Folgende Artikelserie ist ein gedankliches Experiment.
Es kann etwas vom Schwierigsten sein, das Einfachste zu bezeichnen. Und es hat etwas sehr Schönes, sich mit dem Einfachsten zu beschäftigen. Gedanken zum Einfachsten werden schnell einmal sehr kompliziert, und so muss man achtsam sein, darin die Dinge stets möglichst einfach zu halten.
Denkt man über das Einfachste nach, so ist hier das grundlegenste Prinzip aller Prinzipien gemeint, nicht jenes, über das am Einfachsten nachgedacht werden kann. In anderen Worten geht es mit dem Einfachsten darum, jenen Anfang zu finden, der zu der universellsten Grundfrage oder Grundlage führen kann. Eine Grundlage, die für alles gelten kann, weil sie genügend viel offen lässt, ohne sich aber nur in den Wolken zu bewegen.
Wir wollen uns in jenem Gedanken also in keine Richtung spezialisieren, aber dennoch eine Aussage machen. So versuchen wir jede WA zu vermeiden, um etwas zu haben, das selbst da unspezialisiert ist. Wir weichen in dieser Frage also allen Richtungen aus, die auf einen bestimmten Weg leiten, und versuchen, auf der Kreuzung zu allen Richtungen stehen zu bleiben, und diese Kreuzung zu beschreiben. Was also ist das Einfachste – was also ist die erste oder letzte Generalität von allem?
Mit dem Wort, dem ‘Einfachsten’ sind wir jedoch schon ein kleines bisschen vom Rationalismus, der gerne alles Unnötige entfernt, eingenommen. Selbst hier sind wir also bereits einen Schritt zu weit, gleiches gilt für etwas wie den ‘kleinsten gemeinsamen Nenner’ von allem. Man könnte hier auch das Denken (Idealismus) nehmen, jedoch ist man dabei auf den Menschen (Psychismus) spezialisiert. Man könnte Gott als die Grundlage nehmen, jedoch ist man dadurch auf das Höchste (Pneumatismus), nicht auf das Grundlegendste spezialisiert. Man könnte die Natur als den Anfang nehmen, jedoch wäre man damit beim Äusseren (z.B. Phänomenalismus). Man könnte das ‘Sein’ als den Anfang bestimmen, dann ist man jedoch stets in der Nähe des Realismus. Das Werden (Heidegger) wiederum ist etwas Dynamistisches. Wie ist es mit der ‘Welt’? Wie auch die Natur wäre dies das Äussere, und gleiches gilt für die ‘Substanz’.
Wir machen also eine vielleicht etwas unfaire Abkürzung, und nehmen als den Beginn das ‘Erste’, in der Hoffnung, dadurch nicht beim Mathematizismus zu sein. Unter dieses Erste fassen wir all die Dinge, die wir in ihren spezialisierten Formen vorhin kurz durchgewunken haben.
Für das ‘Erste’ haben wir keine Form, oder wir beginnen zumindest nicht bei einer solchen, da eine Grundform alle anderen Formen in sich fassen können müsste, was den Gedanken nur erschwert. Wir nehmen als das Erste auch nicht die Monade, die keine Form hat, weil die Monade mit dem ‘etwas-Geistiges-sein’ bereits eine Spezialisierung darstellt. Denn z.B. Materie, die auch ein Vorhandensein hat, ist nicht Monade und würde dadurch ausgeschlossen, sondern hat Monade. Wir nehmen auch nicht etwas, das ausschliesslich unendlich, ewig/zeitlos, oder schöpfunsgleich, oder sonst etwas in die Richtung des Unfassbaren ist. Wir grenzen uns also in einer bestimmten Weise ein.
Wir nehmen das ‘Gewordene’ als den Betrachtungspunkt, von dem aus wir dann so weit wie möglich zurück, bis zum Ersten gehen. Je weiter zurück man in der Zeit geht, desto weiter nach vorne kann man auch. Um grosse Zeitabschnitte zu erfassen, hat man als Mensch jedoch nur die Vergangenheit zum Studium. Selbst die Gegenwart ist ohne den Kontext der Vergangenheit sehr schwer zu studieren.
Das Gewordene ist nicht notwendigerweise abgeschlossen. Es ist, zumindest für unsere Zwecke, sowohl das bereits Vergangene wie auch das in der Gegenwart präsente. Es geht zwar in Richtung Zukunft – was für das Gewordene jedoch das Wichtigste ist, ist jene Vergangenheit, die am nächsten zu seiner Gegenwart liegt, oder jener vergangene Punkt, der den stärksten Impuls zu einer Wandlung gegeben hat. Beim Gewordenen wird nichts von den verschiedenen WA ausgeschlossen oder hervorgehoben, ob Geistiges oder Materielles, oder sonstwas. Alles was irgendwie ist, auch ohne dass wir es wahrnehmen, soll darin eingeschlossen werden.
Das Gewordene ist die Überkategorie verschiedener Prinzipien.
Diese sind: das Wechselwirkende, das Notwendige, das Eigentliche und das Bestimmte.
Bei den höchsten Prinzipien geht es mir nicht mehr darum, irgendwelche Gegensätze aufzuführen, sondern jenes darüber, das über den höchsten Kräften für sich alleine steht, zu beschreiben. Die höchsten Prinzipien könnten nun folgende sein (es sei dies der anpassbare Anfang des Gedankens, wobei weiteres Denken zu einem verfeinerten Bild darüber führen soll):
- Das Bestimmte ist über der Entwickelung, der Erfüllung und dem Folgenden.
- Das Eigentliche ist über dem Gegebenen, dem Sein und der Wirkung.
- Das Notwendige ist über der Kausalität, dem Mittel(wert) und dem Zyklischen.
- Das Wechselwirkende ist über dem Austausch, der Polarität und der Vergleichbarkeit.
Was diese Prinzipien bedeuten sollen, wird in kommenden Artikeln näher betrachtet.
Die Idee des Gewordenen und dessen Kategorien wird entwickelt (und vermutlich noch stark angepasst) während sie hier geschrieben wird.
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