Um über die Weltanschauungen (WA) zu lernen, muss man sie auf die eine oder andere Art studieren. Man kann sich in das Thema einlesen und dann eindenken, oder man kann sich einlesen und dann versuchen das Gelesene in der Welt zu beobachten, und ähnliche Gesetzmässigkeiten suchen, wie in Büchern wie “Der kosmische und der menschliche Gedanke” (GA 748) oder was daraus gefolgt ist, erläutert ist.

Die ungeheure Bedeutung, welche die WA für alles kreative, intellektuelle wie auch unsinnige Schaffen haben (sie haben keine Bedeutung für alles Triebhafte sowie dem Überleben untergeordnete), gibt ihnen etwas Eindrückliches, zu dem man gerne herauf schaut. Gleichzeitig jedoch kann diese Grösse, wenn sie in vollem Umfang erlebt wird, als etwas Schreckliches erlebt werden, darin wie einseitig die WA sein können. Und wenn die dem eigenen Wesen entsprechende Einseitigkeit dennoch auszuhalten ist, weil man als Mensch dazu veranlagt ist von Natur aus irgendwohin zu tendieren, so wird einem umso grössere Überwindung abverlangt, sich mit der jeweiligen oppositionellen WA auseinander zu setzen.
Generell hat alles nicht oberflächliche Beschäftigen mit den WA etwas sehr Intensives an sich. Man wird teilweise gezwungen, sich mit Dingen zu befassen, welche einem zutiefst widersprechen. Gleichzeitig kann es sehr angenehm sein, sich nur mit den Gedanken und Werken der eigenen WA zu beschäftigen. Ersteres hat jedoch ein Positives darin, dass das Überwinden solcher fremder WA dem Überwinden von Hindernissen gleich kommt, und dies einen etwas durchzurütteln scheint.
Hindernisse zu überwinden ist allem Leben ein Gewinn.
Inhalt
Schwierigkeiten im Studium der WA
Forscht man an den WA, so werden einem gewisse Hürden erscheinen.
- Erstens finden sich, wenn man die WA an der Welt studiert, sehr viele Möglichkeiten an Kombinationen, wenn man sich zwölf Weltanschauungen, sieben Visibilitätsstufen (Weltanschauungs-Stimmungen bei Steiner), drei Seelentöne sowie zwei Anthropomorphismen (anthropomorphistisch oder nicht-anthropomorphistisch) vor Augen führt. Die genaue Anzahl an möglichen Kombinationen, auch wenn das nicht wichtig ist, beträgt 12*7*3*2, das ergibt 504. Alleine die Anzahl Kombinationen aus Weltanschauung und Visibilitätsstufen, die wichtigeste Kombination, also zwölf mal sieben, ergibt 84, schon hier kann man sich verirren.
- Zweitens finden sich in der Welt Kombinationen aus den vier genannten Gattungen (Weltanschauung, Visibilitätsstufe, Seelenton und Anthropomorphismus), welche nicht ihrer Natur nach rein sein müssen. Tatsächlich sind nicht reine Kombinationen eher die Regel als die Ausnahme. Ein zum Psychismus veranlagter Mensch muss sich noch lange nicht auf den Psychismus beschränken, wenn er dies nicht will. Wenn Psychismus-fremde Argumente sich ihm aus irgendwelchen Gründen, wie durch die persönliche Geschichte, spezielle Umstände usw, als eher plausibel oder vertretenswert zeigen, so wird er sich stattdessen an eine Weltanschauung oder Denkgemüt richten, welche diese Bedingungen erfüllt, welche er als eher plausibel erachtet oder ihm eher vertretbar erscheint. So kann man eine bestimmte Kombination aus den vier Gattungen in einem Menschen vor sich haben, mit der Art des Psychismus im Zentrum, und dennoch kaum jemals auf die Idee kommen, dass dieser Mensch nun Psychist ist. Die Wirklichkeit zeigt sich in den WA selten in reiner Form, sie ist eher verwaschen. Die Menschen werden äusserst selten alleine von ihrem Ich geleitet, viel eher finden sie sich beeinflusst durch ihre Zeit, Kultur, etc, von bestimmten Menschen umgeben, geprägt von vielen äusseren Dingen.
Es muss schon eine starke Persönlichkeit sein, welche sich gegen alle Umwelteinflüsse in der Welt durchsetzen kann, sich durch nichts beeinflussen lässt, und ihrem Wesen allein treu ist. Nietzsche war eine solche seltene Persönlichkeit, an der recht deutlich abzulesen war, in welchem Abschnitt seines Lebens er sich in welcher Kombination aus WA und Visibilitätsstufe (VS) befand, anhand dem Steiner nicht nur ein Muster ablesen, sondern auch gleich eine Methodik erarbeiten konnte, welche mir Grundlagen gibt für dieses Essay der WA. Doch auch von einem Menschen wie Nietzsche muss man das ganze Leben kennen, seine Werke wie auch sein Schicksal, um ihn der Wirklichkeit entsprechend in dem System der WA einteilen zu können. Einzelne Bücher gelesen zu haben reicht niemals aus, um das Bild zu bekommen, das für eine Zuteilung notwendig ist.
Historische Figuren waren dadurch in ihrer WA beschränkt, dass gewisse Literatur noch nicht existierte; wir sind in der Gegenwart dadurch beschränkt, dass literarische Werke der Zukunft noch nicht erschienen sind, welche irgendwann zweifellos wichtige Elemente der WA aufschliessen werden.
- Drittens haben wir durch unsere eigene Weltanschauung gewisse Vorlieben für selbige, was die Wahrnehmung der nicht-eigenen WA verzerren kann. Ich gebrauche dafür den englischen Begriff “Bias” (Vorliebe, Tendenz zu, Vorurteil usw).
Ob wir die WA nun in Wort, Schrift oder Tat suchen, wir treffen auf drei Widerstände: grosse Komplexität, selten Reiheit in dieser Komplexität, sowie eine persönliche Bias, was die nicht reine Komplexität noch unreiner macht. Man kann erwarten, dass viele Fehler möglich sind.
Es finden sich also Hürden, wenn man die WA an anderen Menschen, das heisst, in der äusseren Welt, studieren möchte. Geht man jedoch den anderen Weg, und kehrt sich nach innen, so finden sich auch hier gewisse Schwierigkeiten. Entscheidet man sich, die WA und die anderen drei Gattungen alleine durch das Denken zu studieren, so wird man auch hier mit Schwierigkeiten konfrontiert. Man wird dazu tendieren, die Gedanken zu den Weltanschauungen nach der eigenen Weltanschauung zu richten. Alleine den Begriff “Weltanschauung” zu definieren, wird einem zeigen, wie gross die Hürden sind, welchen man sich durch das nach-innen-Kehren zu stellen hat. Man wird, wenn man sauber arbeitet, zwölf Defnitionen für den Begriff Weltanschauung finden – für jede WA eine eigene Definition desselben Begriffs. Vielleicht gibt es eine übergeordnete, aus allen WA sprechende Definition.
Um sich den WA durch das Denken zu nähern, wäre es notwendig, dass man ein derart reiches Innenleben hat, das alle WA umfasst, dass man ein gutes Verständnis davon hat, was die WA sind, und dass man zuletzt die richtigen Begriffe hat oder findet um das eigene Verständnis in Worten umzusetzen. Die Komplexität verringert sich durch das nach-innen-Kehren nicht – genauso wenig die persönliche Bias, die eigene WA also.
Stellen wir das “In-die-Welt-Schauen” neben das “Nach-innen-Kehren”, so finden sich also einige gemeinsame Probleme sowie ein Unterschied: schauen wir in die Welt, so finden wir die WA unserer generell beeinflussbaren Persönlichkeiten wegen unrein vor, wie Flüssigkeiten die sich gerne vermischen. Suchen wir die WA in uns selbst, so finden wir mit der Einseitigkeit schlichtweg einen Mangel an WA, einen Mangel an Material mit dem gearbeitet werden kann, da ein jeder Mensch in einem Moment nur einer WA zugehört.
Mögliche Lösungen
Die Lösung des Problems der Komplexität durch die 504 (oder 840 Kombinationen wenn man die Kombination zweier kategorien wie WA und VS von der Kombination dreier Kategorien wie WA, VS und ST getrennt zählt, und die Gruppierung dann addiert) finden wir, wie bei wohl allen komplexen Problemen, bei der WA des Rationalismus. Der Rationalismus bringt das Problem zum Stillstand, macht eine Momentaufnahme und bricht es dann herunter in kleinere Teile. Wenn zu viele Dinge vorgehen, macht es keinen Sinn, sich mitten in die Bewegungen aller Kombinationen, welche nicht einmal ihrer Natur nach rein sind, zu begeben. Man wird sich verirren. Es macht mehr Sinn, die Gattungen erst einzeln anzuschauen, dann zu schauen welchen Gesetzmässigkeiten eine Gattung, wie “die zwölf Weltanschauungen”, unterliegt. Dann schaut man sich die einzelnen Arten der Gattung an, wie “der Psychismus”, und studiert dann dessen Gesetzmässigkeiten. Dann studiert man die restlichen Arten derselben Gattung. Ist man damit fertig, kann man weiter zu der nächsten Gattung mit ihren jeweiligen Teilen usw. Wenn man einmal alle vier Gattungen mit allen ihren 12+7+3+2=24 Arten angeschaut hat, kann man weiter zum eigentlichen Studium der vielen Kombinationen.
Die Lösung des Problems des Nach-aussen- oder Nach-innen-Schauens ist einfacher: man wechselt die zwei immer wieder miteinander ab.
Die Weltanschauungen haben also sowohl Eigenschaften welche einer einzelnen allein (Art) zugehört, wie auch Eigenschaften welche auf alle zwölf WA zusammen (Gattung) zutreffen.
Wie sich die eine WA zu einer anderen verhält, unterliegt genauso gewissen Gesetzen, wie eine einzelne WA ihren eigenen Gesetzen unterliegt. Wir können also von speziellen Gesetzen (Gesetze welche nur auf eine WA, die Art, zutreffen) sprechen, wie auch von allgemeinen Gesetzen (welche auf alle WA gleichsam, also die Gattung, zutreffen). Die speziellen Gesetze nenne ich das Einzelspiel, die allgemeinen Gesetze nenne ich das Zusammenspiel.
Zugänglich wird einem eine jeweilige WA u.a., wenn man sich mit der Literatur beschäftigt, die von dieser abgedeckt wird. Den Mathematizismus wird man in der Mathematik finden, den Psychismus bei Büchern der Psychologie, der Psychoanalyse etc. Jedoch sind nicht alle WA so klar ausgebildet, und entsprechende Literatur mag für andere WA schwieriger zu finden sein – man wird in der Bibliotheke kein Regal für Monadologie finden. Eine WA deckt also einen gewissen Teil des Wissens und der Literatur ab.
Einseitigkeit
Eine WA mag für einen bestimmten Bereich sehr nützlich sein, für einen anderen sehr unnütz. Was der strenge Materialismus über die spirituelle Welt zu sagen hat, kann nur falsch sein. Und das Umgekehrte ist wahr dafür, was vom Spiritualismus über die Materie ausgesagt werden kann, wenn nicht zumindest kleine Eingeständnisse für diese oppositionelle WA gemacht werden können. Die den WA eigene Einseitigkeit ist angebracht, solange man das Ziel vor Augen hat, die Oppositionen an einen gewissen Punkt zusammen zu führen. Einseitigkeit scheint mir, in Sachen WA, als ein Abschnitt auf dem Weg als durchaus angebracht. Und wenn sich die WA wirklich nur mit dem Teil der Welt für den sie relevant ist, wie der Mathematizismus in der Mathematik, Aussagen macht, so ist Einseitigkeit selbst als Zweck nicht zu verurteilen. Es wäre sicher verkehrt, Gedanken zurück zu behalten, nur aus Angst davor, in diesen einseitig zu sein. Der Materialismus wird jedoch keine sinnvolle Aussage über den Spiritualismus machen können, da seine Begriffe nicht bis dahin reichen, es für ihn schwierig ist, den Spiritualismus aus seiner Position heraus zu begreifen, und er sich darin prinzipiell selbst widersprechen müsste.

Beim Bild der WA (als Beispiel hier im Zentrum der Materialismus) sind diese in einem Kreis angeordnet. Dort hat eine jede WA ihre zwei unmittelbaren Nachbarn, ihre Indifferenten (im neunzig-Grad Winkel hat der Materialismus z.B. die Indifferenten Idealismus und Realismus zu sich) sowie ihre Opposition. Zu den Nachbarn besteht eine Ähnlichkeit, zu den Indifferenten hat sie so wenig zu sagen wie selbige zu ihr, und die Opposition ist wie eine andere Welt mit einer anderen Sprache. Opposition ist hier nicht eine Gegnerschaft sondern ein nicht- oder kaum-verstehen-Können. Oppositionen sind in jeder Art ein Gegenteil, ein wahrhaftes Gegenteil, eine komplette Umstülpung. Wie eine Wiese bei Tageslicht nicht eine Wiese in der Nacht zur Opposition hat, sondern eher ein leckendes Atommüllager einen Kilometer unter der Erde, so ist die Opposition der WA weit mehr als nur zwei Seiten einander gegenüber stehender Teams. Wären die oppositionellen WA verkörpert als Teilnehmer eines Sportes, so wäre der Sport Calvinball, auf der einen Seite eine Mannschaft mit Trikots und einem Ball, auf der anderen ein Skispringer, oder etwas dergleichen. Eher sind sie in tiefster Weise voneinander ein Gegenteil, wodurch ein gegeneinander Antreten gar nicht möglich ist.
Einseitigkeit kann in den WA ein Problem sein. Verhärtet sich ein Mensch in der eigenen WA, und lässt nichts ausserhalb derselben zu, wird es dieser Mensch schwer haben, sich in der Welt zu orientieren. Anstatt jedoch von Einseitigkeit zu warnen, macht es mehr Sinn, allen Interessierten das Prinzip der WA zu zeigen. Was will man einen Menschen ob seiner Härte tadeln, wenn man ihm viel einfacher stattdessen die anschaulichen WA zeigen kann? Es ist für die meisten Menschen plausibel zu sehen, wie das eine Gebiet für ein anderes keinen Nutzen bringt. Bei den Wissenschaften ist es genau dasselbe: was will ein Ökonom seine Ökonomie auf ein Gebiet wie z.B die Geologie anwenden, und die Geologen ob ihrer ungenügenden ökonomischen Erkenntnisse in ihrer Geologie tadeln? Die Welt der Wissenschaften hat sich nicht ohne Grund in viele Spezialisierungen aufgeteilt. Für die meisten Wissenschaftler ist es nichts Neues, die eigene Wissenschaft besser nicht auf alle andere zu übertragen. Und für die meisten Menschen ist es kein Problem zu sehen, wie die eigene Meinung über die Welt nur eine von vielen ist. Die WA können da ansetzen, und zeigen, wo genau die eigenen Meinung nicht hingehören, und warum nicht. Das Prinzip der WA geht also einen Schritt weiter als der gesunde Instinkt, das Zugehörige beim Zugehörigen zu belassen, und fasst alle diese Meinungen der Menschen in einem einzigen, kohärenten System zusammen.
Die WA lehren, dass es Oppositionen gibt, welche für so manchen nicht leicht miteinander zu vereinbaren sind. Missbraucht man die WA, und wendet zwei Oppositionen dort an, wo sie nicht angewendet werden sollten, wird man sehen, wie verkehrt Einseitigkeit so sein kann. Man wird sehen, wie man das eigene Urteil zurück behalten sollte, wenn es um Gebiete geht, wo die eigene, entwickelte WA keine Hilfe ist. Geht es um oppositionelle WA, und versteht man diese Oppositionen auch als solche, schweigt man besser, und versucht viel eher einmal zuzuhören. Die eigene WA kann über ihre Opposition einen Beitrage machen, aber sie wird keine grössere Wahrheit aussprechen.
Ein Leben und drei WA
Ein Mensch durchwandert verschiedene WA in seinem Leben, und diese kleine Wanderung folgt gewissen Regeln. Diese Regeln hat Steiner in seiner Analyse von Nietzsche’s Leben gefunden, und sie gelten universell.
Diese Wanderung vollzieht sich über drei WA, sofern der Mensch das dafür notwendige Alter erreicht. Einer der, sagen wir, mit 45 verstirbt, wird in seiner zweiten WA versterben, die dritte wird er nicht erleben.
Es kann jedoch sein, dass es einem Menschen nicht möglich ist, von der einen zur nächsten WA weiter zu gehen, weil er sich sträubt. In diesem Fall hat der Mensch die Möglichkeit, auf die Gegenseite zu gehen, sofern dies einfacher ist. Sagen wir, einer ist in seinen 20er Jahren Psychist, so geht er in den 30ern, 40ern weiter zum Idealismus, und nach 50 zum Rationalismus. Ist ihm der Rationalismus aus irgendwelchen Gründen jedoch zutiefst zuwider, so hat er die Möglichkeit, stattdessen zum Realisten zu werden. Er ginge dann vom Idealismus nicht dreissig Grad weiter zum Rationalismus, sondern auf der Waagrechten hinüber zur Opposition, zum Realismus. Das Unbewusstsein hat dann abzuwägen, was ihm der Weg des geringeren Widerstandes ist: der vorgesehene Weg zum Rationalismus, oder der Weg hinüber zur Opposition. Vielleicht hat er schon mit 40 Mühe zum Idealismus weiter zu gehen, so wird er sich zwischen dem Idealismus und dem Phänomenalismus entscheiden müssen – beides wird unangenehm, aber Idealismus wäre das für den Psychisten Angemessene.
Etwas überspitzt gesagt, sollte eine jede Biographie über einen grossen Denker in drei Teilen verfasst werden, sind sie denn alt genug geworden für drei WA. Bei den grossen Denkern wird man häufig finden, dass sie zwei Mal im Leben einen neuen Abschnitt oder gar einen neuen Weg beschritten haben, der vom Biographen nicht gut erklärt werden kann.
Die Reihenfolge der Begriffe
Ich ordne die Arten der Gattungen in einer bestimmten Reihenfolge. Möchte ich beispielsweise eine Denkschule der Ökonomie durch alle Kategorien hindurch beschreiben, so wäre Folgendes ein Beispiel: anthropomorphistische naturalistische voluntaristische dynamistische Ökonomie. Und dann finden sich noch zwei weitere Gattungen darunter, womit wir insgesamt sieben Gattungen haben.
- Anthropomorphismus (DAM)
- Seelenton (DST)
- Visibilitätsstufe (DVS)
- Weltanschauung (DWA)
- Wissenschaft (DWS): Betreffendes Gebiet wie Philosophie, Ökonomie etc
- Zusammenhängende Sprachen (DZS)
- Zeichen und Worte (DZW)
Sechs Polaritäten
An dieser Stelle wäre es angebracht über das Oppositionsproblem in den WA zu schreiben, jedoch verdient das Thema seiner Grösse wegen einen eigenen Artikel.
Hier finden wir das erste Polaritätsgesetz. Es ist dies das WA-Gesetz der Umkehrung. Eine jede WA hat ihre Opposition, und diese Opposition ist eine grundlegende Umkehrung von ersterer. Die WA die einander gegenüber stehen sind Gegenteile voneinander. Das ist das erste Polaritätsgesetz.
Zweites Plaritätsgesetz
Das zweite Polaritätsgesetz ist das WA-Gesetz der Zweiergruppierungen, die sich in besonderer Art auf ihre Nachbarn auswirken.
Die zwölf WA bestehen aus sechs Polaritäten. Eine jede Polarität hat eine Bedeutung für alle anderen WA. Beispielsweise bedeutet die Polarität Materialismus-Spiritualismus, dass die vier WA um den Materialismus (Rationalismus, Mathematizismus, Sensualismus, Phänomenalismus), wie auch der Materialismus selber, eine klare Abgrenzung zueinander haben, während die vier WA um den Spiritualismus (Psychismus, Pneumatismus, Monadismus, Dynamismus), wie auch der Spiritualismus selber, leichter von der einen zur nächsten übergehen. WA um den Materialismus sind eher zur Debatte geeignet, WA um den Spiritualismus wohl eher zur Diskussion. Die zwei WA im neunzig-Grad Winkel zu Materialismus-Spiritualismus, der Idealismus und der Realismus, sind zu dieser Polarität neutral (indifferent).
Jede Oppositionsgruppe hat einige Eigenschaften, welche auf die anderen fünf Gruppen nicht zutrifft. Der Materialismus hat die Eigenschaft, dass seine Berechtigung praktisch nur für ihn gilt, während der Spiritualismus berechtigte Aussagen über die meisten anderen WA machen kann. Der Materialismus hat eine übertriebene Abgrenzung zu allen anderen, der Spiritualismus eine übertriebene Durchlässigkeit. Vergleichbares Gruppieren kann auf die anderen fünf Polaritäten angewendet werden.
Tierkreiszeichen
Die Tierkreiszeichen werden, wie so manches an den dutzend Weltanschauungen, alle gegenwärtige Wissenschaft abschrecken. Die WA umschliessen jedoch genauso die gewöhnliche Wissenschaft von Psychismus über Rationalismus hin zum Materialismus, wie sie den Spiritualismus umschliessen. Deswegen ist es angebracht die Tierkreiszeichen im Kontext der WA anzuschauen. Sie sind, wenn man die WA studiert, nicht nur angebracht, sie sind notwendig. Werden sie ignoriert, hat der Spiritualismus keine Chance darauf mit WA wie dem Materialismus vergleichbar behandelt zu werden. Hat der Spiritualismus weniger Berechtigung als was in der Gegenwart als seriöse Wissenschaft beschrieben wird, hat das System der WA als Ganzes keine Chance darauf sich seinen Prinzipien gemäss darzustellen, und man kann das ganze Projekt von Beginn weg gleich sein lassen. Je stärker eine WA relativ zu allen anderen ist, desto bedeutender wird auch ihr Gegenteil. Ist es der Materialismus der in der Welt an Stärke gewinnt, so ist es mit dem Spiritualismus halt im Unsichtbaren, was als Gegenteil gleichsam an Bedeutung gewinnt.
Da die WA als ein zwölfteiliger Kreis erstmals von Rudolf Steiner erdacht und dann besprochen wurden, und er einen Fokus auf die Verbindung derselben mit dem Kosmos gelegt hat, scheint mir ein jedes Studium der WA ein Stück weit verpflichtet, diese Verbindung zu würdigen und mit einzubeziehen.

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