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Die beste aller möglichen Welten
Gottfried Wilhelm Leibniz1 formulierte den Satz der besten aller möglichen Welten in einer Schrift mit dem Titel ‘Essais de theodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de l’homme, et l’origine du mal‘ (Theodicaea, Oder Versuch und Abhandlung, Wie die Güte und Gerechtigkeit Gottes, In Ansehung Der Menschlichen Freyheit, und des Ursprungs des Bösen, zu vertheidigen [sei]), allgemein bekannt als ‘Die Theodizee’. Ich wollte schon lange einen Artikel über diesen Satz schreiben, denn der Satz dient dem Weltanschauungsprinzip als Grundlage des Anschauungspositivismus, der unverzichtbar ist, aber jedes Mal gehen die Gedanken woanders hin, und der geplante Artikel wird aufgeschoben.
Mit diesem Artikel möchte ich in einem ersten Teil erstens Gründe aufführen, warum der Satz wahr ist, zweitens wie die Wahrheit des Satzes überprüft werden kann, und drittens wie wir den Satz an einem praktischen Beispiel ausprobieren können. Durch das praktische Beispiel sehen wir den Satz vorgeführt, und wir haben eine art Überprüfung, von der aus dann die Gründe, mit denen das Argument begonnen wurde, angeschaut werden können. Im zweiten Teil (direkt anschliessend im gleichen Artikel) geht es dann um die Equitätsideologie, und wie das Weltanschauungsprinzip damit helfen kann.
Warum gibt es (das) Übel in der Welt? Aus dem Skeptizismus wird gerne argumentiert, dass das Vorhandensein des Schlechten ein Beweis für falsche Annahmen der Gottesgläubigen sei, dass Gott mit dem Vorhandensein vom Schlechten unmöglich gleichzeitig allmächtig, allwissend und gut sei. Im Folgenden ist kurz angedeutet, warum dieses Argument gegen Gott genausogut in die andere Richtung gemacht werden kann, und wie es dadurch nicht gültig ist.
Gehen wir auf diesen Gedanken ein, und fragen uns: wie sieht eine Welt ohne Übel denn aus? Hat eine Welt ohne Übel weder Schmerz noch Überdruss? Wird dem Menschen in einer Welt ohne Übel lediglich die Fähigkeit genommen, Übel wahrzunehmen? Oder findet sich in einer Welt ohne Übel kein Mittelmass mehr? Wir sehen, dass eine Welt ohne Übel unmöglich gleichzeitig physisch, kausal und freiheitlich sein kann. Damit besteht ein Ausgleich zur Behauptung über Gott, d.h. dessen scheinbar unmöglich gleichzeitig vorhandene Allmächtigkeit, Allwissenheit und Güte. Wir sehen aber auch, dass eine Welt mit Übel notwendigerweise einen Ausgleich zu den Schmerzen der Menschen finden muss, sei dies über das Paradies nach dem Tod, oder durch karmische Gesetze in einem Reinkarnationszyklus.
Wir nehmen nun an, dass Gott allmächtig, allwissend und gut sei, und schauen, wo uns diese Annahme hinführt.
Sagen wir nun, dass es Gott gäbe, so hat die Welt, und alles was ist, einen Sinn. Der allmächtige, allwissende und gute Gott schafft nicht etwas Sinnloses. Der Mensch lebt nicht einfach so zwecks des Daseins bis er stirbt, sondern er lebt auf etwas hin, sonst hätte das menschliche Dasein keinen Sinn, und Gottes Schöpfung hätte keinen Sinn. Wenn Gott etwas schafft, das keinen Sinn hat, das nicht zu einem Ziel führt, kann er das Schaffen auch sein lassen. Dann ist ihm jeder Tag ein Sonntag; das klingt nicht nach Gott, denn im Nichtstun ist keine Tugend. Was der allmächtige, allwissende, gute Gott schafft, schafft er in seinem eigenen Bilde; in anderen Worten schafft Gott etwas, das Gott ähnlich werden soll. Wenn der einzelne Mensch ein kleiner Funken Gottes ist, der irgendwann selber zu etwas wird, das Gutes schaffen kann, wie sieht dann der Weg dahin aus?
Der zum Guten strebende Mensch ist nur gut, wenn er frei darin ist, das Gute zu wählen. Wählt er das Gute nicht in Freiheit, so ist es nicht wirklich gut, sondern alternativlos. Ist er aber frei, so ist er auch frei zu irren, und er ist frei das Schlechte zu wählen. Wenn es nichts Übles gibt, wie soll er dann frei sein zu entscheiden? In der Welt ohne Übel ist das Gute alternativlos. Und die Auswahl des Guten ist unmöglich frei. Der Mensch benötigt das Übel um gut zu werden, denn sonst kann er nicht wissen, welche Folgen das Übel hat, welche Vor- und Nachteile mit dem Guten und dem Schlechten jeweils kommen, welche Auswahl er überhaupt hat. Der Mensch wählt das Gute dann nicht aus Güte, sondern weil er keine Wahl hat. Und das macht den Menschen nicht gut.
Und so leben wir in einer Welt mit Übeln. Aber erst diese Übel ermöglichen dem Menschen zu wachsen, sie ermöglichen erst Freiheit, wie uns die Geschichte mit der Schlange und dem Apfel im Paradies erzählt. Es ist also eine Welt an der man wachsen kann, durch die es möglich ist, dass der göttliche Funken im Menschen zu einer ewigen göttlichen Flamme anwächst. In einer Welt ohne Übel sind solche Dinge unmöglich, und so ist diese Welt mit Übeln eine sehr gute. Alle Antworten die hier möglich sind wurden schon unzählige Male gemacht, darunter wohl auch das meiste vom Obigen (u.a. ‘Umgestaltung des Menschen’), man kann einige davon hier nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Theodizee.
Ist es aber die beste? Und ist es die beste aller möglichen? Es kann etwas altklug dazu gesagt werden, dass das gute Seiende immer besser ist als das mögliche Nichtseiende. Das Argument läuft in der Frage nach dem Besten wohl auf die Qualitäten Gottes hinaus: dass er in seiner Vollkommenheit unmöglich etwas anderes als das beste Mögliche geschaffen habe. Solche Aussagen sind absolute Sätze zu metaphysischen Verhältnissen (Metaphysik betrifft die Gesetzmässigkeiten ausserhalb des rein Physischen), und sind dadurch sehr abstrakt. Die Wahrheit dieses Teils des Satzes, des “besten möglichen”, kann aber in der Anwendung, das heisst durch die Beobachtung der Wirkung (“induktiv”), überprüft werden, und so kommen wir zum nächsten Abschnitt dieses Artikels.
Die ungeordnete Vielfalt der Wissenschaften
Als Beispiel der Anwendung der Idee der besten aller möglichen Welten verwende ich hierfür das Beliebte der Gegenwart, nämlich die ‘Equitätsideologie’ (und deren Hauptmechanismus, den ‘kompulsiven Pluralismus’), denn es ist für gewöhnlich schwierig darüber nachzudenken, was die tieferen Ursachen gegenwärtiger Phänomene sind. Die Equitätsideologie umfasst all die kleineren Ideologien die möchten, dass alle das gleiche Resultat haben (in Abgrenzung zur Equalität die möchte, dass alle die gleichen Startbedingungen haben). Darunter lassen sich Strömungen wie Teile der LGBT-Gemeinschaft, Teile des Feminismus, Teile der Antifa, Teile der Grünen usw. fassen.
Daran soll erstens gezeigt werden wie es kam, dass bisher selbstverständliche Dinge wie z.B. biologische Realitäten auf einmal nicht mehr als Realitäten akzeptiert werden, sondern als Ideen, Konstrukte, Meinungen und dergleichen gelten, wie sich zweitens daraus eine politische Ideologie geformt hat, und warum diese Ideologie drittens stets die Grenzen dessen austesten muss, was im Moment als akzeptabel gelten kann.
Wie ist die Equitätsideologie entstanden? Ich vermute sie ist dadurch entstanden, dass sich die Wissenschaften vor wenigen Jahrhunderten auf einmal mit grosser Geschwindigkeit zu entwickeln begannen; dass all die neu aufgekommenen Wissenschaftszweige in eine jeweilige Tiefe gingen, die von einem einzelnen Menschen unmöglich noch überblickt werden kann, zumindest nicht in all den besonderen Feinheiten. Wenn heute nicht mehr überschaut werden kann, was alles an Wissen vorhanden ist, und sich keine abgeschlossene Struktur findet um die Wissenschaften einzuordnen, kann niemals bestimmt werden, welche Hierarchie sich für all das Wissen findet. Was ist dann noch wahrer als das andere, wenn die Wahrheiten einander nicht ergänzen, ja, einander scheinbar gar widersprechen? Es kann unmöglich bestimmt werden, was wahrer ist, wenn nicht überschaut werden kann, was vorhanden ist. So führte dies notwendigerweise zu einer Haltung, mit der versucht wird mit der unüberschaubaren, überfordernden Vielfalt umzugehen, oder dafür mit irgendwelchen Mitteln zu kompensieren: “es gibt nichts Wahreres und Falscheres, denn wir können in der gewaltigen Menge das eine nicht mehr mit dem anderen vergleichen.” Das bewirkt eine Haltlosigkeit. Es muss aber eine Ordnung geben, auch jenen Vertretern der Equitätsideologie, es muss einen den Umständen angemessenen Standard geben, an den wir uns halten können – und diese Ordnung geschieht für den Moment z.B. noch dadurch, was wir gemeinsam als das Gerechte und als das Ungerechte bewerten. Das Wahre scheinen wir in der Menge verloren zu haben, aber wir können noch sagen, was gerecht ist.
Warum muss es eine Ordnung geben? Weil wir einer Ordnung bedürfen. Manche Menschen bringen die Ordnung mit sich, sie selber sind die Ordnung, sie tragen das Ordnende in sich, sie genügen sich; oder sie sind von Menschen umgeben, an die sie sich halten können, deren Zuversicht sie auf sich abfärben lassen können. Ausserhalb von ihnen mag es wogen und toben, aber dadurch, dass sie wissen wer sie sind und wo sie stehen, können sie nur durch sehr heftigere Gewalten mitgewogen und mitgetoben werden. Sonst bleiben sie stehen wo sie sind, sie bemerken vielleicht nicht einmal wie es da draussen wild zu- und hergeht.
Die Menschen brauchen eine Hierachie dann ausserhalb von sich, wenn sie in sich von sich aus keine genügende Ordnung haben. Wir alle brauchen einen Referenzpunkt für unser Denken – umso mehr, wenn wir auf einmal das Gefühl haben, von allerlei Chaos umgeben zu sein, oder gar meinen selber chaotisch zu sein. Und dadurch ist die Zerrissenheit bei vielen Menschen entstanden, eine Zerrissenheit die dadurch entstand, dass bei jenen Chaos empfindenden Menschen eine nun notwendige Ansicht vorhanden ist, dass das Wahre nicht nur unmöglich zugänglich, sondern wahrhaft inexistent ist. Eine beängstigende Ordnungslosigkeit beginnt uns dadurch einzuhüllen. Durch die scheinbar nicht vorhandene Ordnung zwischen den Tiefen und Breiten der Wissenschaften liegt eine gaffende, angsteinflössende, endlose, dunkle Halle voller Schatten um uns herum, ein nicht endendes Nichtwissen zu all den Dingen, die von uns nie verstanden werden können; eine Leere die mit etwas ausgefüllt werden muss, damit wir zumindest das Gefühl haben, dass irgendwo ein Halt für uns vorhanden ist.
Man stelle sich vor, es gäbe gar keine Hierarchie, weder in Wahrheit noch in Güte, was würde verbleiben? Wie kann noch gedacht werden? Es wird schwierig dann noch etwas zu denken, wenn nicht etwas weiteres gefunden wird, an das man sich klammern kann.
Das Problem ist aber, dass die wahrgenommene ‘Inexistenz von Wahrheit’ durch nichts wirklich ersetzt werden kann. Wahrheitslosigkeit ist eine sehr negativistische Haltung; sie ist wie ein saugendes Loch, das alles Gedankliche, das man davor aufzustellen versucht, zu sich zieht und verschwinden lässt. Die Idee, dass Wahrheit zumindest möglich ist, ist grundlegend, sie gibt uns Boden, sie gibt uns ein Fundament für unser Denken. Sie erlaubt unserem Denken überhaupt erst etwas aufzubauen. Selbst der Okkultismus (der mit jeder Weltanschauung kombiniert werden kann und im Weltanschauungsprinzip mit Wahrheitsaussagen am vorsichtigsten ist) akzeptiert die Möglichkeit des Wahren als gültig – wenn auch, in seinem Falle, bevorzugt als unzugänglich.
Wahrheitsinexistenz ist eine grundlegend weltanschauungswidrige Idee, egal welches Verständnis vom Begriff man hat und aus welcher Weltanschauung heraus man den Begriff betrachtet, sie ist speziell eine idealismuswidrige Idee. Es ist eine Idee die nicht nur dem Idealismus, sondern dem Weltanschauungsprinzip überhaupt widerspricht. Wir nennen Wahrheitsinexistenz im Endeffekt Nihilismus. Sie beginnt beim Relativismus, aber sie endet irgendwann im Nihilismus, wenn sich nichts finden kann, das dagegen anhält. Der Nihilismus ist das Nichts, das unter der Wahrheitslosigkeit lauert. Der Relativismus ist die Wertumstülpung des Idealismus, und der Nihilismus ist die Wertumstülpung des Weltanschauungsprinzips. Weltanschauungen können nicht sein, wo der Nihilismus ist.
Der Relativismus (eine der Vorstufen des Nihilismus) und der Idealismus können einander nicht aushalten. Der Relativismus ist nie absolut, er beschränkt sich immer auf bestimmte Bereiche. Wird er absolut, wird er zum Nihilismus. Der Relativismus ist eine der zwölf Anschauungswidrigkeiten, er ist die Gegengrösse zur Weltanschauung Idealismus – und was aus dem Relativismus entsteht ist die Haltlosigkeit des Denkens.
Der Nihilismus ist bei uns am entstehen, weil mit dem Aufkommen der sich rapide vertiefenden Wissenschaften nicht gleichzeitig die Ordnung des Weltanschauungsprinzips aufgekommen ist, und die Wissenschaften auf einmal unglaublich viele wahre Dinge sagen konnten, sich aber für die ganzen Wissenschaftsdisziplinen keine übergreifende, strukturierende Ordnung fand. Es entstand ein Ideenchaos, und der Nihilismus ist die Gegenkraft, die wie eine unterschwellige Furcht unter der ungeordneten Vielfalt im Stillen zu etwas anwachsen begann, an dem der einzelne Mensch heute durch den kleineren Cousin des Nihilismus, durch den Relativismus, fast verzweifeln kann.
Deswegen begann dieser Artikel mit der besten aller möglichen Welten, denn sich mit den Anschauungswidersachern zu beschäftigen kann etwas Unangenehmes sein. Zu wissen, dass unsere Welt die beste aller möglichen Welten ist, lässt uns jede ‘Anschauungsentstellung‘ (so wollen wir die zwölf Wertumkehrungen zu den dutzend Weltanschauungen nun nennen), jede in der Güte umgestülpte Weltanschauung für die Beschäftigung mit einem solchen Artikel gut aushalten.
Platzhalter des Wahren
Die Equitätsideologie der Moderne ist in der Vergangenheit bereits aufgetreten, z.B. in der Form des Bolschevismus. Aber seit der Universalgelehrte nicht mehr möglich ist (unser lieber G.W. Leibniz sei um das Jahr 1700 herum einer der letzten oder überhaupt der letzte Universalgelehrte gewesen), seit es also unmöglich ist ein ganzheitliches und hochauflösendes Bild von den Wissenschaften und all deren Wissen zu haben, seit man sich in einem sehr spezifischen Gebiet spezialisieren muss, wenn man in den Wissenschaften noch irgendwas erreichen möchte, ist der Wunsch nach überschauender Wahrheit bei vielen Menschen zu einem belastenden aber unbewussten Bedürfnis geworden. Denn nicht allen Menschen fällt es leicht, sich blinde Flecken zu erlauben, geschweige denn nur einen kleinen Fleck beleuchtet zu haben; viele Menschen wollen mindestens ein unscharfes Bild davon, was sonst noch so da draussen vorhanden ist. Die überwältigende Vielfalt der Wissenschaften erlaubt aber nicht einmal mehr eine Unschärfe, sie zwingt einen in eine Dunkelheit, in der nur sehr wenige Dinge in deren Umfang beleuchtet werden können; die Dinge nämlich, mit denen man sich intensiv beschäftigt, und nur einige von diesen Dingen werden dann auch wirklich verstanden.
Diese Menschen müssen sich irgendwann in ihrem Leben notwendigerweise damit abfinden, wie schwierig oder unmöglich es geworden ist, von einem Gefühl universeller Wahrheit umgeben zu sein, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt und sich nicht selber belügt. Sie mögen nach dem Universellen dürsten, aber man kann es ohne das Weltanschauungsprinzip wohl kaum noch erlangen. Und so haben sich diese im Geiste fast schon leidenden Menschen etwas suchen müssen, das an den Platz des Wahren tritt, und für den Moment ist das noch das ‘Gerechte’. Sie erlauben sich kein Urteil darüber, was wahr und was falsch ist, aber sie wollen zu einem Urteil fähig sein: sie urteilen darüber, wer Hilfe braucht und wer helfen soll. Sie schaffen sich eine andere Art von Hierarchie, als die Wahrheitshierarchie. Es entsteht hierbei schnell ein Widerspruch, denn es ist nicht möglich eine jegliche Aussage zu machen, ohne zu implizieren, dass die Aussage wahr ist. Aber ungefähr auf dieser Schwelle stehen sie, in diesem unangenehmen Zwischenzustand verweilen sie solange sie müssen oder können, denn wo sonst sollen sie stehen? Nennen wir diese Menschen die Equitätsmenschen.
Und die Menschen die Gewissheit haben? Die Menschen die heute eben doch noch ein Gefühl universeller Wahrheit zu haben scheinen, diese Menschen sind in den Augen der Equitätsmenschen entweder verblendet oder unehrlich. Wir nennen die Menschen mit Gewissheit die Gnostiker. Wir können sagen, dass die Equitätsmenschen in den modernen, westlichen Gesellschaften eher der politischen Linken angehören, und dass die Gnostiker eher der politischen Rechten angehören. Diese beiden Gruppen stehen gegeneinander, da der moderne Westen im öffentlichen Raum weniger Politik und stattdessen eher eine Art Wettbewerbspartisanismus praktiziert (Politik, dem Begriffe nach, ist allgemeine Beteiligung und Kooperation). Die Gnostiker mögen die Equitätsmenschen nicht, denn die Equitätsmenschen scheinen völlig unbekümmert darüber zu sein, was logisch ist, und weiter scheinen sie ihre Haltung von Tag zu Tag zu ändern. Und die Equitätsmenschen mögen die Gnostiker nicht, denn die Gnostiker scheinen in einem ewiggestrigen Zustand verharrt zu sein, sich nur in Spott zu üben, alles besser zu wissen ohne sich jemals wirklich mit den Komplexitäten zu befassen, usw. Und beide Seiten denken von der jeweils anderen, dass jene andere mit der eigenen einen Spass treibt und eine Freude daran hat, wenn ihrem jeweiligen Gegner Leiden zugefügt werden kann.
So ungefähr verhalten sich die Gegnerschaften in den partisan-politischen Gesellschaften des Westens, wie sie zeitlich aus den Gruppen in den USA angeführt, und kurz darauf dann in Europa imitiert werden. Es ist viel Streiten und wenig Verstehen zwischen diesen Gruppen.
Der Lösungsansatz
Was wollen wir damit nun tun? Was hat das mit der besten aller möglichen Welten zu schaffen?
In der Annahme um die beste aller möglichen Welten können wir unmöglich akzeptieren, dass auch nur eine der beiden Seiten tatsächlich dafür einsteht, lediglich der anderen schaden zu wollen. Ein solcher Schluss ist mit der besten aller möglichen Welten ausgeschlossen, denn in einer besten Welt sind die Menschen gut (denn sie sind die besten), und so sind wir aufgefordert, weiter zu denken. Wir überlegen uns nun wo denn ein Punkt sein könnte, der die beobachtbaren Phänomene so erklären kann, dass sie dass sie aus einer Notwendigkeit, und nicht aus einer bösen Absicht heraus, entstehen. Und so ist oben der Gedanke entstanden, dass die Vielfalt der Wissenschaften, und der Intellektualismus der diese Vielfalt unmöglich noch greifen kann, den Menschen den Begriff der Wahrheit in gewisser Weise aufgeben lassen musste, und etwas an die Stelle hinzustehen hatte, wo vorher noch das Wahre möglich war.
Aber das ist weltanschauung.org hier, und so bleiben wir nicht bei dem Satz des Leibniz und einem Beispiel, durch das der Satz seine Nützlichkeit beweisen kann stehen, sondern gehen weiter zu den Weltanschauungen. Das Weltanschauungsprinzip zeigt uns, wo durch das Fehlen eines ordnenden Systems der Idealismus in der Entwicklung der Wissenschaften über den Relativismus zu einem kulturellen Nihilismus führen muss. Das Weltanschauungsprinzip zeigt uns, dass der Nihilismus entstehen muss, weil die dutzend Weltanschauungen bis jetzt fehlten. Es lässt uns die These aufstellen, dass womöglich überall dort, wo verwerfliche Denkarten, verwerflicher politischer Diskurs oder ein verwerflicher Umgang unter den Menschen auftreten, das Weltanschauungsprinzip nicht, oder nicht genügend, oder nicht genügend gut angewendet wird. Das Weltanschauungsprinzip kann ganz bestimmt mit der Relativismuskrise helfen, die in der Gegenwart mancherorts zunimmt, von Architektur, über Kunst, Mode, Ideenwissenschaften, bis hinunter zu allgemeinen Wertsystemen; und so dem Nihilismus zuvorkommen, bevor er bei einer grösseren Menschengruppe entsteht. Denn wenn der Nihilismus einmal richtig Fuss fasst öffnen sich nach und nach die Gatter zu den Anschauungsentstellungen, wie Hedonismus, Eskapismus, Fragmentarismus usw. Und so ist es angebracht, die Weltanschauungen als das wirksamste erdenkliche Mittel für den geordneten menschlichen Geist zu Hilfe zu nehmen, der sich durch den Relativismus am winden ist und nicht versteht warum er sich windet, ja meist nicht einmal versteht dass er sich windet.
Und das begründet die grosse Notwendigkeit der dutzend Weltanschauungen in der Gegenwart, dass 1) gegen die scheinbare Inexistenz von Wahrheit und die daraus folgende Haltlosigkeit in der Vielfalt, 2) gegen die falsche Auswahl aus Equität und blindem Gnostismus im politischen Raum, und 3) schliesslich gegen den heraufschleichenden Relativismus, der sich zum Nihilismus wandeln könnte, mit dem Weltanschauungsprinzip wirksam geholfen werden kann.
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