Der Unterschied von Dualität zu Polarität

Das Weltanschauungsprinzip (WAP) benötigt eine Vielzahl an verständlich abgegrenzten Begriffen. Nicht nur um das WAP zu verstehen, sondern auch um es richtig und damit erfolgreich zu verwenden. Mit den passenden Worten wird dem WAP (und den Studenten der Weltanschauungstheorie) alles vereinfacht.

Ein Unterschied machen wir in diesem Artikel zwischen der Dualität (innerhalb einer einzelnen Weltanschauung) und der Polarität (zwischen zwei polar zueinander stehenden Weltanschauungen).

Dualismus

Zum Begriff

Der Gegensatz besteht aus einer Dualität oder einer Polarität.

  • Die Dualität besteht aus zwei Gegenteilen wenn es um Einzeldinge geht, und aus zwei Gegenarten, wenn es um einfache, gegensätzliche Kategorien geht. Allerdings sind dualistische Gegenarten lediglich immer notwendig, aber nicht identifizierbar.
  • Die Polarität kennt hingegen nur die Gegenarten als gültige Gegensätze.

Dualistische Gegensätze können quantitativ sehr verschiedene Eigenschaften haben1, und so sind sie manchmal schwierig in richtiger Weise zusammenzubringen.

Der Dualismus, in seiner grössten Form, begründet das Wirkliche als auf zwei nicht weiter reduzierbare Prinzipien, Wirkungen, Modi oder dergleichen begrenzt. Die andere Bedeutung beschreibt den zweigeteilten Zustand einer Sache, Frage, Idee usw. Es wäre zum Dualismus passend, wenn diese zwei Bedeutungen zueinander gegenteilig wären, aber das ist nicht der Fall, sie weichen nur voneinander ab.

Die Bedeutung des Dualismus ist fast monistisch (Monismus = Allseitigkeit, Allheit, Einheit); während im WAP die Bedeutung des Monismus dualistisch ist: der Monismus kann sowohl eine ‘Einheitlichkeit über alle dutzend Weltanschauungen’ bedeuten (Ganzheitlichkeit, auch: Holismus), wie auch die ‘Vereinheitlichung von allem durch eine einzelne Weltanschauung’ (Einseitigkeit).

Der Dualismus führt nicht zwei Weltanschauungen zusammen (das geschähe erst durch Polaritäten, sofern eine Sprache polare Weltanschauungen vereinigen könnte), sondern vertritt vor allem eine einzige, spezielle Weltanschauung, oder wird vertreten durch eine bestimmte Weltanschauung: Mathematismus (der Dualismus könnte auch in den Rationalismus gesetzt werden, da auch dort der zum Dualismus führende Reduktionismus naheliegend ist; da aber zwischen Rationalismus und Mathematismus im WAP kein definierbarer Platz ist, hat man sich – ganz passend zum Dualismus – für eines der beiden zu entscheiden). Es ist eine mathematistische Leistung, das Wirkliche auf zwei Urgründe reduzieren zu können. Solches Reduzieren führt nicht zu universeller Wahrheit, sondern am ehesten zu mathematistischer (oder rationalistischer) Wahrheit, weswegen dem Dualismus in den dutzend Weltanschauungen (DWA) dort ein bestimmter Platz zugeordnet wird.

Dualismus-Monismus sind sowohl dualistisch (!) wenn sie einander gegenüber gestellt werden, wie auch monistisch (!) wenn der Mathematismus und der Monadismus (da ist noch ein “ad” zwischen Mon- und -ismus) zusammengebracht werden. Dies ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie die ‘Teile wahrer Prinzipien’ nicht nur das eigene Wesen (den Teil), sondern auch das Wesen des jeweiligen Prinzips selber grundlegend bestimmen.

Zu Dualismus und Dualität

Der Dualismus ist ein grundlegender Modus des Mathematismus. Der Mathematismus kann aber weit mehr als nur dualistische Sätze machen, d.h. er hat mehr als nur diesen einen Modus, folglich ist der Mathematismus als Kategorie bedeutender als der Dualismus, und über dem Dualismus stehend. Der Dualismus nimmt seine Kraft aus dem Mathematismus und dessen unmittelbaren weltanschaulichen Nachbarn.

Für die Dualität braucht es keine polar entgegenstehende Weltanschauung, aber es können sämtliche polare Wahrheiten (bis hin zu ganzen Weltanschauungen) so weit auf eine binäre Logik reduziert werden, bis sie in den Mathematismus hineinpassen, und mit dessen Mustern zurechtkommen. In anderen Worten ist der Dualismus das bevorzugte Mittel des Mathematismus, wenn der Mathematismus genügend unanständig verwendet wird, um sich über alle Weltanschauungen hinweg auszubreiten; respektive alles dem Mathematismus scheinbar ähnlich werden zu lassen. Denn der Mathematismus liebt es den Dingen einen Anschein von Dualität zu geben – selbst wenn keine Dualität vorhanden ist. Im Schema unten (Schema ‘Perlenkette’) ist auf der Position des Mathematismus (elf Uhr) ein dualistischer Gegensatz eingezeichnet.

“Dualistische Gegenteile”

Die einander gegenstehenden Gedanken sind in diesem Bild als Punkte an den Rand des Kreises bei elf Uhr gesetzt, der den Mathematismus repräsentiert. Der Mathematismus setzt durch die Dualitäten zwei, im Grunde stets mathematistische Gedanken, gegeneinander. Die Methode solchen Denkens nennt sich ‘Dualismus’; und die Dualitäten sind die direkt aus dem Dualismus folgenden Produkte.

So sind z.B. die beiden Seiten einer Münze als Kopf und Zahl gegenteilig zueinander, obwohl sie sich, abgesehen von der Form der Prägung, kaum unterscheiden. Sie widersprechen einander nicht einmal, denn die eine Seite behauptet bei ein und derselben Münze nicht eine andere Währungsgrösse als die andere Seite; die eine Seite ist nicht eine Währung aus dem einen Land, und die andere Seite eine Währung aus einem anderen; usw. Und dennoch ist die Wirkung darin wie wir sie, z.B. für Entscheidungen im Sport wo der Zufall für Fairness sorgen soll, interpretieren, spiegelnd entgegengesetzt, je nachdem auf welcher Seite sie nach einem Wurf landen mag.

Das scheint ein kleinliches Beispiel für ein Gegenteil zu sein. Aber so verhält es sich mit Dualitäten (also Gegensätze innerhalb einer Weltanschauung), wie wahr-falsch, schön-hässlich, gerade-krumm, A-B, 1-0 usw. Das ist die vereinfachte Art der unbemerkten Einseitigkeit. Man kann meinen, nicht in Einseitigkeit zu leben weil man weiss, dass hier und da durchaus Dualitäten im eigenen Leben vorhanden sind. Dennoch kann man von Einseitgkeit vollständig umhüllt sein, wenn sich dazu keine echten (weltanschaulichen) Polaritäten im Leben finden. Ein solches Leben wird Mühe haben Entwicklung zu erfahren, weil wir Polaritäten erleben müssen damit wir nicht stehen bleiben, abkalten und stagnieren. Dualitäten reichen nicht.

Es wird hier reduziert, aber es wird mit dem Reduzieren dem Dualismus angetan, was der Dualismus selber tut. In der mit Dualismus reichen Einseitigkeit gefangen zu sein, und gleichzeitig nichts von der Einseitigkeit zu wissen, bedeutet, dass das wirklich Andere, im Sinne der polar andersartigen Weltanschauung, irgendwann nicht einmal mehr erwägt werden kann. Eine solche Weltanschauung, über die nie hinausgegangen wird, ist mehr ‘ein Käfig der als Welt definiert wird’ als eine Weltanschauung unter anderen, die in der Wechselwirkung mit den anderen Weltanschauungen zu immer fruchtbareren Gedanken führt.

Dualitäten sollten in mehr als nur im Mathematismus oder im Rationalismus Platz haben. Das Problem mit (notwendigerweise sprachlichen) Sätzen aber ist, dass sie kaum die Grösse haben, die grundsätzliche Verschiedenheit polar gegenüberstehender Weltanschauungen in sich vereinigen zu können. Und so, durch die Grenze all der Sprachen (aller Sprachen), die sich das Weltanschauungsprinzip nicht als den Startpunkt festgesetzt und sich folglich irgendwo zu sehr spezialisiert haben, sind in keiner von all den gesprochenen Sprachen der Welt weltanschauungsvereinigende Sätze möglich; oder es ist ein enormer Aufwand, bis es geschafft wird2. So bleiben die dualistischen Gegensätze im Mathematismus und dessen Nachbarn gefangen, wo mit dem Denken das Wirkliche, so weit es geht, zu unseren Sprachen kompatibel gemacht wird.

Kartesianischer Dualismus

Der kartesianische Dualismus betrifft das Körper-Seelen-Problem. Hier können wir sehen, wie die Inhalte verschiedener Weltanschauungen auf eine falsche Auswahl reduziert, und der daraus geschaffene Gegensatz im Anschluss rationalisiert wird. Die entstehenden Diskussionen und Debatten werden durch das für sämtliche Fragen erstellte Rahmenwerk definiert, und wer sich an der Diskussion beteiligt und darin eine bestimmte Position einnimmt, hat von Beginn weg Kompromisse zu machen (d.h. man hat die eigene Ansicht auf das gegebene Einfache, Dualistische zu reduzieren), um der Sprache der jeweiligen Dualitäten gerecht zu werden, um so von den anderen Diskussionsteilnehmern verstanden werden zu können.

Im judäo-christlichen Denken des Westens ist der Dualismus weit verbreitet, er ist grundlegend, und er ist nicht auf die Dualität von Geist-Materie beschränkt, wie beim Körper-Seelen-Problem, denn der Dualismus ist in jeder wahr-falsch-Logik, jedem Beweis, jeder Widerlegung, usw. Man könnte sagen: der Dualismus ist bald einmal vorhanden, wenn abstrahierendes Denken vorhanden ist.

Im zwanzigsten Jahrhundert haben viele westliche Philosophen (z.B. über die Ontologie, also die Seinslehre) versucht, etwas zu finden das uns vom tief in unser Denken eingegrabenen Dualismus etwas entfernen, oder diesen gar überwinden kann. Heidegger ist ein Beispiel dafür – auch im Scheitern (oder noch nicht Erfüllen-können) des Versuchs, das Dualistische zu überwinden. Die Gewohnheiten westlichen Denkens waren, wie es scheint, selbst beim ihm der so viel aufnehmen und so beweglich denken konnte, derart tief eingepflanzt, dass er, um das von ihm erkannte Problem lösen zu können, bis auf den Kern der Sprache überhaupt zu gehen versuchte, um dort das eigene Wurzelwerk zu verstehen. Seine ihm durch seine Mitwelt gegebenen Gewohnheiten konnte er aber nicht vom eigenen Wesen trennen, wodurch sein Werk unvollendet blieb. Er hat die Probleme aber wohl erkannt, oder mindestens erspürt, so mein Eindruck.

Es war wohl weniger eine belächelnde Haltung zu fernöstlichen Philosophien (auch wenn es bestimmt zum Teil berechtigt ist, diese für archaisch und atavistisch zu halten), sondern wohl mehr die gewaltige Leuchtkraft des antiken Griechentums, des deutschen Idealismus und schliesslich seines Lehrers Husserl, die ihn daran hinderten, die eigenen Wurzeln herauszureissen. Hätte er östliche Philosophien, fern östlich vom antiken Griechenland, in anderer Weise studiert als durch das schwer ablösbare Urteil, das sich die Moderne zum vorsokratischen, ja vorägyptischen Altertum gebildet hat (hier seien besonders urindische Lehren erwähnt), dem der kartesianische Dualismus fremd ist, hätte er die Natur seines eigenen Denkens vielleicht in tieferer Weise durchschaut und so für den Phänomenalismus womöglich eine Tat erbringen können, wie etwa durch Kant für den Rationalismus erbracht wurde. Das alles ist aber sehr spekulativ, denn ehrlich gesagt habe ich mich mit Heidegger nicht annähernd genügend ernsthaft beschäftigt, um ihm irgendwo mangelnde Ernsthaftigkeit vorwerfen zu können (sofern ich dessen schuldig bin). Es ist aber der Eindruck den ich von seinem fragmentierenden Umgang mit der Sprache habe.

Diese Aufgabe – das Überwinden des Dualismus – kann und wird in systematischer Weise (für weit mehr als nur den Phänomenalismus) vom Weltanschauungsprinzip erfüllt werden. Weil das WAP für alle zwölf Weltanschauungen gleichzeitig ein System bietet, und nicht nur für zwölf Einzelne, ist Emergenz möglich: die unendlich weit über die Summe der einzelnen Weltanschauungen gehende Wechselwirkung zwischen all den nun klar definierbaren, kategorisierbaren und für jede mögliche Art spezifischer Arbeiten korrekt auswählbaren Weltanschauungen: das Weltanschauungssystem. Was wäre Heidegger in dessen Brillianz für den Phänomenalismus möglich gewesen, wenn er den Dynamismus des WAPs gekannt hätte, um dessen Gegenpol den Rationalismus durch den Dynamismus zu verstehen, wie auch den in unserem rationalistischen Denken überall vorhandene Dualismus, um durch das Durchschauen von all diesen dann zu einem, vom Intellektuellen viel unabhängigeren Phänomenalismus zu gelangen? Man denke hier an den Dualismus als einen bedeutenden Wegbereiter westlichen Denkens, der aber neben der möglichen Grenzenlosigkeit des WAP trotz seiner gewaltigen Rolle auf einmal sehr klein wirkt.

Wird ersichtlich, was sich der Menschheit durch die dutzend Weltanschauungen eröffnet?

Polarismus

Zum Begriff

Dem Polarismus wurde auf dieser Webseite schon viel Aufmerksamkeit geschenkt, bisher aber noch nicht als ein -Ismus; meist unter dem Polaritätsprinzip. Es wurde z.B. zwischen Opposition, Polarisation, Perversion und Purifikation ein Güteraster erstellt, oder es wurde die gleichzeitig erlebte Gegensätzlichkeit von Polaritätspaaren als etwas ähnlich schwer Aushaltbares wie die Einseitigkeit beschrieben (z.B. hier).

Die Polarität sei im WAP ganz einfach als ‘grundlegende qualitative, diametrische Gegenart’ definiert.

Warum ‘qualitative’? Die Magnetpole der Erde etwa, die Arktis im Norden und die Antarktis im Süden, sind Pole derselben Qualität: sie können umgedreht werden wie eine Münze, und es fände sich kein bedeutender Unterschied, denn wir haben Norden und Süden bestimmt, wie wir die Seiten einer Münze bestimmen: nach Zufall: da Norden, hier Süden, da Positiv, hier Negativ, da Kopf, hier Zahl. Die Pole im WAP, die einander auf dem Kreis (oder auf der Kugel oder Pentagondodekaeder…) gegenüberliegenden Punkte also, zeichnen sich gerade darin aus, dass sie aus einer Distanz betrachtet zueinander zwar in der Quantität gleich sind, sich aber in der Qualität grundlegend unterscheiden, ja ‘Umstülpungen’ sind.

Im ‘Lexikon für Theologie und Kirche’ findet sich der Abschnitt zu Polarität wie folgt:

Polarität (v. griech. πόλος, pólos, Pol, Erd- u. Himmelsachse). Polarität heisst jene Form der eigentümlichen Gegensätzlichkeit, in der das eine der Relate nur in der notwendigen Bezogenheit auf das andere sein kann. Polaritätsverhältnisse finden da statt, wo sich eine Wesenheit nach zwei entgegengesetzten, sich aber gegenseitig bedingenden Richtungen entfaltet: männlich – weiblich, Himmels- und Erdgottheiten in mythischen Religionen, Licht – Dunkel (Lichtmetaphysik), Apollinisch – Dionysisch (Friedrich Nietzsche), Ich – Du (Martin Buber). Die Polarität als ontologisches Prinzip findet sich vor allem bei den Vorsokratikern (Heraklit), in der chinesischen Philosophie (Yin – Yang), im Neuplatonismus, in der Romantik (FWJ Schelling, JWv Goethe), aber auch in Tiefenpsychologie (anima – animus) und moderner Physik.

Lexikon für Theologie und Kirche, achter Band ‘Pearson bis Samuel’, S. 374

Zu Polarismus und Polarität

Beim Polarismus wird nicht denkerisch, d.h. nach theoretischer Nützlichkeit, eingeteilt, sondern durch Beobachtung angenommen und übernommen (kann im WAP auch die Beobachtung eigener Gedanken sein: ‘intuitistischer Idealismus aposteriori’ – nur um die Rationalisten zu ärgern). Der Polarismus ist bei einer Notwendigkeit von Polarität vorhanden; anders als beim Dualismus, wo sich vor allem irgendetwas finden muss, das eine Idee abrundet oder ergänzt. Auf dem Schema unten ist ein polaristischer Gegensatz eingezeichnet, vom Mathematismus (elf Uhr) zum Monadismus (fünf Uhr). Obwohl die Kreise unterschiedlich gross sind, sind sie dennoch von gleicher Quantität: das Kleinere hat einfach mehr Dichte.

“Polaristische Gegenarten”

Im Kreis der dutzend Weltanschauungen besteht der Gegensatz aus einem Pol und einem Gegenpol. Nehmen wir eine ganze Weltanschauung als Pol, so nennen wir diese die ‘Art’, und den Gegenpol nennen wir folglich die ‘Gegenart’. Die unmittelbaren Substanzen des Polarismus sind die (beiden) Polaritäten, und die unmittelbare Substanz des Polarismus nennt sich Polaritätspaar. Die Produkte der Polaritäten sind die Umstülpungen oder Verkehrungen (im Sinne von Umkehrungen), die gleichwertig sind. In den dutzend Weltanschauungen sind sie darüber hinaus ‘nicht komparabel‘ (‘nicht vergleichbar’, auch inkomparabel; nicht zu verwechseln mit ‘inkompatibel’, ‘unpassend’), dafür aber ‘komplementär‘ (‘einander ergänzend’) und drittens ‘dependent‘ ({voneinander} abhängig’).
Zur Dependenz der Polarität hat besonders Hegel (in dessen Werk ich das Wort Polarität nur ein einziges Mal gefunden habe, nämlich in ‘Wissenschaft der Logik, in der Einleitung zur zweiten Ausgabe dritte Seite) einen schönen Satz, der, wie bei Hegel häufig, zum gutem Denken anregt:

Wenn z.B. in der Physik die Denkbestimmung der Kraft vorherrschend geworden ist, so spielt in neuerer Zeit die Kategorie der Polarität, die übrigens zu sehr à tort et à travers [d.h. “durch und durch”] in alles, selbst in das Licht eingedrängt wird, die bedeutendste Rolle, – die Bestimmung von einem Unterschiede, in welchem die Unterschiedenen untrennbar verbunden sind; dass auf solche Weise von der Form der Abstraktion, der Identität, durch welche eine Bestimmtheit z.B. als Kraft eine Sebstständigkeit erhält, fortgegangen [wird] und die Form des Bestimmens, des Unterschiedes, welcher zugleich als ein Untrennbares in der Identität bleibt, herausgehoben und eine geläufige Vorstellung geworden [ist] ist von unendlicher Wichtigkeit. Die Naturbetrachtung bringt durch die Realität, in welcher ihre Gegenstände sich festhalten, dieses Zwingende mit sich, die Kategorien, die in ihr nicht länger ignoriert werden können, wenn auch mit der grössten Inkonsequenz gegen andere, die auch geltend gelassen werden, zu fixieren und es nicht zu gestatten, dass, wie im Geistigen leichter geschieht, zu Abstraktionen von dem Gegensatze und zu Allgemeinheiten übergegangen wird.

GWF Hegel, Logik der Wissenschaft I, Vorrede zur zweiten Ausgabe, S. 21 bei suhrkamp

Jeder Anteil jeder Weltanschauung hat ein äquivalentes (gleichwertiges) und notwendiges Gegenteil (d.h. einen speziellen Anteil innerhalb einer Weltanschauung) im Gegenpol, nur ist es fast unmöglich, dieses zu identifizieren, da zwischen den Weltanschauungspolaritätspaaren keine Vergleichbarkeit besteht (weil sie zu verschieden sind). So kann kaum die Äquivalenz einer bestimmten mathematistischen Formel im Monadismus als eine bestimmte Monade gefunden werden. Die Äquivalenz muss da sein, aber ich sehe keine Möglichkeit, so etwas Spezielles jemals erkennen zu können. So hat wohl jeder Teil jeder Weltanschauung im Gegenpol ein Gegenteil (ein Gegengewicht), aber kein Teil kann seinem Gegenteil zugeordnet werden, weil unmöglich genügend viel von beiden Seiten eines Polpaares verstanden werden kann. Aus dem Grund wird bei Polaritätspaaren hier nicht von Gegenteilen gesprochen (da diese dann sehr spekulativ sind), sondern nur von Gegenarten (ganzen gegenüberliegenden Weltanschauungen).

Folglich sollten polaristische Gegenteile vermieden werden, da es keine Aussicht auf ein wahres Zuweisen gibt; wenn es denn jemand jemals versuchen wollte, sie einander zuzuweisen.

“Polaristische Gegenteile”

Pluralismus und Monismus

Der Vollständigkeit halber sei hier noch kurz beschrieben wie sich der Pluralismus und der Monismus in den dutzend Weltanschauungen (DWA) verhalten. Der Monismus ist auf der anderen Seite des Mathematismus (mit dessen Dualismus) beim Monadismus zuhause. Während der Dualismus die Doppelseitigkeit und der Polarismus ist Gegenseitigkeit ist, ist der Monismus die ‘Allseitigkeit’. In der unangemessenen Form kann eine jede Seitigkeit zur Einseitigkeit werden. Leibnitz, der den Monadismus erstmals beschrieben und abgegrenzt hat, äusserste den monistischsten aller Sätze: “Omnia ad unum” (Alles auf das Eine; der Leitspruch von weltanschauung.org). Auch “Unitas in multitudine” (Einheit der Vielfalt) geht wohl auf ihn zurück.

Der Pluralismus ist die Vielseitigkeit; in den DWA ist das die Freiheit sich von Weltanschauung zu Weltanschauung bewegen zu können. Es ist schwierig im WAP unangemessen pluralistisch zu sein, denn der Pluralismus ist dort wo er auftritt meistens gut.

Referenzen, Anmerkungen

  1. Beispielsweise kann gesagt werden, dass das absolut Gute absolutes Sein hat, und das Schlechte in seinem Sein dadurch bestimmt wird, wie weit es vom Guten entfernt ist. Demnach verliert das Schlechte an Sein, je schlechter es wird, bis es nur noch sein kann indem es anderes, weniger schlechtes Sein, konsumiert – was es aber weiter verschlechtert, usw. Damit sei gesagt, dass gut und schlecht einerseits qualitativ grundverschieden sind (d.h. in Bezug auf ihre Güte, Moralität oder dergleichen gegensätzlich sind), sich aber gemessen an deren Sein auch quantitativ unterscheiden (mehr Güte ist mehr Sein ist mehr Quantität). Ein Artikel der den Gedankengang dahinter aufzeigt ist unter diesem Link zu finden.
  2. Das Neue Testament hat viele weltanschauungsvereinigende Sätze, aber für jeden dieser Sätze wurde in meinen Augen bestimmt ein grösserer geistiger Aufwand betrieben, als selbst aktiv denkende Menschen in den meisten Fällen wohl ein ganzes Leben hindurch nicht aufzuwenden vermögen. Generell scheinen sich in religiösen Texten so einige weltanschauungsvereinigende Sätze zu finden (da sie Generationenweisheit bewahren); vielleicht auch, weil die dort häufig mythische Sprache eine gewisse Ambivalenz zulässt. Es stellt sich die Frage, ob das dann wirklich Vereinigungen sind, oder ob einfach mehrdeutig gesprochen wird – auf Kosten der Aussagekraft. Eine zu Weltanschauungsvereinigungen fähige Sprache, sofern sie jemals existiert, braucht in der Aussagekraft jedoch keine Kompromisse zu machen; sie hat genügend präzise Begriffe um deutlich zu bleiben, während Begriffe von Polaritätspaaren in den gleichen Satz gepackt werden. Das könnte wohl als ein Ziel des WAP gebraucht werden.

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