bookmark_borderWeltanschauungen zum Suffix: -Ismus, -Istik

… wie bei den Visibilitätsstufen: geschrieben, ohne Wortneuschöpfungen zu vermeiden. Mit Vorsicht zu geniessen (keine linguistizistische Genauigkeit /s). Präzisere, mit unzähligen Quellen belegte Artikel zu jedem einzelnen der Worte und deren Herkunft werden, neben all den anderen Projekten, erst über die Jahre folgen. Davon zu unterscheiden sind Artikel zu den Begriffen, wo weniger die Herkunft der Worte, sondern mehr die historischen und gegenwärtigen Gedanken(-gänge) hinter den Worten von Bedeutung sind.

Zur Wortwurzel:

  • gre: Altgriechisch
  • lat: Lateinisch
  • pie: Proto-Indo-Europäisch

Mathematismus MTM

Wortwurzel
Mendh- (pie)
Begriffskern
(lernen)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenMathemaMathematikMathematismusMathematizismusMathematistik
Adjektivmathemischmathematischmathematistischmathematizismusmathematistisch
Von μάθημα máthēma (das Gelernte), in der Antike vermutlich für das Studium von Arithmetik und Geometrie verwendet, im Mittelalter vor allem für das Studium der Astrologie. Zwischen 1500 bis 1800 wieder zurück zur ursprünglichen Bedeutung, auf das dann Algebra und danach Calculus und danach unzählige weitere Gebiete abstrahierter Logik und Arithmetik in das Wort eingeschlossen wurden.

Rationalismus RAM

Wortwurzel
Reri (pie)
Begriffskern
(kalkulieren)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenRatioRationalikRationalismusRationalizismus
Rationalistizismus
Rationalistik
Adjektivrationalrationalischrationalistischrationalizistisch
rationalistizistisch
Von PIE re– (‘denken, überlegen, zählen’) zu reri (‘rechnen, kalkulieren’) zu rat– (Vergangenheitspartizip von reri) zu ratio (lat. ‘damit rechnen, abwägen; Nummerierung, Kalkulation’ daraus folgend -> ‘Ablauf, Verhalten, Betragen’) zu ratio (in theologischen Schriften ab ~1630 ‘Vernunft, Rationale’).

Idealismus ILM

Wortwurzel
Weid- (pie)
Begriffskern
(sehen)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenIdeeIdealikIdealismusIdealizismusIdealistik
Adjektivideellidealischidealistischidealizistisch
Anders als das Wort Idealismus vermuten lässt, geht der Idealismus nicht vom Ideal aus, sondern von der Idee (auch wenn alle Ideen ideal sind). Das Ideal folgt erst aus der Idee. Von der PIE Wurzelsilbe weid– (wissen, sehen) zu εἴδω eídō (ich sehe) zu idein (sehen) zu ἰδέα idéa (Form; das Aussehen eines Dinges; eine Art, Natur, Sorte; Mode; in der Logik eine Klasse, Sorte, Spezies) zu Idee (platonische Idee, Archetyp; ein Wort in der Philosophie, ‘das’ Wort). Wo die Idee zum Ideal wird, wird vom lateinischen idea (Idee) zu ideālis (bestehende Idee) zum französischen idéal (Ideal) gegangen.

Psychismus PCM

Wortwurzel
Psycho
Begriffskern
(hauchen)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenPsychePsychikPsychismusPsychistizismusPsychistik
Adjektivpsychischpsychischpsychistischpsychistizistisch
Von ψυχή psychē (Seele, Geist, Verstand; Leben, das eigene Leben, der Besitz des eigenen Lebens, das unsichtbare animierende Prinzip oder die Entität die den physischen Körper besetzt; verstehen, der Verstand als der Sitz des Denkens, Fähigkeit der Vernunft; auch Geist eines Toten), vermutlich nahe an ψύχειν psȳ́chein (hauchen, blasen, ausatmen; abkühlen, erfrischen, trocknen; ohnmächtig werden; aber nirgendwo atmen (!), selbst bei Homer). Ursprung ungewiss, möglicherweise von Sanskrit (aus der Wurzel bʰes) zu ψύω psyōh, möglicherweise auch eine Entlehnung aus dem Vorgriechischen (das dem Altgriechischen Vorgehende).

Pneumatismus PTM

Wortwurzel
Pneo
Begriffskern
(atmen)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenPneumaPneumatikPneumatismusPneumatizismusPneumatistik
AdjektivPneumischpneumatischpneumatistischpneumatizistisch
Das Wort Pneumatik wurde unglücklicherweise der Materiewissenschaft von gasförmigem Druck (‘Hydraulik’ beschäftigt sich dagegen mit flüssigem Druck) zugeschrieben. Für materielle Dinge sind lateinische Begriffe meist weit zutreffender als altgriechische, so ist z.B. das Wort ‘Aeromatik’ für die Physik von Luft und Gasen besser geeignet, während die Pneumatik dem ursprünglichen Begriffe nach nichts mit Materie zu tun hat (z.B. daran zu sehen, dass die σῶμα sōma {der materielle Teil von Mensch und Tier: Körper, Leib} als Gegenwort des pneuma verstanden wird, dessen Synonym der νεκρός nekros, der tote Körper, der Leichnam ist). Auf der anderen Seite weist die Endung -tik auf eine technische Anwendung des davor Kommenden hin. Dies schliesst jedoch Geistiges nicht aus, sonst gäbe es z.B. die ‘Gnostik’ nicht.

Von pneu– (atmen; dazu ähnlich: pnoe ‘Atem, Atemzug’, pnoia ‘atmen’) zu pnein (blasen, atmen) zu πνεῦμα pneúma (Geist, Wind, Atem). Das Pneuma hat etwas Lebendiges, es beschreibt durch das Bild des Ein- und Ausatmens den sich notwendigerweise bewegenden Geist (des Menschen, aber mehr noch des Göttlichen).

Spiritualismus STM

Wortwurzel
(s)peys- (pie)
Begriffskern
(blasen)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenSpiritSpiritualikSpiritualismusSpiritualiszismusSpiritualistik
Adjektivspirituellspiritualischspiritualistischspiritualizistisch
In Abgrenzung zu Spiritismus (die Beschäftigung mit Geistern; auch eine Bewegung, die aber die Begriffe Spiritismus und Spiritualismus verkehrt)

Vom proto-indo-europäischen speis, zum proto-italischen speizō zum lateinischen spīrō (ich atme, ich atme aus, ich stosse aus; ich lebe; ich bin inspiriert; ich zeige, ich drücke aus) zu spīritus (Atem, Geist).

Monadismus MDM

Wortwurzel
men- (pie)
Begriffskern
(isoliert)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenMonadeMonadikMonadismusMonadizismusMonadistik
Adjektivmonadischmonadischmonadistischmonadizistisch
Vom PIE men– (klein, isoliert) oder mey- (verschiedene Bedeutungen, wichtigste wohl ‘binden’) zu μόνος mónos (alleine) zur μονάς monás (Einheit) zum lateinischen monas (von monadis; Einheit) zur Monade (Jahr 1610 erste überlebte Erwähnung; Einheit im Sinn von Geschlossenheit, arithmetische Einheit), das “Unteilbare”.

Dynamismus DMM

Wortwurzel
Dynamai (gre)
Begriffskern
(können)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenDynamosDynamikDynamismusDynamizistikDynamistik
Adjektivdynamoischdynamischdynamistischdynamizistisch
Auf wiktionary wird dewh₂- als PIE-Wurzel genannt, wie sich dies erschliesst wird aber nicht angegeben. Die Wortherkunft ist beim Dynamismus schwierig zu bestimmen, so findet sich z.B. bei Hjalmar Frisk in der Serie ‘Griechisches Etymologisches Wörterbuch’ des heidelbergschen Universitätsverlages Winter wenig Sicherheit: “Da sich für die Bedeutungsentwicklug eines Ausdrucks für ‘können’ mehrere Möglichkeiten öffnen, kann man für die Etymologie von δύναμαι dynamai über gewisse Vermutungen nicht hinauskommen.”

Von δύναμαι dynamai (fähig, können, stark genug) aus kann allerdings zu δύναμις dynamis (Leistung) zu δυναμικός dynamikós (mächtig) zu dynamique (dynamisch, energisch).

Realismus REM

Wortwurzel
res (lat)
Begriffskern
(tatsächlich)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenReale (n)RealikRealismusRealizismusRealistik
Adjektivrealrealischrealistischrealizistisch
Nach wiktionary vom PIE reh₁ís (Vermögen, Güter) zu rēs (Gegenstand, Ding) zu reālis (tatsächlich) zum französischen reel (real).

Die Beschreibungen zum Realismus sind anders als bei den meisten anderen Weltanschauungen vielerorts für das Weltanschauungsprinzip (WAP) von wenig Bedeutung, da sie tautologisch oder spezifisch sind. Unsere ist: “Das durch die Gleichzeitigkeit von Materie und Geist im Weltlichen Auftretende.” In anderen Worten hält der Realismus (mindestens im WAP) die Waage zwischen Materie und Geist.

Phänomenalismus PLM

Wortwurzel
bha- (pie)
Begriffskern
(scheinen)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenPhänomenPhänomenalikPhänomenalismusPhänomenalizismusPhänomenalistik
Adjektivphänomenalphänomenalischphänomenalistischphänomenalizistisch
Von PIE bha- (scheinen) zu phainein (ans Licht bringen, zum Erscheinen bringen, zeigen) zu φαίνεσθαι phainesthai (erscheinen) dessen Nomen φαινόμενον phainomenon (das Erscheinende oder Gesehene) zum lateinischen phænomenon (Erscheinendes oder Gesehenes).

1570er: “Eine direkt beobachtete Tatsache, ein Ding das erscheint oder wahrgenommen wird, ein Auftreten”.

Sensualismus SSM

Wortwurzel
sensualis (lat)
Begriffskern
(empfinden)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenSensSensualikSensualismusSensualizismusSensualistik
Adjektivsensualsensualischsensualistischsensualizistisch
Wie auch beim Materialismus sind Beschriebe des Sensualismus manchmal selbst in relevanten Wörterbüchern geprägt von kompromissloser Abwertung. So 1813 “eine Sucht zu sinnlichem Genuss”, aber 1803 “die philosophische Doktrin nach der die Sinne als einzige Quelle von Wissen gültig seien.”

Von sensus (Gefühl, Sinn) zu sensualis (ausgestattet mit Gefühl) zum altfranzösischen sensual, sensuel (15. Jh. sinnlich, heute obsolet) zum Sensualismus.

Materialismus MLM

Wortwurzel
Māter (lat)
Begriffskern
(Mutter)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenMaterie/MaterialMaterialikMaterialismusMaterialiszismus
Materialistizismus
Materialistik
Adjektivmateriellmaterialischmaterialistischmaterialiszistisch
materialistizistisch
Von māter (Mutter, Ursprung, Quelle) zu māteria (Holz, Material, Substanz) zum spätlateinischen māteriālis zum Material zum Materialismus. Die Bedeutung wandelte sich in der Philosophie durch den Einfluss des altgriechischen ὕλη hylē (Holz, Feuerholz) bis zur Verwendung von māteria.

Ab dem 12. Jh. “ein Subjekt literarischer Arbeit, Inhalt des Geschriebenen, Hauptthema”.
Die Bedeutung “Geschichte, Erzählung” ist vom 13. Jh.
Dann “generell physische Substanz” vom 14. Jh.
Dann im späten 14. Jh. “Substanz die durch ein bestimmtes Objekt enthalten ist”.
Ebenso spätes 14. Jh. “Teil eines Geschäfts, Situation, Tätigkeit; Subjekt einer Debatte oder Kontroverse, behandelte Frage”.
1530er im Rechtswesen “etwas, das bewiesen werden soll oder muss”.


bookmark_borderVisibilitätsstufen zum Suffix: -Ismus, -Istik

… ohne Wortneuschöpfungen zu vermeiden. Mit Vorsicht zu geniessen (keine sprachwissenschaftliche Genauigkeit). Die einzelnen sieben Visibilitätsstufen werden durch ihren jeweils eigenen, detaillierteren Artikel, mit sämtlichen autoritativen Quellen versehen, über die nächsten Jahre entstehen.

  • lat lateinisch
  • gre altgriechisch
  • pie proto-indo-europäisch

Gnostismus GTM

Wortwurzel
Gno- (pie)
Begriffskern
(wissen)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenGnosisGnostikGnostismusGnostizismusGnostistik (…)
Adjektivgnosischgnostischgnostistischgnostizistisch
Von gno- (wissen) zu gignōskein (lernen, zum Wissen zu kommen) zu gnōstos (wissen, gewusst zu werden) zu gnōstikos (wissend, fähig zu unterscheiden, gut im Wissen) zu Gnosticus (ein Gnostischer: ein “an aus spirituellem Wissen kommende, mystisch-religiöse Doktrin Gläubiger”).

Logismus LGM

Wortwurzel
Lego- (pie)
Begriffskern
(sprechen)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenLogosLogikLogismusLogistizismusLogistik
Adjektivlogoischlogischlogistischlogistizistisch
Eine hypothetische Herkunft ist aus dem PIE leg– (sammeln, versammeln), mit Abwandlungen zu ‘sprechen’ im Zusammenhang mit “Worte zusammenbringen, Worte auswählen”. Von da zum altgriechischen legein (zu sagen, sprechen; zählen usw) zu logos (Vernunft, Idee, Wort) zu logikos (zum Sprechen oder Begründen gehörig), zu he logike techne (die Begründungs- oder Argumentationskunst, die Denkkunst) zum lateinischen logic zum altfranzösischen logique. “Philosophiezweig zu bestimmten Formen des Denkens; die Wissenschaft des Unterscheidens wahrer und falscher Schlüsse” (mitte 14. Jh. zu logike).

Voluntarismus VRM

Wortwurzel
Velle- (lat)
Begriffskern
(wollen)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenVoluntarisVoluntarikVoluntarismusVoluntarizismusVoluntaristik
Adjektivvoluntärvoluntarischvoluntaristischvoluntarizistisch
Von Latin volo, velle (wünschen, wollen, begehren).

Empirismus ERM

Wortwurzel
Per- (pie)
Begriffskern
(versuchen)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenEmpirisEmpirikEmpirismusEmpirizismusEmpiristik
Adjektivempirischempiristischempirizistisch
Begriffsursprung möglicherweise abwertend ἐμπειρία empeiría (nur erfahren ohne Wissen): unqualifizierter Praktiker (z.B. Arzt), der ohne Theorie oder sonstigem Hintergrundwissen arbeitet (der auf Kosten seiner Kunden/Patienten lernt).

Mystismus MYM

Wortwurzel
Muo- (pie)
Begriffskern
(geheimhalten)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenMystisMystikMystismusMystizismusMystistik (…)
Adjektivmystischmystistischmystizistisch
Von μῡ́ω mū́ō (die Lippen oder Augen schliessen, ein in Mysterien Initiierter) zu μύστης mústēs (Initiierter) zu μυστικός mustikós (geheim, mystisch).

Nicht zu verwechseln mit μῦθος mythos (Bericht, Erzählung, Geschichte) und mythe, und dem zugehörigen Adjektiv mythisch.

Transzendentalismus TLM

Wortwurzel
Tra- (pie)
Begriffskern
(passieren)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenTranszendenzTranszendentalikTranszendentalismusTranszendentalizismusTranszendentalistik
Adjektivtranszendenttranszendentalischtranszendentalistischtranszendentalizistisch
Vom PIE tra– (Variante der Wurzel tere-; übergehen, durchgehen, überwinden), möglicherweise ursprünglich aus dem Verb trare– (kreuzen) zu trans (gegenüber, über, ausserhalb) zum Wortteil trans– (gegenüber, ausserhalb, durch, auf der anderen Seite, weitergehen).

Okkultismus OTM

Wortwurzel
-kelo (pie)
Begriffskern
(verstecktsein)
in optimaler
Kombination
Kategorie im
WAP
Spezialgebiet
A
Spezialgebiet
B
NomenOkkultusOkkultikOkkultismusOkkultizismusOkkultistik
Adjektivokkultokkultischokkultistischokkultizistisch
Vom proto-indo-euroäischen kel– (verdecken, verbergen, bewahren) zu occulere (überdecken, verbergen) zu occultus (versteckt, verborgen, geheim). Bedeutet “dem Verstand nicht zugänglich, über den Bereich des Verstehbaren hinaus” (1540er Jahre). Seit den 1630ern verbunden mit Alchemie, Astrologie usw.

bookmark_borderZum Begriff: Prinzip

Das Weltanschauungsprinzip (WAP) bedingt einen guten Begriff vom Wort ‘Prinzip’. Ohne einen guten Begriff ist es schwierig, mit dem Prinzip etwas Ordentliches aufzubauen.

Sieben-Klassen-Prinzip

So unterteilen wir das ‘Prinzip’ nach einem Siebenklassenprinzip:

Die Substanz definieren wir als die unterste Einheit des Prinzips, die Identität als die kleinste, das System als die grösste, und die Emergenz als das Höchste.

Dazwischen fungieren Modus, Kategorie und Relation nach deren jeweiligen Bedingungen. Der Modus ist eine von verschiedenen möglichen Betriebsarten eines Einzelnen. Die Modi eines Einzelnen schöpfen die Wandelbarkeit desselben aus. Die Kategorie beschreibt die Ordnungsarten für die Hierarchie, die Fremdheit und die Verwandtschaft der Einheiten des Prinzips. Und die Relation beschreibt schliesslich die Beziehungsarten der Einheiten untereinander.

Axiomatisch, systematisch, teleomatisch

Wir haben drei Weltanschauungsprinzipien. Steht nur “WAP” geschrieben, ist damit stets das “systematische Weltanschauungsprinzip” gemeint.

  1. Axiomatisches Weltanschauungsprinzip (AWP)
    • Das noch inhaltslose WAP als Grundlage.
  2. Systematisches Weltanschauungsprinzip (SWP)
    • Ein WAP, das eine Synthese aus den anderen beiden, dem axiomatischen und dem teleomatischen, bildet, an dem hier gearbeitet wird.
  3. Teleomatisches Weltanschauungsprinzip (TWP)
    • Das abgeschlossene, bewiesene WAP.

bookmark_borderZu den Adjektiven: Axiologisch, axiomatisch und axionomisch

Nach Wikipedia: “Das Axiom (von griechisch ἀξίωμα axíoma, “Forderung; Wille; Beschluss; Grundsatz; philosophischer Satz, der keines Beweises bedarf”, “Wertschätzung, Urteil, als wahr angenommener Grundsatz”) ist ein Grundsatz einer Theorie, einer Wissenschaft oder eines axiomatischen Systems, der innerhalb dieses Systems weder begründet noch deduktiv [Anm.: d.i. ideell, ohne auf einer bestimmten Erfahrung zu beruhen] abgeleitet, sondern als Grundlage willentlich akzeptiert oder gesetzt wird.”

Axiologie

Das Wort Axiologie ist geprägt von Eduard von Hartmann 1 (im Werk “Die Philosophie des Schönen”), der Begriff (d.i. die Idee hinter dem Wort) beschreibt die Lehre des Guten, oder die ‘Wertlehre’. Das Wort kommt nicht von ἀξίωμα axíoma (Forderung, Wille, Beschluss, Grundsatz), sondern von ἀξία axia (Wert, Geltung). Die beiden Worte stehen sich im Altgriechischen allerdings nahe, axíoma ist ein ‘Verbalsubstantiv’ vom Verb axioein (‘als würdig einschätzen’, aber auch ‘benötigen’), das wiederum von áxios (‘im Gleichgewicht sein’, und folglich ‘den gleichen Wert haben wie …’) kommt.

Hartmann verband die Axiologie mit dem vom Mechanizismus abgegrenzten Vitalismus, oder in Hartmanns Fall: Neovitalismus. Heute ist die Axiologie generell die nahe bei der Ethik stehende ‘Wertlehre’. Ich habe allerdings leicht abgewandelte Pläne für sie: für KKontention bildet sie ein Axiom, das sagt, dass das Gute ein universelles Erstes ist, und dass jede bedeutende, persönliche Erkenntnis Positivismus bedingt.

Axiomatik

Die Axiomatik ist die Technik des Schaffens von Grundsätzen. Sie studiert die Frage, wie sich Axiome anwenden lassen und wie sie formuliert werden müssen, um als Fundament für andere Ideen anwendbar zu sein, und auch, wie dies im Einzelnen auszusehen hat.

Axionomie

Die Axionomie ist im WAP die ‘selbst-referenzierende Axiomatik’. Das heisst, axionomische Aussagen betreffen das Wesen der Axiome selber, weniger unsere Welt oder deren Ursachen. Axiomatische Aussagen hingegen verwenden Ideen der Welt, fügen sich darin ein, und werden zu einem Teil der in der Welt auffindbaren Ideen.

Die Verwendung für das WAP

Die Axiologie beschäftigt sich generell nicht mit Axiomen, ich möchte die Axiologie für das WAP aber für Axiome verwenden. Ich möchte das Gute als ein zeitliches Grundaxiom verwenden (als erste Ursache von allem Sein), und nenne es die Weltanschauungsaxiologie (WAL). Mit der Weltanschauungsaxionomie (WAN) möchte ich über die Gesetzmässigkeiten von Axiomen nachdenken.

Das ‘Gute’ als Axiom einer ‘Lehre der Axiome’ zu verwenden ist passend, weil das Gute der Ursprung von allem Sein zu jedem Zeitpunkt ist, und sich alles Sein aller Zeiten davon ableitet. Das folgt aus dieser Überlegung: je weniger gut etwas ist, desto weniger Sein hat es, und desto mehr wird es vakuumartig und nimmt vom Sein weg (wird zerstörerisch, und zerstört sich dabei im Wesenskern auch selber, bis sein Wesen nur noch durch den Zerstörungsakt vorhanden ist). Das ‘Gute’ geht als Axiom weiter, als die Idee von Gott, oder dessen Schöpfungswort in der Genesis der Bibel, da Gott und Gottes Wort bereits Formen des Guten sind. Was auch immer vor Gott war, es war noch immer gut, weil es sonst nicht hätte sein können. Damit wird Gottes Schöpfer, Gott und dessen Entstehung, wie auch Gottes eigenes Schöpfungsprodukt umfasst – also sowohl ‘so weit als möglich Bestimmtes’ wie auch ‘Transzendentes’. So studiert die Axiologie rechtmässig die Natur eines Guten als ein Erstes, um durch die ordnende Natur dieses Anfangs darauf bauend bessere Schlüsse über das Sein an sich gewinnen zu können.

Das widerspricht nur an der Oberfläche der Axiologie wie sie heute bekannt ist, und es gibt ihr eine tiefergehende Aufgabe als das Nachdenken über intrinsische, extrinsische und finale Eigenwerte und Fremdwerte.

Und schliesslich möchte ich die Axiomatik für die praktische Formulierung von Axiomen verwenden. Die Weltanschauungsaxiomatik (WAM) beschäftigt sich hierfür sowohl mit dem Weltanschauungsprinzip (WAP) an sich, wie auch mit allen Weltanschauungen, und wie sich diese mit Begriffen in möglichst kurzen Sätzen auf ihren innersten Kern zurückführen lassen.

Die Weltanschauungsaxiomatik teilt sich weiter auf in das ‘axiomatische Weltanschauungsprinzip‘ (AWP, das das WAP als Fundament verwendet), das ‘systematische Weltanschauungsprinzip‘ (SWP, auch das ‘synthetische Weltanschauungsprinzip’, das sich auf weltanschauung.org überall in Entwicklung findet) und in das angestrebte ‘teleomatische Weltanschauungsprinzip‘ (TWP, das das WAP in seinem vollends ausgestalteten Zustand beschreibt 2).

Die Struktur aus Obigem

  1. Axiologie
    • Weltanschauungsaxiologie (WAL)
      • Das Gute als die axiologische Ursache von allem Sein.
  2. Axionomie
    • Weltanschauungsaxionomie (WAN)
      • Untersucht die Gesetzmässigkeiten der Axiome im WAP.
  3. Axiomatik
    • Weltanschauungsaxiomatik (WAM)
      • axiomatisches Weltanschauungsprinzip (AWP)
        • Das noch inhaltslose WAP als Grundlage.
      • systematisches Weltanschauungsprinzip (SWP)
        • Ein WAP, das eine Synthese aus den anderen beiden, dem axiomatischen und dem teleomatischen, bildet.
      • teleomatisches Weltanschauungsprinzip (TWP)
        • Das abgeschlossene, bewiesene WAP.

bookmark_borderZum Begriff: Religion

Der Begriff ‘Religio‘ geht im klassischen Herkunftsverständnis auf den grossen Cicero selber zurück: relegere: re (wieder) und lego (lesen), wo lego im Sinne von drübergehen, wählen oder vorsichtig erwägen gemeint ist.

Eine andere Interpretation setzt den Begriff aus religare: re (wieder) und ligare (binden oder verbinden) zusammen. Diese zweite Interpretation wird von vielen Akademikern bevorzugt, und sie ist auch was hier Anleitung geben soll, um auf die eigentliche Bedeutung zurückzukommen.

Der folgende Text wurde aus einer Audiofolge von “The Duran” inspiriert (~Minuten 30-40). Folgendes ist nicht ein atheistisches oder materialistisches Argument, weil etwa das Wort ‘irrational’ im Zusammenhang mit Religion verwendet wird. Irrational ist ein besser verständlicher Gegenpol zu ‘rational’ als der Weltanschauungsgegenpol ‘dynamistisch’ es ist. Irrational ist somit nicht als willkürlich, widersinnig gemeint, sondern als etwas Natürliches, Eigenlogisches, nicht etwas auf Wortlogik und Semantik Basierendem.

Das Binden, Anbinden oder Verbinden in der ‘Religio’ bezieht sich als erstes auf etwas Gemeinsames. Die Religion ist als erstes nichts Privates, sondern etwas Gemeinschaftliches. Sie gibt dem Menschen die Anbindung oder Wiederanbindung an seinen sozialen Verpflichtungen. Religion bedeutete, die Familie, Vorbilder in der Gesellschaft (König, Helden, Ritter, Heerführer etc), die eigene Zunft (in Bezug auf die Arbeit) oder Gott/Götter zu ehren, usw. Das stille, unausgesprochene, persönliche, private Gebet ist in solcher Religio vielleicht ein Bestandteil, aber es wurde seit der Aufklärung nach und nach uminterpretiert zu einer Hauptsache: es wurde zur persönlichen Anbindung oder Wiederanbindung an Gott. So verstehen wir sie heute anders als noch vor der Trennung von Staat und Religion.

Die Anbindung an Gott war aber etwas das gemeinsam getan wurde, und es wurde gemeinsam angehört, ausgesprochen, gesungen – bei Naturvölkern auch getanzt usw.

Die Trennung von Kirche und Staat bewirkte in gewisser Weise eine Trennung von Religion und Öffentlichkeit. Religion wurde persönlich und privat, und dadurch fast widersinnig; sie unterschied sich immer weniger vom Glauben, sie wurde zu einem persönlichen Glauben, da sie in einer öffentlichen Rolle als etwas Überwundenes angesehen wurde, das einer Vergangenheit angehört(e). Für die moderne, westliche, in einseitiger Weise ‘aufgeklärten’ Gesellschaft bedeutete der Verlust von Religio einen Verlust von Zusammenhalt, wenn an die Stelle der Religio nicht Neues treten würde. Was an die Stelle der Religio trat, war die Ratio: der skeptische Verstand und dessen Produkt, die Scienzia (die Wissenschaft). Seltsamerweise erhält man mit dem Verlust von Religion – die nicht rationalistisch ist – die eher ein Gegengewicht zum Rationalismus ist, das Irrationale. Ideatrie und Ideologie finden ihren Weg in die Scienzia, da sie sonst nirgendwo untergebracht werden können. Und das gerade vom Zweifel Lebende, die Scienzia, wird zu einem Gegenteil dessen, was sie sein sollte, sie wird zu etwas, das Gewissheit in sich halten muss, während sie ihrem eigentlichen Begriffe nach gleichzeitig überall dazu angehalten ist, ihren Zweifel anzuwenden. Daraus entstehen viele widersinnige Dinge, die wir in der Gegenwart aus den Akademien kommend sehen können, wie die scheinbare Abschaffung von Kategorien (Skeptizismus), nur um sogleich mit neuen Kategorien aufzutanzen, in deren Aktualität der Aktualität wegen Gewissheit (Ideologie bis Ideatrie) eingegeben wird.

Eine Gesellschaft kann nicht auf Zweifel und Skeptizismus beruhen, es braucht etwas, das man gemeinsam teilen, gemeinsam glauben kann. Der Mensch braucht das Kollektive, von dem er Teil sein kann. Eine Methode zur Zerteilung – was der Skeptizismus letzten Endes ist – reicht hierzu jedoch nicht aus. Die Ideologie in Religion wird verpönt, und die Gegenwehr im Skeptizismus wird zur Ersatzideologie, und sie setzt sich in ungesunder Weise im nicht von Natur aus rationalistischen Menschen fest, und sie macht durch ihre Widersprüche jene Menschen einsam, dann frustriert, und dann wütend.

Eine bedeutende moderne Strömung im ‘Westen’ ist der Progressivismus. Die Aufgeklärtheit jener Progressiven erlaubt ihnen nicht, gemeinsam etwas Religionsartiges auszuüben, da dies (vermutlich korrekt) als rückwärts gewandt verstanden wird; dennoch ist in ihnen, wie in den meisten Menschen, ein starkes Bedürfnis nach einer kollektiven, sozialen Aufgabe, nach einem gemeinsamen Sinn. Der Widerspruch aus persönlicher Notwendigkeit und dem, was man sich gedanklich erlauben kann, zeigt sich durch ein geistiges Unbefriedigtsein letzten Endes als Wut. Progressive Menschen bedingen etwas wie Religion, aber sie können sich durch die Umstände der Gegenwart keine Religion erlauben. So schaffen sie sich das im positiven Sinne ‘Irrationale’, Religionsartige über andere Wege; Wege, die mit den passenden Begriffen wie ‘Aufklärung’, ‘Wissenschaftlichkeit’ usw. verknüpfbar sind. Das im positiven Sinne Irrationale ist ein Teil des Menschen, und es muss seinen Platz im Leben finden.

Die Ratio die alles, auch ‘Irratio’, in sich vereinigen muss, führt zu Wut unter den Menschen. Die Gesellschaft die nicht zwischen der falschen Auswahl aus Staatsreligion und Staat über Religion entscheidet, sondern beides im öffentlichen Raum belassen kann, ist viel friedlicher (siehe eine Vielzahl asiatischer Kulturen). Die Kunst ist, lediglich das Rechtswesen von der Religion zu trennen, aber nicht den Staat an sich.

bookmark_borderZum Begriff: Weltanschauung

Weltarkaden

Was die dutzend Weltanschauungen (DWA) an sich sind und was der Begriff innerhalb des Weltanschauungsprinzips beschreibt, sind eigentlich zwei verschiedene Dinge. So wie die Weltanschauungen (unabhängig vom Menschen) sind, wie sie sich in den Dingen zusammenfinden – ob nun darauf geschaut wird oder nicht – macht den Begriff streng genommen widersinnig. “Weltanschauungen” sind da, auch wenn niemand schaut. Weltanschauung ist ein anthropomorphistischer Begriff, er geht vom Menschen aus. Den nichtanthropomorphistischen Begriff für die dutzend Weltanschauungen definiere ich als die “dutzend Weltarkaden” (DWA). Der Baum im Wald fällt, auch wenn niemand schaut, nur ist es ein anderes Ereignis wenn es ohne einen Menschen geschieht: es sind keine Begriffe vorhanden, wenn kein Mensch es sieht. So haben die Weltarkaden wie der Baum einen anderen Charakter, wenn kein Mensch sie betrachtet, dennoch sind sie auch ohne ihn vorhanden.

Die Weltarkaden sind deswegen nicht Tore (die sich öffnen und schliessen lassen), weil sowohl die Welt selber, wie auch jeder Mensch sie zu jeder Zeit bei und um sich hat. Kann man immer durch jede Arkade durchlaufen, drin stehen, hinein- und hinausschauen, so ist noch immer immerzu ein Mensch involviert.

Das Erleben der Welt wie es zu jedem wachen Zeitpunkt geschieht, das ist der Realismus. Im ‘Geschehnis’ kann man den Phänomenalismus erleben, aber der Menschenzustand auf der Welt, wo Materie und Geist äussere Extreme darstellen, die sich in der Mitte treffen und zu etwas Neuem werden, das ist der Realismus. Es ist schwierig, eine einzige andere Weltanschauung zu verstehen, wenn nicht die Allgegenwärtigkeit des Realismus im Erleben des Menschseins erkannt wird. Weltanschauung ist zuerst eine Welterfahrung, und diese geschieht zuerst im Realen.

Die Weltanschauung des WAP hat sowohl ihre eigenen Qualitäten, wie auch Qualitäten die sich aus der Beziehung oder dem Unterschied zu anderen Weltanschauungen ergeben. Die dutzend Weltanschauungen zusammen ergeben wiederum etwas, das das ‘Sein’ (die Welt) dem Menschen zugänglich macht, während die dutzend Weltarkaden das Sein, das die Weltanschauungen beschreiben, selber sind. Weltanschauungen sind vom Menschen ausgehend, Weltarkaden vom Kosmos. Dennoch bedingen beide den Menschen; so sind Weltanschauung und Weltarkade zwei Seiten einer Münze.

Die Dutzend Weltanschauungen (DWA)

Im Weltanschauungsprinzip (WAP) ist der Begriff Weltanschauung auf nur zwölf Stück anwendbar. Alles andere gilt als teilhaft (untergeordnet), übergeordnet, vermischt, irrelevant usw. Die DWA sind der Ausgangspunkt des Weltanschauungsprinzips, sie werden in die Mitte gestellt. Für den Weltanschauungsbegriff bedeutet dies, dass er sich innerhalb des WAP selbst erklären muss, und dann die Erklärung auf sich selber anwenden muss, was wieder die Erklärung ändert, usw. Der Begriff ist im WAP so in einem Endloszirkel, denn wo kann eine Erklärung beginnen, wenn der Beginn bereits das Resultat bedingt? Die Selbsterklärung gilt für jede anspruchsvolle Methode, für die Weltanschauungen aber besonders: Spiegelung und Gegensatz sind das WAP, und sofern das WAP Methode ist, ist es schwierig, einen Anknüpfungspunkt zu finden, weil nur schwerlich zwischen Methode, Studienobjekt und Ergebnis unterschieden werden kann. Können wir diese Zirkelargumentation im Verlaufe des Projekts auflösen, ist vieles auch für andere Methoden geschafft.

Während eine Weltanschauung für ein Gebiet spezialisiert ist, gilt die Methode des WAP allein für sich selbst, und für nichts ausser ihr. Das WAP studiert nur das WAP, aber anders als alle anderen Methoden, ist diese über diese Selbstbezogenheit ehrlich (wobei Unehrlichkeit im Fall des WAP hier unmöglich wäre). Dadurch ist der Weltanschauungsbegriff des WAP in gewisser Weise im WAP gefangen.

Der Begriff ‘Weltanschauung’ hat im Weltanschauungsprinzip verschiedene Schwierigkeiten, bevor eine Definition überhaupt versucht wird – deren Lösung sich mir noch entzieht. Mit der Unterscheidung zwischen Anschauung und Arkade können wir die Weltanschauung in angemessener Weise mit dem Menschen verknüpfen.

bookmark_borderZum Unterschied: Inhärenz und Immanenz

Inhärenz

Inhärenz, aus dem Lateinischen inhaerere (in etwas hängen, an etwas haften), ist die Eigenschaft einer Sache, die zwar nicht Bedingung für ihre Sache, aber schwer wegzudenken ist. Ist z.B. eine Partei ‘inhärent korrupt’, so ist die Korruption der Partei ist nicht deren Aufgabe, Idee oder Strategie, sondern etwas, dem sie sich nicht entledigen kann. Inhärenz ist etwas, das sich z.B. von aussen kommend in einer Sache einnistet, in einer Sache entsteht und anwächst, oder sonstwie scheinbar oder tatsächlich zunehmend zum Wesen einer Sache wird.

Immanenz

Immanenz ist hingegen kein Begriff aus dem Lateinischen. Faber Stapulensis (Geburtsname ‘Jacques Lefèvre d’Étaples’) übersetzt das Altgriechische περιχώρησις (perikhōrēsis, Griechisch aus peri, also um etwas herum; und chorea, d. h. schwingen; zusammen: rotation) mit invicem immanentia (invicem beiderseits, einander, umgekehrt; in manera, verbleiben in) als die Eigenschaft einer Sache, die nicht über ihre Sache hinaus kann. Für das Weltanschauungsprinzip ist ein solches Verständnis jedoch eine verpasste Möglichkeit, einen notwendigen Begriff für den Monadismus zu nutzen. Der Monadismus vertritt eine Denkweise die unserer angewohnten mathematizistischen schwer zugänglich ist. Im Monadismus sind die Grenzen vom einen zum anderen nicht nur nicht klar, es macht darin überhaupt keinen Sinn von Grenzen und Abständen und dergleichen zu sprechen. Das innere Wesen der Dinge ist überall vom einen Ding zum anderen überlappend, teilhaft, ähnlich und unähnlich, und selbst im Gegensatz Teil voneinander. Die Immanenz einer Monade ist ausserhalb aristotelischer Kategorien wie Proprium oder Akzidens, dessen Kategorien wie Körper voneinander verschieden sein müssen, solche Immanenz ist gleichzeitig Proprium und sie ist es nicht.

Immanenz kann vielleicht am einfachsten wie auch genausten mit der Perichorese (vom Verb perichorein, herumgehen, durchwandern, durchdringen sowie auf jemanden übergehen) der göttlichen Trinität erklärt werden: Vater, Sohn und Heiliger Geist sind sowohl eine jeweilige Identität, wie auch gegenseitige Durchdringung (Einheit ohne Verschmelzung). Das eine ist dem anderen in christlich-dogmatischem Sinne immanent, wenn 1) das eine gleichzeitig im anderen, 2) das andere im einen, und 3) jedes sich selbst ist. Mathematische 1+1 Logik, in der Inhalte wie Gegenstände behandelt werden, reicht nicht an die Eigenschaften von Monaden heran. Im Physischen mag ein Gegenstand räumlich seinen Platz haben, den er niemals mit einem anderen gleichzeitig teilen kann während er sich selbst bleibt – im Monadismus haben solche Räume keinen Sinn, da keine Realität. Geistige Kategorien bedingen einen Betrachter, und sind mit dessen Wahrnehmung und Wesen eng verknüpft. Der Monadismus, der Spiritualismus und der Pneumatismus haben durchaus Kategorien, aber sie sind beweglicher als die, die wir für gewöhnlich kennen.

Der Begriff benötigt noch mehr Vertiefung, die mit der Arbeit am Monadismus automatisch geschehen wird.

Für den Rationalisten Kant ist die Immanenz ein Begriff der sich aus der Theologie entnehmen lässt, in der das sonst transzendente Göttliche eine zugängliche Form findet (z.B. in der Physis, oder etwa durch Christus) – eine ‘immanente Form’, die vom Menschen erkannt und verstanden werden kann. Kant zieht das Immanente dadurch in die Welt des Bewusstseins: zugänglich (immanent) und nicht-zugänglich (transzendent). Er macht einen monadistischen Begriff rationalistisch.

Der Unterschied aus Inhärenz und Immanenz sollte dadurch offensichtlich sein: die beiden haben nicht vieles gemeinsam.