo schädigt, ohne dies nachvollziehen zu können. Das Begreifen zählt hier, nicht das Nachvollziehenkönnen. Und auch bei einem Unfall macht nicht das Ich den Rückschritt, sondern die Physis die es gebraucht. Das Ich verbleibt auf seiner erreichten Höhe, egal wie es um die Physis, wie einem Gehirn, steht. Ein von der Physis ausgehendes Ich brächte endlos viel Erklärungsnot für die Idee des Ich. Der Mensch kann jedoch vergessen, und so hat man Subjektivität mit aprositalem Potential. Und weil der Mensch alles vergessen kann, ist die Kategorie ‘Subjektivität ohne aprositales Potential’ nicht möglich.
Wie ist es nun mit der Aprosität? Gibt es Aprosität mit subjektivem Potential? Ist es möglich, dass ein Ding, das irgendwo in der Aprosität draussen ist, auf einmal vom Ich angezogen wird, ohne zuerst durch die Objektivität zu gehen? Warum sollte die Objektivität überhaupt Bedingung sein, warum sollte Objektivität eine Brücke darstellen, zwischen Subjekt und Aprositalem? Ist es nicht sogar natürlicher, das Ding zuerst zu sich zu ziehen, bevor man sich nach draussen, zu ihm hin wagt? Das ist das Problem mit Schemata: sie suggerieren einem etwas, ohne dass man von der Suggestion weiss. Wenn man sich nun diese Bilder aus dem letzten Artikel vorstellt, sofern man sie sich verbildlichte, wo ein Kreis im anderen ist, so wird da suggeriert, dass sich die Objektivität zwischen Subjekt und Apositalem befindet, obwohl damit nur gezeigt werden wollte, wie sich die Distanz verhält in der Erreichbarkeit. Aber es ist natürlich nicht eine wirkliche Distanz, wie die Suggestion einem flüstern will. Wir können damit von der Aprosität zur Subjektivität sagen, dass ja, beides ist möglich, Aprosität ohne subjektives Potential wie auch Aprosität mit subjektivem Potential. Es ist nicht für alle Aprosität möglich, aber es gibt Aprosität, für die es möglich ist.
Für die Aprosität treffen nun alle vier Möglichkeiten zu. Die Hälfte gilt für die Subjektivität und die Objeltivität. Damit sieht die Übersicht nun folgendermassen aus:
- Aprosität mit objektivem Potential x
- Aprosität ohne objektives Potential x
- Aprosität mit subjektivem Potential x
- Aprosität ohne subjektives Potential x
- Subjektivität mit aprositalem Potential x
- Subjektivität ohne aprositales Potential o
- Subjektivität mit objektivem Potential x
- Subjektivität ohne objektives Potential 0
- Objektivität mit aprositalem Potential x
- Objektivität ohne aprositales Potential 0
- Objektivität mit subjektivem Potential x
- Objektivität ohne subjektives Potential 0
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Es sei noch erwähnt, welches Problem die SOA genau löst. Sie sagt, dass alle Aussagen voraussetzen, dass ein Ich teilnimmt. Ohne Ich gibt es gar nichts, weder Objektivität noch Subjektivität (noch Aprosität). Das ist etwas Wichtiges für alles, was Wahrheit untersucht. Es würde aller Wissenschaft sicherlich dienen, dies zu berücksichtigen.
Von der Aprosität kann man ohne Dasein eines sich dazu beziehenden Iches sagen, dass auch sie nicht vorhanden ist, oder aber dass es nur noch sie gibt, überall. Man kann sich mit dem Ich nicht aus der Gleichung entfernen, so sehr man das auch möchte. Das ist jedoch, was alle Naturwissenschaft der Gegenwart versucht. Sie investiert dadurch viel Energie in etwas, das falsche Ergebnisse liefern muss, weil die Annahme auf etwas beruht, das unmöglich ist. Sie versucht den untersuchenden Menschen von den Experimenten abzuspalten. Die SOA behauptet, dass dies unmöglich ist. Der Anspruch der Wissenschaft beim Experimentieren ist, das Experiment von jeglichem Einfluss durch das untersuchende Subjekt zu bewahren. Dies beruht auf einer grundfalschen Annahme, und falsche Annahmen führen normalerweise zu falschen Ergebnissen. Deswegen finden sich Autoren wie Pierre Alizé, welche versuchen zu zeigen, wie Naturwissenschaften wie die Physik derart durchsetzt von tausenden kleinen (und einigen frappierend grossen) Ungenauigkeiten sind. Sie tragen wortwörtlich genommene Modelle mit sich herum, sowie an sich falsche Modelle, man findet spekulative, materialistische Annahmen usw usf. Es ist nicht mehr wahr, zu sagen, die Wissenschaft enthalte sich jener Aussagen, die nicht mit Bestimmtheit gemacht werden können, denn die materialistische Erklärung ist heute einer Erklärung wegen sehr schnell zur Hand. Dazu wird sich unter Kontention eines Tages eine grössere Arbeit zu Methodenkritik finden, auf dieser Webseite.
Das Problem, das durch die SOA gelöst wird, ist zweierlei. Einerseits wird man sich der Fehler bewusst, welche dadurch geschehen, dass man sich als vom Experiment unabhängig erachtet. Andererseits wird man Experimente so zu gestalten haben, dass diese den Betrachter einbeziehen können.
Die SOA ist ein Hilfsmittel zu der Methode für das Studium der nicht-technischen Wirklichkeit. Technik ist durch den Menschen geschaffen – für sich stehende Wirklichkeit hingegen ist, was man hat, wenn man die Dinge sich selbst überlässt. Und Technik zerfällt ohne Unterstützung sehr bald, dadurch ist Technik keine für sich stehende Wirklichkeit. So sollte man für das Studium von Technik technische Methodik verwenden, und für das Studium von Wirklichkeit, also einer wirklichen “Natur”-Wissenschaft wie der Physik, eine Methode, welche der Wirklichkeit entspricht. Die Methode der Technik kommt aus dem Rationalismus, die Methode für das Studium der Wirklichkeit sollte vor allem aus dem Realismus oder dessen direkten Nachbarn Dynamismus oder Phänomenalismus kommen.
Damit kommt diese Artikelserie vorerst einmal zu einem vorläufigen Ende.
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