Orientierung

Auf dieser Webseite geht es um das Weltanschauungsprinzip (WAP) und den vier Gattungen darunter, vor allem um die dutzend Weltanschauungen (DWA). Formuliert wurde das Dutzend ursprünglich von Rudolf Steiner, und sie sind zu einem der mysteriösesten Teile der Anthroposophie geworden, der noch viel zu wenig vertiefte Beachtung fand (was sich jedoch an verschiedensten Ecken am ändern ist). Wer Hilfe braucht im Studium der DWA, kann sich melden (admin@weltanschauung.org).

Der Einstieg

Da es ein grosses Thema ist, wurde es hier in drei Rubriken aufgebrochen: Präsentation, Kontemplation und Kontention. Neue Leser können bei Präsentation beginnen, und sich dann nach und nach bis zur Kontention bewegen. Was diese drei Rubriken sind, und wie man sich ein Weltanschauungsstudium etwas vereinfachen kann, wird in diesem Artikel kurz beschrieben.

Beim Schreiben über die WA lässt sich das Gefühl nicht abschütteln, dass es schwierig ist, gleichzeitig verständlich wie auch vollständig zu sein. So gebraucht es eine Unterteilung in verschiedene Bereiche: ein Studium durch den Besuch dieser Webseite soll dadurch einfach und generell beginnen, und gewisse Unklarheiten zulassen, und dann mehr und mehr an Komplexität und Anwendbarkeit gewinnen, und bei Kontention schliesslich wieder abstrakter werden. Deswegen werden Artikel hier in verschiedene Rubriken eingeteilt.

Es finden sich so einige Begriffe direkt an den WA, wie die ‘drei Seelentöne’, die ‘sieben Visibilitätsstufen’ (respektive sieben ‘Philosophien’, bei Rudolf Steiner: sieben ‘Weltanschauungs-Stimmungen’) mit deren jeweiligen Unterkategorien. Um nicht alles auf einmal aufnehmen zu müssen, kann man sich hier, auf dieser Seite, Zeit lassen, und sich mit den Begriffen, einen nach dem anderen, bekannt machen: man soll die WA erstmals passiv betrachten können und auf sich wirken lassen, ohne sich mit Lernkärtchen, Wörterbuch und Redbull durch eine Art Pflicht zwingen zu müssen. Das Projekt ist jedoch noch sehr jung – das meiste fehlt noch – wird aber laufend ergänzt. Die WA sind alles andere als eine Pflicht, und je mehr man sich mit ihnen beschäftigt, desto lebendiger werden sie. Das Interesse kommt mit der Zeit von sich aus, nur schon durch die Beschäftigung mit dem Thema. Und mit wachsendem Interesse an den WA kommen bald die WA selber, von sich aus, zu einem – was wieder zu mehr Interesse führt.

Der Fortschritt

Lässt man sich auf die Idee der zwölf WA ein, so wird man sich zu Beginn vielleicht fragen, was denn an der Gegenwart, der gegenwärtigen Welt oder Gesellschaft, falsch ist, da sich scheinbar kaum irgendwo WA finden lassen. Mit der Zeit aber sieht man die WA mehr und mehr, bis man kaum etwas anderes mehr sieht – und auf einmal sind sie überall, und sie lassen sich nicht mehr wegdenken. Der Realismus ist für das gewöhnliche Leben z.B. diejenige WA, die einen immerzu anschaut und immer vor einem ist; andere WA wollen angeschaut werden, verstecken sich aber (Spiritualismus), wieder andere müssen zwischendurch angeschaut werden (Idealismus), ob man will oder nicht. Das Dutzend wirkt in jeder Interaktion, in jedem Vorhaben, in jeder Erinnerung, man sieht sie an Gebäuden, an Gegenständen, an der Geschichte von Städten, Menschen, Natur, ja, man kann sogar meinen zu sehen, wie sie mancherorts auf eine bestimmte Zukunft hinweisen. Überall sind sie: im Allerkleinsten, wie auch in grossen, weltumspannenden Themen, im Atom wie im Planeten. Man kann sagen: da ist immer irgendwo Phänomen, und mit jedem Menschen begegnet einem Psyche – mit jeder Sache die man in der Hand hält, hält man Materie in der Hand. Und das Gefühl der Sache ist in der Hand, da ist der Sensualismus durch den Tastsinn, usw. Alle WA wirken zu jeder Zeit, überall, durch jeden Menschen. Es gibt keinen Zustand auf Erden, der ohne WA ist. Jeder Gegenstand hat jede WA an sich, aber es hat auch jeder Gegenstand seine Vorzüge unter den WA.

Man wird an einem gewissen Punkt die WA nicht mehr nur in sich nachklingen lassen können, sondern man wird instinktiv versuchen, sie in den Schriften unterschiedlichster Autoren auszumachen, man wird sich vielleicht an Goethe, Schiller und was oder wen man damals sonst noch so gelesen hat, oder am lesen ist, erinnern, und ihnen bestimmte WA zuweisen wollen. Man wird sich darin unweigerlich irren, sämtliche Vermutungen über Bord werfen, nur um zu realisieren, dass man noch viel zu verstehen hat, und in Sachen WA wohl noch viel tiefer gehen kann (ein Erlebnis das sich zumindest mir häufig aufdrängt). Solche Erlebnisse sollen freuen, nicht entmutigen, denn sie geschehen immer dann, wenn etwas Neues verstanden wurde.

Es wird von einigen bestimmt Zurückhaltung verlangen, den Kaninchenbau der WA nicht in Ungeduld stets weiter erforschen zu gehen, um alles noch Un- oder Missverstandene aufzuklären und ordnen zu können. Das ist ein guter Instinkt, denn die Welt will verstanden werden. So lasse man die WA teilhaben, aber man muss sich auch genügend Pausen gönnen.

Das Teilhaben beginnt dort, wo man die eigene WA versteht und erkennt. Und hier, in dieser kleinen, äusseren Ecke des Internets, soll sich für einen jeden sowohl ein Weg zu der eigenen WA finden, wie auch ein scharfer Blick für all die WA in der Welt ausbilden lassen.

Das Studium

Eine bestimmte, einfache Reihenfolge lässt sich für das Studium des Weltanschauungsprinzips empfehlen: man beginne beim Anthropomorphismus und arbeite sich über die Seelentöne und die Visibilitätsstufen bis zu den Weltanschauungen. Bei den Weltanschauungen zu beginnen ist praktisch verlorene Zeit, denn fast jede Aussage zu einer Weltanschauung, ohne vertiefte Kenntnis um die elf Arten der anderen drei Gattungen (siehe Bild), wird in Kombination mit diesen zu inhaltsleerem Wortgehülse.

So kann z.B allerlei über die Weltanschauung ‘Pneumatismus’ erzählt werden, und wie dieser mit Gott zusammenhängt. Weiss man hierbei nicht um den Seelenton ‘Theismus’, der in Kombination mit jeder der dutzend Weltanschauungen möglich ist, so werden die Sätze zum Pneumatismus nur oberflächlich oder gar falsch sein.

Es gibt nur drei Seelentöne; sie kennenzulernen ist keine grosse Schwierigkeit. Erreicht man mit einem guten Verständnis um die ersten drei Gattungen (Anthropomorphismus, drei Seelentöne, sieben Visibilitätsstufen) die vierte Gattung (dutzend Weltanschauungen), so ist bei den Weltanschauungen jeder Satz ein grosser Aufwand, da sich die möglichen Kombinationen der Arten verschiedener Gattungen überall zu überschneiden scheinen. Die Gedanken die dabei gemacht werden, die so schwierig sind, haben aber alle Bedeutung. Man muss sich hier Zeit lassen, denn die Alternative (der ungeduldige Anfang beim Dutzend) ist lediglich die Zeitverschwendung.

Also… viel Vergnügen!

… und viel Geduld.

Kommentare

  1. Lieber Steinerschüler,
    herzlichen Glückwunsch zu dieser Initiative!
    Es wäre zu wünschen, daß diese “mysteriösesten Teile der Anthroposophie” nicht nur mehr Beachtung, sondern auch als Methodensystematik der Anthroposophie in deren Verbreitung integriert würde.
    Die Darstellung der Sozialen Dreigliederung als System droht allerdings auf der gleichen Bananenschale auszurutschen, wie die meisten “Dreigliederer” seit 1919. Diese Bananenschale heißt eben: “System”. Und beim Ausrutschen auf dieser Schale entfällt die Frucht dem Bewußtsein. Es handelt sich bei der Frucht um einen Organismus, dessen Dreigliederung ein lebendiges Geschehen ist. Und solange diese Frucht aus der Schale in den Sumpf der docta ignorantia fällt, wird die Soziale Dreigliederung Glasperlenspiel mit kleinen Palliativ-Spielfeldern bleiben, wie die Geschichte zeigt.
    Herzliche Grüße!

    1. Lieber Herr Worel,

      ich danke Ihnen für Ihren Komentar. Es freut mich, in einen Austausch zu kommen!

      Von sozialer Dreigliederung habe ich sicher zu wenig Ahnung, um gebührend spezifisch zu deren Fragen beitragen zu können. Soll sich die Idee der SDG neben oder vor ihrer praktischen Anwendung zu einem kohärenten theoretischen System ausformen, so kann es sein, dass ihre Schwäche in der Umsetzung an einer mangelnden Handgreiflichkeit der kleineren Ideen liegt. Und sollte sie tatsächlich handgreiflicher werden müssen, so bedingt dies – wie es mit allen Ideen ist – als erstes ein Präzisieren von Begriffen. Das Problem kann aber durchaus tiefer liegen (ich weiss es nicht).

      Die Anthroposophie liefert durch Rudolf Steiner zweifellos ein grossartiges Sammelsurium an Begriffen für das Geistesleben, von Bildung über Religion bis hin zu einigen Wissenschaften – oder mindestens Wissenschaftstheorie. Wo ich persönlich aber nie richtig zufrieden war, war bei den Begriffen und Ideen zu Politik und Wirtschaft (Rechtsleben, Wirtschaftsleben). Damit will nicht gesagt sein, dass die SDG für die Anthroposophen eine zu grosse Aufgabe ist, sondern, dass sich in meinen Augen, sofern ich das überhaupt beurteilen kann, noch einige ungetane Arbeit findet.

      Für solche Arbeit findet sich bestimmt viel hilfreiche Literatur, für die Begriffe z.B. bei Christian Meier (“Die Entstehung des Politischen bei den Griechen”) zum Rechtsleben, der die Politik bei den alten (vorsokratischen) Griechen von der Privation abgrenzt (siehe Artikel zum Thema https://weltanschauung.org/zum-begriff-politik/).

      Und dann hat Ludwig von Mises anno dazumals präzise Begriffe für das Wirtschaftsleben gebildet, die er, obwohl er sie unangemessen auf das Rechtsleben übertrug, mit viel Bedacht entwickelte.

      Die beiden geben keineswegs Anleitung zu gutem Rechts- und Wirtschaftsleben, sondern wirklich nur geeignete Begriffe. Ich habe sie angegeben, weil ich einen leisen Verdacht hege, dass bei der SDG nach all der erfolglosen Zeit etwas Grundlegendes (Axiomatisches) fehlen muss. Ich habe mit den Weltanschauungen dadurch womöglich weit mehr Glück als Sie bei der SDG, denn bei den Weltanschauungen findet sich, soweit ich weiss oder sehen kann, kein Axiomfehler. Bei den Weltanschauungen war Steiner meines Erachtens mehr mit dem Herzen dabei, auch wenn er weit weniger davon sprach.

      Ich hoffe, dass diese nicht allzu bekannten Denker für die SDG und Ihre Arbeit gewisse axiomatische Nützlichkeit haben.

      Herzliche Grüsse aus Bern,
      -steinerschüler

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