Dynamismus und Wirtschaftsrätsel 2: Geldwesen

Zu “Wandel, Risiko und Gepräge”.

Was ist Geld? In der Zeit vor der modernen Finanzwelt war das keine besonders schwierige Frage, es war das Mittel um ‘Wert’ zu abstrahieren und wiederzugeben; auch wenn schon diese einfache Definition wohl kaum irgendwo zu finden ist. Heute, wo man diese ursprüngliche Abstraktion selber wieder unzählige Male abstrahieren kann, hat eine solche Definition nicht mehr viel Nutzen. Es braucht eine neue Definition. Es ist eines der grössten versteckten Probleme der Gegenwart, dass es eine solche Definition, die für unsere Zeit von Nutzen wäre, schlichtweg nicht gibt. Dies, obwohl es sehr wichtig wäre, ‘Geld’ definieren zu können.

Warum ist eine Definition für Geld wichtig? Es ist unter anderem darum wichtig, eine passende Definition zu haben, weil die Märkte in der Welt mit politischen Banken zusammen hängen. Und diese politischen Banken, Nationalbanken genannt, haben Mittel, um den Wert von Geld direkt und indirekt zu beeinflussen. Und diese Banken tun dies mit grossen Beträgen, speziell wenn die Zeiten schwieriger werden. Es gibt auch andere Gründe, warum eine solche Definition wichtig ist, aber als Erstes sollten diese politischen Banken eine wahre Idee davon haben, womit sie da herum hantieren.

Das Problem, diese Definition in solcher Artikelform herzuleiten, ist, dass man einen Blick in die Vorgänge von Buchhaltung werfen muss, um zu verstehen, was Geld alles tut. Es ist nicht zu vermeiden, in dieser Sache ein bisschen technisch zu werden.

Sonst wird an dieser Stelle gerne beschrieben, wie sich die Dinge entwickelt haben, welche Begriffe verwendet wurden etc. Es sei zu diesem Thema jedoch lediglich auf die Begriffe ‘Kameralistik’ und ‘Pagatorik’ hingewiesen, für jene, welche sich etwas weiter in das Thema vertiefen möchten.

Ein Beispiel für ein solches Gleichgewicht hat man z.B. in einem Haushalt, wo die Ausgaben, die Einnahmen, und was man spart aufgeführt werden. Teil man diese drei Dinge auf die zwei Spalten auf, so hat man auf der einen Seite die Einnahmen, und auf der anderen die Ausgaben und was man spart. Was man bereits gespart hat, wird nicht aufgeführt, ausser man weiss was man damals eingenommen und ausgegeben hat, und kann so dazu ein Gegengewicht geben. Man kann das bereits Gesparte auch auf beiden Seiten mit der gleichen Zahl aufführen, so kann man das Gleichgewicht auch behalten. Diese Einteilung des Geldes auf diese zwei Seiten, gibt uns am Schluss zwei Summen, welche auf beiden Seiten diesselben sind.

Wir haben hier ein sehr einfaches Beispiel für eine Bilanz verwendet. In der Wirklichkeit können solche Bilanzen ungeheuer kompliziert werden, speziell, wenn die Buchhalter etwas verstecken wollen, und etwas auf der ‘falschen’ Seite eintragen, und dazu einen ganz bestimmten Gegenbetrag empfangen oder schicken müssen, um am Schluss die beiden Summen in gleicher Grösse hinschreiben zu können. Aber auch ehrliche Buchhaltung kann ungeheuer komplex werden. Sobald Geld ge- und entliehen wird, wird die Buchhaltung grösser und grösser. Irgendwann wird es nämlich schwierig zu wissen, auf welcher Seite ein Betrag hingeschrieben werden muss.

Wenn eine Bank einer anderen etwas ausleiht, wobei die andere zusichert, den Betrag innerhalb einer bestimmten Zeit zurück zu geben, so muss dies auf der Bilanz der einen Bank als Ausgabe aufgeführt werden, während es bei der anderen als Einnahme aufgeführt wird. Vielleicht muss die andere der einen einen Zins für die Leihe zahlen, und dieser Zins muss wieder bei beiden aufgeführt werden, bei der einen als Einnahme, bei der anderen als Ausgabe.

Nun gibt es viele Banken, und die leihen einander allerlei Arten von abstrahierten Wertschriften aus. Die Banken haben nämlich etwas ganz Widersprüchliches herausgefunden. Es ist etwas, das sofort einleuchtet, wenn man es hört oder liest, aber man kann wohl eine Weile suchen, bis man es in solch einfachen Worten woanders findet. Was die Banken herausgefunden haben, oder einfach in einer logischen Folge von Handlungen geschaffen haben, ist, dass sie durch das Abschätzen von Risiken einen Betrag mehr als eine Funktion auf einmal gleichzeitig ausführen lassen können.

Man stelle sich das so vor, dass man einen Geldschein an zwei Personen gleichzeitig ausleiht, und dafür von beiden Zinsen erhält. Für normale Menschen ist das natürlich nicht möglich, Banken können jedoch einen einzelnen wirklichen Wert theoretisch endlos oft abstrahieren, und in verschiedenste andere ‘Papiere’ stecken, solange das Risiko dazu kalkuliert und gedeckt werden kann.

Man kann sehen, wie das nicht mehr viel mit der alten Definition von Geld zu tun hat, dem einfachen Abstrahieren und Wiedergeben eines Wertes.

Man könnte hier näher beschreiben, wie viele Kategorien von Märkten es gibt, welche Nutzer diese haben, welche Finanzinstrumente sie gebrauchen, usw usf. Dies nähme jedoch kein Ende, und am Schluss wüsste man doch nicht mehr als vorher. So viel sei jedoch gesagt, um ein Gefühl für die Grösse dieser Finanzwelt zu geben: Nationalbanken, Kommerzbanken, Investmentbanken, Spekulanten, Industrien, Grosshandel, und viele weitere Teilnehmer agieren in verschiedensten Märkten gleichzeitig, mit wohl tausenden von möglichen Instrumenten, mit verschiedensten anderen Teilnehmern. Obligationen und Aktien allein, die zwei grössten Instrumente des Marktes, die wohl jeder kennt, haben schon hunderte von Formen, Verpackungen, Kombinationen und dergleichen, in welchen sie auftreten können. Und all das, als “komplexes, dynamisches System” bezeichnet, muss irgendwie in den Bilanzen festgehalten werden.

Diese Bilanz ist der zeitlich begrenzte Teil der Buchhaltung, sie bezeichnet sich als Bilanzbuchhaltung. Die Buchhaltung selber betrifft auch das Räumliche. Wenn in der Buchhaltung nun solche unüberschaubare Komplexität aufkommt, werden Fehler gemacht. Und diese Fehler können viele andere Fehler aufdecken, und wenn sie sich offenbaren, plötzliche, gewaltige Auswirkungen haben, und auch jene Bereiche betreffen, die eigentlich ganz gesund wären. Man nennt das eine Wirtschaftskrise. Die politischen Banken greifen dann gerne ein, obwohl solche Korrekturen für den Dynamismus eigentlich nicht wegzudenken sind. Und so versuchen diese politischen Banken, die jeweilige Krise abzudämpfen oder gar ganz abzuwenden. Dafür müssen sie mit den Mitteln arbeiten, welche sie auf ihrern Definitionen aufbauen. Warum genau es solche Korrekturen braucht, wird im nächsten Artikel betrachtet.

Die Komplexität der modernen Finanzwelt kann es zu einer grossen Herausforderung machen, eine Übersicht zu behalten. Man tendiert dann gerne dazu, sich in Details zu verlieren, um allen Aspekten gerecht zu werden, und alles zu berücksichtigen. Der respektvolle Umgang mit einer Sache zwingt einen fast, zu versuchen dem Thema dadurch gerecht zu werden, dass man alles in einer Idee zu vereinigen versucht. Jedoch sind solche Versuche von vornherein oftmals vergebens, weil es mit zunehmender Komplexität zunehmend schwieriger wird, die Dinge einfach zu halten und einfache, gerade Sätze machen zu können, ohne dutzende Einschübe und Relativierungen.

In dieser komplexen Welt von Finanzinstrumenten müssen wir nun eine Beschreibung finden, welche für den Begriff ‘Geld’ zutrifft.

Wandel, Risiko und Gepräge

Das ist sehr schwierig, weil dies noch immer das gewöhnliche Bargeld einschliessen muss, aber auch für alle abstraktionen von Abstraktionen gültig sein sollte.

Wir haben für die komplexen Formen von Geld nun drei Komponenten, die beachtet werden müssen. Das sind Wandel, Risiko und Gepräge. Diese drei Dinge sind nun für das ‘neue’ Geld von Bedeutung. Dieses neue Geld, das Geld das wir in der Gegenwart kennen, unterliegt allerlei Wandel über die Zeit, es verändert sich quantitativ, d.h. in der Menge, durch Leihen, es verändert sich gleichsam qualitativ, das heisst im Wert, durch die ‘Umlaufgeschwindigkeit’ und durch die veränderliche Quantität. Umlaufgeschwindigkeit ist die Anzahl Besitzerwechsel in einem bestimmten Zeitraum. Es unterliegt stetem Wandel durch den Währungshandel und Währungsspekulationen, und durch die Abhängigkeit von Preisen jener anderen Geldarten.

Risiko betrifft den spekulativen Anteil am Geld. All die Veränderungen durch den Wandel geben dem Geld ein gewisses Risiko. Dies bewirkt eine eigentlich notwendige Dezentralisierung der Geldschöpfung oder Währungsvielfalt, aber das kann an anderer Stelle vielleicht einmal näher angeschaut werden. Solches ‘freies’ Geld kann ‘versagen’ und untergehen, wenn sich die Eigner verspekulieren. In der Gegenwart gibt es noch kaum freies Geld, die Kryptowährungen sind jedoch ein erster Anfang in diese Richtung.

Das Dritte ist das Gepräge. Das ist, was aus dem Wandel und dem Risiko folgt: es ist die Frage des individuellen Eigners, ob das Geld seinen Anforderungen entspricht. Es ist die Frage dieses Eigners, ob es seine Ansprüche an Nützlichkeit, Tauschbarkeit, Verlässlichkeit, Flexibilität, Liquidität usw erfüllt. Ist es für seine Zwecke das Richtige?

Definiert sich Geld durch Wandel, Risiko und Gepräge, so deckt man sowohl alles Hochkomplexe wie auch alles Alltägliche ab.

Im nächsten Artikel werden wir neben den politischen Banken auch noch etwas näher anschauen, das wir ‘Schattenbanken’ nennen wollen.

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert