Kulturepochen und Tierkreiszeichen

Eine Kulturepoche ist ein Zeitabschnitt, in dem eine bestimmte Kultur in der Welt eine führende Rolle spielt. Die Dauer der Zeitabschnitte für verschiedene Kulturepochen sind die gleichen.

Der Frühlingspunkt

Eine Art, grosse Zeitabschnitte abzubilden, ist, sich einer sich sehr langsam ändernden Konstante zu bedienen, die man regelmässig abgleichen kann. Im Altertum hat man dafür ein System entwickelt, das sich als ‘Frühlingspunkt der Sonne’ bezeichnet. Mit dem Frühlingspunkt hat man die Position der Sonne, die sich einmal im Jahr vor einer bestimmten Gruppe an Sternen (die im direkt davor liegenden Sonnenlicht natürlich nicht zu sehen sind) befindet. Eine solche Sternengruppe bezeichnet man als ‘Tierkreiszeichen’.

Der Frühling beginnt am 20 März. An diesem Tag sind Tag und Nacht ungefähr gleich lang. Der Frühlingspunkt betrifft diesen Tag, den man normalerweise als ‘Tagundnachtgleiche’ bezeichnet.

Wenn man sich aus der Sicht der Erde fragt, wie sich all die Sterne und die Sonne über dem Himmel bewegen, so finden sich folgende Gedanken dazu. Die Erde rotiert in einem Tag einmal um sich selber, und so sieht es aus, als würden die Sterne sich in einem Tag einmal rund um die Welt bewegen. Für die Sonne gilt dasselbe, auch sie scheint sich so einmal pro Tag um die Erde zu drehen. Die Erde rotiert aber nicht nur um sich selbst, sie macht auch einen grossen Bogen um die Sonne herum, und diese Umkreisung der Erde um die Sonne dauert ein Jahr. Das Jahr dauert etwas mehr als 360 Tage (365.25 Tage), und so bewegt sich die Erde ungefähr ein Grad pro Tag um die Sonne. Letzteres ist die objektive Sicht auf das Verhältnis von Sonne und Erde.

Subjektiv gesehen dreht sich die Sonne um die Erde. Die Sterne drehen sich, subjektiv gesehen, in einem Tag einmal um die Erde, und die Sonne dreht sich in einem Tag einmal um die Erde. Sonne und Sterne bewegen sich also zusammen, in fast der gleichen Geschwindigkeit und in der gleichen Richtung, rund um die Erde herum. Das muss gesagt werden, weil das nicht jedem klar ist, weil die beiden nie gleichzeitig zu sehen sind. Man kann nachts sehen, wie die Sterne die Erde umkreisen, und man kann tags sehen wie die Sonne die Erde umkreist, aber man sieht nie beide gleichzeitig zusammen. Könnte man Sterne und Sonne gleichzeitig sehen, so sähe man, wie die Sonne durch einen ganzen Tag hindurch vor den genau gleichen Sternen steht.

Die Sonne dreht sich aber nicht ganz genau gleich schnell um die Erde wie die Sterne, sie ist ein kleines bisschen langsamer. Sie ist etwa ein 360stel langsamer in der täglichen ‘Umkreisung’ der Erde.

Der Tierkreis

Stellt man sich die Reihe der Tierkreiszeichen als eine Linie vor, so hat man einen Bogen um die Erde herum, dieser Bogen hat 360 Grad, nennen wir das den ‘Tierkreis’. Die Sonne bewegt sich den Tag hindurch zusammen mit einem Punkt dieses Bogens, aber das Jahr hindurch bewegt sie sich ganz langsam rückwärts auf diesem Bogen. Sie ist auf diesem Bogen nun pro Tag um etwa ein Grad langsamer als die Sterne. Die Sonne wandert durch das Jahr also ganz langsam durch den Tierkreis von Westen nach Osten, durch die zwölf Tierkreisbilder, die sich dahinter auf der Sonnenbahn befinden. In einem Jahr ist sie aus unserer Sicht somit einmal von Westen nach Osten, also rückwärts, durch alle zwölf Tierkreisbilder gegangen.

Wenn wir mit dem Tierkreis zwölf Tierkreisbilder haben, und zwölf Monate, so wandert die Sonne in einem Monat durch ein Tierkreisbild. Ist man in einem bestimmten Monat, wie dem Januar, geboren, so wird einem jenes Tierkreisbild zugewiesen, vor (oder in) dem sich die Sonne während diesem Monat befand. Im Fall des Januars ist das der Steinbock. Ein Kreis hat 360 Grad, und teilt man einen Kreis in zwölf Teile, so hat man 30 Grad. Ein Tierkreiszeichen macht somit ungefähr 30 Grad jener Achse aus, auf der die Sonne durch das Jahr rückwärts wandert (oder täglich zusammen mit dem Tierkreiszeichen eines jeweiligen Monats vorwärts wandert). In anderen Worten belegt ein Tierkreisbild einen Zwölftel der Sonnenbahn. Die Sonne steht dadurch immer in einem Tierkreiszeichen drinnen. Die immer gleiche, jährliche Bahn durch die Tierkreiszeichen ist ihr vorgegeben, eine andere Bahn als die Bahn durch die Tierkreiszeichen ist ihr nicht möglich.

Wir haben zum Beginn des Artikels den ‘Frühlingspunkt’ als ein System erwähnt, mit dem grosse Zeitabschnitte beschrieben werden können. Der Frühlingspunkt ist nun jener Punkt, wo die Sonne am 20. März in einem bestimmten Tierkreiszeichen steht. In der Gegenwart steht die Sonne an diesem Datum im Tierkreiszeichen der Fische. Sie steht an diesem Tag jedoch schon etwas näher beim Wassermann, als beim Widder, und sie entfernt sich über die Jahrhunderte immer mehr von letzterem, vom Widder.

Durch den Tag geht die Sonne von Osten nach Westen um die Erde. Durch das Jahr geht sie von Westen nach Osten. Und durch die Jahrtausende geht sie wieder von Osten nach Westen.

Zu der Zeit der Römer, oder der alten Griechen, stand die Sonne am Frühlingsanfang im Tierkreiszeichen ‘Widder’. Und zu der Zeit, als die alten Ägypter wichtige Impulse in die Welt gaben, stand die Sonne im Frühling im Tierkreiszeichen ‘Stier’. Und so kann man immer weiter zurück gehen, und die Tierkreiszeichen bestimmten Kulturen zuordnen. Die Wanderung von einem Tierkreiszeichen zum anderen umfasst einen Zeitraum von etwa 2’160 Jahren. Mit etwas genaueren Worten: um den Frühlingspunkt der Sonne um 30 Grad zu verschieben, werden etwa 2’160 Jahre benötigt. Diese Zeiteinheit nennt man Kulturepoche.

Die Sonne benötigt 24 Stunden, um die Erde, subjektiv gesehen, in einem Tag zu umkreisen. Sie benötigt 12 Monate für eine Jahresumkreisung. Sie benötigt 2’160 Jahre für eine Kulturepoche, und 25’920 Jahre für eine volle Umrundung durch zwölf Kulturepochen. Das sind die drei unterschiedlichen, sich wiederholenden Bewegungen der Sonne. Sie rotiert auch um sich selber, aber jene Rotation spielt hier keine Rolle. Der Tag ist der Tageslauf, das Jahr ist der Jahreslauf, und der Kulturepochenkreis ist das ‘platonische Jahr‘.

Ein Grad im (kleinen) Tagesrhythmus beträgt 4 Minuten. Ein Grad im (mittleren) Jahresrhythmus beträgt ein Tag. Und ein Grad im (grossen) platonischen Jahr beträgt 72 Jahre.

Zum (kleinen) Tagesrhythmus: Eine Stunde hat 15 mal 4 Minuten, und ein Tag 24 Stunden. So hat ein Tag diese 4-Minuteneinheiten 15×24 mal. In einem Tag finden sich diese 4-Minuteneinheiten damit 360 mal.

Die Runde (~15’000 Jahre)

Zum (grossen) platonischen Jahr: Eine Kulturepoche dauert 2’160 Jahre, und sie deckt etwa 30 Grad der langsamsten Umkreisung ab. Das platonische Jahr (2’160 Jahre x 12 Kulturepochen) dauert 25’920 Jahre. Wenn 25’920 Jahre mit einem Kreis 360 Grad sind, so ist ein Grad 72 Jahre. 72 Jahre passen 360 mal in die 25’920 Jahre, die grösste der Bewegungen der Sonne, das platonische Jahr, hinein.

Das platonische Jahr, mit seinen fast 26’000 Jahren, ist hier nicht besonders wichtig. Kulturepochen werden nach Steiners Anthroposophie und anderen esoterischen Strömungen zu sieben zusammen gefasst, nicht zu zwölfen. Das will im Folgenden beschrieben werden. Sieben Kulturepochen zusammen dauern etwas mehr als 15’000 Jahre.

Nun wird es etwas komplizierter, denn wir wollen den Kulturepochen nun einige Überkategorien geben. Fassen wir zusammengehörige Kulturepochen in einer Gruppe zusammen, so haben wir sieben Kulturepochen in etwas, das man ‘Runde‘ nennt. Eine Runde besteht somit aus sieben Kulturepochen. Die Runde, in der wir in der Gegenwart leben, nennt sich die ‘Nachatlantische Epoche’.

Wir sind gegenwärtig in der fünften Kulturepoche der nachatlantischen Epoche. Die Runde davor war die ‘Atlantische Epoche’, auch sie hatte sieben Kulturepochen, wie auch jede Runde davor.

Fasst man nun sieben Runden in eine Gruppe, so hat man nun die noch höhere Kategorie ‘Formzustand‘. Und so kann man weiter gehen, zu weiteren Überkategorien. Bei Steiner sind auch all die höheren Kategorien näher beschrieben.

  • Formzustand besteht aus 7 Runden
    • Runde besteht aus 7 Kulturepochen
      • Kulturepoche wird nicht weiter unterteilt

Wir befinden uns, wenn man Steiner glauben darf, im vierten Formzustand (‘Physisch’), darinnen in der fünften Runde (‘Nachatlantische Epoche’), und darinnen wiederum in der fünften Kulturepoche (‘Germanisch-Angelsächsische Kulturepoche’). Gegenwärtig sind wir also hier:

  • 4. Formzustand (Physisch)
    • 5. Runde (Nachatlantische Epoche)
      • 5. Kulturepoche (Germanisch-Angelsächsische Kulturepoche)

Wir haben also noch den Rest der begonnenen, sowie zwei ganze Kukturepochen vor uns, um auf 7 Kulturepochen zu kommen, und die begonnene Runde zu beenden. Dann haben wir noch zwei Runden vor uns, um den Formzustand zu beenden. Und dann haben wir noch drei Formzustände zu bewältigen, um eine noch einmal höhere Kategorie über dem Formzustand zu beenden. Das sind sehr grosse Zeitabschnitte.

Wir können nun schematisch in der Zeit rückwärts gehen, und die uns nächsten Kulturepochen auflisten, und danach die Kulturepochen ihren jeweiligen Tierkreiszeichen zuordnen.

  • Nachatlantische Epoche:
    • Amerikanische Kulturepoche (fernere Zukunft)
    • Slawische KE (nähere Zukunft)
    • Germanisch-Angelsächsische KE (Gegenwart)
    • Griechisch-Römische KE (nähere Vergangenheit. Ab hier ist alles zurückliegend, immer weiter in die Vergangenheit)
    • Chaldäisch-Ägyptische KE (fernere Vergangenheit)
    • Urpersische KE
    • Urindische KE
  • Atlantische Epoche
    • Mongolische KE
    • Akkadische KE
    • Ursemitische KE
    • Urturanische KE
    • Toltekische KE
    • Tlavatlische KE
    • Rmoahalische KE
  • Lemurische Epoche
    • 7. KE
    • 6. KE
    • 5. KE
    • 4. KE
    • 3. KE
    • 2. KE
    • 1. KE

Für die lemurische Epoche, die noch weiter zurück liegt als die atlantische, kann man noch nicht wirklich von etwas reden, das man als äussere ‘Kultur’ beschreiben kann, weil die damalige Menschheit noch mehr mit der Natur verbunden war als die darauf folgenden. So wird dafür eine einfache Nummerierung ausreichen müssen.

Ordnen wir dies nun den Tierkreiszeichen zu, und gehen wieder in der gleichen Reihenfolge rückwärts, so sieht das wie folgt aus:

  • Nachatlantische Epoche
    • Amerikanische KE
    • Slawische KE
    • Germanisch-Angelsächsische KE
    • Griechisch-Römische KE
    • Chaldäisch-Ägyptische KE
    • Urpersische KE
    • Urindische KE
  • Atlantische Epoche
    • Mongolische KE
    • Akkadische KE
    • Ursemitische KE
    • Urturanische KE
    • Toltekische KE
    • Tlavatlische KE
    • Rmoahalische KE
  • Lemurische Epoche
    • 7. KE
    • 6. KE
    • 5. KE
    • 4. KE
    • 3. KE
    • 2. KE
    • 1. KE
  • 5. Runde
    • Steinbock
    • Wassermann
    • Fische (G-A KE)
    • Widder
    • Stier
    • Zwillinge
    • Krebs
  • 4. Runde
    • Löwe
    • Jungfrau
    • Waage
    • Skorpion
    • Schütze
    • Steinbock
    • Wassermann
  • 3. Runde
    • Fische
    • Widder
    • Stier
    • Zwillinge
    • Krebs
    • Löwe
    • Jungfrau

So viel erstmals zu den Tierkreiszeichen relativ zu den Kulturepochen. Vielleicht kann in einem zugehörigen Artikel zu einem späteren Zeitpunkt zugeteilt werden, wie sich die Tierkreiszeichen zu den zwölf Urvölkern verhalten.

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Anmerkung:

Dieser Artikel widerspricht in diesem spezifischen Fall bestimmten Inhalten der Bücher vom grossen Atlantisforscher Andreas Delor. Delor hat mit seiner Atlantisforschung sehr interessante Forschung betrieben, alle Begriffe zu Urvölkern, geologischen Perioden usw sind von grossem Wert, und ich nehme sie mir von ihm. Seine Korrekturen an Steiners späteren Vorträgen zum oben aufgeführten Thema konnte ich jedoch nicht nachvollziehen. Ich sehe nicht ein, wie man darauf kommen kann, dass der jüngere Steiner vom ‘Frühlingspunkt’ sprach, und später der ältere gewordene Steiner eigentlich (aus Versehen) vom ‘Herbstpunkt’ sprach.

Wenn wir, wie oben nachgezeichnet, gesehen haben, wie das Tierkreiszeichen Fische in der Gegenwart im Frühlingspunkt ist, und wie von da aus sehr einfach zurück gerechnet werden kann, sollte vom Umgekehrten ausgegangen werden, dass also der junge ‘theosophische’ Steiner eine Sprache gebrauchte, die womöglich eher im Sinne der Theosophie und dadurch womöglich einschränkend war, und der ältere, ‘anthroposophische’ Steiner, dann erst wirklich aus seinen eigenen Ideen schöpfen konnte. Tendentiell würde ich spätere Aussagen gegenüber früheren den Vorrang geben. Oder dann zumindest begründen, warum das Ältere vorzuziehen sei. Das obige Schema folgt den Aussagen des älter gewordenen Steiners, und damit nicht jenen, die Delor in seinem Werk aufführt.

Näheres findet sich bei Delor in ‘Atlantis VI’ (Atlantis 6) auf Seite 212, und in ‘Atlantis Va’ (Atlantis 5a) auf Seite 99. Ich werde einen Artikel erstellen, in dem ich jene Abschnitte zitiere, und diesen verlinken. Vielleicht ist irgendwo näher beschrieben, wie sich seine Kritik an Steiner begründet, aber ich konnte das bisher nicht finden. Das ganze Atlantis-Werk hat aber auch etwa 4’000 Seiten, ist über die Jahre scheinbar ‘organisch’ gewachsen, und damit nicht besonders übersichtlich gegliedert.

Es ist prinzipiell zuerst davon auszugehen, dass sich da, wo man mit etwas nicht einverstanden ist, sei das instinktiv oder wissend, dass sich da Information in der Form von Überlegungen findet, von denen man noch nichts weiss. Das gilt von Delor zu Steiner, aber auch von mir zu Delor. So hoffe ich, dass er seine Gedanken dazu eines Tages ausführlicher darstellen und begründen wird.

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