Die Teile der Kritiken-Serie:
- Kritiken-Serie 1: Moderne Naturwissenschaft
- Kritiken-Serie 2: Moderne Politik
- Kritiken-Serie 3: Philosophie der Gegenwart
- Kritiken-Serie 4: Medien
- Kritiken-Serie 5: Akademia
In diesem Artikel möchte ich aufzeigen, dass die Welt der Universitäten zuerst sich selber und den eigenen dient, und der Allgemeinheit erst indirekt untergeben ist. Dies begründe ich damit, dass ich keinen anerkannten, öffentlichen Zugang zu ihren Materialien habe, nicht einmal über das Internet, auch wenn das Einrichten von solchem den Akademien (sprich: einer einzigen von allen der Welt) einen insignifikanten zusätzlichen Aufwand bedeuten würde, und obwohl ich solche Materialien gebrauche.
Wie viel Geld wird für Bildung aufgewendet? In der Schweiz allein sind es durch den Bund mehr als 8 Miliarden Franken jedes Jahr (d.h. für das Jahr 2021), und die Kurve steigt mit jedem Jahr weiter an (hauptsächlich durch Inflation wie ich vermute). 2.5 Miliarden werden vom Bund für Hochschulen ausgegeben, 3 Miliarden für Grundlagenforschung, 1.7 Miliarden für angewandte Forschung, während für die Berufsbildung rund 1 Miliarde ausgegeben wird. Dann finden sich noch Ausgaben für ‘übriges Bildungswesen’. Es sind ungefähr 10% aller steuerlichen Bundesausgaben. Ich weiss nicht, wie viel im Total von einzelnen Kantonen aufgewendet wird, der Kanton Bern jedefalls wendet jedes Jahr 2.5 Miliarden für Bildung auf. Wie viel davon an welche Art von Institution geht, weiss ich wiederum nicht. Es ist all dies jedenfalls sehr viel Geld.
Universitäten erhalten von all dem einen grossen Anteil, und dies zurecht, denn sie geben die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes im globalen Spielchen um Forschungsgelder und um die regionale Attraktivität für qualifizierte Studenten, Doktoranden, Professoren usw, vor. Wer die Hochgebildeten der Welt anziehen kann hat sehr viel mehr Möglichkeiten, auf jeder Ebene.
Wenn nun jedes Jahr allein in der Schweiz Miliarden an Franken für Hochschulen aufgewendet werden, wie ist es dann möglich, dass sich auf der ganzen Welt nicht eine einzige öffentliche, akademische Institution findet, die sich die Mühe macht, einen einzigen (!) Angestellten dafür aufzuwenden, die grössten Schriftwerke der Geschichte zu katalogisieren und der Öffentlichkeit kostenfrei in verschiedenen Sprachen zur Verfügung zu stellen? Von wie vielen millionen Menschen die für Hochschulen und Universitäten arbeiten, findet sich nicht ein einziger Mensch der dazu abgeordnet wird, der Öffentlichkeit ohne Gegenleistung zu dienen, und einige zehntausend PDFs zu sortieren, hochzuladen und frei zur Verfügung zu stellen? Ich sammle seit Jahren alles zusammen das ich finden kann, und ich werde alles öffentlich zugänglich machen, und ich werde dies in meiner Freizeit tun, ohne einen einzigen Rappen, Cent oder Kopeken dafür zu erhalten; auf der anderen Seite muss ich dafür Steuern bezahlen, dass genau dies durch Bataillione an überdrossenen Bürokraten, Forschern und Studenten nicht getan wird, deren ganzer Lohn in vielen Fällen durch die Öffentlichkeit bereitgestellt wird.
Die Kritiken in dieser Kritikenserie richten sich, ähnlich wie die Artikelserie ‘Hürden der WA‘, gegen alle möglichen verkehrten Tendenzen der Gegenwart, bei Akademia verspüre ich jedoch eine spezielle Abscheu, da sich gerade dort Menschen finden sollten, die es besser wissen müssten. Nur der Sophismus der akademischen ‘Philo’-sophie ist aus demselben Grund noch schlimmer als die ökonomisierte Universitätswelt. Solche widerwärtigen, jedem denkenden Menschen offensichtlichen, intellektuellen Kompromisse sind mir ein Anzeichen dafür, dass von diesen Menschen von sich aus nichts kommen wird, weil es Menschen sind, die sich von einer ihnen günstigen Strömung treiben lassen, und, abgesehen von Beschäftigung gegen Langeweile, nur tätig werden, wenn sich ihnen ein persönlicher Vorteil, ob materieller oder intellektueller Art, abzeichnet. Bisher fand ich zwei Akademiker, auf die all dies eindeutig nicht zutrifft, der eine hiess Aaron Swartz, und der andere heisst Grigori Jakovlevitsch Perelman (Doku in russisch).
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