Weitere Artikel rund um die Wirkungen von Polaritäten:
Alle WA-Polaritäten haben Ihre Themen, in denen beide (!) Seiten Recht haben. Es sind dies die unauflösbaren, beidseitig wahren (Schein-)Widersprüche, welche, wie ich meine, am effektivsten durch das Prinzip der WA nicht einseitig, und damit ausgewogen, dargestellt werden können. Die Scheinwidersprüche gaukeln uns vor, dass die Ideen von WA-Polaritäten einander ausschliessen. Wird aber erkannt, dass die Polaritäten von komplett anderen Dingen sprechen, dafür aber die gleichen Worte benutzen müssen (weil der Mensch eine Unterhaltung normalerweise in einer Sprache führt), so zeigt sich einem der Irrtum durch den Scheinwiderspruch recht schnell.
Man kann bei der Betrachtung der WA etwas sehr Bedeutendes über die Welt lernen, nämlich, dass man sich in einer Welt bewegt, in der nichts wirklich allein sich selber ist, sondern alles immerzu in Interaktion mit zu ihm Äusserem steht – aber nicht nur wir zur Umwelt sind in einer Wechselwirkung, auch die Umwelt unter sich.
Man kann an den WA weiter lernen, dass sich alles in der einen oder anderen Art aus verschiedenen Dingen zusammensetzt. Es findet sich, wenn man mit dem Wissen um die WA seine Betrachtungen macht, keine wahre Beständigkeit in der Welt, an die man sich halten kann, wenn man die Welt durchgeht, sondern nur gewaltige Gegensätze, die sich um uns herum finden, und uns durch unsere Wahrnehmung in bestimmter Weise vor allem zeigen, wer wir selber sind. Dass keine Beständigkeit besteht, bedeutet, dass jedes Festhalten im Grunde etwas Unnatürliches ist. Die Dinge, an die wir uns für unser Selbstverständnis, unser Selbstbild dennoch halten, sind kaum echte Dinge, es sind zumeist kleinliche Dinge, und diese kleinlichen Dinge halten uns davon ab, in diesen grenzenlos grossen Gegensätzen beweglich zu bleiben. Wir klammern uns, wenn wir es ehrlich zugestehen können, gerne an die kleineren Ideen, Prinzipien, Wahrheiten, die uns hier und da begegnen und einseitig sein oder werden lassen, und dieses Anklammern ist, was verhindert, dass wir in dieser gewaltigen Welt, die aus nichts anderem besteht, als aus den zwölf Weltanschauungen und deren jeweiligen Substanzen, die uns Menschen doch trotz ihrer unermesslichen Grösse, Präsenz und Dichte den nötigen Raum geben, lernen, selbstständig zu gehen.
Ich möchte zu jeder Polarität (jedem WA-Oppositionen-Paar) aufführen, welches Thema in ihr einen beidseitig wahren Widerspruch bildet. Die zur jeweiligen Polarität gehörende Frage ist damit eine, welche die Pole der jeweiligen Polarität zu einem Austausch zusammenbringt. Der Artikel Zum Begriff: Substanz zeigt als Ansatz, dass etwas, das für die eine WA mit einer ersten Substanz über einer zweiten ist, bei der Opposition die Attribute ausgetauscht hat. Dem Idealismus z.B. ist erste Substanz (Ursprungssubstanz) das Allgemeine, und die zweite Subtanz das Spezielle, also einzelne, während dem Realismus die erste Substanz das Spezielle, und die zweite Substanz das Allgemeine ist. Nach diesem Verfahren möchte ich das Folgende zeigen, wobei für jede Polarität Fragen in Kombination zu jeder Visibilitätsstufe gestellt werden könnten (ein Projekt das noch kommen wird):
- Materialismus-Spiritualismus haben zum Thema, ob sich die Physis aus dem Geist bildet (Spiritualismus), oder ob sich das Geistige aus der Physis bildet (Materialismus – sofern der M. den Geist als zweite Substanz akzeptiert).
- Pneumatismus-Sensualismus haben zum Thema, ob sich das Göttliche aus dem Menschen bildet (Sensualismus) oder das Menschliche aus dem Göttlichen (Pneumatismus)
- Phänomenalismus-Psychismus haben zum Thema, ob sich die Wahrnehmung aus dem Seelischen bildet (Psychismus), oder das Seelische aus der Wahrnehmung (Phänomenalismus).
- Idealismus-Realismus haben zum Thema, ob das Allgemeine aus dem Speziellen kommt (Realismus), oder das Spezielle aus dem Allgemeinen (Idealismus).
- Dynamismus-Rationalismus haben zum Thema, ob sich das Pluralistische [d.h. natürliche Vielfalt] aus dem Dualistischen [d.h. Verstandesbegriffe] ableitet (Rationalismus), oder das Dualistische aus dem Pluralistischen (Dynamismus).
- Mathematizismus-Monadismus haben zum Thema, ob man Grenzen aus dem Kern schliessen kann (Monadismus), oder den Kern aus den Grenzen (Mathematizismus).
Dieses sind sechs bedeutende Fragen, durch die man sich den Polen aller WA-Polaritäten nähern kann.
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