Es ist ein ganzer Klüngel an Problemen, der mit der hohen Bevölkerungsdichte zusammen kommt, und die WA ausbremst. Wir haben gesehen, dass die Demokratie und der Intellektualismus (das überbewusste Denken) gewisse Hindernisse darstellen. Nun schauen wir, wie die WA behindert werden, wenn die Menschen auf einem Haufen leben.
Es ist für die Psyche eine Herausforderung, von vielen anderen Psychen umgeben zu sein. Es ist nicht notwendigerweise schädlich, aber der Mensch muss bestimmte Bedingungen erfüllen, um daran nicht zu erkranken. Er muss in der Kindheit und in der Jugend erzogen werden, und zwar von Menschen, nicht von Medien. Er muss im Leben einen Ausgleich finden, um der Belastungen, welchen die Psyche da in der Anonymität des Menschenhaufens ausgesetzt ist, entgegen stehen zu können.
Dazu braucht er Dienst leistende Arbeit, und eine genügend sinnvolle Beschäftigung bei dieser Arbeit, das richtige Mass an geistiger Herausforderung, verschiedene Beziehungen zu anderen Menschen, dazu auch Intimität; dann ein stabiles, anhaltendes Interesse an einer bestimmten Sache, mit der er sich in seiner Freiheit auseinandersetzen kann; er muss Momente finden, wo er neben all dem wieder zur Ruhe kommen kann; er muss genügend Schlaf finden, sich um die eigene Hygiene wie auch seinen Haushalt kümmern. Er muss verantwortungsvoll mit seinem Einkommen umgehen, und er muss all seinen Verpflichtungen gegenüber den Behörden, Versicherungen und sonstigen Dienstleistern gerecht werden.
Es sind viele Dinge, die ein Mensch im Blick behalten muss, um nicht den Faden zu verlieren, und obige Liste ist auch noch lange nicht vollständig. Für manche Menschen kommt noch viel mehr dazu, für andere gilt nur ein Teil davon, aber für die meisten treffen diese Dinge zu. Es ist nicht leicht, unter all den Dingen, die einen Menschen umgeben, jenen Weg zu finden, welcher ein angemessenes Mass an Aufgaben und Herausforderungen vor den Menschen stellt. Und Unterforderung führt dabei genauso zu Krankheit wie Überforderung.
Nun finden sich diese Pflichten, oder Bedingungen, auch für jene, welche auf dem Land leben. Landmenschen haben im Alltag, jedenfalls eher als Stadtmenschen, noch mehr mit der Wirklichkeit zu tun, indem sie z.B. gärtnern müssen, oder Holz hacken gehen. Man sieht Landmenschen ihre körperliche Gesundheit an, und man spürt ihre geistige Gesundheit, wenn man mit ihnen spricht. Bedingungen zu den oben genannten Alltagspflichten haben auf dem Land für die Gesundheit der Psyche nicht diesselbe Notwendigkeit, wie sie für Stadtmenschen gelten. Lebt einer auf dem Land, so wird er kaum den Luxus haben, seine Pflichten in gleicher Weise oder gleich lange zu vernachlässigen, wie ein Stadtmensch das kann, denn die Konsequenzen treten auf dem Land viel schneller ein. Zu faul zu sein, um z.B. Holz hacken zu gehen, rächt sich im Winter sehr schnell einmal. Wohnt man im Wohnblock, mit einer Zentralheizung, und direkt neben einem bis spät in den Abend hinein geöffneten Supermarkt, und auch sonst allem, was das Herz begehrt, hat man solche unmittelbaren Probleme weniger. Konsequenzen kommen in der Stadt häufig erst, wenn sich die Behörden bewegen. Ist es dem Landmenschen ein Schmerz, sich zu einer Arbeit zu überwinden, so wird dieser Schmerz durch eine beissende Winterkälte bald in den Schatten gestellt, und die Natur gibt diesem Menschen vor, mit welchen Reaktionen er in seiner Faulheit zu rechnen hat. Auf dem Land ist man der Kausalität des Wirklichen, den Gesetzen von Aktion und Reaktion, eher ausgesetzt.
Die Natur macht dem Landmenschen Vorgaben, nach denen er sich zu richten hat, wenn er nicht eine scheussliche Zeit haben will. Aber auch die Gemeinschaft unter den Menschen ist auf dem Land eine andere. Kennt im Dorf jeder jeden, so wird man es sich gut überlegen, ob man einen anderen Menschen anfluchen will, wenn dieser z.B. ohne zu schauen auf einmal über die Strasse gehen will, und man für ihn überraschend bremsen muss. Für Stadtmenschen ist es eher noch eine Normalität, einander in einem solchen Fall wüstes Geschimpf entgegen zu werfen, weil in der Stadt solcherlei unanständiges Reagieren kaum langfristige Konsequenzen hat. Wenn man auf dem Land aber z.B. mit einer überteuerten Rückforderung rechnen muss, das nächste Mal wenn der Handwerker eine verklemmte Tür richten kommt, weil sein Junge, anhand dessen falscher Aussage, grundlos auf der Strasse angeflucht wurde, dann hat man stets die möglichen Folgen impulsiven Verhaltens vor Augen. Und wenn einem das nächste Mal ein verschlafener Jugendlicher vor die Räder läuft, wird man sich vielleicht hüten, sogleich ein Zetter und Mordio loszulassen, und sich erstmal auf die Zunge beissen, weil man die Konsequenzen zu bedenken hat.
Sind um einen herum die Dinge folgerichtig, so formt sich auch das Denken danach. Und ist das Denken folgerichtig, so wird der Geist viel weniger schnell erkranken. Und hat man einen gesunden Geist, so hat man auch die Möglichkeit, sich zusammen mit der eigenen WA auf eine mit grossen Schätzen bestückte Entdeckungsreise zu machen. Es sind allerdings keine Schätze, die man handeln kann.
Hat man jedoch keine Natur um sich herum, welche einem zeigen kann, wo bestimmte Grenzen verlaufen, so ist man darauf angewiesen, dass der eigene Geist gut genug aufgebaut ist. Fehlt einem jedoch beides, ein guter Geist wie auch eine angemessen reagierende Umwelt, so ist man in Gefahr, im Verstreichen von genügend Zeit im Geiste zu erkranken. Es gibt nun unzählige Wege, wie eine solche Erkrankung geschehen kann, und häufig merkt man für lange Zeit nicht einmal selbst, wie man im Ungleichgewicht ist, derart unsichtbar ist uns unsere Psyche. Meistens wird die Krankheit erst aufgedeckt, wenn sie sich in bestimmten Handlungen äussert, wenn man z.B. das Gefühl hat, etwas wahrzunehmen, das nicht wirklich existiert, und man in einer Weise darauf reagiert, welche die Erkrankung für Umstehende offenkundig macht. Oder wenn man sich unbewusst selber behandelt, aber dafür Substanzen gebraucht, welche eher schädigen als helfen, und sich dies dann in einem bestimmten Verhalten zeigt.
Jeder Mensch ist anders veranlagt, aufgewachsen, und von anderem und anderen umgeben, und so finden sich für jeden Menschen andere Bedingungen, um sich eine gute geistige Gesundheit zu erhalten. Eines trifft jedoch auf jeden zu, und das ist, dass irgendwann eine Grenze an Dingen erreicht ist, die man aushalten kann. Ob das nun zu viele oder zu wenige Reize sind, die auf einen einströmen, nur wenn man in einem Ausgleich ist, ist eine ordentliche Entwicklung der eigenen WA möglich. Ist es einem nicht möglich, innerhalb all der Pflichten des Lebens einen Ausgleich zu finden, so wird man leider nicht die Kraft haben, um sich in einer gesunden Weise mit den WA zu befassen.