Im ersten Teil zu den Denkfehlern werden dreissig Typen aufgeführt, und in diesem Teil sollen es im Laufe der Zeit noch einmal so viele werden.
Schwierigkeiten, die in der Gegenwart für das gute Denken zunehmen, sind verschiedene:
- Die Menge an (ungeordneter) Information in der Welt.
- Die Komplexität von spezialisierten Wissenschaften.
- Die Anreize zur Förderung politischen Denkens durch kommerzielle wie auch soziale Medien.
- Der Individualismus, der durch den Stolz den Menschen mehr zum Gewinnen von Argumenten als zur Sache führt.
- Das Ungleichgewicht des Denkens zu Fühlen und Wollen, wobei der Fokus in der Bildung stark auf dem Denken liegt.
- Die Bildung, die den schnellen Konsum und die schnelle Wiedergabe von möglichst viel belegter Information erzwingt, anstatt das selbständige, ruhige Schaffen und Spielen mit Ideen zu lehren.
- Zuletzt: das Loslösen von der Vergangenheit und Philosophie zugunsten von aktuellster Information.
Mit zunehmender Menge an Information in der Welt, ist es zunehmend einfacher, zu vermischen was wesentlich und was unwesentlich ist. Es findet sich einerseits mehr ‘Lärm’, mehr unnütze Information also, und das macht es zunehmend schwierig, in den Gedanken die Spreu vom Weizen zu trennen. Eine andere Schwierigkeit ist die Spezialisierung von Disziplinen, was selbst strengste, evidenzorientierte Naturwissenschaften zu etwas Esoterischem, Okkulten, oder in deutsch: schwer Zugänglichem, macht.
Die Denkfehler in diesem Folgeartikel behandeln eine Anzahl von Vorurteilen, welche verschiedene Namen tragen. Viele der in diesem zweiten Artikel aufgeführten Denkfehler sind durch den Autoren Gurwinder S. Boghal (Twitter) bereichert. Nun wieder zu den Typen an Denkfehlern.
Denkfehler 31: Wir urteilen über andere, wie wir über uns selber urteilen.
Wir bilden Urteile über andere Menschen tendentiell nach deren Charakter, und Urteile über uns selbst nach der Situation. Als Beispiel: wenn man sich verspätet, schliesst man es eher auf einen Grund, wie den Wecker, den Verkehr etc. und wennn sich ein anderer Mensch verspätet, schliesst man es eher auf deren Charakter, wie Faulheit oder dergleichen. Es ist dies der ‘Grundlegende Zuschreibungsfehler’.
Der Denkfehler ‘Ultimativer Zuschreibungsfehler’ schreibt schlechte Handlungen durch Freunde oder die eigene Seite den Umständen zu, während schlechte Handlungen durch Gegner auf deren Charakter geschlossen werden. Die Schlechtigkeit einer Handlung hat im einen Fall etwas Kurzfristiges, im anderen etwas tiefer Liegendes. (Wir bewerten Freunde also wie uns selbst.)
Denkfehler 32: Ich sehe die verschiedenen Eigenschaften eines einzelnen Menschen unabhängig voneinander.
Eine auffällige gute oder schlechte Eigenschaft beeinflusst das Urteil über andere Eigenschaften. Z.B. wird eine niedliche Person dadurch als unfähig zu Gemeinheiten beurteilt. Diese kognitive Verzerrung wird als Halo-Effekt bezeichnet (der Halo ist das englische Wort für Heiligenschein).
Denkfehler 33: Ich forme Urteile nach der Realität, nicht nach dem Erstbesten.
Wir geben im Urteil jenen Dingen Vorzug, die uns zeitlich oder gefühlt am nächsten sind, nicht dem objektiv Wichtigsten. Dies wird ‘Verfügbarkeitsheuristik’ oder ‘Verfügbarkeitsfehler’ genannt. Der Unterschied zur Ankerung (DF34) besteht darin, dass die Ankerung durch den Moment geschieht, während die Verfügbarkeitsheuristik unser Urteil durch unsere stärksten Erinnerungen beeinflusst.
Denkfehler 34: Meine Gedanken bilden sich durch sich selbst.
Name: Ankerung (Englisch: Ankering, Priming, Focusing Illusion, entfernt: Framing). Gedanken bauen stets auf bestehenden Vorstellungen, bewussten wie unbewussten. Z.B. gibt man ein Ausmass vor, nach welchem sich die Gedanken des anderen dann anschliessen. Ein Autohändler verkauft am liebsten die teuren Autos, sein Ziel ist es, dass die Kunden möglichst viel Geld ausgeben. Er redet mit dem Kunden, und schätzt dessen Budget ein, sein Ziel ist nun, dass der Kunde ein Auto kauft, dass sich dieser eigentlich gerade nicht mehr leisten kann. Er wird dafür nun ein sehr teures Auto als Vergleich nehmen zu jenem, das er dem Kunden andrehen möchte, da der Kunde durch die Ankerung nun allein über hohe und sehr hohe Preise nachdenkt, und darin den besten Kauf machen möchte. Hätte der Autohändler ein billiges Auto als Vergleich zum Zielverkauf genommen, so wäre für den Kunde im Vergleich zum billigen Wagen nun jedes Auto sehr teuer, und er wird sich konservativer entscheiden. Die Ankerung ist für alle möglichen Themen zu beobachten, nicht nur für Händler.
Denkfehler 35: Ich habe keine unbewussten Vorstellungen (weil es solche nicht geben kann).
Jede innere Vorstellung, zu der man nicht um die Alternativen weiss, ist eine selbstverständliche. Es gibt Dinge, die so fern aller Erfahrung sind, dass wir niemals direkt darauf kommen. Zu wissen was wirklich Erfahrung und nicht leicht verzerrte Vorstellung ist, oder wie Erfahrung prinzipiell geschieht, bedingt womöglich absolute Selbsterkenntnis oder zumindest mehr, als ein Mensch haben kann, diese wiederum bedingt absolute Welterkenntnis (da wir, wie Steiner aufzeigt, die Welt analog zu uns selbst verstehen, und umgekehrt), und solche bedingt einen absoluten Verstand. Da wir letzteren nicht haben, ist unser Wissen um die Natur der Erfahrung als Prozess immer unvollständig. Und so gibt es Vorstellungen, welche die Grundlage unserer Erfahrung bilden, ohne dass wir um die Natur des Erfahrens wissen. Folglich sind jene Vorstellungen in der erfahrbaren Realität des ‘Erfahrens’, ohne dessen Natur zu verstehen, unbewusste. Und weil jeder apriorische (durch Experimentation erst zu bestätigende) Gedanke irgendwo einen aposteriorischen (aus Erfahrung schöpfende) Gedanken zur Grundlage hat, basiert jede Vorstellung auf einer unbewussten, wodurch schliesslich jede Vorstellung durch den nicht erfahrbaren Teil am Erfahrungsprozess einen unbewussten Anteil hat. Und so haben wir notwendigerweise unbewusste Vorstellungen.
Denkfehler 36: Risiken <nach> einer gemachten Invesition, sind berechtigt höher zu sein als ohne Investition.
Name: Eskalierender Einsatz (andere, anglizististische Namen: Eskalierendes Commitment, Sunk Cost Fallacy, Entrapment usw.). Der Denkfehler ist hierbei, dass ein vorgängiger Einsatz, eine kostspielige Verpflichtung, einen dazu bewegen sollte, grössere Risiken einzugehen, und weiter in das jeweilige Vorhaben zu investieren, um es zum Erfolg zu bringen. Der Denkfehler ignoriert, dass sich die Realität nicht nach dem Risiko richtet, sondern nach den gesetzmässigen Abläufen eines jeweiligen Vorhabens.
Denkfehler 37: Das Vorhandene/das Sichtbare ist das Wahrscheinlichste.
Dieser Denkfehler wird zum Vorhandenen als die ‘Überlebendenverzerrung‘ (Englisch: Survivorship Bias) bezeichnet. Beispielsweise bilden wir unser Bild eines Serienmörders nach Überlebenden oder den gefundenen Körpern, also nach den Dingen, wo der Serienmörder (aus dessen Sicht) einen Fehler machte. Umgekehrt bewerten wir den Erfolg einer Unternehmung höher ein als der Misserfolg, da die Sichtbarkeit erfolgreicher Dinge höher ist, als die von Misserfolgen. Der Denkfehler wurde durch die Analyse von Kampffliegern im zweiten Weltkrieg bekannt (aus Wikipedia): “Der Begriff geht auf die Arbeit von US-Navy-Ingenieuren im Zweiten Weltkrieg zurück, die untersuchten, wo die Panzerung der Flugzeuge bei minimaler Gewichtszunahme zu verbessern sei und somit die Überlebensrate der Piloten steigern sollten. Dazu sollte ein Verfahren entwickelt werden, um zu berechnen, welche Treffer eher zu einem Absturz der Maschine führen würden und welche eine Rückkehr ermöglichten. Der damit beauftragte Mathematiker Abraham Wald stieß auf das Problem, dass nach Abstürzen die Informationen über Einschüsse fehlten, und nur die zurückgekehrten Flugzeuge direkt untersucht werden konnten. Um den survivorship bias zu vermeiden, entwickelte er indirekte Erhebungsverfahren. Die Flugzeuge wurden daraufhin an den Stellen verstärkt, die keine Einschusslöcher aufwiesen, da Einschüsse an diesen Stellen vermutlich zum Absturz der Maschinen führten.”
Wird der Denkfehler auf das Sichtbare (Englisch: Streetlight Effect, Drunkard’s Search) bezogen, so wird er als als Strassenlampeneffekt (oder einfach: Beleuchtungseffekt) bezeichnet. Die Perspektive, die die Betrachtung einer Sache am einfachsten macht, wird bevorzugt. Dieser Denkfehler ist für das WAP einer der wichtigsten! Das Weltanschauungsprinzip hat den Anspruch, jedes Vorkommen dieses Effekts lösen zu können.
Denkfehler 38: Wirklich empirisch sind nur Daten.
Dies hängt stark davon ab wie die Daten abgebildet werden, und ob man sie richtig interpretiert. Gerade bei Statistiken finden sich unzählige mögliche Denkfehler. Z.B. werden beim ‘Simpsonparadox‘ Datensätze in einer Weise gruppiert, dass eine Korrelation sichtbar wird, die eigentlich nicht vorhanden ist. Beim Concorcetparadox, einem Spezialfall des Simpsonparadox, wird bei Wahlen z.B. gezeigt, wie A beliebter ist als B, B beliebter als C, jedoch C beliebter als A. Die Verzerrung entsteht dadurch, dass die Mehrheit die hier für C ist, irreführend in den Gruppen aufgeteilt wird.
Denkfehler 39: Rassismus, Sexismus und Homophobie haben in den letzten hundert Jahren zugenommen.
Name der Fehlerursache: Konzeptkriecherei (Engl.: Concept Creep). Werden soziale Probleme weniger häufig, so werden die betreffenden Begriffe ausgeweitet. Echte gesellschaftliche Fortschritte werden so durch Bewegungen für soziale Fortschritte überschattet, und werden unterbewertet oder überhaupt nicht gesehen.
Denkfehler 40: Wir denken primär als Individuen.
Wir tendieren im Schnitt eher zum kollektiven Denken, in einem Wunsch nach Harmonität in einer Gruppe, und entscheiden uns darin oft irrational, um Konflikte zu vermeiden. Man bezeichnet dies als ‘Gruppendenken‘.
Denkfehler 41: Die meisten stimmen mir zu.
Es findet sich im Schnitt ein Überschätzen der Zustimmung anderer. Diesen Denkfehler bezeichnet man als ‘falschen Konsensus‘.
Denkfehler 42: Wir bilden unser Urteil nach den gleichen Bedingungen, ob eine Person nun zu unserer Gruppe gehört oder nicht.
Wir beurteilen Mitglieder unserer Gruppe (Eigengruppe) in bestimmten Aspekten nachsichtiger. Und wir beurteilen Menschen gegnerischer Gruppen als homogen (Fremdgruppenhomogenitätseffekt, engl: Outgroup Homogeneity Effect), z.B. werden alle Mitglieder einer politischen Partei als eine Art von Mensch angesehen, obwohl die Menschen sehr heterogen sein können.
Denkfehler 43: Meine Meinung zu ändern bedeutet Unrecht gehabt zu haben, wodurch ich ein Mensch bin, der unrecht hat.
Die Meinung zu ändern vergrössert die Wahrscheinlichkeit, Wahres zu meinen. Es gibt ein grosses, unbewusstes Vorurteil zugunsten bestehender Meinungen. Es ist das Gegenteil einer Schande, im Angesicht von Unwahrem dieses zu korrigieren, es ist stattdessen eine lobenswerte Fähigkeit zu Demut.
Die Meinung zu ändern, sofern nicht aus einem Opportunismus sondern weil ein anderes Argument schlichtweg besser ist, bedeutet das Wahre vor dem Stolz zu priorisieren.
Denkfehler 44: Nicht die Grundlage eines Gedankens ist zentral, sondern was daraus gemacht wird.
Die Grundlage ist immer zentral, aber sie muss nicht notwendigerweise zu einem guten Gedanken führen. Eine schlechte Grundlage hingegen wird sehr wahrscheinlich falschen Ideen führen (Kumulationsfehler).
Denkfehler 45: Die Anzahl (positiver) Zitierungen sagt etwas über den Wahrheitsgehalt aus.
Der ‘Wuseleffekt‘ (Englisch: Woozle Effect) oder Zitationseffekt ist zuerst bei Sozialwissenschaften beobachtet worden. Dort wird eine mangelafte Studien zitiert, das zitierende Blatt wird nun von einem anderen zitiert usw. Dies führt zu falschen Vorstellungen in der Öffentlichkeit, in Akademia und in der Politik, da die lange Zitatabfolge suggeriert, dass das ursprünglich Zitierte eine gute Studie ist.
Denkfehler 46: Dieses (politische) System ist schlecht, weil es ein besseres System geben könnte.
Der Nirvanafehler (besser bekannt als Nirvana-Fehlschluss, Trugschluss der perfekten Lösung, in engl: Nirvana Fallacy) vergleicht ein nicht realisierbares Ideal mit einer nicht perfekten, realen Sache, und lehnt die reale Sache ab, weil sie nicht so gut ist wie das (vermutlich) nicht Realisierbare.
Ein daneben zu stellender Fehler ist die ‘relative Privation‘, bei der es nicht um das Beste, sondern um das Schlechteste geht. Aus der relativen Privation werden Dinge gesagt, wie: “Warum sprechen wir über dieses Problem, wenn es unendlich viel gravierendere Probleme gibt?” Damit wird angedeutet, dass jemandem das grosse Problem egal sei, weil der Fokus auf kleineren Problemen liegt. Das Problem damit ist, dass nach dieser Logik nur noch über die schlimmsten Dinge geredet werden könnte.
Denkfehler 47: Es macht keinen Unterschied ob jemand als eigensinnig oder verbockt dargestellt wird, die Worte sind synonym.
Die selektive Verwendung bestimmter Worte ist eine der Hauptursachen von Vorurteilen in und durch Medien, und wird gravierend unterschätzt. Sie können auch ein absichtliches Werkzeug von Propaganda, und darin sehr wirkungsvoll sein.
Denkfehler 48: Erfolg ist nicht Glück, wie eine Erbschaft oder Talent, sondern harte Arbeit.
Erfolg hat sehr viel mit harter Arbeit zu tun, aber frühe Vorteile können durch den Matthäuseffekt sehr viel helfen. Der Effekt beschreibt das Stapeln von Erfolgen: “Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.” – Mt 25,29 LUT. D.h. Vorteile bewirken Vorteile, die zu sozialen, ökonomischen und kulturellen Oligopolien führen. Je reicher Du bist, desto einfacher ist es, noch reicher zu werden. Je mehr ein Wissenschaftler wahrgenommen wird, desto mehr wird er für zukünftige Erkenntnisse und Entdeckungen wahrgenommen.
Denkfehler 49: Ich bin in meinem Beruf an der richtigen Stelle.
Nicht notwendigerweise ein Denkfehler, aber ein Prinzip, das durch die Umsetzung falscher Vorstellungen häufig anzutreffen ist. Das Prinzip ist ein unterhaltsames, denn es besagt, dass die Welt mit inkompetenten Menschen gefüllt sei, da ein jeder so lange befördert wird, als er die Erwartungen übertrifft, bis er irgendwann die Erwartungen nicht mehr erfüllen kann, und nicht mehr befördert wird, aber die Stelle behält. Das bedeutet, dass er auf der Position wo er nicht mehr die erforderliche Leistung erbringen kann stecken bleibt. Dieses Prinzip nennt sich das ‘Petersprinzip‘. Eine satirische Anwendung des Petersprinzips ist das Komix von Scott Adams, ‘Das Dilbertprinzip‘.
Denkfehler 50: Gottes Wege sind unergründlich.
Lokis Wette. Ein Denk- oder Argumentationsfehler wo gegen eine Kritik verteidigt wird, indem behauptet wird, dass sich die Sache einer Definition entzieht. Ein anderes Beispiel ist das bekannte Beispiel von ‘Lewontins Irrtum‘ (engl.), den ich hier nicht aufführen möchte.
In der Edda (Skáldskaparmál ch. 35), macht Loki eine Wette mit dem Zwergen Brok, und setzt dafür seinen Kopf als Einsatz. Loki verliert, und bald kommen die Zwerge für seinen Kopf. Loki hat kein Problem damit, dass ihm der Kopf genommen werde, jedoch besteht er darauf, dass ihm nichts von seinem Hald genommen werde. Die Zwerge besprechen untereinander wie sie dies bewerkstelligen sollten, aber sie kommen nicht auf eine Meinung, wo genau der Hals endet, und wo der Kopf beginnt. Loki behält seinen Kopf, seine Lippen werden jedoch als Strafe zugenäht, weil er sich mit trickreichem Wortspiel aus der Wette löste. Dies ist die Herkunft des Namens des Argumentationsfehlers.
Denkfehler 51: Dieser Mensch hat nicht nur, sondern ist dieser Charakter.
Alle Menschen haben bestimmte ‘Charaktere’ für bestimmte Situationen, man bezeichnet diese als Untercharaktere, Subcharaktere oder Unterpersönlichkeiten. Einem Menschen einen einzelnen Charakter zuzuweisen wird nicht dem ganzen Menschen gerecht, aber vielleicht dem Menschen in einer bestimmten Situation.
Denkfehler 52: Diese Erscheinung nehme ich als Unordnung wahr, folglich muss sie unordentlich sein.
Die ‘Legibilität’ oder ‘Illegibilität’ eines Phänomens beschreibt die ‘Lesbarkeit’ oder ‘Unlesbarkeit’. Ist ein Wald z.B. voller geknickter Bäume, verworrenen Gestrüppen usw, so kann es sein, dass man den Wald ‘aufräumen’ möchte, weil man ihn als unordentlich wahrnimmt. Später realisiert man, dass die toten Bäume für verschiedenste Tierarten ein Unterschlupf, Nest, Versteck, Nahrung war, für verschiedenste Pflanzen den Boden bereicherte, eine günstige Umgebung darstellte usw. Die gebrachte ‘Ordnung’ hat ein komplexes System unterbrochen das dann zusammenbricht, das man nicht verstanden hat. Nur weil etwas chaotisch erscheint, muss es noch lange nicht chaotisch sein, und selbst wenn es ein Chaos ist, ist es vielleicht ein Chaos, das die meisten seiner möglichen Zustände selber lösen kann.
Denkfehler 53:
Veränderliche Grundlinie.
Denkfehler 54:
Verfügbarkeitskaskade.
Denkfehler 55:
Reaktanztheorie
Denkfehler 56:
Apophenia, Prädiktionskodierung.
Denkfehler 57:
Narrationsfehler.
Denkfehler 58:
Pareidolia.
Denkfehler 59: Aus Falschem folgt Beliebiges.
“Ex falso sequitur quodlibet” (häufiger: Ex falso quodlibet, kurz: e.f.q.; eindeutiger: Ex contradictione sequitur quodlibet – Aus einem Widerspruch folgt Beliebiges) ist ein Satz der Logik. Die Idee des Satzes ist, dass durch die Akzeptanz eines einfachen logischen Widerspruchs alle Schlüsse, und darin auch alle Widersprüche und Falschheiten, akzeptiert werden müssten. Der Satz bezieht sich nicht auf einzelne Aussagen, aus denen bestimmte Folgen entstehen (sonst wäre das Wort ‘Beliebiges’ unzutreffen, da in einer Folge nicht Beliebiges möglich ist), sondern die Gesamtheit aller Aussagen. Der Satz sagt: wenn wir eine erkennbare logische Falschheit akzeptieren, müssen wir alle logischen Falschheiten akzeptieren.
Meiner Meinung nach, mit der Hilfe des Weltanschauungsprinzips, ist der Gedanke ein Denkfehler, weil Falschheiten sich nicht auf logische Systeme oder sonstigen Rationalismus beschränken. Er sollte lauten: “Aus der Akzeptanz falscher Logik folgt die Akzeptanz beliebiger Logik”.
Denkfehler 60:

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