Dieser Artikel baut auf zwei anderen auf, einem ersten wo der Panismus gefunden wird, und einem zweiten, wo der Omnismus gefunden wird, und in dem auch die Idee des Eimismus hinzukommt. Das ganze baut sich auf während es geschrieben wird, und so finden sich viele Ideen, die sich mit jedem neuen Artikel in etwas abgewandelter Art darstellen, die zu einer vorigen vielleicht inkompatibel scheint. Der Panismusartikel wird den Panismus ins Zentrum von allem stellen, der Omnismusartikel den Omnismus, und dieser hier stellt wohl den Eimismus als Dreh- und Angelpunkt von allem dar. Das ist bei transzendenten Ideen leider kaum zu vermeiden, da sie einen gerne mit sich reissen.
- Die Hochheilige Dreifaltigkeit im WAP
- Vater – Omnismus, von omnis (alles, gesamt)
- Sohn – Eimismus, von εἰμί eimí (ich bin, ich existiere)
- Heiliger Geist – Panismus, von πᾶν pān (all-)
Christus, Jesus und Christus Jesus
Christus ist ein nicht entfernbarer Teil Gottes (Gott ist die Einigkeit aus Vater, Sohn und Heiligem Geist). Er ist etwa so sehr Gott, wie das Reale am Menschen den Menschen wäre, wenn der Mensch weniger im Realen gefangen wäre, und mehr Geist besässe. Das Reale am Menschen ist z.B. der lebendige Körper, der die Gleichzeitigkeit von Materie und Geist erlaubt, dann seine Biographie, weiter den Einfluss seiner Umgebung und Mitmenschen, die Atmosphäre die er um sich schafft, usw. All das sind reale Dinge am Menschen. Christus ist in seinem Ausmass in Gott nicht so relevant wie das Reale am Menschen relevant ist, aber qualitativ ist der Vergleich wohl passend. Der Mensch besteht noch aus weit mehr als diesen realen Dingen, er besteht weiter etwa aus seinem Ich, und dann aus seinem Willen und anderen Seelenkräften. Diese anderen Dinge sind etwas anderes als real, wenn sie für sich genommen werden.
Jesus, oder Jesus von Nazareth, war ein Mensch; Christus Jesus hingegen ist gleichzeitig ein Gott und ein Mensch. Christus Jesus war gleichzeitig ein idealer und ein realer Mensch, und so repräsentiert er ein Bild des Menschen das ideal ist, wodurch er Menschheitsrepräsentant (oder einfach Repräsentant) genannt wird. Die Anthroposophie nennt traditionell ‘Christus’ vor ‘Jesus’, weil das Göttliche vor dem Menschlichen zu kommen hat.
Christus bindet alles
Es ist berechtigt zu sagen, dass ohne Christus für den Menschen irgendwann weder ein Omnismus noch ein Panismus wäre, denn ohne Christus hätte Gott niemals eine direkte Erfahrung der Weltanschauungen gehabt wie sie auf der Erde umgesetzt werden, und es wäre wohl schwierig geworden, die Weltanschauungen menschengerecht zu formen. Ohne Christus wäre es Gott zunehmend unmöglicher, sich weiterhin mit der Welt zu entwickeln und dabei an die Welt gebunden zu bleiben, und wie sich dieser Gedanke begründet, dazu das Folgende. Gleichzeitig wäre es Gott wohl auch unmöglich sich weiterzuentwickeln, wenn er die Welt und die Menschheit zurückgelassen hätte. Die Existenz von Christus diente nicht nur dem Menschen; sie diente auch Gott – und nicht nur weil sie dem Menschen diente und Gott den Menschen mag; sondern sie diente Gott in direkter Weise. Christus zeigte dem Menschen Allseitigkeit, und das dient jedem Menschen der Menschheit als ewiges Vorbild. Aber gleichzeitig liess Christus Gott Einseitigkeit erleben, denn Einseitigkeit ist der natürliche Zustand des Menschen (unsere nach vorne gerichteten Augen erlauben uns in nur eine Richtung auf einmal zu sehen, gleichsam erlaubt uns unsere Aufmerksamkeit nur in eine Richtung auf einmal zu erkennen). Dadurch sah Gott die Weltanschauungen ausserhalb ihrer intensiven Wechselwirkungen, wie sie in ihm im Omnismus als Einheit immerzu wirken, wo die einzelne Weltanschauung durch das Tun zwischen den Weltanschauungen so klein ist, dass sie unerkennbar wird; Gott sah die Weltanschauungen auf der Erde nackt, ohne all das dazwischen, und er sah sie nicht mehr nur von aussen in solcher Form, er sah sie als Weltanschauungen im Einzelnen, er sah wie sie wechselwirkungslos dastehen und nichtstuend mit den Schultern zucken, weil die Menschen nicht zu Allseitigkeit fähig sind, und kaum etwas mit mehr als einer von ihnen auf einmal anzufangen wissen. Die Weltanschauungen die wir kennen, kennen kaum Wechselwirkungen. Für Gott war das wohl eine wichtige Erfahrung um die Weltanschauungen in ihm selber zu verstehen, denn in ihm verhalten sich die Weltanschauungen (ich nenne sie dort lieber Weltarkaden) unendlich viel lebendiger als sie sich mit und durch den Menschen auf der Welt verhalten.
Christus war Gottes Auge auf Erden; Christus hat Gott ermöglicht, die Welt durch die Augen eines Menschen anzuschauen. Neben Geist war Christus Leib und Seele durch und durch: er blutete, dachte, litt und schmunzelte. Er empfand die Welt nicht nur über die Sinne, sondern mit ganzem Wesen, und so empfand auch Gott die Welt, die Christus empfand. Und Christus Jesus hatte weiter die zwölf Jünger um sich, von denen ein jeder eine bestimmte Weltanschauung in ungewöhnlich ausgeformter Art repräsentierte, über deren Gegenwart Christus die Welt in deren (vergleichsweise noch immer sehr einfachen) weltanschaulichen Weise anschauen und nachvollziehen konnte.
Die drei Jahre des Christus auf Erden waren Gott ein dreijähriges Erleben der Weltanschauungen. Was Gott schuf war zuerst die Welt und dann der Mensch, aber es war immer etwas, das zu ihm draussen war. Nun konnte er aber erstmals mit vollem Bewusstsein darin umhergehen, ohne Gefahr zu laufen, die Welt sich selbst ähnlich zu machen, und sie in einem Licht aufgehen zu lassen, wenn er ihr zu nahe käme. Das direkte Erleben ist zur Betrachtung von aussen wie der Unterschied des Betrachtens eines Gemäldes von einem Garten, und auf der anderen Seite physisch im Garten drin zu sein und die Anblicke, Gerüche, Klänge und Geräusche wahrzunehmen. Gottes Erleben der Welt war erstmals (fast) unmittelbar.
Gott ist nicht Geist
Der Milleniumsphilosophe von Aquin lehrt uns, dass Gott gleich seinem Willen ist, und dass sein Wille zu seiner Schöpfung führt1. Wir wissen so, dass Gott seine Schöpfung in sich veranlagt haben muss. Also alles, was Gott schuf, liegt auch in Gott. So schuf Gott die Welt, und mit ihr alles Reale, alles Materielle, Phänomenale usw, all die Dinge die erst möglich sind, wenn nicht mehr nur Geistiges, sondern auch Materielles vorhanden ist. Nun fragt sich: wo in Gott, wo genau im höchsten Geistigen, ist das Materielle, das Phänomenale, das Reale usw? Die genannten Weltanschauungen definieren sich doch durch ihre Weltlichkeit. Gott ist doch vor allem Pneumatismus, mag man vielleicht denken, wo grosse geistige Wesen studiert und verehrt werden, und Gott ist doch nichts anderes als gewaltig grosser Geist.
Gott ist in der Sprache des Weltanschauungsprinzips (WAP) aber weit mehr als Pneumatismus, er ist Theismus (zweite Gattung, nicht vierte, siehe Gattungspyramide unten); er hat alle Weltanschauungen wie auch deren Wechselwirkungen und Kombinationen in transzendenter Form in sich, ansonsten hätte er sie in der Schöpfung nicht schaffen können. Dieser Artikel ist wohl pneumatistisch geschrieben, aber das heisst nicht dass der Pneumatismus die Grösse des Theismus hat; der Pneumatismus ist lediglich die am besten geeignete Weltanschauung um den Theismus zu verstehen, nichts weiter. Obwohl Gott nun alles an der Welt ermöglichte, in Bewegung setzte, bereicherte, ordnete usw, konnte er sich nie direkt mit der Welt verbinden, weil die notwendigerweise unvollkommenen Anteile seiner Schöpfung seine Absolutheit unmöglich aushalten können, ohne sich augenblicklich zu ändern (sich zu verschönern, zu durchlichten, ja zum vorigen Zustand transzendent zu werden). Er brauchte nach unten abgestufte Hierarchien (Engel), die die notwendige Spezialisierungen (Unvollkommenheit) aufweisen, um die Welt berühren zu können ohne sie sogleich aufzulösen.

Gott ist also sehr viel mehr als einfach Geist, Gott ist alles was in allen Weltanschauungen vorkommt, und dann unendlich viel mehr, weil in Gott die Weltanschauungen mehr die Brücken zwischeneinander, als sich selber sind (siehe Kugel unten zur Darstellung). In Gott sind die Weltanschauungen weit mehr Wechselwirkung als Weltanschauung. Die dutzend Weltanschauungen sind im Omnismus etwa wie unten gezeigter, zu einer Kugel aufgeblähter Zwölfstern, dessen zwölf Ecken (Weltanschauungen) in der Kugel untergehen, weil das dazwischen so viel mehr Bedeutung hat. In der Sprache des WAP ist es die Emergenz, die im Omnismus dominiert, nicht an einem Rand angeordnete Polpaare.

Gottes Decke
Gott erreichte durch seine Schöpfung eine Decke, denn Teile seiner Schöpfung wurden ihm in der Notwendigkeit ihrer Entwicklung nach und nach ähnlicher, obwohl sich noch immer eine unendliche Distanz zu ihm fand. Gleichzeitig geschah auch mit Gott eine Entwicklung, auch wenn das Absolute in menschlichen Augen keinen Unterschied zu noch Absoluterem macht. Um der Schöpfung dienen zu können, damit die Schöpfung nicht auf Irrwege gerät (mehr aber weil es sein Wille ist), musste und muss auch Gott sich wandeln. Aber was geschähe mit Gottes Beziehung zur Welt, wenn Gott sich weiter entwickelt, um die eigene Decke zu überwinden, ohne gleichzeitig etwas zu finden, das die zunehmende Distanz Gottes zur Welt überbrücken kann? Wenn es Gott nicht möglich ist, die Welt direkt zu berühren, ohne der Welt ihre Eigendynamik (ihren nicht-göttlichen Weg) wegzunehmen, was geschieht, wenn er noch weiter geht, noch absoluter, lichter und gewaltiger wird? Er würde zu seiner Schöpfung weiter distanziert, es würde ihm schwieriger die Welt zu sehen, und es würde ihm gänzlich unmöglich sie zu berühren. Gottes Berührung nähme der Welt und dem Menschen alles Nichtabsolute, in einem anderen Wort: alles was sie hat und ist, und so nähme er ihr alle Freiheit in ihrer Entwicklung. Es würde der Welt dienen, gleichzeitig ist es aber der Sinn der Welt etwas eigenes zu sein, ihre eigenen Hürden zu überwinden, sich selbst zu finden und zu entwickeln usw., und diesen Sinn würde sie durch Gottes Berührung verlieren, denn sie würde alles überspringen. Um sich zugunsten der Menschheitsentwicklung die notwendigen Höhen zu eröffnen, und um zu vermeiden sich in den neuen Höhen der Menschenwelt oder ‘der Welt überhaupt’ zu entfremden, musste Gott sich erniedrigen.
Diese Dinge werden hier geschrieben, als träten die Probleme auf einmal vor Gott auf, viel eher entsteht Gottes Plan aber bereits im Moment der Schöpfung. Zu schreiben, als würde Gott tatsächlich dieses und jenes Dilemma lösen müssen, ist aber weit anschaulicher, als einfach aufzulisten was seit aller Zeit vorherbestimmt sein mag. Auch die ‘Decke’ ist ein Mittel um ein Bild zu erstellen, das die gegenseitigen Abhängigkeiten in Entwicklungszyklen veranschaulicht; es soll hier nicht behauptet werden, es würde irgendwas davon verstanden, wo genau Gott eine Grenze erreicht.
Was Gott nun also fehlte war der direkte Zugang zur Welt, das nicht-transzendente Erleben der Welt. Vielleicht sehnte er sich danach, die nicht-transzendente Welt zu erleben. So brauchte Gott einen Vermittler zwischen sich und der Welt, denn Gott musste nicht nur seine Schöpfung unmittelbar erleben können um sich zu verstehen (um dadurch die eigene Decke zu überwinden), er musste sich selber von aussen erleben. Er musste den Menschen verstehen, um weiterhin z.B. die Gebete des Menschen zu verstehen.
Und so kam der in geistigem Sinne ‘höchste’ Mensch, der Zarathusdra-Jesus2 zur Welt, der die Voraussetzungen erfüllte um für einige Zeit (drei Jahre) unter der Beteiligung der Hierarchien Gott aushalten zu können, und Gott dadurch etwas zu ermöglichen, das Gott bisher nie möglich war: die Welt und damit sich selbst unmittelbar aus der Sicht des Unvollkommenen wahrzunehmen. Gott konnte durch das fast direkte Erleben seiner Schöpfung eine vereinfachte Form von sich nun selber erleben.
Es ist hier schwer dazwischen zu unterscheiden, was die Notwendigkeit einer Entwicklung ist, und was Gottes Wille ist, denn beides trifft wohl gleichzeitig zu. Gott will das sinnerfüllte Gute, und so will er, was zu solchem Guten notwendig ist. Gottes Wille und höhere Notwendigkeit scheinen dasselbe sein zu müssen.
Man sieht: es kann kaum darin übertrieben werden, wenn über die Aufgabe des Christus für Gott, für die Menschheit und für die Welt gesprochen wird.
Der Eimismus gab uns den Anthropomorphismus
Die Ähnlichkeit des Potenzials des Menschen zu Gott wurde durch Christus bestätigt. Der Mensch ist im Bilde Gottes geschaffen, und durch Christus fand sich ein Weg, die Bilder ‘Mensch’ und ‘Gott’ zu überlappen. Weil der Mensch durch den Repräsentanten bewiesen hat, Gott tragen zu können, hat der Mensch bewiesen, dass er des Anthropomorphismus’ würdig ist. Was damit gesagt sein will ist, dass sich die Weltanschauungen des Menschen von den Weltarkaden im Omnismus (weil das Wort Weltanschauung dort nicht mehr zutrifft) beim Anthropomorphismus unterscheidet. Im Omnismus gibt es keinen Anthropomorphismus, sondern ein auf Gott zugeschnittenes Äquivalent dazu, das aber unendlich viel grösser und wirkungsstärker ist als unser Anthropomorphismus in unserem WAP es ist. Gott hat seinen eigenen Morphismus, oder wir Menschen haben uns etwas erworben, das nur wir Menschen haben (es ist etwas unanständig, ein göttliches Attribut als Äquivalent zu etwas Menschlichem zu bezeichnen, aber da wir den Anthropomorophismus nun unser eigen nennen, dürfen wir vielleicht so unanständig sein).
Der Anthropomorphismus macht die Welt und Gott dem Menschen ähnlich. Durch die Unvollkommenheit des Menschen zwingt dies die Welt und Gott äusserlich nach unten, hinunter auf die Stufe des Menschen, aber es ist dem Potenzial des Menschen wegen notwendig, dass der Mensch von seiner Wirkung auf die Welt lernt. Der Grund, dass solches Lernen notwendig ist, ist das Potenzial des Menschen selber einmal schöpferisch zu sein, ja selber einmal Göttliches zu sein.
Der Anthropomorphismus ist die höchste und erste Gattung im WAP, und ihn zu durchschauen erlaubt uns den Zugang zu allen anderen Kategorien des WAP. Der Anthropomorphismus vereinigt mehrere Prinzipien, die eigentlich direkt vor uns liegen, wenn wir die Weltanschauungen studieren, und dennoch fällt es zumindest mir recht schwer, sie zu benennen und zu unterscheiden. All die Fragen nach der Ähnlichkeit des Menschen mit den Dingen die er sieht, die Projektion seines Wesen auf die Umwelt, die Wirkungen die von der Menschheit auf die Welt ausgeübt werden, all diese Dinge haben Prinzipien, durch die sie präzise beschrieben werden könnten wenn die Prinzipien gekannt würden, und all diese Prinzipien sind zuerst dem Anthropomorphismus untergeordnet. Nun zu wissen, dass diese Prinzipien direkt dem Anthropomorphismus untergeordnet sind, scheint mir aber einen Flaschenhals entfernt zu haben. Der Anthropomorphismus ist der Anfang allen Verstehens der Weltanschauungen.
Der Eimismus schliesst uns den Anthropomorphismus auf.
Referenzen, Anmerkungen
- 73. Abschnitt, erstes Buch, Quod voluntas Dei est divina essentia, an das Argument in Abschnitt 72. anknüpfend: “Daraus ist aber ersichtlich, dass sein Wille nichts anderes ist als sein Wesen.” Folglich wissen wir, dass die Schöpfung nicht nur Gottes Willen, sondern auch Gottes Wesen entspricht. ↩
- Der Zarathusdra-Jesus ist nach anthroposophischer Überlieferung der Jesus der salomonischen Linie des Matthäusevangeliums, der im Alter von zwölf Jahren verstarb und den fast gleichaltrigen ‘reinsten’ Menschen der Welt den Rest dessen Lebens ‘besass’ (im besten Sinne), den Adam-Jesus, den Jesus der nathanischen Linie des Lukasevangeliums.
Der höchste Mensch, der salomonische Jesus, wurde von Königen/Weisen angebetet, er hatte einige Geschwister.
Der reinste Mensch, der nathanische Jesus, wurde von Hirten angebetet, er war ein Einzelkind.
Beide Jesen hatten Eltern mit dem Namen Josef und Maria. ↩