Die Domestikation ist weniger eine Hürde für die WA an sich, als vor allem für all die WA auf der Seite des Dynamismus. Die Domestikation erschwert dem Dynamismus dessen Existenz. Domestikation hilft hingegen den WA auf der anderen Seite: den WA um den Rationalismus.
Der Artikel zeigt zwei Extreme, das Überzivilisierte und das Wilde, und dann das Gesunde dazwischen.
Der unter dem Abschnitt ‘Die Idee der Zivilisiertheit’ verwendete Sarkasmus ist ein Mittel zu Katharsis (d.i. Kompensation unangenehmer Empfindungen durch eine spielerische Spiegelung des Auslösers der Empfindungen), da die modernen Argumente moderner Erziehung und all der Bewegungen zu Diversität (durch die Bewegungen geschaffene Sinnverkehrung von ‘Vielfalt’, in Wirklichkeit sind die erlaubten Gedanken und Prinzipien darin sehr begrenzt), Inklusivität (Sinnverkehrung von ‘Miteinbeziehung’, denn sie schliessen vor allem aus und arbeiten mit strengen Opferhierarchien) und Equität (Sinnverkehrung von ‘auf die individuelle Situation bezogene Gerechtigkeit’, denn darunter sollen Vorzüge und Hindernisse aufgrund äusserer Merkmale zugunsten einer – über alle Kategorien an Identitäten gehenden – gleichen Normalverteilungskurve erzwungen und aufgeteilt werden) so unerträglich widersinnig anzuhören sind, dass eine jede ernsthafte Beschäftigung damit irgendwann in den Wahnsinn führen muss.
Die Idee der Zivilisiertheit
In den Aussenquartieren von Städten gibt es viele Spielplätze für Kinder, und diese Spielplätze sind so überlegt gebaut, dass kein Kind so unfähig es auch sein mag sich allein durch eine falsche Bauweise verletzen kann. Die Netze, über die gelaufen werden kann, sind zu engmaschig um durchzufallen, kleine Kletterwände sind zu flach um nicht einfach daran hochlaufen zu können, Rutschen haben hohe Ränder, Schaukeln sind gefedert, usw usf. Es lernt zwar keine Gleichgewicht und welche Konsequenzen falsche Bewegungen haben, dafür bricht es sich nichts und wird die Kindheit schadlos überstehen.
Die Eltern haben häufig ein einzelnes Kind, weil zwei Kinder sehr viel mehr Aufwand bedeuten oder weil die Schwangerschaft nur einmal aus Versehen geschieht. Der ganze Genpool wird durch dieses einzelne Kind repräsentiert, in anderen Worten ‘liegen alle Eier in einem Korb’. Es repräsentiert jedoch auch alle Talente oder Mängel an den Eltern, und deswegen muss will das Kind stets hochbegabt sein. Fällt der eine Korb aber herunter, ist alles kaputt, folglich wird der Korb sehr sorgfältig behütet und grossgezogen (..). Die scharfen Augen der schützenden und stolz sein wollenden Eltern liegen unablässig auf dem Kleinen. Bei jedem Streit in den es kommt, muss sogleich interveniert werden, man will es schliesslich nicht zu einem selbstständigen, sondern zu einem zivilisierten Menschen hochziehen. Wenn seine Knochen weich bleiben und spröde werden, wenn die Haut keine Narben trägt, so sind dies allein Zeichen guten Benehmens.
Das verhätschelte Kind soll auf keinen Fall im Dreck oder im Regen spielen, denn es soll nicht krank werden. Es ist für das Kind besser, gesund als krank zu sein, folglich ist weniger Krankheit immer besser als mehr Krankheit. Jedes andere Denken will dem Kinde offensichtlich schaden. Das Vorhandensein dutzender Allergien in einem Kind ist ein unglücklicher genetischer Zufall, es hat nichts mit einer sterilen Umgebung während dem Er- oder Aufwachsen zu tun. Es soll weiter stets gesund essen, und es soll lernen, die Eltern in Ruhe zu lassen ruhig zu sein.
Die Bildung durch den Fernseher ist für die gesunde Entwicklung durch die zappeligen, sinnfreien Inhalte zwar das Schädlichste überhaupt zwar nicht optimal, aber das Kind sieht dort, wie interagiert wird, wie jugendfrei über Obszönitäten gesprochen wird und wie ein Handlungsablauf sich abspielt. Und es lernt, als passiver Reaktor Information aufzunehmen. Die Bücher die es erzählt bekommt, handeln von Spielchen und Wettbewerben zwischen den Guten und den Nervigen, und die Guten gewinnen am Schluss ganz knapp. Da ist keine Gewalt drin, da sind keine wahrlich Bösen, denn man will ja kein zu Gewalttätigkeit tendierendes Kind gross werden lassen. Gewalt ist etwas Krankhaftes, und es ist folglich offensichtlich, dass es besser ist, wenn das Kind davor bewahrt wird. Es könnte ansonsten von einem das Wirkliche umschreibende Bild der Welt, wie bedeutsame Andeutungen auf die Natur des Bösen, erfahren. Wir sprechen hier natürlich nur von Gewalt in Märchen – Gewalt im TV und in Games ist nun mal unausweichlich und ein notwendiger Kompromiss für mehr Ruhe. Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen sind ein weiterer unglücklicher genetischer Zufall, und dafür gibt es schliesslich gute Medikation, um der Gesundheit etwas nachzuhelfen.
In der Kindertagesstätte kümmern sich verschiedenste junge Erwachsene um das Kind, und es lernt endlich einmal normalen Umgang mit Gleichchaltrigen mit anderen Kindern umzugehen. Die jungen Damen kümmern sich um das kleine Goldmariechen Kleine, indem sie ihm ein leichtverdauliches, leicht zu kauendes ausgewogenes Essen vorsetzen, und indem sie es mit Aufmerksamkeit überhäufen, und ihm so oft sie nur können ins Gesicht lügen sagen, wie begabt, klug, einzigartig und rundum speziell es sei.
Später im Jugend- oder Erwachsenenalter gehen die Spielchen weiter. Wie auch immer sich etwas anfühlen mag, was sich gut anfühlt, und nicht direkt schadet, ist gut. So ist die Werteverkehrung das Wertesystem: tue was auch immer sich gut anfühlt nicht, was gut ist. Und was auch immer Du als Realität empfindest, das ist Realität. Du fühlst dich z.B. weiblich obwohl jede Zelle deines Körpers aus XY-Chromosomen besteht, Du keine weiblichen Geschlechtsmerkmale trägst und nichts an dir die Phänomene weiblicher Biologie, wie Menstruation oder Menopause, repräsentiert, und weibliche Hormone konsumiert werden müssen, um Weiblichkeit besser imitieren zu können? Dann bist Du nicht ein ‘sich weiblich fühlender Mann’, Du bist eine ‘Frau’, denn Du sagst, Du fühlst dich so. Es ist dies der schlimmste Feind, da grösster Widerspruch zur Ideologie (Ideologie ist nicht nowendigerweise schlecht), des Feminismus; allein der Feminismus muss das noch zu verstehen lernen (siehe TERFs, die es verstanden haben). Realität ist nicht, was real ist [sic!], sondern was dein Kopf entgegen jeden Abgleichs mit der äusseren Welt im Moment gerade, oder auch über längere Zeit, als für am Überzeugendsten befindet.
Nun genug an beissendem Sarkasmus, weiter zum Wirklichen.
Die Realität der Wildheit
In der Realität aufgewachsene, vielleicht der Kriminalität nicht abgeneigte Menschen schätzen all dies sehr. Nichts ist einfacher, als wehrlose, harmlose, ahnungslose Lämmchen auszunehmen. Solche werden sich nie verteidigen, denn sie glauben, dass da immer jemand ist, der ihre ‘natürlichen Rechte’ (jene Rechte sind allerdings das Gegenteil von natürlich) verteidigen kann. Es gibt immer irgendwo eine Ordnung, die ihnen helfen kann, ihre kompromisslose Weltfremdheit und Friedfertigkeit zu bewahren. Das Reale, die geordnete Unordnung der Natur ist ihnen eine barbarische Obskurität, wobei sie gar stolz darauf sind, einer solchen nicht unterlegen zu sein.
Und so werden sie von den wenigen verbliebenen, tief im wahren Leben Stehenden ausgeraubt, betrogen, hintergangen, eingeschüchtert, verprügelt, oder gar ermordet usw. Im ersten Moment einer Konfrontation mit solchen Monstern, meinen sie ihre in der Schule passiv erlernten Moralitäten mit ernstem Blick und lauter Stimme durchsetzen zu können. Die Bösewichte kennen die Schäfchen jedoch besser, als die Schäfchen sich selbst kennen. Und im nächsten Moment, wo das wohlerzogene Schäfchen realisiert, dass diese rechtlose Welt nicht nur im Fernsehen existiert, dass es wirklich solche Menschen gibt, dass es mehr gibt als man denkt, Menschen, die es nicht interessiert was sie jemandem antun müssen um ihr Ziel zu erreichen, deren Präsenz ganz anders ist, als bei jenen Schauspielern in Filmen und Serien (es ist eine Wirklichkeit, die durch Schauspielerei, über Bild und Ton alleine, nicht darzustellen ist) dass es Menschen gibt, die es in keiner Weise abschreckt, die angedrohten Gräuel wirklich umzusetzen – in jenem Moment bricht ihre sorgsam erbaute, liebsame Welt in sich zusammen. Sie erschrecken bei jener Erkenntnis bis in die tiefste Faser ihres Wesens. Und der nächste Schreck ist die Realisation, dass niemand zu Hilfe kommen wird. Da ist keine Polizei, kein Gott, keine Superheld, die irgendwas machen können, denn die Gangster wissen haargenau was sie tun müssen, um nicht in die Fäden eines Gesetzes zu geraten, oder um nicht erwischt oder sonstwie bedeutsam konfrontiert zu werden. Und im vierten Moment ergeben sich die Lämmchen völlig, da sie von der Realität überwältigt wurden, und sie tun alles was ihnen befohlen wird, bis ihr Haus verkauft und ihr Konto entleert oder tief im Minus ist, und nachdem sie insgeheim z.B. einen Versuch machten, doch zur Polizei zu gehen, als kalkulierte Konsequenz durch die Gangster die Tochter, die Schwester oder die Frau in irgendein fernes Land geschmuggelt und dort, solange ihre Jugend verkaufbar anhält, ausgenutzt und misbraucht wird.
Sie werden unter geschickt formulierten Drohungen gezwungen, bei verschiedenen Banken und Freunden Darlehen aufnehmen, egal wie hoch die Zinsen. Sie werden so tief in das Verderben gezogen, dass sie in ihrer Verzweiflung fliehen wollen, weil es nichts mehr gibt ausser ihr eigenes Leben, das noch zu retten wäre. Manchen ist auch jenes nicht zu retten, und sie beenden ihr schon zerstörtes Leben gleich selber.
Japan ist hier ein faszinierendes Beispiel, denn die Japaner sind ein in ihrer Zivilisiertheit zerrissenes Volk. All die dort in der Gegenwart vorhandenen Verhaltensnormen werden untergraben von einem tiefen traditionellen Sinn für die Realität des Dynamischen, Nichtrationalen. Die ganze Erziehung der Japaner, nicht nur die schulische, sondern die durch alle Kontakte mit der Erwachsenenwelt gehenden Verhaltensregeln, ist darauf ausgerichtet, jenen übermässig vorhandenen Instinkt zum Dynamistischen zu unterdrücken. Die unzähligen Erzählungen der japanischen Kriegsgeschichte, so meine ich, sind ein eindrückliches Testament zu deren wahren Natur. Die hohe Suizidrate hat womöglich weit mehr mit den Yakuza, der japanischen Mafia, zu tun, als gemeinhin anerkannt wird. Die übertriebenen gesellschaftlichen Normen könnten folglich künstlich Geschaffene sein, selbst wenn dies weit ins Spekulieren geht. Jene japanische Mafia hat viel Einfluss auf die Politik, und sie präsentieren sich gerne als das bessere unter verschiedenen möglichen Übeln. Es ist jedenfalls nicht zu leugnen, dass die Yakuza durch die Handlungsunfähigkeit ‘ihrer’ Zivilisierten ein einziges Buffet vor sich haben. Einzelne Schafe werden somit in regelmässigen Abständen nacheinander herausgenommen und gerissen, dafür geht es den allermeisten anderen gut. Der japanische Comic (‘Manga’) Yamikin Ushijima-Kun ist eine kreative Darstellung von Abläufen, wie das Leben von Einzelpersonen unter jenen Wölfen mit ihren, über Spielsucht oder Freierei selektierten, Schafen randomisierte Züge haben kann. Der Manga ‘Heat’ hingegen ist eine romantisierte Darstellung der Yakuza, in der diese nach verschiedensten, sehr restriktiven Prinzipien arbeiten, die wohl fast nichts bis gar nichts mit der Realität zu tun hat. ‘Heat’ gehört zu den irreführenden Suggestionen rund um ‘das geringere Übel’.
Wer sich mehr für die Natur der menschlichen Wildheit interessiert, findet dazu ein beschriebenes Bild im Artikel ‘Das Rationalisieren‘.
Das Gesunde dazwischen
Es ist eine gewaltige Verschwendung, die Menschen zu unselbstständigen Wesen zu erziehen, die sich in nichts Echtem selber zu helfen wissen, ihnen jede echte Ecke oder Kante zu nehmen, und sie in jener falschen Idylle schwelgen zu lassen. Damit sei jedoch nicht gewollt, dass sie sich stattdessen nur noch mit dem Ellbogen durchs Leben kämpfen sollten, sondern, dass sie so lange friedlich sind, bis jemand in ihr Leben tritt, der das Friedlichsein nicht erlaubt, und sie dann in effektiver Weise ‘nicht mehr so friedlich’ sein können. Dies ist wahre Stärke: jene, die nicht verwendet werden muss und ausserhalb des Notwendigen auch nicht verwendet wird, die aber vorhanden ist und zum Vorschein treten kann, wenn die Notwendigkeit dazu aufkommt. Solche mit wahrer Stärke sind nicht genötigt, sich einer Masse anzuschliessen um vor einer Opposition gerade stehen zu können. Sie brauchen nicht in der richtigen Gegenwart zu leben, um ein gerechtes Recht auf ihrer Seite zu haben. Es sind dies die Menschen mit Rückgrat, denen es keine Rolle spielt, welchen Vorstellungen ein im Geiste schwaches Kollektiv zu einem gegebenen Zeitpunkt gerade nachrennt. Sie interessiert es nicht, welche einseitigen Zwänge für oder gegen dieses und jenes, durch die manchmal aaligen, manchmal mit allen Wassern Gewaschenen – den Politikern – gerade durchgesetzt werden sollen.
Das bedeutet nicht, dass die Selbstbewussten, Alleinstarken infolgedessen irgendwann, wenn das Fass überläuft, auf einen Rachefeldzug gehen sollen, sondern dass sie die Nerven und Geduld haben, sich gründlich auf gesellschaftliche Widrigkeiten vorzubereiten, und für sich und die Ihren im richtigen Moment angemessen handeln können, ohne von einer Institution abhängig zu sein, die solange als zuverlässig gilt, bis sie es plötzlich nicht mehr ist. Sie sind solange nett und zuvorkommend, wie es ihnen dienlich ist, wenn aber anderes gebraucht wird, zeigen sie eine andere Seite, jene nämlich, die es braucht.