Diese Artikelserie ist inspiriert durch eine Veröffentlichung des Naturphilosophen Pierre Alizé, sowie Gesprächen mit demselben.
Die Methode und das Modell
Eine Methode ist ein Verfahren zum Erreichen eines Zieles, man kann es in Bezug auf Wissenschaft als ‘Erkenntnisweg’ bezeichnen. Erreicht man eine Erkenntnis, so kann man diese als Modell abbilden.
Das Modell ist das Abbild eines oder mehrerer Teile einer Sache oder Idee (oder gar eines anderen Modells). Es hebt bestimmte Dinge hervor, abstrahiert, reduziert, fügt zusammen usw., um etwas zu haben, mit dem man spielen kann. Das Modell ist damit eine Entfernung von der Wirklichkeit, oftmals, um weniger Menge an Information, Komplexität oder dergleichen zu haben.
Alle Mathematik ist Modell. Mathematik nimmt etwas aus einer Sache heraus, von der sie denkt, dass es wichtiger sei, als andere Dinge an der Sache. Was sie aber nicht kann, ist, alles an einer Sache wiederzugeben. Wirklichkeit absolut abbildende Mathematik ist ein Widerspruch in sich, sie müsste so weit gehen, bis sie zur Kopie des Wirklichen würde, was die wiederzugebende Sache jedoch aus der Mathematik heraus nehmen, und in den Realismus oder Phänomenalismus stellen würde. Somit kann die Mathematik niemals vollständige Wirklichkeit beschreiben, nur eine stark zusammen gefasste Form davon.
Mathematik
Mathematik sollte also nicht als Mittel genommen werden, um Wirklichkeit abzubilden, weil sie Mühe hat, Wirklichkeit in genügend Umfang darzustellen. Die Mathematik möchte immer gleich zum in ihrem Sinne Wichtigsten gehen, und alles andere liegen lassen. Die Mathematik sollte in den Wissenschaften somit nur verwendet werden, um mit der Wirklichkeit zu experimentieren, aber nicht, um diese darzustellen. Dies, weil die Wirklichkeit nur in vollem Umfang eine solche ist. Fasst man die Wirklichkeit zusammen, so ist man beim Modell, nicht mehr beim Wirklichen.
Weil die moderne Wissenschaft das Wirkliche so gerne im Modell ausdrückt, schafft sie etwas, mit dem zwar sehr gut experimentiert werden kann, das aber nicht den wahren Eigenschaften verschiedener wirklicher Dinge entspricht. So hat die moderne Naturwissenschaft viel Wissen darüber, wie sich Vorgänge der Wirklichkeit abspielen, wie sich verschiedene wirkliche Dinge zueinander verhalten usw., aber nicht davon, was da tatsächlich vorhanden ist, und auf einer tieferen Ebene geschieht.
Ganz am Anfang dieses Artikels wurde gesagt, dass man mit dem Erreichen einer Erkenntnis zum Modell übergehen kann. Wenn aber die Methode mathematizistisch ist, so beginnt man schon mit dem Modell, wodurch die eigentliche Erkenntnis selber eher modellhaft, denn die Wirklichkeit beschreibend, ist. Modellhafte Erkenntnis ist nichts anderes, als ‘zusammen gefasste’ Erkenntnis. Es sollte jedoch nicht sein, dass man schon an dem Punkt zusammenfasst, wo noch gar kein absolutes Verständnis vorhanden sein kann, da dies zu unvollständiger Erkenntnis kommt.
Es soll nicht an sich kritisiert werden, dass man generell über das Modell von der Hypothese zur Theorie geht. Und doch ist durch die Verwendung des Mathematizismus stets die Verlockung da, ‘mindestens genügend viele’ Modelle zu erstellen, anstatt ‘nie mehr als nötig’. Auch durch jene Wirklichkeits-WA, Phänomenalismus, Realismus und Dynamismus, wird man wohl nicht komplett vom Modell wegkommen, da das Modell einem viele Ideen für Untersuchungen geben kann. Und vielleicht sind die Wirklichkeits-WA ohne Modell gut möglich, wobei andere WA, wie der Mathematizismus die wirklichen Erkenntnisse von Realismus und dergleichen nutzen könnten, um ihre nun viel wahreren Modelle zu erstellen. Wie auch immer es sich wandeln wird, das Modell wird unmöglich weiter das Alpha und das Omega sein können, für Naturwissenschaft.
Man ist sich so sehr gewohnt, über das Wirkliche über den Weg der Modelle zu lernen, dass es einem schwer fallen kann, sich überhaupt etwas anderes als diesen Weg vorstellen zu können. In den Artikeln ‘Wissenschaft und Methode‘ werden einige Fehlentwicklungen gezeigt, aber nicht eine Alternative zum Modelldenken. Die Alternative zum Modelldenken fehlt hier noch. Wie das naturwissenschaftliche Denken ohne Modell geschehen kann, wird in dieser Serie jedoch bald irgendwann unter dem Titel ‘Naturwissenschaft 3 Modellfreiheit’ etwas näher ausgeführt.