Fragen der WA: Realismus 1

Welches politische System ist ein für den Menschen der Gegenwart Angemessenes?

Sieht man ein Problem vor sich, so wird man als erstes wohl denken “wie kann ich dieses Problem lösen?”. Und dann kann man Verschiedenes tun, man kann z.B. das Problem studieren, und versuchen, sich einige Lösungen zu erdenken.

Eine Lösung findet sich oftmals im Studium vergangener Probleme mit ähnlichem Charakter. Das ist genau das, was Juristen häufig machen: sie suchen viele vergleichbare ältere Fälle wie sich finden lassen zusammen, und studieren diese auf der Suche nach ihnen günstiger Rechtsprechung.

Wenn wir nun versuchen aus dem Realismus heraus eine uns nützliche Frage zu finden, so ist, egal was die Frage auch sein mag, eine Kombination der beiden Methoden (erfinden und finden) wohl das Beste. Es wird nicht nur eine Frage aus dem Realismus sein, es soll auch eine Antwort aus dem Realismus sein.

Was also ist die Frage? Der Realismus ist die WA, welche gut dazu geeignet ist, praktikable Antworten zu geben. Man kann sich mit dem Realismus durchaus an hohe philosophische Probleme wenden, aber zu solchen Fragen haben auch andere WA sehr interessante Antworten. Deswegen scheint es hier erstmals sinnvoll, sich an ein Problem zu machen, mit welchem WA wie der Idealismus und dergleichen Schwierigkeiten zu haben scheinen. So ist das Stellen einer gesellschaftlichen Frage naheliegend. Wenn wir uns nun dringende gesellschaftliche Fragen stellen, so ist die Verlockung da, aus dem Idealismus zu antworten. Der Idealismus mag fragen: was ist das Beste? Der Realismus antwortet womöglich: dasjenige, das unter all den Antworten funktioniert. So fragt der Realismus hier: was ist das am besten Funktionierende?

Die Frage nach dem Staat

Stellen wir doch die Frage, welche im Westen seit einigen Jahrhunderten wohl fast jeden Menschen irgendwann beschäftigt hat, und das ist die Frage des politischen Systems. Welches politische System ist ein für den Menschen der Gegenwart Angemessenes? Es ist eine so dringende wie interessante Frage.

Es ist nicht notwendig aufzulisten, was nun funktioniert und was nicht. Es wäre an dieser Stelle schön, einfach aus dem (freiheitlichen) Voluntarismus heraus sagen zu können, dass überhaupt kein Staat, überhaupt keine Politik notwendig sei. Das wäre eine sehr schöne Antwort. Das scheint für den Menschen der Gegenwart jedoch nicht vorstellbar (als Vorstellung, welche die Menschen in sich bilden, wie auch in der praktischen Umsetzung), entsprechend ist es auch nicht realisierbar, für die Gegenwart. Das nicht realisierbare ist für den Realismus nicht das Beste, so muss man andernorts suchen.

Jeder wird hier seine eigene Meinungen haben, was ein gutes politisches System ist, was gute und notwendige Gesetze sind usw., und jeder wird bereit sein, für bestimmte Ziele Kompromisse einzugehen. Wir stehen in gewissem Sinne gegenwärtig ‘in der Frage drinnen’, was ein Beantworten der Frage immer erschwert. Die Frage nach einem angemessenen politischen System ist eine sehr aktuelle, und die Menschheit versucht sich gegenwärtig noch in vielen verschiedenen Dingen, und wird das wohl noch für eine Weile tun. Das Eingehen von Kompromissen für ein gefälliges System scheint in allen Versuchen jedoch etwas Universelles zu sein, davon ist wohl niemand ausgeschlossen, auch nicht der folgende Versuch.

Die Kompromisse können Folgende sein: Der eine wird für politische Freiheiten bestimmte Opfer verlangen (oder geben), ein anderer wird für soziale Gerechtigkeit bestimmte Opfer verlangen (oder geben), wieder ein anderer wird für Ordnung und Sicherheit bestimmte Opfer verlangen usw. Dies ist alles berechtigt, und hier soll nicht für das eine oder das andere eingetreten werden. Auch soll an dieser Stelle nicht für die Soziale Dreigliederung (SDG) geworben werden. Die Soziale Dreigliederung wird in einem anderen Artikel etwas näher durch die WA behandelt.

Vielmehr wollen wir sehen, was wir in der Natur vorfinden, und was wir in uns, in der Menschheit, analog dazu vorfinden, und wie sich die beiden, Natur und Mensch, darinnen verbinden lassen.

Kategorien von Tierstaaten

Wo finden wir also ein polititsches System in der Natur, oder etwas, das dem am nächsten kommt? Was an einem politischen System am nächsten kommt, ist der Ameisenstaat, der Termitenstaat, das Bienenvolk, selbst der unterirdische Staat oder die Kolonie des Nacktmulls. Der Nacktmull ist unter den ohnehin schon besonderen staatenbildenden Tieren sonderbar, weil er dazu noch ein Säugetier ist.

Eine gemeinsame Charakteristik dieser staatenbildenden Tiere ist, dass ein Weibchen eine Art Zentrum bildet, indem es für allen Nachwuchs sorgt. Die Männchen haben bei den Ameisen einzig im Frühling die Funktion zu begatten, und versterben dann (und werden verwertet, wie alles andere auch).

Man bezeichnet Tiere, welche sich staatsähnlich organisieren als ‘eusozial’. Sie haben eine kooperative Brutpflege, Nahrungsbeschaffung und Nahrungsverteilung – und sie haben Spezialisierungen. Ameisen haben eine Arbeitsteilung in Soldatinnen, Pflegerinnen, Sammlerinnen, Königin und, je nach Ameisenart, noch viele andere.

Nacktmulle haben eine Königin, welche alle zwei Monate rund zwanzig Nachkommen wirft. Die Königin hat ein bis drei Männchen, welche sehr viel schneller altern als alle anderen Angehörigen der Kolonie.

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Ein politisches System betrifft das Zusammenleben der Menschen, und damit das soziale Leben. Im Tierreich gibt es nun verschiedene Arten der Sozialität. Wir wollen nun die Kategorien des sozialen Miteinander betrachten.

Es finden sich grob sieben Abstufungen in der Sozialität. So haben wir die fünf Kategorien, eusozial, semisozial, quasisozial, kommunal und subsozial, und dann noch zwei weitere.

Eusozial ist absolute Kooperation über mehrere Generationen. Semisozial ist eine Kolonie in der körperlich ähnliche Individuen bestimmte unterschiedliche Aufgaben übernehmen, wobei alle Töchter meist von derselben Generation kommen. Quasisozial ist eine Gruppe aus Weibchen, welche ihren jeweils eigenen Nachwuchs werfen, diesen jedoch zusammen gross ziehen. Kommunal ist eine Gruppe aus gebärfähigen Weibchen, welche sich ein Nest teilen, jedoch darinnen ihren eigenen Bereich bewohnen, und ihren eigenen Nachwuchs in diesem Bereich gross ziehen. Subsozial ist eine kleine Gruppe aus einem Weibchen mit dessen Nachwuchs, wobei dieser Nachwuchs länger bei der Mutter verbleibt und sich sich darunter fortpflanzt, wobei die erste Mutter mit dem Eintreten der Selbstständigkeit ihres Nachwuchses meist verstirbt.

Dann findet sich noch die Kategorie ‘parasozial’, wenn die verschiedenen Kategorien in einer Kolonie oder Gruppe vermischt werden, oder über eine Zeit verschiedene Stufen der genannten Kategorien durchmachen. Und dann findet sich natürlich die Kategorie ‘solitär’, wo weder zwischen Geschwistern noch zwischen Generationen nennenswert kooperiert wird.

Menschliche Sozialität

Es ist nicht möglich, diese Beobachtungen direkt auf den Menschen zu übertragen. Eine Frau hat normalerweise ein Kind auf einmal. Und Stiefmutterschaft ist oftmals eine unangenehme Sache zwischen Stiefmutter und deren fremden Tochter/Töchter. Generell scheint es für den Menschen nicht angemessen zu sein, sich als Individuum einer Hierarchie aus Fremden, welche eine Art ‘staatlicher Familie’ bilden, zu unterwerfen. Dies, weil bei Menschen eine Frau nicht hunderte oder gar tausende Kinder gebären kann, und die Grösse eines Menschenstaates dadurch nur durch das Zusammenkommen von Fremden möglich ist. Bei den Ameisen geht dieses Unterwerfen sehr weit, bis zu grundlegenden physischen Unterschieden. All diese Dinge lassen ein eusoziales System beim Menschen nicht zu, und es würde wohl grauenhafte Formen annehmen, sollte dies, oder eine Abstufung davon, jemals versucht werden.

Der Mensch ist in seiner Sozialität durch seine Physiologie am ehesten noch ‘kommunal’ oder ‘subsozial’. Manchmal auch ‘solitär’, z.B. in Grosstädten, wenn eine alleinerziehende Mutter ein Einzelkind grossziehen muss, was für den Menschen historisch gesehen wohl ungewöhnlich ist. Eine zweiköpfige Familie ist im Altertum nur duch eine flüchtende, geflohene oder verlassene Mutter und deren Kind zu denken. Unsere Ahnen lebten am erfolgreichsten in Grossfamilien oder Stämmen, nicht als Einzelkämpfer. Entsprechend der Unterschiede des Menschen zu den Lebewesen, welche biologisch für ein Leben in einer staatlich organisierten Gemeinschaft wie geschaffen sind, muss ein System, das für den Menschen angemessen ist, angepasst werden.

Es gibt beim Menschen durchaus kooperatives Verhalten zwischen fremden Frauen. Der Hebammenberuf, früher bezeichnet als Wehmutter oder Obsterix (Beistand), geht darunter, aber nur für die Zeit während und rund um die Geburt. Und es gibt nun auch Männer welche den Hebammenberuf ausüben, welche Entbindungspfleger genannt werden. Dann gibt es den Ammenberuf, auch als Lohnammen bezeichnet – eine Amme stillt die Kinder einer anderen Frau. Die Worte Hebamme und Amme sind nicht von einander abzuleiten, das Wort Hebamme kommt von einem Wort für Grossmutter (des Neugeborenen), und das Wort Amme hat seinen Ursprung von einem alten Wort für Pflege.

Der Menschenstaat

Was bedeutet das alles nun für ein politisches System? Wenn auch die äussere Natur, wenn es um gemeinschaftliches Leben geht, nicht direkt auf den Menschen übertragen werden kann, so gibt es doch Parallelen.

Was wir von den Tieren womöglich lernen können, ist, dass Frauen tendenziell wohl besser geeignet sind für kooperatives Verhalten. Sonst wären nicht alle ausserhalb der Begattung aktiven Mitglieder eusozialer Tierarten weiblich. Wir können es auch an Frauen direkt sehen, dass sie im Schnitt (nicht im Einzelfall) weitaus fähiger zu kooperativ-sozialem Verhalten sind, als Männer. Bei den Tieren zeigt sich soziales Verhalten somit eher bei Weibchen. Es ist für den Menschen durchaus möglich, wie bei den Ameisen eine Frau zur Königin zu bestimmen, aber es ist nicht möglich, dieser Menschenkönigin dann das Schaffen von allem Nachwuchs zu verantworten. Aber wir können dennoch ein System herleiten, das, analog dem Tierreich – sofern es kooperativ sein soll – Frauen im Zentrum hat.

Und da das Analog der ‘Brut’ der Ameisen bei den Menschen auf einen Grossteil aller Frauen verteilt wird, ist eine Königin nicht notwendig. Nun können verschiedene Dinge erwogen werden. Eines wäre zwar, eine Art Übermutter zu bestimmen, welche ohne Verwandtschaft ihr Volk leitet, dies wäre eben jene Königin. Ein anderes wäre, allen Frauen welche ihre jeweils eigenen Kinder haben, das Recht zuzugestehen, politisch aktiv zu sein, während dies allen anderen Mitgliedern einer Gesellschaft, also Kindern, Männern, sowie kinderlosen und unfruchtbaren Frauen, verwehrt ist. Man könnte hier auch Männern, die sowohl Kinder haben wie auch Verantwortung für diese übernehmen, politische Teilnahme zugestehen.

Der Grund, dass kinderlose oder unfruchtbare Frauen keine Entscheidungen für eine Gesellschaft fällen sollten, ist Folgender: Frauen welche ihre eigenen Kinder haben, werden mütterliche Instinkte eher auf die eigenen Kinder anwenden, und, so zumindest die Annahme, weniger auf die Gesellschaft. Eine Gesellschaft, voll mit erwachsenen, selbstständigen Individuen zu bemuttern, will heissen: wie Kinder zu behandeln, scheint keine gute Idee zu sein. So spricht es dagegen, kinderlose oder unfruchtbare Frauen in Machtpositionen zu haben. Es wäre dann möglich, dass die Gesellschaft als Ganzes als ein Ersatzkind gesehen wird, und dass, in den Augen der kinderlosen oder unfruchtbarem Frau, für diese Gesellschaft entsprechend von allen Bürgern für alle Bürger vieles aufgeopfert werden soll, wie das von Müttern für ihre Kinder oftmals abverlangt wird, und die Bürger würden unfrei und müssten keine echte Verantwortung für ihr Tun tragen.

Matriarchie

Der Begriff für die Herrschaft einer Mutterfigur ist ‘Matriarchat’ oder ‘Matriarchie’. Wenn mehrere Mütter unter den Menschen einer Gemeinschaft zusammen Entscheidungen treffen, so nennt sich dies ‘Polimatriarchie’ (oder Polymatriarchie).

In der Schweiz findet sich ein System der ‘Konkordanz’, man könnte die Schweiz somit als eine ‘Konkordanzdemokratie’ bezeichnen. Konkordanz bedeutet, in der Politik den Miteinbezug einer möglichst grossen Anzahl von Kräften, von Vereinen und Verbänden bis zu Parteien, zu ermöglichen, mit dem Ziel unter diesen einen Konsens zu finden. Es ist ein kooperatives System, das meiner Meinung nach sehr gut zu einem polimatriarchalen System passt.

Was sind die Vorzüge einer Polimatriarchie zu einer ‘Meritokratie’? Frauen als zentrale Gewalt zu haben, bedeutet, mit der Zeit weniger offene Konfrontation vorzufinden, da wir gesehen haben, dass Frauen im Schnitt fähiger zu Sozialität sind, als Männer. Die Meritokratie, welche jenen Macht gibt, welche die höchsten Leistungen vorweisen, gibt hingegen Anreiz zu Konkurrenz. Unsere Demokratie ist ein Stück weit eine Meritokratie, wo Politiker Erfolge vorweisen möchten, um wieder gewählt zu werden, und dadurch hat sie etwas Aristokratisches, da durch einen solchen Prozess die besten gewählt werden (wobei das Parteiensystem all dies untergräbt). Das bedeutet nicht, dass bei Frauen weniger die Leistung im Vordergrund steht, es bedeuet auch nicht, dass Frauen keine Konkurrenzkämpfe ausfechten können oder wollen. Es bedeutet, dass sich bei Frauen in politischen Entscheidungsämtern die Dynamik der Kommunikation grundlegend verändern würde. Es soll weiter bedeuten, dass Frauen eher noch Leistung zeigen können, wenn dafür nicht direkt eine Belohnung ausgesprochen wird. Bei Männern ist, so war das für mich zumindest deutlich im Militär zu sehen, Motivation nur durch abwechselndes Strafen und Belohnen anhand der Leistungen nachhaltig möglich. Politik, als Monopolgewalt, funktioniert besser, wenn es nicht ständiges Kräftemessen gibt, und wenn stattdessen kooperiert wird, da in der Politik allgemeine Lösungen nötig sind, und nicht Wettkämpfe mit Verlierern und Gewinnern. Somit vertragen sich Persönlichkeiten, welche die eigene Leistung im Vergleich zur Leistung anderer im Fokus haben, und die anderen ausstechen wollen, nicht mit Politik.

Es ist ein Übel der gegenwärtigen modernen Gesellschaften, eine träge, übergrosse Bürokratie zu haben, in der sich tausende alter Männer in sicheren, gut bezahlten amtlichen Positionen finden, welche nur noch auf das Datum ihrer Pensionierung warten. Männer – selbst die alten – agieren besser dort, wo sich etwas vorfindet, das ihrem Wesen entspricht, wo Leistung belohnt wird, und wo Faulheit bestraft wird. In einer solchen Umgebung sind Männer tendentiell eher aktiv als in einem Amt, wo alle darauf angewiesen sind, dass die Beamten aus eigener Initiative, ohne Risiko, ohne bedeutende Konsequenz, ihre Arbeit dennoch mit all ihrem Können erfüllen.

Emanzipation

Im Folgenden werde ich Frauen und Männern weiteren bestimmten, generalisierenden Rollen zuweisen. Diese Rollen betreffen den Durchschnitt, nicht jede Frau unter den Frauen, und nicht jeden Mann unter den Männern. Dies bedeutet somit nicht, dass Frauen alleine in diesen Gebieten, und Männer alleine in jenen Gebieten arbeiten sollten. Dieses Einteilen basiert viel eher auf der Beobachtung, dass Frauen dort, wo es um den Umgang mit Fremden über eine längere Zeitspanne geht, tendentiell eher aufopfernd, und Männer eher egoistisch sind. Noch einmal: im Schnitt – es betrifft hier nicht die individuelle Frau oder den individuellen Mann. Dies bei Fremden, welche in der gleichen Gesellschaft leben. Das soll kein abwertendes Urteil, weder gegen Frauen noch gegen Männer, sein. Beide Eigenschaften haben gleichermassen eine negative wie auch positive Seite. Der Punkt ist, dass sich diese Unterschiede ergänzen, und dass sie sich auch auf politischer Ebene ergänzen können. Die zwei Seiten wären einerseits die Matriarchinnnen in der Politik, und alle anderen, d.h. Männer und nicht-politische Frauen andererseits, in der privaten Volkswirtschaft. Wer denkt, diese Unterschiede, das Aufopfernde und das Egoistische, seien (sofern man die Existenz der Unterschiede nicht schon vorab abstreitet) nur anerzogen, irrt möglicherweise, da es sehr viele Studien zum Thema gibt, auch aus egalitären Ländern wie den skandinavischen, welche die psychischen Unterschiede zwischen Mann und Frau deutlich bestätigen. Das Thema ist von der Psychologie bis zur Erschöpfung durchforscht: es gibt messbare, durchschnittliche Unterschiede in den Persönlichkeiten von Männern und Frauen, so sehr dies in der Gegenwart auch umstritten sein mag.

Es hat sich für Frauen vieles verändert in den letzten hundert Jahren. Die Argumente gegen eine Patriarchie, eine Herrschaft durch väterliche Figuren, halte ich zwar für berechtigt, in ihrem Fokus jedoch etwas zu einseitig. Die modernen Argumente gegen patriarchale Unterdrückung lassen viele geschichtliche Umstände aussen vor, und berücksichtigen nicht, was in der Gegenwart alles anders geworden ist, und wie sich die Verhältnisse auch auf die Zukunft hin weiter verändern. Es scheint eine auch politisch getriebene Argumentation zu sein, welche allerlei Dinge mit einem einzigen, einfachen Filter zu beantworten versucht. Man sollte nicht zu ungeduldig darin sein, wie sich die Dinge im Verlauf der Zeit wandeln.

Die meisten Veränderungen für Frauen sind seit der Emazipation als erste Ursache geschehen, weil durch allerlei Erfindungen mehr Freiheiten ermöglicht wurden. Darauf bauend erst manifestierten sich politische Demonstrationen und Proteste aller Art, welche sich dann wiederum in gesellschaftlichen Veränderungen manifestierten. Neben unzähligen Entwicklungen welche den Aufwand alltäglicher Pflichten und Arbeiten, wie den Haushalt, Gartenbau, persönliche Hygiene usw. stark verringert haben, ist es heute unter anderem z.B. möglich, zu verhüten, und die Menstruation komplett zu verstecken. Dies bedeutete für Frauen wiederum, auf einmal in allen möglichen Berufen einsteigen zu können, woraus wiederum die Möglichkeit geschaffen wurde, komplett unabhängig leben zu können – usw. Auch die vielen Fortschritte in Sanitärtechnik, welche erreichten, Körperhygiene zu vereinfachen, hatten grössere Auswirkungen, als man auf den ersten Blick wohl annehmen würde. Durch diese äusseren Veränderungen ist es nun möglich, Frauen eine ganz andere gesellschaftliche Rolle zu verantworten. Die materiellen Einschränkungen haben in der Vergangenheit viele Freiheiten verhindert.

Eine Rolle mit grosser gesellschaftlicher Verwantwortung, welche einen Nutzen für eine jede grössere Gemeinschaft von Menschen haben kann, konnte den Frauen durch die neuen Freiheiten verantwortet werden. Eine Verantwortung, welche von den mächtigen Männern allerlei Länder der Gegenwart, durch die traditionell vererbte Idee der Interpretation von Politik als Machtpolitik, in vielen Fällen ungenügend wahrgenommen wird. Dies ist nicht etwa eine Boshaftigkeit von Seiten der Machtpolitiker, sondern ein für die Gegenwart schädlicher, alter Instinkt. Und weil Frauen diesen Anteil allen gesellschaftlichen Wirkens sehr effektiv übernehmen können, ohne durch diesen Instinkt zu einem für die Gesellschaft toxischen Verhalten gezwungen zu werden, haben Männer in einer polimatriarchischen Gesellschaft, das heisst ausserhalb der Politik, in der Privatwirtschaft nämlich, wiederum mehr Spielraum um dort zu wirken, wo sie grösseren Nutzen bringen. Und das ist in Berufen wo sich die Möglichkeit findet, grosse Gewinne wie auch grosse Verluste zu machen, wo sich allerlei Risiken finden, in technischen Berufen, in körperlichen Berufen, in Hochleistungsberufen, als Entrepreneure usw. Für ein gemeinsames Ziel zu arbeiten, ist für Frauen oftmals eine erstrebenswerte, schöne Sache. Für Männer ist tendentiell eher das Gewinnen eines Konkurrenzkampfes attraktiv.

Da das Thema durch die Gegenwart politisch geladen ist, soll hier noch einmal erwähnt werden, dass das nicht heissen soll, dass Frauen in diesen Risikoberufen nichts zu suchen hätten. Der private Markt soll für alle zugänglich sein. Jedoch sollte dort, wo monopolistische Zwangsentscheidungen getroffen werden, nämlich in der Politik, welche die Menschen der betreffenden Gesellschaft in bestimmte Verhaltensweisen zwingt, keine Zugänglichkeit für alle bestehen, dort sollten – nach obiger Argumentation – besser nur Frauen (welche eigene Kinder haben), Zutritt haben. Das Ziel ist eine Politik, welche sich von den Bürgern so weit abgrenzen kann, dass sie diese nicht bemuttert mit allerlei Sozialleistungen fürs Nichtstun, sich aber dennoch für eine gemeinsame Sache kraftvoll einzusetzen vermag, und jenen zu helfen weiss, welche Hilfe benötigen, ohne sie von der Hilfe abhängig zu machen. Das Ziel ist, zwar primär Fraueninstinkte in der Politik zu haben, aber Mutterinstinkte genauso wie Männerinstinkte draussen zu lassen. Das gemeinsame, kommunale, harte Arbeiten soll in die Politik hinein, das Aufopfernde und das Egoistische sollen draussen bleiben.

Gleichberechtigung und Gleichmachung

Gegenwärtig wird versucht, im Sinne von Gleichberechtigung Frauen und Männer nebeneinander zu stellen, in der Erwartung, dass dann alle Arbeitsplätze zur Hälfte von Frauen und zur anderen Hälfte von Männern besetzt werden. Dies wird aufgrund der vorhandenen (messbaren) durchschnittlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau jedoch nie eintreten, wie das z.B. Skandinavien je länger je mehr beweist. Männer und Frauen sind nicht dasselbe, sie haben (im Schnitt, es muss leider wiederholt werden weil es nicht verstanden wird) verschiedene Ziele, verschiedene Erwartungen, verschiedene Herangehensweisen usw. Und es ist schade, dass dies immerzu auf Ungleichheit und Ungerechtigkeit abgeschoben wird, da eine solche Denkweise die zwei Geschlechter nur weiter spaltet, als sie zusammen zu bringen. Und es ist gleichsam schade, wenn in Zukunft möglicherweise immer mehr Massnahmen ergriffen werden, um ein solches Halb-halb, solche Equität, auf Gedeih und Verderb zu erreichen. Es macht mehr Sinn, die Unterschiede, so wie sie sind, als Realitäten hinzunehmen, zu akzeptieren, und zu etwas Konstruktivem zu nutzen, wie das z.B. im System, das oben beschrieben wurde, vermutlich der Fall wäre. Und dabei die Ideen dazu, wie die Dinge vielleicht sein sollten (z.B. Frauen und Männer in allen Bereichen gleich verteilt), als Idealitäten von vorigem abzugrenzen. Kann nicht dazwischen unterschieden werden, was reell und was ideell ist, hat man keine Chance auf eine umsetzbare, wirksame Zukunftsgestaltung.

Denn nicht alles Schlechte ist immer Absicht (in diesem Fall von einem verschwörerischen, machthungrigen Patriarchat), häufig ist etwas nicht gut, weil vielen schlichtweg die Vorstellungskraft fehlt, wie die Dinge stattdessen aussehen könnten, oder weil zu einem Zeitpunkt eine physische Infrastruktur fehlt.

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