Einfache Denkfehler 1: 1-30

Die Teile der Denkfehler-Serie:

Dieser Artikel beschreibt einige Denkfehler (es gibt unzählige), respektive deren daraus folgenden Fehlschlüsse, sofern diese als Startpunkt einer Annahme dienen. Es geht nicht um Denkfehler über weltanschauung.org, das Prinzip der zwölf Weltanschauungen oder einzelne WA, sondern um Denkfehler, die allgemein, zu allen möglichen Themen, anzutreffen sind. Ich habe diesen Artikel in den letzten Wochen durch Beobachtungen auf Twitter, und Erinnerungen an eigene intellektuelle Fehlgriffe und Erfahrungen von Personen wie Scott Adams und Albert Mössmer, laufend ergänzt, jedoch ist er mit bereits dreissig Typen an Fehlern mittlerweile so lange geworden, dass ein seprater Artikel (Einfache Denkfehler 2) überfällig wurde.

Vielleicht zeigt sich eines Tages eine Tendenz zu einer Gruppe von Hauptfehlern, unter die man die anderen kategorisieren kann. “Die zwölf Kategorien der Denkfehler” z.B. wäre ein toller Titel für einen (separaten) Artikel. Aristoteles hat in den ‘sophistischen Widerlegungen’ einige übergeordnete Fehlschlüsse benannt und kategorisiert, die man sich in einem solchen Projekt zu Hilfe nehmen könnte. In einem anderen Artikel möchte ich noch Argumentationsfehler darstellen (Vorbild Wikipedia), vielleicht in Verbindung mit den sophistischen Widerlegungen der Topik. Eine von mir im PDF-Format (‘Portable Document Format-Format’) erstellte Version des übersichtlichen Wikipedia-Artikels, findet sich hier ganz unten.

Weiter können vielleicht jene, welche gerne argumentieren ihre Argumente durch die in diesem Artikel aufgeführten Typen an Denkfehlern verbessern. Viele der Fehler mache ich unbewusst auch selber regelmässig.

Eine Anzahl der Beispiele kommen vom Amerikaner Scott Adams, der ein Buch dazu veröffentlicht hat, mit dem provokativen Titel “Loserthink”. Es geht darin jedoch nicht darum, den falsch oder schlecht denkenden Menschen als Loser, also Verlierer, darzustellen, sondern dessen Methode als ‘zum Verlieren von Argumenten’ verurteilt. Implizit ist ein solcher dann zwar schon ein ‘Loser’, aber das soll ihn eher motivieren als niederschlagen, denn niemand wird gerne als Verlierer verspottet. Spott zu vermeiden kann ein starker Antrieb sein. Von Adams inspiriert sind 2, 3, 7, 8, 9, 10, 11 und 12, von mir übersetzt und ergänzt. Bei einige Denkfehler 2 kommt dann eher Mössmer zum Zug.

Nun zu den Denkfehlern.

Denkfehler 0: “Das ist doch einfach alles nur…”

… der Beginn aller Denkfehler (siehe DF8).

Inhalt

Denkfehler 1: Wie im Grossen, so im Kleinen (und umgekehrt).

Auch wenn der Vergleich oftmals zutrifft, es besteht keine Notwendigkeit dazu. Das Kleine kann dem Grossen widersprechen (und das Grosse kann dem Kleinen widersprechen).

Denkfehler 2: Der Mensch ist ein rationales Wesen.

Die Natur setzt nicht voraus, dass man sie in ihrer Tiefe versteht, um in ihr zu überleben. Man muss sie nur genügend verstehen, um nicht (zu) frühzeitig zu versterben. Der Mensch ist, als was er geschichtlich überlebt hat. In unserer Welt hat nie die Notwendigkeit bestanden, von Grund auf das Denken im Einklang mit der Wirklichkeit zu entwickeln.

Der Mensch hat die Freiheit zu irren. Von allen Arten menschlicher Freiheit ist sein Potential zu irren wohl die grenzenloseste.

Denkfehler 3: Richtig zu liegen zeigt sich als Gefühl.

Spektakulär richtig und spekakulär falsch zu sein, fühlen sich genau gleich an (Scott Adams). Und: Anderer Meinung zu sein, gründet oftmals im Missverstehen der anderen Meinung, und das wird dort wahrscheinlicher, wo die andere Meinung komplexer wird. Am wahrscheinlichsten ist das Missverstehen dort, wo eine komplexe Meinung in einfacher Sprache mitgeteilt wird, oder werden muss. Das Missverstehen einer anderen Meinung ist nicht als Gefühl identifizierbar.

Denkfehler 4: Worte beschreiben Wahrheit.

Worte können tiefe Wahrheit in sich tragen, aber sie können falsch angewendet werden. Das “Wort-Denken” ist der schnellste Weg zum Irrtum, weil es zu Verbindungen kommt, die in begrifflichen, wortlosen Gedanken keinerlei Überlebenschance hätten. In der Sprache gründende Denkfehler kommen häufig im Argumentieren vor (Fehlschlüsse aus sprachlicher Verwechslung, Zirkelbeweis). Viele falschen Annahmen gründen auf Wort-Denken. Das Denken sollte dadurch eher in “Begriffen” (Vorstellungen) geschehen, die man dann mit der notwendigen Vorsicht in Worte übersetzt. Worte geben Begriffen dann die Kraft, wirken zu können. Diese Kraft kann auch missbraucht werden.

Denkfehler 5: Worte kann man einander gleichsetzen.

Unterschiedliche Worte können fast Gleiches beschreiben, ohne als Kategorie oder an sich Gleiches zu sein. Ein Wort kann aber Überkategorie eines anderen sein, wodurch das andere in ersteres eingeschlossen wird. Z.B. Spiritualismus und Theosophie, oder Anthroposophie.

Denkfehler 6: Alles ist irgendwo zwischen den Extremen gut und schlecht.

Nichts ist, für sich gesehen, “irgendwo zwischen gut und schlecht”. Solche Zuweisung ist nur im Vergleich zu einer anderen Sache möglich. Man stelle also immer die Frage: “Verglichen womit?”

Denkfehler 7: Falsche Vorstellungen können alle Formen gleichermassen annehmen.

Falsche Vorstellungen sind viel eher additiv. Sie fügen etwas zur Realität hinzu. In der Extremform, der Halluzination, wird selten empfunden, dass etwas nicht vorhanden ist. Man kann einen Stuhl hinzu halluzinieren, aber viel unwahrscheinlicher ist es, dass man ihn weghalluziniert.

Denkfehler 8: Dinge, Situationen haben letzten Endes einen einfachen Nenner.

Nicht alles kann auf eine einzelne Variabel herunter gebrochen werden. Besonders bei komplexen Dingen ist das schwierig. Wo es mit Leichtigkeit und Gewissheit geschiet, ist besonders aufzupassen. Eine Gewissheit in bestimmte einfache Variablen ist oftmals ein Hinweis darauf, dass man sich etwas einredet. Und man redet sich sehr häufig Dinge ein. Grosses Wissen zu einem Thema führt eher zu schwerfälligen Gedankengängen, weil man mit viel Wissen viele Dinge berücksichtigen und abwägen muss.

Denkfehler 9: Viele Begründungen helfen einem Argument.

Gute Begründungen helfen einem Argument. Anstatt mit jemandem durch eine ganze Liste zu gehen, sollte man sich auf die zwei-drei stärksten Punkte konzentrieren. Sind diese erledigt, ist auch der Rest der Liste erledigt. So kann man vermeiden, in eine endlose Diskussion verwickelt zu werden. Der Name dieses falschen Arguments ist ‘Wäschetrommelargument’. Man mengt eine Anzahl (dreckiger?) schwacher Gründe zusammen, um dadurch scheinbar im Total etwas Besseres zu haben.

Denkfehler 10: Der Mensch erkennt Muster und lernt daraus.

Wir erkennen zwar unablässig Muster, sind aber sehr schlecht darin zu erkennen, welche davon bedeutsam und aussagekräftig sind. Und es ist uns nicht bewusst, dass wir schlechte Empiristen sind, wenn wir nicht sehr viel Zeit und Sorgfalt in die Interpretation der Muster investieren.

Denkfehler 11: Man kann auf die Gedanken einer Person schliessen.

Man kann Gedanken verstehen, aber nicht lesen. So sollte man sich hüten, bei anderen Menschen über eine Haltung oder Einstellung nach aussen hin Annahmen zu machen oder zuzuweisen, oder die Annahmen über das Denken eines anderen Menschen gar anderen zu erklären, wenn diese nicht deutlich von betreffender Person als die ihre erklärt oder bestätigt wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass man für sich selber keine Annahmen über das Denken anderer Menschen haben soll. Solange man die Fähigkeit hat, solche Annahmen bei neuer Information auch wieder loszulassen, sind Annahmen angebracht.

Denkfehler 12: Falschheiten kann man mit Beweisen widerlegen.

Nicht, wenn man ein Negativ beweisen muss, dann kann es sehr schwierig oder absolut unmöglich sein. Man kann ein Negativ erläutern, aber kaum beweisen. Gnostische (d.h. Gewissheit habende) Atheisten haben das aus ihrer Sicht auf die harte Tour gelernt, denn alles Spirituelle ist gleich wie die oben aufgeführte falsche Vorstellung, additiv (was aber nicht bedeutet, dass alles Additive falsche Vorstellung sein muss). Kommen DF7 (falsche Vorstellungen sind additiv) und DF11 (Gedankenlesen) zusammen, so wird von einem angeklagten Menschen eine Unmöglichkeit gefordert: ein solcher Mensch muss dann das Nichtvorhandensein eines Gedankens, den ohnehin niemand ausser ihm feststellen kann, beweisen. Solche Anklagen finden sich leider sehr oft, und es geht in solchen Anklagen dann bald einmal in Richtung Defamation, wenn ein Gedankengut allein aufgrund von Indizien, anstatt deutlich erklärender Aussagen oder unmissverständlicher Handlungen angenommen wird.

Anders: das Wahre ist unabhängig von Beschreibbarkeit, Beweisbarkeit, Widerlegbarkeit, Erreichbarkeit, Vorstellbarkeit usw.

Denkfehler 13: Mit einem absurden Absolut zu argumententieren, hilft einem Argument.

Z.B. aus einer bestimmten, generell zuverlässigen Quelle zu zitieren, und als Antwort (oft mit Sarkasmus verbunden) jenes falsche Argument zu bekommen, dass jene Quelle in ihrer Geschichte bestimmt auch nicht absolut fehlerfrei recherchiert habe (“Als hätten diese Journale noch nie einen Fehler gemacht” – Beispiel von Scott Adams).

Denkfehler 14: Dinge sind nicht einfach schwarz-weiss. / Es ist entwdeder das Eine oder das Andere.

Je nach Situation. Weder das Schwarz-Weiss-Denken, noch das Spektrum-Denken sind für alles gültig. Aber es gibt viele Fälle, wo nur eines der beiden angebracht ist.

Denkfehler 15: Der Wert eines Arguments sagt etwas über den Wert seines Ursprungs aus.

ein Mensch muss nicht schlecht sein, weil seine Argumente schlecht sind, oder seind Rede schlecht ist. Man kann ihn nur an jenem messen, das von ihm kommt, nicht an dem, das man an ihm vermutet (siehe DF11: Gedankenlesen). Gleiches gilt für Gemeinschaften von Menschen, wobei in solchen die übertreiben und auslassenden Argumente häufig am lautesten wirken. Für ein nützliches Urteil über eine Gemeinschaft an Menschen muss man die besten darin versteckten Argumente suchen. Wer in allem von den schlechtesten Argumenten ausgeht, wird, wenn er ehrlich ist, auf der ganzen Welt keine einzige gute Gemeinschaft, und sehr selten eine gute Person finden.

Denkfehler 16: Die Person hinter einem Satz beeinflusst die Wahrheit des Satzes.

Es ist die Umkehrung von DF15, wo wir vom Argument auf den Ursprung geschlossen haben. Hier schliessen wir nun vom Ursprung auf das Argument. Das ist einer jener Denkfehler, die man sofort erkennt, wenn so dargelegt, und dennoch wirkt er tagtäglich in unserem Denken. Ob ein gleicher Satz nun wahr ist oder nicht, hat keinen Zusammenhang mit der Person, die ihn ausspricht. Vielmehr lassen sich eigene falsche oder fehlerhafte Gedanken erkennen, wenn ein gleicher Satz von einer anderen Person kommend, von einem auf einmal als unwahr wahrgenommen wird.

Man nennt die Form des auf den Menschen, statt auf die Sache , bezogenen Arguments die ‘Ad-hominem-Attacke’, übersetzt: die auf den Menschen bezogene Attacke (Albert Mössmer erklärt sie in verschiedenen Variationen, z.B. als subtil, als vorbeugend, also ‘Brunnenvergiften’ durch Assoziationen mit Gruppen, die jeder verwerflich findet, oder als höhnisch).

Ein Satz kann jedoch mehr Tiefe haben, wenn er von jemandem kommt, der durch Erfahrungen darauf gekommen ist, als durch einen Rhetoriker.

Denkfehler 17: Je grösser und bedeutungsvoller ein Ereignis, wie z.B. ein fataler Unfall, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer Verschwörung.

Das ist einer der eigentlich absurderen, man würde denken offensichtlichen, und dennoch sehr verbreiteten Denkfehler. Man erkennt den Fehler vermutlich sogleich, wenn so wie hier dargestellt. Grosse und kleine Ereignisse haben diesselbe (geringe) Wahrscheinlichkeit, durch eine gezielte Absicht verursacht zu sein.

Alle Menschen messen grösseren Ereignissen mehr Bedeutung zu, und erwägen durch das zusätzliche Denken mehr Optionen. Daniel Kahnemann bezeichnet diesen Denkfehler als ‘Verfügbarkeitsheuristik’, auch als Ankerung (DF34) bekannt.

Denkfehler 18: Kluge Menschen denken besser.

Kluge Menschen denken nicht notwendigerweise besser, wohl aber mehr. Das wäre etwa, als würde man sagen, dass Leistungssportler besser jonglieren können. Bei klugen Menschen kommt es manchmal zu ‘genialen Denkfehlern’, wo sie ihre Weltanschauung auf Dinge übertragen, wo selbige keinen Platz hat, und es des konsequenten Denkens wegen dann zu Absurditäten kommt.

Denkfehler 19: Menschen sind dumm.

Im Vergleich zu was, oder wem? Immer, oder manchmal? Ist man selber klug genug, um sowas sagen zu können – oder gibt es nicht immer jemand klügeres, neben dem man wieder äusserst dumm dasteht? Gibt es nicht unterschiedliche Arten des Kkugseins, z.B. den geschickten Heimwerker, mit seinen Ideen zum Umbau diverser Anlagen oder Geräte, gegenüber dem gewitzten Anwalt oder Assistenzarzt? Menschen müssen zwar nicht gescheidt sein, aber ein jeder wird im Verlauf des Lebens wichtige Dinge gelernt haben, die er ohne Hilfe, oder ohne viel Anstrengung und Überlegung vielleicht gar nicht in Worte fassen kann. Solches wäre dann versteckte Weisheit. Die herablassende Annahme über die Intelligenz der Mitmenschen ist nicht nur ein gravierender Denkfehler, sie versperrt auch den Weg zu jener Weisheit.

Denkfehler 20: Mehr von Gutem führt zu Besserem.

Man hat hier die Annahme, dass etwas universell gut ist, ohne sich überlegt zu haben, ob das überhaupt stimmt. Was ist z.B. an mehr Transparenz generell besser? Vielleicht ist Transparenz manchmal gegen das Interesse aller Beteiligten. Was ist an mehr Privatsphäre besser? Vielleicht braucht der durchschnittliche Mensch in Wahrheit kaum Privatsphäre, oder er fühlt sich ab einer bestimmten Menge an Privatsphäre isoliert. Es gibt unzählige Beispiele generell für gut befundener Dinge, wie Gleichheit, Freiheit, Wohlstand, Gesundheit, Frieden, usw, welche bei sorgfältiger Betrachtung auf einmal eine innere Ambivalenz (Uneindeutigkeit) in ihrem, sonst als etwas eindeutig Gutes wahrgenommenen, Wesen aufzeigen. Es sind dies einfache Annahmen, welche zu allerlei Denkfehlern führen. In Argumenten sind solche Annahmen so eindrücklich wie einfach blosszustellen.

Siehe auch DF26 (Keine Toleranz für Intoleranz) und Anentiodromia.

Denkfehler 21: Ein Fanatismus A wird am besten durch dessen Gegenteil, Fanatismus B, bekämpft.

Fanatismus führt zu mehr Fanatismus. Fanatismus A ist z.B. als ein Bedürfnis, eine Gegenkraft zum Fanatismus X zu schaffen, entstanden, wobei Fanatismus B womöglich überhaupt nicht an Fanatismus X denken wird. Erst ruhige, verständige Gemüter helfen langfrisrig gegen Fanatismus A (oder X, ja selbst B).

Denkfehler 22: In Kenntnis um eine Frage, ohne aber deren Antwort zu kennen, muss man sich -für sich- zwischen Unwissenheit (damit Blamage) oder Selbsttäuschung (Lüge zu sich) entscheiden.

Es gibt bestimmte Annahmen, die uns zutiefst beeinflussen, ohne dass uns bewusst ist, dass wir uns stets zu falschem Auswählen zwingen, obwohl genauso gut nichts gewählt werden kann. Dies ist eine solche. Es gibt noch viele andere von diesen Denkfehlern mit falschem Auswählen. Bei obigem Beispiel ist ein besserer Vorgang der, dass man innerlich schweigt, und ohne ein Urteil sich selber gegenüber die Frage in sich wirken lässt, und so das im guten Denken geübte Gehirn selber auf die Lösung kommen lässt, bis die Lösung einem auf einmal als Gedanke auftaucht. Für die meisten Fragen geht das sehr schnell, für grosse Fragen kann es sehr lange gehen. Und es ist der gleiche Prozess den man auch bei einer Frage, deren Antwort man kennt, macht, nur sehr viel schneller.

Denkfehler 23: Keine Antwort ist auch eine Antwort.

Es gibt Menschen, welche nicht jede Meinung in die Welt hinaus posaunen. Wenn jemand auf einen Vorwurf hin schweigt, so kann er dies aus allen möglichen Gründen tun.

Denkfehler 24: Das Vorhandensein oder Aufkommen eines Gedankens begründet selbigen.

Gedanken kommen auf, weil wir in der Vergangenheit aus anderen Gründen ähnliches gedacht haben. Dass ein Gedanke da ist, hat wenig zu bedeuten, da es oftmals nur kognitive (mit Gehirn- und Ichprozessen in Verbindung stehende) Muster sind, denen wir aus Gewohnheit folgen. Die Bedeutung eines Gedankens liegt unter anderem in seiner Distanz zu Denkfehlern, und aus welchen Zusammenhängen er sich gebildet hat. Siehe z.B. DF17 zu den Verschwörungen.

Denkfehler 25: Garbage In/Garbage Out (Akronym: GIGO, übersetzt: Müll rein/Müll raus).

Die Phrase bezieht sich in ihrem Ursprung auf Rechner, die kaum eine gute Antwort geben können, wenn sie mit schlechten Daten gefüttert wurden. Die Phrase wurde in der Sprache etwas erweitert, und z.B. auf schlecht erzogene Kinder angewendet, als Kritik an deren Eltern. Für Rechenmaschinen mag es zutreffen, für Menschen jedoch oftmals auch nicht.

Denkfehler 26: Keine Toleranz für Intoleranz.

Man müsste dadurch sich selbst bekämpfen. Der Denkfehler ist auch ein Argumentationsfehler, er gehört unter die Kategorie ‘Zirkelschluss’.

Auf der anderen Seite beschreibt das ‘Toleranzparadox‘ wie eine tolerante Gesellschaft langfristig ihre Toleranz dadurch verlieren kann, dass sie absolut tolerant ist, denn dann toleriert sie alle Formen von Intoleranz. Gegen Intoleranz intolerant zu sein, wie als Beispiel für den DF26 gegeben, ist jedoch ein Fehlschluss durch eine Ankerung an Wörtlichkeiten (Wortdenken), während es auch andere Wege gegen Intoleranz gäbe als Toleranz oder Intoleranz, wie Bildung und Aufklärung. Das Toleranzparadox kann zu ‘Anentiodromia‘ führen, wo der Exzess einer Sache zu deren Gegenteil führen kann.

Denkfehler 27: Schlechte Menschen haben schlechte Argumente.

Unabhängig davon, ob das Urteil, dass ein Mensch nun schlecht sei, eine Projektion, ein Vorurteil oder die Wahrheit ist, ‘schlechte’ Menschen können durchaus sehr gute Argumente haben, und man tut sich selbst einen Gefallen, diese als gut zu akzeptieren, selbst wenn man dies nur schweigend tut.

Denkfehler 28: Diese kleinere Handlung wird weitreichende Konsequenzen haben.

Das Dammbruchargument verkehrt die Schuldlast. Es behauptet, dass eine kleine Handlung unweigerlich zu grösseren, schlimmeren Folgen führen würde, wie z.B. der mit einer Zigarrette erwischte Jugendliche, der vor ‘Einstiegsdrogen’ gewarnt wird. Um diesem Beispiel zu folgen: jemand, der härtere Drogen konsumiert, hat statistisch gesehen eine viel höhere Wahrscheinlichkeit, davor zu schwächeren Drogen gegriffen zu haben. Dennoch ist ein solcher Umkehrschluss nicht erlaubt. Der Jugendliche müsste nun beweisen, dass er etwas nicht tut, das er noch nicht einmal gemacht hat.

Z.B. von einem geringfügigen Misstand, wie einem tragischen Einzelfall, sogleich auf etwas gesellschaftlich Katastrophales abzuleiten, wie die Idee, dass etwas, sobald man es geringfügig hinnimmt, für dieses bald im Exzess Tür und Tor geöffnet würde. Oder dass das Bekämpfen kleiner Misstände das Aufkommen säkularer (d.i. von kleineren zyklischen Bewegungen unabhängiger, oder: selber grössere Zyklen seiende) Veränderungen verhindern oder bremsen könnte (“Wehret den Anfängen”). Es sind dies verhängnisvolle Illusionen.

Auch: Keilargument, Domino-, Lawineneffekt, Büchse der Pandora. In Englisch sehr treffend: slippery slope (rutschige Schräge)

Damit verwandt, aber auf die menschliche Psyche zutreffend (kein Denkfehler): Vergiftung der Atmosphäre, Gewöhnungs- und Abstumpfungseffekt, Fuss in der Tür, Herabsetzen der Hemmschwelle.

Wichtig: das Dammbruchargument, während ungültig für das Reale, ist auf politisches Denken durchaus gültig anwendbar, da sich Politik durch ein Ausmass an Opportunismus definiert.

Denkfehler 29: Ein Vorhandensein von Denkfehlern bedeutet, dass Wahrheit nicht vorhanden sein kann.

Denkfehler vergrössern die Wahrscheinlichkeit von Irrtum, aber sie erzwingen solchen normalerweise nicht. Der Wahrheit ist es egal, wie man über sie denkt, sie ist vorhanden, auf welchem Weg auch immer man sie finden mag.

Das Ändern einer Perspektive führt auch oft zu wahrem Widerspruch (auch wenn man nicht wirklich von Widerspruch sprechen kann, eher Umkehrung), wo zwei entgegengesetzte Dinge gleichsam wahr sein können.

Denkfehler 30: Gedankliche Assoziationen haben eine wahre Quelle.

Assoziationen bilden sich durch einfach Vorzustellendes und kürzlich Behandeltes. Es gibt hin und wieder einen selten talentierten Politiker, der das weiss, und aus diesem Grund gerne starke Bilder verwendet, um seine Audienz an jene Bilder zu binden, die seinen sehr wahrscheinlich leeren Versprechen und irreführenden Behauptungen am meisten nützen. Man hat seltener Assoziationen zu Dingen, welche eher abstrakt sind oder zeitlich weiter zurück liegen.

Denkfehler X: Im Vermeiden von Denkfehlern kommt man auf Wahrheit.

Umkehrung von DF 29, wo mit dem Vorhandensein von Denkfehlern Wahrheit noch möglich ist. Nun ist die Frage, ob durch die Absenz von Denkfehlern Wahrheit notwendig ist. Die Antwort ist nein, denn wenn die Grundlage darunter fehlerhaft ist, werden auch Ergebnisse mit bestem Denken darüber noch falsch sein.

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