Dieser Artikel soll zeigen warum es jedem Menschen dient, sich mit den dutzend Weltanschauungen, und dem grösseren Weltanschauungsprinzip (WAP) rund um diese, zu beschäftigen.
Es ist vielleicht auch ein Appell an die Anthroposophie, da das System der Weltanschauungen nicht nur aus dieser Bewegung oder Gesellschaft kommt, oder über Rudolf Steiner zumindest eng mit ihr verknüpft ist, sondern vor allem weil diese Gesellschaft beste Voraussetzungen hat, die dutzend Weltanschauungen zu vertiefen; was schon lange überfällig ist, weil die dutzend Weltanschauungen selbst nach 110 Jahren zumeist nur oberflächlich studiert und beschrieben wurden – obwohl es nicht viel mehr bräuchte, um sich die Wechselwirkungen der Weltanschauungen lebendig vorstellen zu können.
Von der Hürde zur Emergenz
Die dutzend Weltanschauungen sagen einem alles, man muss den Blick nur auf die Positionen auf dem Kreis werfen und dabei gut denken. Nehmen wir als ein Beispiel den Realismus, denn der Realismus gibt uns die zwei ersten grossen Hürden (die bisher selten überwunden wurden), die aber, mit der richtigen Hilfe, eigentlich leicht überwunden werden können. So ist der Realismus auf dem Kreisschema ganz rechts. Wovon ist er damit am weitesten entfernt? Es wird damit weniger nach der Entfernung zum Gegenpol gefragt, sondern mehr danach, welches das entfernteste Polaritätspaar ist. Der Gegenpol vom Realismus ist der Idealismus, aber das “Gegenpaar” (das 90° zum Idealismus-Realismus-Paar stehende Paar) ist das Materialismus-Spiritualismus-Paar. Das entfernteste Paar zum Realismus ist das Materialismus-Spiritualismus-Paar. Was bedeutet das? Bedeutet es, dass der Realismus mit diesem Paar am wenigsten zu tun hat?
Nein, im Gegenteil: mit grösstem Abstand zwischen dieser Polarität zu stehen entfernt den Realismus nicht von diesen beiden Weltanschauungen, es erhöht ihn, mit etwas blumiger Sprache, zu ihrer ‘Frucht’, es stellt den Realismus (und den Idealismus) in deren Mitte. Etwas weniger blumig: der Realismus ist die emergente (aufkommende) Qualität aus der Materialismus-Spiritualismus-Polarität. Er ist weit mehr als der ‘Sohn’ oder das ‘Produkt’ jener Polarität, er ist eher eine ganze nachkommende Familie. Der Realismus ist, solange die Weltanschauungen Materialismus und Spiritualismus gleichzeitig vorhanden sind, weit mehr als eine der beiden allein. Würde ein Pol der Materialismus-Spiritualismus-Polarität kurzzeitig wegfallen, würde der Realismus so gering wie ein Pol ohne Gegenpol für gewöhnlich halt ist.
Es ist mir noch nicht gelungen, das Wort ‘Emergenz’ im Weltanschauungsprinzip zu einem Begriff werden zu lassen, aber Emergenz ist im WAP, was zwischen den Polen der Weltanschauungen geschieht: es entstehen neue Qualitäten die von gewaltiger Tiefe sind, die auf einmal zu unermesslich viel mehr werden, als die einfachen Weltanschauungen die sie sonst wären, wenn sie ein gewöhnliches alleiniges Weltanschauungsdasein hätten. In der Wechselwirkung mit anderen Weltanschauungen gewinnt jede von ihnen an einer Grösse, die selbst zwölf einzelne, wechselwirkungslose Weltanschauungen in den Schatten stellt.
Der Realismus ist nicht von Materialismus und Spiritualismus abgekoppelt – im Gegenteil führt er sie zusammen, er erhebt sie, und er wird dabei miterhoben. Wie in einer chemischen Reaktion, wo zwei Materialien die nicht zueinander passen heftige Reaktionen geschehen lassen wenn sie zusammenkommen, werden am Schnittpunkt von Polaritätspaaren Qualitäten freigesetzt, oder beginnen überhaupt erst zu entstehen. Weil sich polare Qualitäten, also polare Weltanschauungen, immer berühren in der Welt, sind immer andere Weltanschauungen in deren Mitte, die ununterbrochen neue Qualitäten aus der Folge der Berührung der Polaritäten schaffen.
Hier sieht man die erste Hürde des Beispiels Realismus überwunden, die weltanschauliche Hürde: der Realismus amplifiziert (verstärkt) das Polaritätspaar, das neutral zu ihm gelegen scheint, aber überhaupt nicht neutral zu ihm ist. Die zweite Hürde ist das Wort “real”.
Was ist real? Aus Obigem können wir schliessen: Materie alleine ist nicht real, Geist alleine ist nicht real, und Idee ist ganz bestimmt nicht real, denn Idee ist dem Realen polar entgegenstehend. Was ist denn Materie allein, wenn nicht real? Ich kann sie anfassen – ist das nicht notwendigerweise real? Könnte ich sie überhaupt anfassen, wenn sie nicht real wäre? Kann Materie überhaupt sein, wenn sie nicht real ist? Materie allein ist nicht real, sie ist materiell, es ist im Wort. Sie wird erst real wenn sie von mir, einem mitunter geistigen Wesen, angefasst oder wahrgenommen wird. Meine Berührung lässt sie erst real werden. Materie generell wird dann real, wenn etwas gleichzeitig materiell und geistig wird. Das folgt alles aus den obigen Absätzen zu den Polaritätspaaren. Und Materie kann sein, auch wenn sie nicht real ist, so wie Idee ‘ist’ (eine Idee zu haben unterscheidet sich davon, keine Idee zu haben, folglich ‘ist’ die Idee durch das Adjektiv ‘ideell’, sobald sie in mir entsteht und ich sie mit anderen teile, anpasse, usw), obwohl sie unmöglich jemals ‘real’ ist. ‘Sein’ muss nicht real sein, Sein muss nur Güte in sich haben, um sein zu können (Artikel darüber, wie das Gute mehr Sein hat als das Schlechte). Weil die Weltanschauungen alle gut sind, sind sie, auch wenn nur eine Minderheit der Weltanschauungen das Reale repräsentieren kann (Weltanschauungen selber sind nie real). Damit ist neben der weltanschaulichen auch die ‘wörtliche’ Hürde des Realismus überwunden.
All die einfachen Hürden, die im Weltanschauungskreis auf einen warten, werden überwunden wenn der Kreis unvoreingenommen, oder dann genügend lange betrachtet wird. Irgendwann sind da keine Hürden mehr, sondern es ist einfach mehr; immer mehr, und die grosse Schwierigkeit ist dann herauszufinden wo überhaupt begonnen werden soll, um dieser ganze Fülle gerecht zu werden.
Auf weltanschauung.org soll nicht nur beschrieben werden was vorhanden ist, es sollen auch Herangehensweisen entstehen und gezeigt werden, um die Wechselwirkungen der Weltanschauungen zu ordnen, um auch das Wechselspiel mit den anderen Gattungen zu verstehen (Gattungen wie Seelentöne, Visibilitätsstufen und Anthropomorphismus). Die beschriebenen Herangehensweisen sollen auch helfen zu verstehen wie sich die daraus entstehende Emergenz einordnen und nutzen lässt.
Zwölf Personen und deren Mitte
Sind die einfachen Hürden einmal überwunden, kommt die Grösse und Nützlichkeit des Weltanschauungsprinzips so langsam zur Geltung. Die Weltanschauungen beginnen sich in den Vorstellungen zu bewegen, sie beginnen Form anzunehmen. Ist man anthropomorphistisch veranlagt, scheinen sie einem vielleicht wie zwölf Personen, die in einem Kreis stehend miteinander interagieren. Sie gestikulieren, rufen einander Dinge zu, lachen. Jede Weltanschauung, oder dann jede ‘Person’, hat in diesem Kreis ihren Charakter. Einer will, nachdem er bestimmte Worte hört, Hände schütteln, ein anderer Charakter hat auf die gleichen Worte hin den Blick verfinstert und die Arme verschränkt.
Die zwölf Weltanschauungen dieser Vorstellung sehen aus wie die Charaktere eines griechischen Platzes. Nie stehen elf Weltanschauungen still, während eine zwölfte alleine das Wort hat; sie sind sich unentwegt am bewegen, am reden, am zuhören, am streiten, am denken, am schweigen, nur um von Moment zu Moment von einer zur anderen Tätigkeit zu wechseln, je nachdem was sich von aussen aufdrängt oder was geboten ist. Sie agieren und reagieren.
Denke man sich das als die Weltanschauungsszene: zwölf Personen, die miteinander im Austausch sind. Man muss sie im Einzelnen gut kennen um sich vorstellen zu können, wie sie interagieren würden. Aber nun denke man sich, dass diese Szene unsere Welt ist, wir von den Zwölfen aber nur zwei, drei Personen sehen können. Wir sehen durch die Dunkelheit unserer eigenen Vorstellung nicht, wer die anderen Personen sind, wer um sie herum steht. Und so sehen wir nicht, dass sie interagieren, und so sehen wir nicht, dass die Weltanschauung, die in unserem Sichtfeld ist, auf bestimmte Dinge Antwort gibt oder sonstwie reagiert, und dass sie bedeutende Wirkungen auf andere Weltanschauungen hat. Wir sehen es vielleicht, wenn mal zwei der für uns sichtbaren Weltanschauungen etwas zusammen bewirken, nur um dann wieder die einsamen, isolierten, unverstandenen Weltanschauungen zu sehen, sobald die Interaktion endet – wenn wir überhaupt irgendwas durch den Nebel der Vorstellung – mit schwacher Kenntnis um das Dutzend – sehen. Sie fallen in unserer kenntnisarmen Vorstellung dann zurück in Leblosigkeit, in Schweigsamkeit und in Einsamkeit.
Stehen uns die Weltanschauungen mehrheitlich im Dunkeln, stehen auch wir als Menschen im Dunkeln. Den Weltanschauungen an sich spielt es keine Rolle ob wir blind für sie sind. Falls sie uns jemals wahrnehmen, bemerken sie uns erst wenn wir sie lebendig sehen, weil die leblose Vorstellung falsch und dadurch schwach ist, und dann freuen sie sich wohl, gesehen zu werden. Werden sie in unseren Vorstellungen lebendig, beginnen sie durch uns zu leben, und sie werden wohl selber (vielleicht gar als makrokosmische Entitäten) ein kleines bisschen lebendiger. Sie finden durch uns in unsere Welt hinein. Sie sind nicht mehr ‘nur’ die endlos gewaltigen Arkaden in der Sonnenbahn (symbolisiert durch die zwölf Tierkreiszeichen), sie bekommen durch den einzelnen Menschen etwas Mikrokosmisches, sie bekommen einen menschlichen Charakter den sie mitspielen können. Sie tauschen sich nicht mehr nur untereinander aus, auf einmal ist ihr Blick zur Mitte gerichtet: da ist etwas Neues, etwas Dreizehntes zwischen ihnen. Sie schlüpfen dann in die menschliche Wahrnehmung, und sehen sich und die anderen des Kreises in ganz eigenwilliger Form wieder. Tut der Mensch das bewusst, nimmt er sie also bewusst wahr, so ist es auch der Weltanschauung etwas Bewusstes (hier ein Artikel in dem u.a. kurz mit einem spiritualistischen Axiom versucht wird zu begründen, warum Weltanschauungen ein Bewusstsein ausserhalb des Menschen haben könnten).
Es ist aber nicht nur der Weltanschauung ein sonderbares Erlebnis durch die Psyche die Welt zu sehen, auch der Mensch erlebt etwas, aber er erlebt etwas, das weit über ihn hinausgeht. Er findet sich in solchen Momenten in einer Arkade wieder, einem makrokosmischen ‘Torbogen’, für dessen Grösse sich unmöglich exakte Worte finden. Könnte der Mensch von sich loslassen, könnte er wohl mehrere dieser Bögen gleichzeitig erleben, er könnte vielleicht gar deren Wechselwirkung spüren, usw. Aber weil das Grösste bald einmal unkonkret und bodenlos wird, ist es nützlicher, bei den einfachen Bildern zu bleiben. Nur auf festem Boden kann zum erfolgreichen Sprung angesetzt werden. Aber auch wenn solche Bögen nicht wahrgenommen werden, man steht doch immer auch in den Weltanschauungen drinnen und lernt von ihnen, wenn ihnen ein Auge geliehen wird. Es ist erstens also ein persönlicher Nutzen, der aus den Weltanschauungen gewonnen werden kann.
Christus
Die Welt die uns umgibt, und das, was wir in die Welt geben, ist das Aggregat (die Anhäufung) von Teilen der Weltanschauungen. Das einzige, das nicht aus den Weltarkaden der Sonnenbahn (zwölf Tierkreiszeichen) kommt, das nicht aus ihnen zusammengesetzt wird, ist der ‘göttliche Kern’ im Menschen. Selbst der Mensch ist ein Weltanschauungsaggregat, den er hat Physis, er hat Geist, Psyche, Sinne usw, aber der göttliche Funke, und die Freiheit die damit einhergeht, steht ausserhalb. Das ist das Dreizehnte, das etwa durch Christus symbolisiert wird.
Ist der Christus der Menschheitsrepräsentant, und ist es die Aufgabe des Menschen nach seinem besten Vermögen zu versuchen Christus zu gleichen, so ist es wohl eine Pflicht, das Erleben der dutzend Weltanschauungen zu erüben. Das ist zweitens der Nutzen der Weltanschauungen für die Menschheit.
Philosophie
Der interessanteste Nutzen gilt drittens der Philosophie, denn was die Weltanschauungen dem Denken helfen an Ordnung zu gewinnen, lässt sich wohl mit keinem anderen System das jemals existiert haben mag auch nur vergleichen, so weit gehen die Weltanschauungen über alles andere hinaus. Die Weltanschauungen geben Struktur in die allermenschlichste Aktivität: die geistige Beschäftigung mit sich, Gott und der Welt (siehe: drei Seelentöne). Bis in die letzte Faser der Auseinandersetzung mit den Dingen die uns umgeben wirken die Weltanschauungen hinein. Es liegt zwar am Menschen über die Gegenstände seiner Aufmerksamkeit Aufschluss zu erhalten, das heisst es obliegt seiner Gewissenhaftigkeit und seinem gesunden Menschenverstand, aber die möglichen Wege werden ihm alle durch die Weltanschauungen gebahnt. Durch Kenntnis um die Weltanschauungen, und durch Kenntnis um deren Wechselwirkungen untereinander werden dem Menschen Wege sichtbar, die er ohne diese Kenntnisse nie hätte erahnen können.
Schluss
Das ist der dreifache Nutzen aus dem Studium der Weltanschauungen, der persönliche Nutzen, der Nutzen für die Menschheit (das ist der universelle Nutzen), und schliesslich der Nutzen für die Philosophie.
Man kann sich bedenkenlos nach dem ersten Nutzen aus einem Egoismus heraus mit dem Weltanschauungsprinzip beschäftigen, und so lediglich sich selber nützen wollen. Und es ist doch nichts geschadet, denn man wird mit dem Kennenlernen der Weltanschauungen bald merken wie unbedeutend klein die eigene Rolle neben diesen gewaltigen Prinzipien ist, und wie es fast zum Lachen ist, sich selber in oder neben diesen titanischen Gebilden jeglichste Wichtigkeit zuzuschreiben. Die selbstdienliche Beschäftigung mit den Weltanschauungen wird sich bald in ein Pflichtgefühl verwandeln, und es wird einem nichts neben den Weltanschauungen stehen dürfen. So heilig werden sie einem jeden Weltanschauungsstudenten durch die lebendiger werdenden Vorstellungen zwangsläufig werden.
Nicht viele Bienenarten bilden Bienenvölker. Eine der wenigen Arten, die wohl am besten gekannt wird, ist die westliche Honigbiene. Die meisten Bienenarten sind Wildbienen, von denen viele alleine leben und sich ohne die Hilfe vieler anderer Bienen fortpflanzen. Im Folgenden wird die bekannte, staatsbildende Honigbiene als Bild verwendet, um eine bestimmte Idee zu veranschaulichen, und dieses Bild ist eine Art Gleichnis. Wäre es mehr eine Geschichte, wäre es wohl eine Parabel; wäre es kürzer, wäre es wohl eher ein Vergleich.
Nehmen wir für dieses Gleichnis an, unser Bienenvolk wäre bevölkert mit zu Rationalität fähigen Bienenbürgerinnen, mit eigenen Meinungen und Denkarten – als wären sie im Geiste Wesen wie wir Menschen. Das heisst, in diesem Vergleich sind unsere Bienen dazu fähig sich ein Bild von sich selber und der Natur zu machen, das sowohl der Natur wie auch ihrem eigenen Wesen widersprechen kann (falsch sein kann). Dafür können die menschenartigen Bienen dieses Bildes aber auch über die Natur hinausgehen, was nicht-rationale Wesen (etwa gewöhnliche Bienen) nicht können.
Der schlechte Honig der rationalen Biene
Dieses rationale Bienenvolk findet sich in einer schlechten Situation: der Honig dieses Volkes ist nicht mehr so gut wie früher. Die Bienen fragen sich nun: was können wir tun, um unseren Honig wieder zu einem Zustand zu bringen, der gut ist? Müssen wir etwas Neues tun, oder müssen wir zu etwas zurückfinden, das wir vergessen haben? Brauchen wir bessere Waben, eine bessere Königin, bessere Bienenschulen, bessere Wiesen? So überlegen sich die Bienen, was sie im Laufe der Jahre vielleicht falsch gemacht haben, oder inwiefern sich die Gegenwartsumstände veränderten. Haben sie die Waben falsch gebaut, braucht es mehr Ecken in den Zellen der Wabe; sind sechs Ecken vielleicht zu wenig Ecken? Haben sie am falschen Ort Nektar und Pollen geholt? Haben sie den Nektar falsch verarbeitet? Kurz, sie fragen sich: wo in unserem Prozess ist etwas schief gelaufen?
Dieses rationale Bienenvolk investiert wegen der aufkommenden Probleme nun viel intellektuelles Kapital darin, herauszufinden und methodisch zu systematisieren wie Honig hergestellt wird, welche chemischen Prozesse stattfinden, wie und in welchen Verhältnissen Nektar und Honigtau verarbeitet werden müssen usw, um die richtigen Schlüsse für eine Lösung des Problems zu finden. Mit dem Ziel genügend guten Honig herzustellen um überleben zu können, machen sie sich an die Sache den Honig besser zu verstehen. Auch der Welt gegenüber fühlen sie sich verpflichtet, denn sie denken alle den Gedanken: “Eine Welt ohne Bienen ist eine trostlose Welt, die unweigerlich zum Stillstand kommen muss.” Und so finden sich sehr viele Bienen dieses rationalen Bienenvolkes zuhause in der Wabe, und diese Bienen studieren mit viel Ernst, Pflichtgefühl und Sorgfalt an ihren kleinen Bienenbüchern, an denen sie nun alle fleissig schreiben. Sie treffen sich zu kleinen Bienenseminaren, in denen systematisch alte Bienenmythen analysiert werden. Sie nehmen alle möglichen Honigarten an ihre Bienentagungen, und begutachten mit allem aufwendbaren Feingefühl selbst die subtilsten Unterschiede. Und sie wissen: wenn sie das Problem vom schlechter werdenden Honig nicht lösen können, wird es wohl ihr Untergang sein.
Es werden immer weniger Bienen die den Bienenstock verlassen, und es werden immer mehr die sich hinter die Bienentexte machen, und dennoch scheint sich das Problen nur weiter zu verschlimmern; immer mehr von ihnen studieren das Problem, das, wie es scheint, fast schon existenziell geworden ist. Sie setzen sich mit anderen rationalen Bienenvölkern in Kontakt und es stellt sich heraus, dass auch diese anderen rationalen Bienenvölker das Problem vom schlechter werdenden Honig haben. So beginnen auch die anderen Völker den Honig zu studieren und an neuen Methoden zu theoretisieren, und die rationalen Bienenvölker tauschen sich miteinander aus, um vielleicht gemeinsam zu einer Lösung kommen zu können.
Drei rationale Strömungen im Bienenvolk
Manche Bienchen wissen sehr genau wo das Problem liegt: es sind die Pollen, deren Eiweisse die Bienen brauchen, die nicht mit genügend Vorsicht genutzt werden. Sie sagen: “Wacht auf ihr anderen Bienen, ihr müsst eure Augen öffnen. Es ist etwas an den Pollen, und dadurch an den Eiweissen. Die Eiweisse sind überall in uns, und wenn man sich das genauer anschaut so sieht man, dass da etwas nicht zu stimmen scheint. Stimmt etwas mit unseren Eiweissen nicht, ist alles nach uns Kommende notwendigerweise unstimmig.” Diese Gruppe sucht nach den tieferen Ursachen der Dinge. Dieser Teil des Bienenvolkes scheut sich nicht, die versteckten Gründe auszugraben und zu benennen.
Eine zweite Gruppe hat etwas anderes gefunden: es ist die Art der Lagerung und die Art des Konsums. Denn es gab einst eine wichtige Biene die sagte: “Lagert richtig!”; und die gleiche wichtige Biene sagte auch: “Konsumiert richtig!” Die Bienengrüppchen rund um die hinterlassenen Botschaften jener wichtigen Biene beschäftigen sich intensiv mit der Frage, was damit nur gemeint sein mag. Soll nun mehr gelagert werden, oder soll mehr konsumiert werden? Ist da nicht ein Widerspruch? Denn wenn mehr konsumiert wird, wird weniger gelagert. Muss folglich generell mehr produziert werden, und dann wie viel mehr? Mehr als was? Oder ist ‘richtig’ gar nicht ‘mehr’, sondern ‘nicht falsch’? Was wäre dann falsch? Oder ist da eine Nachricht drinnen versteckt, die man nur herauslesen muss? So gibt es intensive Argumente unter diesen Bienen darüber, was die wichtige Biene gemeint haben mag.
Eine dritte Hauptgruppe findet sich schliesslich mit dem Problem ab, und die diese Strömung vertretenden Bienen sagen abgeklärt: “Es wurde vorausgesagt dass der Honig schlecht wird; und es wurde gesagt: wenn der Honig schlecht wird, gehen wir alle zurück zur grossen Biene.” Diese Bienen sind die weisen im Bienenvolk, sie haben sich auf die Ebene des Gleichmuts und der Gelassenheit erhoben; sie üben sich in der Akzeptanz des Unvermeidlichen.
Die drei Gruppen finden sich unter den Bienen vermischt, manche sind in mehreren Gruppen tätig, andere machen ihr eigenes Ding.
Die von der Biene abhängige Pflanze
Es fliegen nun kaum noch Bienen aus den Stöcken, und so werden viele Pflanzen nicht mehr bestäubt weil die Bienen die Pollen nicht mehr mit sich herumtragen, denn sie sind alle mit dem Studium des Honigmachens und dem Studium des Bienenseins beschäftigt.
Und so kommt ein Pflanzensterben in die Welt, denn eine Pflanze wird nicht dadurch bestäubt, dass Bienen nur noch unter Bienen sind, und mit all ihrem Intellekt über das Bestäuben nachdenken. Die wenigen Bienchen die noch ausfliegen berichten von der düsteren Lage da draussen, und die Bienengeschichtsstudenten und Prozessanalysten und welche weiteren Spezialitäten sie auch immer gefunden haben mögen, werden in ihrem Glauben weiter bestärkt, dass alles am Zugrundegehen ist. Dazu kommen Krankheiten im Bienenvolk, weil alle Bienchen nur noch in der Wabe sind und die Luft dick und tüppig warm wird, anstatt dass sie sich der Welt, mit all deren Gefahren und bienenfremden Dingen, aussetzen. Die Bienen fühlen sich durch das Honigproblem schon grundlegend genug bedroht, da brauchen sie nicht auch noch Wespen, Vögeln, Unwettern, und allergattungen anderer, möglicher Todesfallen der Natur ausweichen zu müssen. In ruhigen Momenten sagen sie zueinander: “Es ist die Zeit in der wir leben. Wir hatten gute Zeiten, und nun haben wir eine schlechte Zeit; es sind sehr schwierige Aufgaben vor uns, und die müssen wir irgendwie bewältigen, koste es was es wolle.” Vielleicht haben sie gar einen Namen für ihr finsteres Zeitalter.
Schluss
Die Bienen haben trotz all ihrer genialen Debatten, trotz ihrer beeindruckenden Klugheit und trotz ihrem tugendhaften Fleiss nicht sehen können, dass es nicht reicht, den alten, perfekten Honig hin- und herzureichen um ihn zu begreifen; dass sie stattdessen neuen Nektar brauchen, dass sie alle ausfliegen müssen, und schliesslich, dass ihre grossen und komplizierten Gedanken ohne die daraus folgende Beteiligung an, und den Austausch mit der Welt nie fruchtbar sein können, nie getestet werden können. Je mehr sie den Honig intellektuell verstehen lernen, ohne ihn gleichzeitig weiter neu zu schaffen und zu verdauen, desto mehr geht ihnen das Gefühl für das Wesen des Honigs verloren. Der Honig wird zu etwas Abstraktem, er fragmentiert sich in verschiedene Ideenteilchen, und sie sehen das Lebensmittel ob all der Tröpfchen nicht mehr.
Dass die ganze belebte Welt die Bienenarbeit an den Pflanzen braucht – nicht nur die Pflanzen selber zur Bestäubung, sondern auch die Tiere die die Pflanzen fressen, und all die anderen Insekten und sonstigen Krabbeltiere die die Pflanzen in verschiedensten Arten brauchen, auch das haben die Bienen nicht aus dem Honig herauslesen können.
Alles Gute braucht Wechselwirkung um gut zu sein, und in der Natur ist das überall zu sehen. Ohne Wechselwirkung mit anderem Guten verschlechtert sich selbst das Beste bald – auf beiden Seiten, denn ohne Wechselwirkung wird rundum weniger vom Guten vorhanden sein. Und so ist die Lösung schlechter Zustände meist nicht die krampfhafte Verbesserung der einen Seite, sondern die Wiederherstellung und Pflege der Wechselwirkung.
Das Weltanschauungsprinzip (WAP) benötigt eine Vielzahl an verständlich abgegrenzten Begriffen. Nicht nur um das WAP zu verstehen, sondern auch um es richtig und damit erfolgreich zu verwenden. Mit den passenden Worten wird dem WAP (und den Studenten der Weltanschauungstheorie) alles vereinfacht.
Ein Unterschied machen wir in diesem Artikel zwischen der Dualität (innerhalb einer einzelnen Weltanschauung) und der Polarität (zwischen zwei polar zueinander stehenden Weltanschauungen).
Dualismus
Zum Begriff
Der Gegensatz besteht aus einer Dualität oder einer Polarität.
Die Dualität besteht aus zwei Gegenteilen wenn es um Einzeldinge geht, und aus zwei Gegenarten, wenn es um einfache, gegensätzliche Kategorien geht. Allerdings sind dualistische Gegenarten lediglich immer notwendig, aber nicht identifizierbar.
Die Polarität kennt hingegen nur die Gegenarten als gültige Gegensätze.
Dualistische Gegensätze können quantitativ sehr verschiedene Eigenschaften haben1, und so sind sie manchmal schwierig in richtiger Weise zusammenzubringen.
Der Dualismus, in seiner grössten Form, begründet das Wirkliche als auf zwei nicht weiter reduzierbare Prinzipien, Wirkungen, Modi oder dergleichen begrenzt. Die andere Bedeutung beschreibt den zweigeteilten Zustand einer Sache, Frage, Idee usw. Es wäre zum Dualismus passend, wenn diese zwei Bedeutungen zueinander gegenteilig wären, aber das ist nicht der Fall, sie weichen nur voneinander ab.
Die Bedeutung des Dualismus ist fast monistisch (Monismus = Allseitigkeit, Allheit, Einheit); während im WAP die Bedeutung des Monismus dualistisch ist: der Monismus kann sowohl eine ‘Einheitlichkeit über alle dutzend Weltanschauungen’ bedeuten (Ganzheitlichkeit, auch: Holismus), wie auch die ‘Vereinheitlichung von allem durch eine einzelne Weltanschauung’ (Einseitigkeit).
Der Dualismus führt nicht zwei Weltanschauungen zusammen (das geschähe erst durch Polaritäten, sofern eine Sprache polare Weltanschauungen vereinigen könnte), sondern vertritt vor allem eine einzige, spezielle Weltanschauung, oder wird vertreten durch eine bestimmte Weltanschauung: Mathematismus (der Dualismus könnte auch in den Rationalismus gesetzt werden, da auch dort der zum Dualismus führende Reduktionismus naheliegend ist; da aber zwischen Rationalismus und Mathematismus im WAP kein definierbarer Platz ist, hat man sich – ganz passend zum Dualismus – für eines der beiden zu entscheiden). Es ist eine mathematistische Leistung, das Wirkliche auf zwei Urgründe reduzieren zu können. Solches Reduzieren führt nicht zu universeller Wahrheit, sondern am ehesten zu mathematistischer (oder rationalistischer) Wahrheit, weswegen dem Dualismus in den dutzend Weltanschauungen (DWA) dort ein bestimmter Platz zugeordnet wird.
Dualismus-Monismus sind sowohl dualistisch (!) wenn sie einander gegenüber gestellt werden, wie auch monistisch (!) wenn der Mathematismus und der Monadismus (da ist noch ein “ad” zwischen Mon- und -ismus) zusammengebracht werden. Dies ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie die ‘Teile wahrer Prinzipien’ nicht nur das eigene Wesen (den Teil), sondern auch das Wesen des jeweiligen Prinzips selber grundlegend bestimmen.
Zu Dualismus und Dualität
Der Dualismus ist ein grundlegender Modus des Mathematismus. Der Mathematismus kann aber weit mehr als nur dualistische Sätze machen, d.h. er hat mehr als nur diesen einen Modus, folglich ist der Mathematismus als Kategorie bedeutender als der Dualismus, und über dem Dualismus stehend. Der Dualismus nimmt seine Kraft aus dem Mathematismus und dessen unmittelbaren weltanschaulichen Nachbarn.
Für die Dualität braucht es keine polar entgegenstehende Weltanschauung, aber es können sämtliche polare Wahrheiten (bis hin zu ganzen Weltanschauungen) so weit auf eine binäre Logik reduziert werden, bis sie in den Mathematismus hineinpassen, und mit dessen Mustern zurechtkommen. In anderen Worten ist der Dualismus das bevorzugte Mittel des Mathematismus, wenn der Mathematismus genügend unanständig verwendet wird, um sich über alle Weltanschauungen hinweg auszubreiten; respektive alles dem Mathematismus scheinbar ähnlich werden zu lassen. Denn der Mathematismus liebt es den Dingen einen Anschein von Dualität zu geben – selbst wenn keine Dualität vorhanden ist. Im Schema unten (Schema ‘Perlenkette’) ist auf der Position des Mathematismus (elf Uhr) ein dualistischer Gegensatz eingezeichnet.
“Dualistische Gegenteile”
Die einander gegenstehenden Gedanken sind in diesem Bild als Punkte an den Rand des Kreises bei elf Uhr gesetzt, der den Mathematismus repräsentiert. Der Mathematismus setzt durch die Dualitäten zwei, im Grunde stets mathematistische Gedanken, gegeneinander. Die Methode solchen Denkens nennt sich ‘Dualismus’; und die Dualitäten sind die direkt aus dem Dualismus folgenden Produkte.
So sind z.B. die beiden Seiten einer Münze als Kopf und Zahl gegenteilig zueinander, obwohl sie sich, abgesehen von der Form der Prägung, kaum unterscheiden. Sie widersprechen einander nicht einmal, denn die eine Seite behauptet bei ein und derselben Münze nicht eine andere Währungsgrösse als die andere Seite; die eine Seite ist nicht eine Währung aus dem einen Land, und die andere Seite eine Währung aus einem anderen; usw. Und dennoch ist die Wirkung darin wie wir sie, z.B. für Entscheidungen im Sport wo der Zufall für Fairness sorgen soll, interpretieren, spiegelnd entgegengesetzt, je nachdem auf welcher Seite sie nach einem Wurf landen mag.
Das scheint ein kleinliches Beispiel für ein Gegenteil zu sein. Aber so verhält es sich mit Dualitäten (also Gegensätze innerhalb einer Weltanschauung), wie wahr-falsch, schön-hässlich, gerade-krumm, A-B, 1-0 usw. Das ist die vereinfachte Art der unbemerkten Einseitigkeit. Man kann meinen, nicht in Einseitigkeit zu leben weil man weiss, dass hier und da durchaus Dualitäten im eigenen Leben vorhanden sind. Dennoch kann man von Einseitgkeit vollständig umhüllt sein, wenn sich dazu keine echten (weltanschaulichen) Polaritäten im Leben finden. Ein solches Leben wird Mühe haben Entwicklung zu erfahren, weil wir Polaritäten erleben müssen damit wir nicht stehen bleiben, abkalten und stagnieren. Dualitäten reichen nicht.
Es wird hier reduziert, aber es wird mit dem Reduzieren dem Dualismus angetan, was der Dualismus selber tut. In der mit Dualismus reichen Einseitigkeit gefangen zu sein, und gleichzeitig nichts von der Einseitigkeit zu wissen, bedeutet, dass das wirklich Andere, im Sinne der polar andersartigen Weltanschauung, irgendwann nicht einmal mehr erwägt werden kann. Eine solche Weltanschauung, über die nie hinausgegangen wird, ist mehr ‘ein Käfig der als Welt definiert wird’ als eine Weltanschauung unter anderen, die in der Wechselwirkung mit den anderen Weltanschauungen zu immer fruchtbareren Gedanken führt.
Dualitäten sollten in mehr als nur im Mathematismus oder im Rationalismus Platz haben. Das Problem mit (notwendigerweise sprachlichen) Sätzen aber ist, dass sie kaum die Grösse haben, die grundsätzliche Verschiedenheit polar gegenüberstehender Weltanschauungen in sich vereinigen zu können. Und so, durch die Grenze all der Sprachen (aller Sprachen), die sich das Weltanschauungsprinzip nicht als den Startpunkt festgesetzt und sich folglich irgendwo zu sehr spezialisiert haben, sind in keiner von all den gesprochenen Sprachen der Welt weltanschauungsvereinigende Sätze möglich; oder es ist ein enormer Aufwand, bis es geschafft wird2. So bleiben die dualistischen Gegensätze im Mathematismus und dessen Nachbarn gefangen, wo mit dem Denken das Wirkliche, so weit es geht, zu unseren Sprachen kompatibel gemacht wird.
Kartesianischer Dualismus
Der kartesianische Dualismus betrifft das Körper-Seelen-Problem. Hier können wir sehen, wie die Inhalte verschiedener Weltanschauungen auf eine falsche Auswahl reduziert, und der daraus geschaffene Gegensatz im Anschluss rationalisiert wird. Die entstehenden Diskussionen und Debatten werden durch das für sämtliche Fragen erstellte Rahmenwerk definiert, und wer sich an der Diskussion beteiligt und darin eine bestimmte Position einnimmt, hat von Beginn weg Kompromisse zu machen (d.h. man hat die eigene Ansicht auf das gegebene Einfache, Dualistische zu reduzieren), um der Sprache der jeweiligen Dualitäten gerecht zu werden, um so von den anderen Diskussionsteilnehmern verstanden werden zu können.
Im judäo-christlichen Denken des Westens ist der Dualismus weit verbreitet, er ist grundlegend, und er ist nicht auf die Dualität von Geist-Materie beschränkt, wie beim Körper-Seelen-Problem, denn der Dualismus ist in jeder wahr-falsch-Logik, jedem Beweis, jeder Widerlegung, usw. Man könnte sagen: der Dualismus ist bald einmal vorhanden, wenn abstrahierendes Denken vorhanden ist.
Im zwanzigsten Jahrhundert haben viele westliche Philosophen (z.B. über die Ontologie, also die Seinslehre) versucht, etwas zu finden das uns vom tief in unser Denken eingegrabenen Dualismus etwas entfernen, oder diesen gar überwinden kann. Heidegger ist ein Beispiel dafür – auch im Scheitern (oder noch nicht Erfüllen-können) des Versuchs, das Dualistische zu überwinden. Die Gewohnheiten westlichen Denkens waren, wie es scheint, selbst beim ihm der so viel aufnehmen und so beweglich denken konnte, derart tief eingepflanzt, dass er, um das von ihm erkannte Problem lösen zu können, bis auf den Kern der Sprache überhaupt zu gehen versuchte, um dort das eigene Wurzelwerk zu verstehen. Seine ihm durch seine Mitwelt gegebenen Gewohnheiten konnte er aber nicht vom eigenen Wesen trennen, wodurch sein Werk unvollendet blieb. Er hat die Probleme aber wohl erkannt, oder mindestens erspürt, so mein Eindruck.
Es war wohl weniger eine belächelnde Haltung zu fernöstlichen Philosophien (auch wenn es bestimmt zum Teil berechtigt ist, diese für archaisch und atavistisch zu halten), sondern wohl mehr die gewaltige Leuchtkraft des antiken Griechentums, des deutschen Idealismus und schliesslich seines Lehrers Husserl, die ihn daran hinderten, die eigenen Wurzeln herauszureissen. Hätte er östliche Philosophien, fern östlich vom antiken Griechenland, in anderer Weise studiert als durch das schwer ablösbare Urteil, das sich die Moderne zum vorsokratischen, ja vorägyptischen Altertum gebildet hat (hier seien besonders urindische Lehren erwähnt), dem der kartesianische Dualismus fremd ist, hätte er die Natur seines eigenen Denkens vielleicht in tieferer Weise durchschaut und so für den Phänomenalismus womöglich eine Tat erbringen können, wie etwa durch Kant für den Rationalismus erbracht wurde. Das alles ist aber sehr spekulativ, denn ehrlich gesagt habe ich mich mit Heidegger nicht annähernd genügend ernsthaft beschäftigt, um ihm irgendwo mangelnde Ernsthaftigkeit vorwerfen zu können (sofern ich dessen schuldig bin). Es ist aber der Eindruck den ich von seinem fragmentierenden Umgang mit der Sprache habe.
Diese Aufgabe – das Überwinden des Dualismus – kann und wird in systematischer Weise (für weit mehr als nur den Phänomenalismus) vom Weltanschauungsprinzip erfüllt werden. Weil das WAP für alle zwölf Weltanschauungen gleichzeitig ein System bietet, und nicht nur für zwölf Einzelne, ist Emergenz möglich: die unendlich weit über die Summe der einzelnen Weltanschauungen gehende Wechselwirkung zwischen all den nun klar definierbaren, kategorisierbaren und für jede mögliche Art spezifischer Arbeiten korrekt auswählbaren Weltanschauungen: das Weltanschauungssystem. Was wäre Heidegger in dessen Brillianz für den Phänomenalismus möglich gewesen, wenn er den Dynamismus des WAPs gekannt hätte, um dessen Gegenpol den Rationalismus durch den Dynamismus zu verstehen, wie auch den in unserem rationalistischen Denken überall vorhandene Dualismus, um durch das Durchschauen von all diesen dann zu einem, vom Intellektuellen viel unabhängigeren Phänomenalismus zu gelangen? Man denke hier an den Dualismus als einen bedeutenden Wegbereiter westlichen Denkens, der aber neben der möglichen Grenzenlosigkeit des WAP trotz seiner gewaltigen Rolle auf einmal sehr klein wirkt.
Wird ersichtlich, was sich der Menschheit durch die dutzend Weltanschauungen eröffnet?
Polarismus
Zum Begriff
Dem Polarismus wurde auf dieser Webseite schon viel Aufmerksamkeit geschenkt, bisher aber noch nicht als ein -Ismus; meist unter dem Polaritätsprinzip. Es wurde z.B. zwischen Opposition, Polarisation, Perversion und Purifikation ein Güteraster erstellt, oder es wurde die gleichzeitig erlebte Gegensätzlichkeit von Polaritätspaaren als etwas ähnlich schwer Aushaltbares wie die Einseitigkeit beschrieben (z.B. hier).
Die Polarität sei im WAP ganz einfach als ‘grundlegende qualitative, diametrische Gegenart’ definiert.
Warum ‘qualitative’? Die Magnetpole der Erde etwa, die Arktis im Norden und die Antarktis im Süden, sind Pole derselben Qualität: sie können umgedreht werden wie eine Münze, und es fände sich kein bedeutender Unterschied, denn wir haben Norden und Süden bestimmt, wie wir die Seiten einer Münze bestimmen: nach Zufall: da Norden, hier Süden, da Positiv, hier Negativ, da Kopf, hier Zahl. Die Pole im WAP, die einander auf dem Kreis (oder auf der Kugel oder Pentagondodekaeder…) gegenüberliegenden Punkte also, zeichnen sich gerade darin aus, dass sie aus einer Distanz betrachtet zueinander zwar in der Quantität gleich sind, sich aber in der Qualität grundlegend unterscheiden, ja ‘Umstülpungen’ sind.
Im ‘Lexikon für Theologie und Kirche’ findet sich der Abschnitt zu Polarität wie folgt:
Polarität (v. griech. πόλος, pólos, Pol, Erd- u. Himmelsachse). Polarität heisst jene Form der eigentümlichen Gegensätzlichkeit, in der das eine der Relate nur in der notwendigen Bezogenheit auf das andere sein kann. Polaritätsverhältnisse finden da statt, wo sich eine Wesenheit nach zwei entgegengesetzten, sich aber gegenseitig bedingenden Richtungen entfaltet: männlich – weiblich, Himmels- und Erdgottheiten in mythischen Religionen, Licht – Dunkel (Lichtmetaphysik), Apollinisch – Dionysisch (Friedrich Nietzsche), Ich – Du (Martin Buber). Die Polarität als ontologisches Prinzip findet sich vor allem bei den Vorsokratikern (Heraklit), in der chinesischen Philosophie (Yin – Yang), im Neuplatonismus, in der Romantik (FWJ Schelling, JWv Goethe), aber auch in Tiefenpsychologie (anima – animus) und moderner Physik.
Lexikon für Theologie und Kirche, achter Band ‘Pearson bis Samuel’, S. 374
Zu Polarismus und Polarität
Beim Polarismus wird nicht denkerisch, d.h. nach theoretischer Nützlichkeit, eingeteilt, sondern durch Beobachtung angenommen und übernommen (kann im WAP auch die Beobachtung eigener Gedanken sein: ‘intuitistischer Idealismus aposteriori’ – nur um die Rationalisten zu ärgern). Der Polarismus ist bei einer Notwendigkeit von Polarität vorhanden; anders als beim Dualismus, wo sich vor allem irgendetwas finden muss, das eine Idee abrundet oder ergänzt. Auf dem Schema unten ist ein polaristischer Gegensatz eingezeichnet, vom Mathematismus (elf Uhr) zum Monadismus (fünf Uhr). Obwohl die Kreise unterschiedlich gross sind, sind sie dennoch von gleicher Quantität: das Kleinere hat einfach mehr Dichte.
“Polaristische Gegenarten”
Im Kreis der dutzend Weltanschauungen besteht der Gegensatz aus einem Pol und einem Gegenpol. Nehmen wir eine ganze Weltanschauung als Pol, so nennen wir diese die ‘Art’, und den Gegenpol nennen wir folglich die ‘Gegenart’. Die unmittelbaren Substanzen des Polarismus sind die (beiden) Polaritäten, und die unmittelbare Substanz des Polarismus nennt sich Polaritätspaar. Die Produkte der Polaritäten sind die Umstülpungen oder Verkehrungen (im Sinne von Umkehrungen), die gleichwertig sind. In den dutzend Weltanschauungen sind sie darüber hinaus ‘nicht komparabel‘ (‘nicht vergleichbar’, auch inkomparabel; nicht zu verwechseln mit ‘inkompatibel’, ‘unpassend’), dafür aber ‘komplementär‘ (‘einander ergänzend’) und drittens ‘dependent‘ ({voneinander} abhängig’). Zur Dependenz der Polarität hat besonders Hegel (in dessen Werk ich das Wort Polarität nur ein einziges Mal gefunden habe, nämlich in ‘Wissenschaft der Logik, in der Einleitung zur zweiten Ausgabe dritte Seite) einen schönen Satz, der, wie bei Hegel häufig, zum gutem Denken anregt:
Wenn z.B. in der Physik die Denkbestimmung der Kraft vorherrschend geworden ist, so spielt in neuerer Zeit die Kategorie der Polarität, die übrigens zu sehr à tort et à travers [d.h. “durch und durch”] in alles, selbst in das Licht eingedrängt wird, die bedeutendste Rolle, – die Bestimmung von einem Unterschiede, in welchem die Unterschiedenen untrennbar verbunden sind; dass auf solche Weise von der Form der Abstraktion, der Identität, durch welche eine Bestimmtheit z.B. als Kraft eine Sebstständigkeit erhält, fortgegangen [wird] und die Form des Bestimmens, des Unterschiedes, welcher zugleich als ein Untrennbares in der Identität bleibt, herausgehoben und eine geläufige Vorstellung geworden [ist] ist von unendlicher Wichtigkeit. Die Naturbetrachtung bringt durch die Realität, in welcher ihre Gegenstände sich festhalten, dieses Zwingende mit sich, die Kategorien, die in ihr nicht länger ignoriert werden können, wenn auch mit der grössten Inkonsequenz gegen andere, die auch geltend gelassen werden, zu fixieren und es nicht zu gestatten, dass, wie im Geistigen leichter geschieht, zu Abstraktionen von dem Gegensatze und zu Allgemeinheiten übergegangen wird.
GWF Hegel, Logik der Wissenschaft I, Vorrede zur zweiten Ausgabe, S. 21 bei suhrkamp
Jeder Anteil jeder Weltanschauung hat ein äquivalentes (gleichwertiges) und notwendiges Gegenteil (d.h. einen speziellen Anteil innerhalb einer Weltanschauung) im Gegenpol, nur ist es fast unmöglich, dieses zu identifizieren, da zwischen den Weltanschauungspolaritätspaaren keine Vergleichbarkeit besteht (weil sie zu verschieden sind). So kann kaum die Äquivalenz einer bestimmten mathematistischen Formel im Monadismus als eine bestimmte Monade gefunden werden. Die Äquivalenz muss da sein, aber ich sehe keine Möglichkeit, so etwas Spezielles jemals erkennen zu können. So hat wohl jeder Teil jeder Weltanschauung im Gegenpol ein Gegenteil (ein Gegengewicht), aber kein Teil kann seinem Gegenteil zugeordnet werden, weil unmöglich genügend viel von beiden Seiten eines Polpaares verstanden werden kann. Aus dem Grund wird bei Polaritätspaaren hier nicht von Gegenteilen gesprochen (da diese dann sehr spekulativ sind), sondern nur von Gegenarten (ganzen gegenüberliegenden Weltanschauungen).
Folglich sollten polaristische Gegenteile vermieden werden, da es keine Aussicht auf ein wahres Zuweisen gibt; wenn es denn jemand jemals versuchen wollte, sie einander zuzuweisen.
“Polaristische Gegenteile”
Pluralismus und Monismus
Der Vollständigkeit halber sei hier noch kurz beschrieben wie sich der Pluralismus und der Monismus in den dutzend Weltanschauungen (DWA) verhalten. Der Monismus ist auf der anderen Seite des Mathematismus (mit dessen Dualismus) beim Monadismus zuhause. Während der Dualismus die Doppelseitigkeit und der Polarismus ist Gegenseitigkeit ist, ist der Monismus die ‘Allseitigkeit’. In der unangemessenen Form kann eine jede Seitigkeit zur Einseitigkeit werden. Leibnitz, der den Monadismus erstmals beschrieben und abgegrenzt hat, äusserste den monistischsten aller Sätze: “Omnia ad unum” (Alles auf das Eine; der Leitspruch von weltanschauung.org). Auch “Unitas in multitudine” (Einheit der Vielfalt) geht wohl auf ihn zurück.
Der Pluralismus ist die Vielseitigkeit; in den DWA ist das die Freiheit sich von Weltanschauung zu Weltanschauung bewegen zu können. Es ist schwierig im WAP unangemessen pluralistisch zu sein, denn der Pluralismus ist dort wo er auftritt meistens gut.
Referenzen, Anmerkungen
Beispielsweise kann gesagt werden, dass das absolut Gute absolutes Sein hat, und das Schlechte in seinem Sein dadurch bestimmt wird, wie weit es vom Guten entfernt ist. Demnach verliert das Schlechte an Sein, je schlechter es wird, bis es nur noch sein kann indem es anderes, weniger schlechtes Sein, konsumiert – was es aber weiter verschlechtert, usw. Damit sei gesagt, dass gut und schlecht einerseits qualitativ grundverschieden sind (d.h. in Bezug auf ihre Güte, Moralität oder dergleichen gegensätzlich sind), sich aber gemessen an deren Sein auch quantitativ unterscheiden (mehr Güte ist mehr Sein ist mehr Quantität). Ein Artikel der den Gedankengang dahinter aufzeigt ist unter diesem Link zu finden. ↩
Das Neue Testament hat viele weltanschauungsvereinigende Sätze, aber für jeden dieser Sätze wurde in meinen Augen bestimmt ein grösserer geistiger Aufwand betrieben, als selbst aktiv denkende Menschen in den meisten Fällen wohl ein ganzes Leben hindurch nicht aufzuwenden vermögen. Generell scheinen sich in religiösen Texten so einige weltanschauungsvereinigende Sätze zu finden (da sie Generationenweisheit bewahren); vielleicht auch, weil die dort häufig mythische Sprache eine gewisse Ambivalenz zulässt. Es stellt sich die Frage, ob das dann wirklich Vereinigungen sind, oder ob einfach mehrdeutig gesprochen wird – auf Kosten der Aussagekraft. Eine zu Weltanschauungsvereinigungen fähige Sprache, sofern sie jemals existiert, braucht in der Aussagekraft jedoch keine Kompromisse zu machen; sie hat genügend präzise Begriffe um deutlich zu bleiben, während Begriffe von Polaritätspaaren in den gleichen Satz gepackt werden. Das könnte wohl als ein Ziel des WAP gebraucht werden. ↩
Gegenteile nenne ich zwei zueinander und zum Rest derselben Weltanschauung extreme Substanzen; Gegenarten nenne ich zwei zueinander polare Weltanschauungen. Mehr dazu ist in diesem Artikel zu finden. Substanz ist hier ein Teil einer Weltanschauung. Der Gegensatz umfasst Gegenteile und Gegenarten. Der Dualismus arbeitet mit Gegenteilen, der Polarismus mit Gegenarten.
“Die Vielfalt der menschlichen Psychen ist nahezu willkürlich”1, das ist der Schluss zu dem ein jeder irgendwann kommen muss, wenn man mit genügend vielen Menschen geredet hat. Erzählt man z.B. einen Witz, so wird der eine lachen, der andere findet ihn nicht lustig, und der dritte wird die Pointe nicht verstehen. Durch die Willkür der Psyche bringt es nichts, Menschen von irgendwas überzeugen zu wollen, weil meist geglaubt wird, was geglaubt werden will.
Der folgende Artikel ist zu Ehren Russlands geschrieben, im Gedanken an den 9. Mai, dem Tag, an dem die Slawen dem ‘vaterländischen Krieg’ gedenken. Ich bin nicht russischer Herkunft, und ich gewinne oder verliere nichts, wenn sich die Haltung anderer gegenüber Russland in die eine oder die andere Richtung bewegt. Jemand wird sich am Folgenden stören, jemand anderes wird es vielleicht interessant finden, eine dritte Person wird nicht verstehen, was ein solcher Artikel mit den Weltanschauungen zu tun hat – auf eine vierte Person wird vielleicht alles auf einmal zutreffen.
In meinen Augen widerspricht das Polaritätsprinzip der dutzend Weltanschauungen dem Denken, das sich die Menschen im Westen gewöhnt sind, nicht aber dem Denken wie es bei den Slawen, und darin speziell bei den Russen, zu finden ist (dazu im Verlauf des Artikels mehr). Weil ich die Weltanschauungen aus diesem Grund eher in Russland als im Westen verwirklicht sehe, scheint mir die Beschäftigung mit Russland und den Russen zunehmend mehr wert zu sein als die Beschäftigung mit den hiesigen Menschen, da man hier immer und immer wieder über ähnliche Probleme der Einseitigkeit zu stolpern scheint (als Anwender wie als Beobachter).
Der folgende Artikel umfasst einleitend eine Idee zum roten Platz in Moskau (da ich dafür nicht einen eigenen Artikel schreiben möchte), dann einige Gedanken zur meiner Meinung nach schon immer herablassend gewesenen Haltung des Westens zu Russland, und wie diese Haltung wohl entstanden ist; und schliesslich, wie in der Gegenwart politisch gedacht werden kann ohne automatisch auf Narrative aufzusteigen.
Lese wer will, und lasse das Lesen sein, wer nicht. Ich werde mich nirgendwo dafür rechtfertigen, gegen den Gleichschritt anderer zu laufen2.
Die Gliederung des roten Platzes
Wer einmal in Russland war, wird vielleicht den roten Platz besucht haben. Der rote Platz ist nicht nur vom Kreml, dem politischen Zentrum Russlands, und der Basilius-Kathedrale umgeben, sondern auch von einem Kaufhaus mit dem Namen “Gum” (vor den Kommunisten das ‘Grosshandelsgebäude’, während den Kommunisten ein Behördenhaus; heute das Kaufhaus; und für die Zukunft ist ein Hotel geplant). Auf der West- oder Südwestseite haben wir den Regierungssitz, den Kreml (respektive dessen Ostmauer), auf der Süd- oder Südostseite den Religionssitz, die Basilius-Kathedrale, und auf der Ost- oder Nordostseite haben wir das Einkaufszentrum.
In diesem Bild sind Rechtsleben (Kreml, rechts), Geistesleben (Basilius-Kathedrale, mitte) und Wirtschaftsleben (Gum, links). Auf der russischen Flagge geht diese Reihenfolge nach der Logik der Farben der französischen Revolution von oben nach unten (die französische Flagge geht hingegen von links nach rechts: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit; von blau über weiss zu rot).
Russische Flagge im normalen 2:3-Verhältnis, plus Beschriftung
Wie man sich die Farben der russischen Flagge gut merken kann 👆 Erde, Wasser, Himmel
Streng genommen ist das Geistesleben auf drei kleinere Gebäude um den roten Platz herum verteilt (die Basilius-Kathedrale ist im Vergleich zum Einkaufshaus und zum Regierungssitz nicht sonderlich gross, dafür umso schöner): auf der Nordwestseite steht das historische Museum, auf der Nordseite die Kasaner Kathedrale, während die Basilius-Kathedrale zum Südosten liegt (siehe Karte unten).
Wie darüber nachzudenken ist, weiss ich noch nicht. Wie sich auf dieser Webseite aber immer wieder zeigt, soll folgendes gelten: ist die Idee einmal vorhanden, folgt das daraus Mögliche irgendwann automatisch. Die Verteilung der drei Gesellschaftsglieder zeigt vielleicht, wo der Fokus in Russland bisher stand: weniger im freien Wirtschaften, und mehr im Regieren und Regulieren; folglich die Grösse des Rechtsgebäudes neben den Wirtschafts- und Geistesgebäude. Zwischen den beiden grossen sind verstreut die drei Geistesgebäude. Da in Russland aber immerzu ein Wandel am geschehen ist, kann sich die Form und Verwendung der Gebäude um diesen Platz herum aber bestimmt noch viele Male in verschiedensten Arten verändern.
9. Mai: Tag des Sieges
День Победы (Djen Pobedy), Tag des Sieges.
Politische Fragen liegen mir stets nahe, da die Politik in vielen, die Gegenwart betreffenden Bereichen eine wichtige Rolle spielt. Es ist manchmal schwer sie von dieser Webseite wegzuhalten, da die Weltanschauungen immer auch in der Zeit existieren: in der Gegenwart durch den Zeitgeist, in der Vergangenheit durch Bücher und Erzählungen, und in der Zukunft bestimmt auch in dieser oder jener Weise. Und sie sollten durchaus von weltanschauung.org, so gut es geht, abgegrenzt werden, denn die dutzend Weltanschauungen, oder das Weltanschauungsprinzip überhaupt, hat weit über den einfachen Geschehnissen der Gegenwart zu stehen, und sich nicht partisan in die Streitereien der Stunde zu verstricken. Einer solchen Anforderung möchte ich auch mit dieser Webseite gerecht werden. Allerdings gibt es auch einige Wege, Gegenwartsprobleme in diese Webseite hineinzuschleichen, und das ist z.B. über die Themen des guten Denkens und des guten Dialogs möglich. Denn mit schlechtem Denken ist es schwierig, sich auf die Weltanschauungen einzulassen. Und so nutze ich im Folgenden durch das gegenwärtig verbreitete Denken zu Russland ein Beispiel wie politisch gedacht werden kann, ohne dass gleich auch schlecht gedacht werden muss, und wie folglich das Denken über und durch die Weltanschauungen das Denken über Politik nicht ausschliessen muss.
Heute ist der 9. Mai, der “Tag des Sieges”, ein Tag, an dem Russland dem Verlust eines grossen Teiles seiner Bevölkerung durch Deutschland, Finnland3, Österreich und vieler anderer europäischer Länder gedenkt. Etwa 27 Millionen Menschen sind auf sowjetischer Seite im “Grossen Vaterländischen Krieg”, wie die Slawen den zweiten Weltkrieg nennen, gestorben (manche Schätzungen gehen, mit all den Kriegsfolgen, von bis zu 40 Millionen sowjetischen Toten aus). Die Russen sagen, dass sie den Krieg zwar gewonnen haben, dass er sich durch die jede Familie betreffenden, gewaltigen Verluste aber noch nie wie ein gewonnener Krieg anfühlte (es war dennoch kein Pyrrhussieg, also zwar ein Sieg in einem Kampf, der aber so teuer gewonnen wird, dass der Krieg deswegen verloren wird; denn wirklich zu verlieren wäre für die Sowjets durch die Überlegenheitsideologie des dritten Reiches womöglich noch blutiger geworden).
Unser Selbstverständnis
Wir leben in einer apolitischen Welt, wenn das Wort ‘Politik’ seinem Sinne nach in Abgrenzung zum Privaten verstanden wird; denn Politik betrifft das rein Öffentliche, nicht das Private, und wir haben (abgesehen von sehr lokalen Gemeindeversammlungen) wohl nirgendwo rein Öffentliches, auch nicht in unseren scheinbar überlegenen, westlichen ‘Demokratien’ (wir haben auch keine Demokratien, da Demokratien per Definition unmöglich Parteien, Repräsentation, Wettbewerb um Macht, verschlossene Türen/Staatsgeheimnisse usw. haben, mehr dazu z.B. hier). Alles, was wir als Politik bezeichnen, ist mindestens vermischt mit Privatem, häufig ist es gar komplett privat, mit einem Anschein von Öffentlichkeit.
Wenn wir also über öffentliche Dinge nachdenken, über Dinge wie Staatsausgaben, Bevölkerungsverteilung, Umweltschutz usw, so denken wir über mindestens halbprivate Dinge nach, weil hinter allen Projekten des modernen Staates bestimmte Firmen, Gewerkschaften, Ideologien, Investoren, Verbände, und weiss der Geier was alles, stehen. Diese Interessenten vertreten sich und ihre Mitglieder, und sie beeinflussen das Geschehen, durch das all die Entscheidungen getroffen werden. Die Parlamentsgebäude, Rathäuser, all die Säle, Kammern, Hallen, Paläste in denen sich die Vertreter von Geldern und Ideologien treffen, sind im Prinzip Kampfarenas, in denen zivilisiert (d.h. mit Rhetorik und Verhandlungen, manchmal vielleicht auch mit etwas Erpressung) um verschiedenste bedeutende Entscheidungen gerungen wird. Die Wahlen, die Massenmedien und die Abstimmungen sind nicht ausschlaggebend, sondern ein Prozere rundherum, ein Teil der Administration oder Infrastruktur des Kämpfens, wenn man so will, durch das der mündige Teil des Volkes durchaus einen gewissen Einfluss nehmen kann (nur abhängig davon, wer sich zur Wahl stellt und wie geschickt diese Person mit Dingen wie Massenmedien umgehen kann).
Dies ist im Widerspruch dazu, was unter der Idee der Demokratie bei den alten Griechen geschaffen, und von Platon und z.T. auch Aristoteles in dessen Gründen in gewisser Weise nicht mehr verstanden wurde (folglich z.B. die Idee des ‘Philosophenkönigs’). Die Demokratie musste beispielsweise alle entscheidungsfähigen Bürger in der Polis versammeln (nicht gleichzeitig, sondern für eine jeweilige Problemstellung eine zufällige (!) Selektion aus der Bürgerschaft), wofür ein Grossteil des intellektuellen Kapitals der Gesellschaft in Bildung investiert werden musste. Denn um theoretisch jeden Bürger an jeder Gesellschaftsfrage teilnehmen lassen zu können bedingt, dass ein jeder Bürger die Fragen versteht, und negative oder mögliche Wirkungen seiner eigenen Ideen und Lösungen vorausahnen, und dafür oder dagegen kompensieren kann. Es braucht somit nicht nur den klugen, aufmerksamen und wissensreichen Bürger für die echte Polis, sondern auch den reflektierten, besonnenen und tugendhaften. Den Bürgern, ja allen Bürgern, solche Tugenden zu lehren, ist äussert schwierig. Schafft man es nicht ihnen das zu lehren, und dafür einen Prozess für deren erarbeitete Fähigkeiten zu formen, so hat man noch immer eine Menschenmasse, ein ‘Volk’, anstatt dass man Bürger hat.
Schlechtes Denken ist weit verbreitet. Im über Jahrzehnte, wenn nicht gar seit Generationen gefestigten Glauben, mindestens institutionell besser zu sein als der Rest der Welt, hat sich der Westen in seiner Selbstsicht selber überhöht, und ist nun in der fast absurden Situation, seine zwar mangelhaften aber doch funktionierenden Staatsformen neben häufig noch mangelhafteren Formen in vielen Aspekten als unterlegen oder mindestens ähnlich scheiternd zu sehen, und sich zu sich selbst rechtfertigen zu müssen, wie das Wahrgenommene doch irgendwie anders sein müsse, als die Wirklichkeit (und so wird nach Wahrnehmungen gesucht, die die gewünschte ‘Wirklichkeit’ bestätigen). So hat etwa die hyperfinanzialisierte Wettbewerbsgesellschaft mit der Zeit Mühe, sich auf einfache, materielle Leistungen (etwa Industrien rund um Rohmaterialien) zu besinnen, und sich mit der unverrückbaren Wirklichkeit der Notwendigkeit von Rohstoffen und skalierbarer Energie nüchtern zu beschäftigen (d.h. ohne von Beginn an vom Sollzustand auszugehen, und infolgedessen etwa mit Solarpanels den hundertfachen Terawattbedarf der Grossindustrie versorgen zu wollen); nur um eines der vielen anwachsenden Probleme der Institutionen des kollektiven Westens zu erwähnen.
Das Wahrgenommene mag nicht mit unserem überhöhten Selbstbild übereinstimmen, aber es entspricht dennoch der Realität: unsere Staatsformen sind nicht die schlechtesten, aber unsere Selbstüberhöhung, und unser daraus folgendes Unverständnis zu vielem Wirklichen, und der daraus entstehenden Diskrepanz zwischen Selbstbild (wie wir uns selber sehen) und Selbstsein (wie wir wirklich sind), führt bei uns in manchen Themenbereichen zu einer eindrücklichen kollektiven kognitiven Dissonanz.
Die russische Seele
Unsere falschen Vorstellungen zu uns selbst, und daraus folgend zur Welt, sind nicht in jedem Falle notwendigerweise gravierend. Man kann mit falschen Vorstellungen leben, solange die falschen Vorstellungen nicht axiomatischer, d.h. grundlegender Natur sind. Ob ich etwa glaube dass weiss-schwarze Kühe weisse Milch geben, und weiss-braune Kühe Kakao4, ändert nichts an meiner Fähigkeit, mich mit der Vielfalt der Weltanschauungen zu beschäftigen. Eine kleine Falschheit ändert nichts an meinen Möglichkeiten, die Welt zu verstehen. Wenn die Falschheit aber vor anderen Dingen kommt, wenn ich z.B. mir, meinen Mitmenschen und meinem Land eine heldenhafte Rolle zuspreche, und alle anderen als unfähig, bedürftig, korrupt usw. betrachte5, so verschlechtert sich meine Fähigkeit die Ereignisse in der Welt zu verstehen erheblich. Falsche Vorstellungen zu Politik die grundlegend sind, erschweren folglich in grundlegender Weise das Verständnis zu allem danach kommenden Politischen.
Der kollektive Westen ist in der Gegenwart in einer wahrhaft manischen Russophobie gefangen (wir sind jetzt, im Frühling ’23, bei der 11. Sanktionswelle). Der kollektive Westen revisioniert durch die Massenmedien mit geschickter auslassender oder übertreibender Rhetorik, oder gar diametral zum Wahren stehenden Lügen selbst gut dokumentierte, einfache Ereignisse6, in der Hoffnung oder im Glaube, dass niemand genauer hinschaut; missrepräsentiert die russische Sicht auf Geopolitik, indem er alles aus dem Osten Kommende ohne geringste Erwägung, geschweige denn tatsächlicher Überprüfung als Propaganda verwirft; und übertreibt schliesslich die Güte des eigenen Tuns. Bei den unzähligen daraus entstehenden Fällen von “er sagt sie sagt” kann aber mit einer bestimmten Strategie mit relativ guter Treffsicherheit erkannt werden, wer begonnen hat, und wer es ist, der dem anderen genau das vorwirft, dessen er selber schuldig ist: durch Präzedenz (vergleichbare vergangene Vorfälle). Wer sich heute nicht sicher ist wer lügt, schaue einmal ausserhalb der bekanntesten Quellen, was in der Vergangenheit so behauptet wurde, und wie sich dann die Tatsachen herausgestellt haben. Wo folgen die Aussagen ganz bestimmten, gesuchten Begriffen, und wo ist dagegen perspektivische Vielfalt möglich? Nur das Falsche verheddert sich in Widersprüchen, wenn ein Ereignis oder ein Zustand aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wird. Denn die Chance besteht, dass der Lügner nicht zum ersten Mal lügt, und dass sich die Wahrheit bald einmal gezeigt hat, und nun überprüfbar ist. Wochen oder Monate später einen zweiten Blick auf die spektakulärsten Gräueltaten, die am dicksten in unseren Zeitungen aufgeführt werden, zu wagen, wenn sich die Gemüter beruhigt haben und sachlicher überlegt werden kann, ist jedem Menschen im Westen (oder jedem Menschen generell) zu empfehlen. Es stellt sich nämlich heraus, dass da häufig unabhängige Untersuchungen durch die Angeklagten gefordert und vom Westen abgewiesen werden; dass durch die Angeklagten abgehörte, aufgenommene und veröffentlichte Telefongespräche der Ankläger das Gräuel in ganz anderem Licht erscheinen lassen; dass sämtliche Gegenbeweise der Angeklagten konsequent heruntergespielt werden, und dass sich unsere Medien für all die nachfolgenden Enthüllungen nicht sonderlich interessieren.
Colin Powell, am 5. Februar 2003 im UN-Sicherheitsrat in New York.
Die negative Haltung des Westens zu Russland und Russen ist in meinen Augen nur möglich, wenn man Russland allein von aussen betrachtet, ohne sich jemals auf das Land und die Menschen einzulassen, und indem nur eine ganz bestimmte Selektion von zur Verfügung gestellter Information konsumiert wird, ohne selber jeglichste Recherche zum guten Gegenargument anzustellen (eine so häufige wie unbegreifliche Strategie). Ganz besonders dort, wo Hass vorhanden ist, ist eindrücklich zu sehen wie der offene Blick auf das Land und die Menschen vermieden wird, und nur indirekt, über in bestimmter Weise geformte und gewinkelte Spiegel (Tageszeitungen, Fernsehdokus, Radioprogramme) das Hinschauen (zu welchem Zweck auch immer) gewagt wird.
Dass Russland alles andere ist, als im Westen mindestens seit dem Ende der Sowjetunion behauptet wird, ist für Menschen mit nüchternem Blick leicht zu sehen. Russland, die “russische Seele”7 nicht sehen zu können, ist für die Weltanschauungsvielfalt im Westen ein folgenschwerer Fehler. Denn die Russen, oder man sollte vielleicht von Slawen allgemein sprechen, haben, wie mir scheint, ob nun ihrer Sprache, Geschichte oder Kultur wegen, weit mehr Kompatibilität mit den Gesetzmässigkeiten des Weltanschauungsprinzips: sie fühlen sich ohne das Vorhandensein von Gegenartigkeiten (Polarismus; oder mindestens vielfältige Verschiedenheiten: Pluralismus) unwohl; sie spüren, dass ohne das Einschliessen der Möglichkeit des Gegenartigen irgendetwas nicht stimmen kann, dass eine Einseitigkeit wahrscheinlich ist. Die westliche Kultur lehrt hingegen, dass das ‘beste’ Wissen durchaus eine Gewissheit haben kann, ja dass dies ein Ziel ist: das Wissen muss darüber hinaus beweisbar, überprüfbar und widerlegbar sein, um gelten zu können8. Es wird, vereinfacht gesagt, z.B. zwischen weiss und schwarz unterschieden (Dualismus – mit Monismus als Ziel), oder, wenn mehr Nuance möglich ist, ein Ort zwischen weiss und schwarz festgestellt, und die Wahrheit hat dann in dieses Raster, an diesen Ort zu passen. Es wird bei uns aber vermieden, durch Gegenartigkeiten hindurch zu sprechen. Um rechtmässig an ‘etabliertem’ Wissen rütteln zu können, muss uns, nach unserer denkerischen Tradition, meist erst ein Wissen kommen, das unter den gegebenen, gleichen Bedingungen besser fährt.
Dass damit all das in solcher Weise nicht nahbare Wissen notwendigerweise ausgelassen wird, wird hingenommen, denn das nicht beweis-, überprüf- und widerlegbare Wissen wird von manchen Wissenschaftszweigen gerne als ein Laster unserer Psyche, als ein Überbleibsel unseres Kleinhirns, als mythengläubiger, emotionaler und instinkthafter Haufen an Irrlehren abgewertet und verworfen. Was uns die Russen durch deren polaristische Denkart (die leicht mit der dualistischen verwechselbar ist) oder Mentalität (man will vielleicht gar sagen: Seele) zeigen, ist nicht bessere Beweisbarkeit und dergleichen, sondern ein beweglicheres Herangehen an das mögliche Wissen, und ein beweglicheres Gebrauchen des Denkens. Das polaristische Denken, das heisst die Gleichzeitigkeit von grundsätzlich Polarem (z.B. Intellekt-Natur, Form-Wesen, usw), nicht einfach zwei Extremen derselben Art (z.B. schwarz-weiss, ja-nein), kann auch dem unzähligen Fallen unterlegenen politischen Denken helfen.
Was auch immer in der Gegenwart im Westen durch unsere geschichtsfeindlichen Wettbewerbs- und Empörungsmedien über Russland behauptet und geglaubt werden mag: weniges davon ist wahr, und vieles mag auch eine Projektion unserer eigenen, aufkommenden Probleme sein. Aus diesem Grund sei mit einem solchen Artikel eine Näherung an die “russische Seele” gewagt, denn es schadet nicht für das Gute und Wahre einzustehen, besonders dann, wenn es durch die im Moment prävalente Ideologie nicht gerade einfach ist. Und da die Art der russischen Seele (das Gegenartige willkommen zu heissen) für die Bewegung des Menschen innerhalb der verschiedenen Weltanschauungen sehr günstig ist, wird diese Seele hier gelobt, auch wenn der eifrige Leser von Simplexmedien (d.i. Kommunikation, in der das Signal in nur eine Richtung gehen kann, z.B. Fernseher; anders als das Internet, das ‘multiplex’ ist) sich vielleicht schon lange angewidert abgewendet haben mag9.
Das Loslassen
Wie also sollte in besserer Weise über Politik nachgedacht werden? Abgesehen vom Selbstbild, das sich nicht über andere stellen darf, ist es heute (und vielleicht generell) ein guter Instinkt davon auszugehen, dass offizielle Narrative das Wahre in gezielter Weise eingrenzen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Das heisst nicht, dass offizielle Narrative falsch sein müssen, oder dass die Ziele schlecht zu sein haben, sondern lediglich, dass das Wahre für sich nichts Offizielles sein kann, weil das Wahre immer Nuance hat, und nuancierte Analyse niemals eine bedeutende Wirkung auf eine jeglichste Öffentlichkeit haben kann, wodurch keine politischen Ziele erreicht werden können (siehe als negatives Beispiel etwa die Koronakrise der vergangenen Jahre, und die nuancenfreie, allgemeine Nötigung zu Gentherapie, Gesichtsmasken und Abstand/Isolation, wo zwischen Gefährdeten und Ungefährdeten kein Unterschied gemacht wurde). Es kann auch zu anderen Narrativen gegangen werden, mit der Haltung, dass ein anderes Narrativ richtig zu sein hat, wenn das der eigenen Seite als nicht richtig bewertet wird. Auch das führt notwendigerweise zu einer Verengung des Wirklichen. So sollten die Narrative des Westens nicht einfach zugunsten der Narrative eines Anderen aufgegeben werden. Als ein erster Schritt ist es durchaus angebracht das andere Narrativ anzunehmen, um überhaupt verstehen zu können was die andere Seite sagt, aber dann muss man wieder loslassen können. Obiges versucht die andere (die russische) Seite zu zeigen; es geht dabei aber nicht sowohl über die eigene wie auch die andere Seite hinaus, sondern es wird durch Obiges ein Narrativ gezeigt, das bei uns verschwiegen wird, zu dem es dann aber möglich sein muss, davon wieder loszulassen – zugunsten eigener Gedanken. Das Obige soll ein bisschen ungemütlich sein, damit das Andersartige nicht so einfach überflogen werden kann. Dies, weil es niemanden erreicht nuanciert zu schreiben, wenn die Perspektive des Anderen nicht einmal gekannt wird (ein Problem, das durch unsere partisanen Massenmedien enorm verstärkt wird, das wiederum nicht erkannt wird, weil die Massenmedien nicht als partisan erkannt werden). Die Perspektive der anderen kann helfen von der unseren zu befreien, wenn es die eigenen Gedanken allein nicht schaffen.
So kann über Politik nachgedacht und gesprochen werden, wenn beide Seiten mindestens vom Eigenen loslassen, und sich auf das Andere einlassen können. Wenn einem bewusst ist, dass man bei politischen Themen vor allem über Narrative spricht, dass bestimmte Begriffe (Rebell – Terrorist, Präsident – Tyrann, Widerstand – Destabilisierung usw) bestimmten Narrativen dienen, und dass es auf der Welt keine Medien gibt, die ab einer gewissen Grösse nicht die Verlängerung vom Arm des Politischen (oder eben Apolitischen) sind, um mehr Reichweite zum Volk zu bekommen. Dann kann (zuerst) ohne Urteil darüber gesprochen werden was dieses Narrativ behauptet, oder was jenes behauptet, wo das eine Wahres behauptet, und wo das andere Wahres behauptet, und schliesslich, was denn nun die eigenen Gedanken sind.
Man kann aber auch Zeit verschwenden, und so spricht der eine über die Schlechtigkeit des anderen, und der andere spricht über die Schlechtigkeit des einen, und es wird mit Worten geworfen die bereits schon Urteile in sich tragen – so wie oben der Ukrainekonflikt implizit gegen die Amerikaner (und Kohorten) und zugunsten der Russen dargestellt wird. Mit einer Basis im Realen, mit der Dialogpartner beidseits einverstanden sind, ist dann die Erhöhung der einfachen Ideen hin zu abstrakteren Konzepten möglich. Beginnt man aber bereits bei der Vogelperspektive, so entsteht mit jedem praktischen Beispiel die Gefahr des Streites, weil nicht etabliert wurde, wie mit all den praktischen Narrativen umgegangen werden sollte.
Referenzen, Anmerkungen
Damit ist gemeint, dass das Einschätzen der Wahrscheinlichkeit, einer Vielfalt oder Einheitlichkeit im Denken einer Mehrzahl von Menschen zu begegnen schwierig ist. Manchmal denken alle gleich, manchmal alle anders, und bei letzteren kann die Andersartigkeit jede Breite abdecken. Der Verständlichkeit halber ist in hier mit der ‘Willkür der Vielfalt der Psychen’ nur die ‘Willkür der Psyche’ gemeint. ↩
Ganz besonders nicht wenn heute, nach achzig Jahren, wieder deutsche Panzer an der Grenze zu Russland auflaufen um russische Soldaten zu töten. Fast noch tragischer und bedrückender als diese Tatsache, finde ich das Schweigen dazu. Und wenn man die Filmchen derjenigen sieht, die diese deutschen Panzer in den Donbass fahren, die Wolfsangelflaggen und dergleichen Symbolismus daran anhängen, könnte einem schlecht werden. Zu solchem Abschaum sind wir geworden. Ich mag mir gar nicht ausmahlen wie bitter sich diese Zeichen für die Russen anfühlen müssen. ↩
siehe z.B Josep Borrell, einer der höchsten EU-Funktionäre, der Europa wiederholt als Garten, und (fast) alles andere als Jungel bezeichnet; eine unbegreiflich weltfremde Haltung (und zugegebenermassen ein Strohmann, da Borrell bestimmt auch gute, oder zumindest gut gemeinte Dinge sagt), zu der aber leider gut möglich ist, dass ihr viele europäische Funktionäre in ihrer jeweiligen Weltfremdheit zustimmen. ↩
Die acht Jahre Krieg vor dem 24. Februar 2022, mit bis zu 14’000 Toten im Raum des ethnisch oder mindestens kulturell russischen Donbass, werden folglich ausgeklammert oder mit “er sagt sie sagt” relativiert, und der Beginn des Konflikts wird mit den tausendfach repetierten Worten “russischer Angriffskrieg” auf jenen 24. Februar gesetzt (ein Begriff der wohl verwendet werden könnte, wenn die USA nicht seit mindestens 2008 bis zum Hals in der Ukraine involviert wäre).
Die endlos selbst unter westlichen Strategen und Militärs schon lange vor dem Fall der Sowjetunion öffentlich beschriebene und debattierte Geostrategie der Amerikaner gegenüber Syrien, dem Iran und Russland wird ausgeklammert.
Die seit 2014 jährlich mindestens 10’000 zu NATO-Standard ausgebildeten ukrainischen Soldaten (und höheren Ränge) werden kleingeredet, ignoriert oder abgestritten.
Die für Russland in mehreren vergangenen Kriegen kritische Halbinsel Krim wird nirgendwo in deren bedeutenden historischen Relevanz für Invasoren erwähnt (siehe z.B. Dora-Geschütz, eine gewaltige Investition im zweiten Weltkrieg).
Das landesweite Verbot, oder der Versuch dessen, von russischer Sprache und Kultur in der Bildung und öffentlichen Einrichtungen in selbst mit grosser Mehrheit ethnisch oder kulturell russischen Gebieten innerhalb der Ukraine durch Kiew, wird in einem Meer irrelevanter Aktualitäten ertränkt.
Die mindestens seit 2008 und vor 2022 unzähligen, auf jeder Ebene geäusserten, unmissverständlichen Warnungen Russlands sowohl zu Georgien wie auch zur Ukraine bezüglich NATO werden kleingeredet (“Die NATO ist keine Gefahr für Russland.”).
Die fast exakte Präzedenz der Unabhängigkeit des Kosovo vis-à-vis der versuchten Unabhängigkeit der Oblaste der Ostukraine (Krim, Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson) wird keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt, und die Abstimmungen werden als ungültig verworfen, teils bevor die Zählung überhaupt beginnt.
Der Brand der Handelsunion in Odessa wird im Westen bis heute als ambivalent missrepräsentiert oder komplett ignoriert.
Die Statuen Stepan Banderas in der Westukraine und die staatlich-öffentliche Designation seiner Kompatrioten als Helden werden als russische Desinformation verdreht, schlichtweg ignoriert oder dann kleingeredet.
Russische Seele: Русская душа (Russkaja duscha), zumeist wird nur von der Русский мир (Russki mir – Russische Welt; es empfiehlt sich hier im Interesse der Sachlichkeit den russischen Artikel zu kopieren und in Google Translate einzufügen, da der deutsche Wikipediaartikel, wie es mehr und mehr der Fall ist, eine propagandistische Wüste ist) gesprochen, um das kulturell ‘Russische’ durch wettbewerbspolitisches Denken zu verzerren, und sich auf einen Strohmann fokussieren zu können. ↩
Hat man die Wahl zwischen ‘plausibel’ und ‘mehr beweisbar’, wird folglich ‘mehr beweisbar’ gewählt. ↩
… wie bei den Visibilitätsstufen: geschrieben, ohne Wortneuschöpfungen zu vermeiden. Mit Vorsicht zu geniessen (keine linguistizistische Genauigkeit /s). Präzisere, mit unzähligen Quellen belegte Artikel zu jedem einzelnen der Worte und deren Herkunft werden, neben all den anderen Projekten, erst über die Jahre folgen. Davon zu unterscheiden sind Artikel zu den Begriffen, wo weniger die Herkunft der Worte, sondern mehr die historischen und gegenwärtigen Gedanken(-gänge) hinter den Worten von Bedeutung sind.
Von μάθημα máthēma (das Gelernte), in der Antike vermutlich für das Studium von Arithmetik und Geometrie verwendet, im Mittelalter vor allem für das Studium der Astrologie. Zwischen 1500 bis 1800 wieder zurück zur ursprünglichen Bedeutung, auf das dann Algebra und danach Calculus und danach unzählige weitere Gebiete abstrahierter Logik und Arithmetik in das Wort eingeschlossen wurden.
Von PIE re– (‘denken, überlegen, zählen’) zu reri (‘rechnen, kalkulieren’) zu rat– (Vergangenheitspartizip von reri) zu ratio (lat. ‘damit rechnen, abwägen; Nummerierung, Kalkulation’ daraus folgend -> ‘Ablauf, Verhalten, Betragen’) zu ratio (in theologischen Schriften ab ~1630 ‘Vernunft, Rationale’).
Anders als das Wort Idealismus vermuten lässt, geht der Idealismus nicht vom Ideal aus, sondern von der Idee (auch wenn alle Ideen ideal sind). Das Ideal folgt erst aus der Idee. Von der PIE Wurzelsilbe weid– (wissen, sehen) zu εἴδω eídō (ich sehe) zu idein (sehen) zu ἰδέα idéa (Form; das Aussehen eines Dinges; eine Art, Natur, Sorte; Mode; in der Logik eine Klasse, Sorte, Spezies) zu Idee (platonische Idee, Archetyp; ein Wort in der Philosophie, ‘das’ Wort). Wo die Idee zum Ideal wird, wird vom lateinischen idea (Idee) zu ideālis (bestehende Idee) zum französischen idéal (Ideal) gegangen.
Von ψυχή psychē (Seele, Geist, Verstand; Leben, das eigene Leben, der Besitz des eigenen Lebens, das unsichtbare animierende Prinzip oder die Entität die den physischen Körper besetzt; verstehen, der Verstand als der Sitz des Denkens, Fähigkeit der Vernunft; auch Geist eines Toten), vermutlich nahe an ψύχειν psȳ́chein (hauchen, blasen, ausatmen; abkühlen, erfrischen, trocknen; ohnmächtig werden; aber nirgendwo atmen (!), selbst bei Homer). Ursprung ungewiss, möglicherweise von Sanskrit (aus der Wurzel bʰes) zu ψύω psyōh, möglicherweise auch eine Entlehnung aus dem Vorgriechischen (das dem Altgriechischen Vorgehende).
Das Wort Pneumatik wurde unglücklicherweise der Materiewissenschaft von gasförmigem Druck (‘Hydraulik’ beschäftigt sich dagegen mit flüssigem Druck) zugeschrieben. Für materielle Dinge sind lateinische Begriffe meist weit zutreffender als altgriechische, so ist z.B. das Wort ‘Aeromatik’ für die Physik von Luft und Gasen besser geeignet, während die Pneumatik dem ursprünglichen Begriffe nach nichts mit Materie zu tun hat (z.B. daran zu sehen, dass die σῶμα sōma {der materielle Teil von Mensch und Tier: Körper, Leib} als Gegenwort des pneuma verstanden wird, dessen Synonym der νεκρός nekros, der tote Körper, der Leichnam ist). Auf der anderen Seite weist die Endung -tik auf eine technische Anwendung des davor Kommenden hin. Dies schliesst jedoch Geistiges nicht aus, sonst gäbe es z.B. die ‘Gnostik’ nicht.
Von pneu– (atmen; dazu ähnlich: pnoe ‘Atem, Atemzug’, pnoia ‘atmen’) zu pnein (blasen, atmen) zu πνεῦμα pneúma (Geist, Wind, Atem). Das Pneuma hat etwas Lebendiges, es beschreibt durch das Bild des Ein- und Ausatmens den sich notwendigerweise bewegenden Geist (des Menschen, aber mehr noch des Göttlichen).
In Abgrenzung zu Spiritismus (die Beschäftigung mit Geistern; auch eine Bewegung, die aber die Begriffe Spiritismus und Spiritualismus verkehrt)
Vom proto-indo-europäischen speis, zum proto-italischen speizō zum lateinischen spīrō (ich atme, ich atme aus, ich stosse aus; ich lebe; ich bin inspiriert; ich zeige, ich drücke aus) zu spīritus (Atem, Geist).
Vom PIE men– (klein, isoliert) oder mey- (verschiedene Bedeutungen, wichtigste wohl ‘binden’) zu μόνος mónos (alleine) zur μονάς monás (Einheit) zum lateinischen monas (von monadis; Einheit) zur Monade (Jahr 1610 erste überlebte Erwähnung; Einheit im Sinn von Geschlossenheit, arithmetische Einheit), das “Unteilbare”.
Auf wiktionary wird dewh₂- als PIE-Wurzel genannt, wie sich dies erschliesst wird aber nicht angegeben. Die Wortherkunft ist beim Dynamismus schwierig zu bestimmen, so findet sich z.B. bei Hjalmar Frisk in der Serie ‘Griechisches Etymologisches Wörterbuch’ des heidelbergschen Universitätsverlages Winter wenig Sicherheit: “Da sich für die Bedeutungsentwicklug eines Ausdrucks für ‘können’ mehrere Möglichkeiten öffnen, kann man für die Etymologie von δύναμαι dynamai über gewisse Vermutungen nicht hinauskommen.”
Von δύναμαι dynamai (fähig, können, stark genug) aus kann allerdings zu δύναμις dynamis (Leistung) zu δυναμικός dynamikós (mächtig) zu dynamique (dynamisch, energisch).
Nach wiktionary vom PIE reh₁ís (Vermögen, Güter) zu rēs (Gegenstand, Ding) zu reālis (tatsächlich) zum französischen reel (real).
Die Beschreibungen zum Realismus sind anders als bei den meisten anderen Weltanschauungen vielerorts für das Weltanschauungsprinzip (WAP) von wenig Bedeutung, da sie tautologisch oder spezifisch sind. Unsere ist: “Das durch die Gleichzeitigkeit von Materie und Geist im Weltlichen Auftretende.” In anderen Worten hält der Realismus (mindestens im WAP) die Waage zwischen Materie und Geist.
Von PIE bha- (scheinen) zu phainein (ans Licht bringen, zum Erscheinen bringen, zeigen) zu φαίνεσθαι phainesthai (erscheinen) dessen Nomen φαινόμενον phainomenon (das Erscheinende oder Gesehene) zum lateinischen phænomenon (Erscheinendes oder Gesehenes).
1570er: “Eine direkt beobachtete Tatsache, ein Ding das erscheint oder wahrgenommen wird, ein Auftreten”.
Wie auch beim Materialismus sind Beschriebe des Sensualismus manchmal selbst in relevanten Wörterbüchern geprägt von kompromissloser Abwertung. So 1813 “eine Sucht zu sinnlichem Genuss”, aber 1803 “die philosophische Doktrin nach der die Sinne als einzige Quelle von Wissen gültig seien.”
Von sensus (Gefühl, Sinn) zu sensualis (ausgestattet mit Gefühl) zum altfranzösischen sensual, sensuel (15. Jh. sinnlich, heute obsolet) zum Sensualismus.
Von māter (Mutter, Ursprung, Quelle) zu māteria (Holz, Material, Substanz) zum spätlateinischen māteriālis zum Material zum Materialismus. Die Bedeutung wandelte sich in der Philosophie durch den Einfluss des altgriechischen ὕλη hylē (Holz, Feuerholz) bis zur Verwendung von māteria.
Ab dem 12. Jh. “ein Subjekt literarischer Arbeit, Inhalt des Geschriebenen, Hauptthema”. Die Bedeutung “Geschichte, Erzählung” ist vom 13. Jh. Dann “generell physische Substanz” vom 14. Jh. Dann im späten 14. Jh. “Substanz die durch ein bestimmtes Objekt enthalten ist”. Ebenso spätes 14. Jh. “Teil eines Geschäfts, Situation, Tätigkeit; Subjekt einer Debatte oder Kontroverse, behandelte Frage”. 1530er im Rechtswesen “etwas, das bewiesen werden soll oder muss”.
… ohne Wortneuschöpfungen zu vermeiden. Mit Vorsicht zu geniessen (keine sprachwissenschaftliche Genauigkeit). Die einzelnen sieben Visibilitätsstufen werden durch ihren jeweils eigenen, detaillierteren Artikel, mit sämtlichen autoritativen Quellen versehen, über die nächsten Jahre entstehen.
Von gno- (wissen) zu gignōskein (lernen, zum Wissen zu kommen) zu gnōstos (wissen, gewusst zu werden) zu gnōstikos (wissend, fähig zu unterscheiden, gut im Wissen) zu Gnosticus (ein Gnostischer: ein “an aus spirituellem Wissen kommende, mystisch-religiöse Doktrin Gläubiger”).
Eine hypothetische Herkunft ist aus dem PIE leg– (sammeln, versammeln), mit Abwandlungen zu ‘sprechen’ im Zusammenhang mit “Worte zusammenbringen, Worte auswählen”. Von da zum altgriechischen legein (zu sagen, sprechen; zählen usw) zu logos (Vernunft, Idee, Wort) zu logikos (zum Sprechen oder Begründen gehörig), zu he logike techne (die Begründungs- oder Argumentationskunst, die Denkkunst) zum lateinischen logic zum altfranzösischen logique. “Philosophiezweig zu bestimmten Formen des Denkens; die Wissenschaft des Unterscheidens wahrer und falscher Schlüsse” (mitte 14. Jh. zu logike).
Begriffsursprung möglicherweise abwertend ἐμπειρία empeiría (nur erfahren ohne Wissen): unqualifizierter Praktiker (z.B. Arzt), der ohne Theorie oder sonstigem Hintergrundwissen arbeitet (der auf Kosten seiner Kunden/Patienten lernt).
Vom PIE tra– (Variante der Wurzel tere-; übergehen, durchgehen, überwinden), möglicherweise ursprünglich aus dem Verb trare– (kreuzen) zu trans (gegenüber, über, ausserhalb) zum Wortteil trans– (gegenüber, ausserhalb, durch, auf der anderen Seite, weitergehen).
Vom proto-indo-euroäischen kel– (verdecken, verbergen, bewahren) zu occulere (überdecken, verbergen) zu occultus (versteckt, verborgen, geheim). Bedeutet “dem Verstand nicht zugänglich, über den Bereich des Verstehbaren hinaus” (1540er Jahre). Seit den 1630ern verbunden mit Alchemie, Astrologie usw.
Sowohl Kulturepochen wie auch Tierkreiszeichen haben einen wichtigen Zusammenhang zu den Weltanschauungen. So war die Blüte des Römischen Reiches eine Blüte von Rationalismus bis Sensualismus (mit dem Sensualismus endend); und die Blüte der altgriechischen Bürgerstaaten eine Blüte des Dynamismus bis zum Pneumatismus (mit dem Pneumatismus endend). Aus diesem Grund ist es ein Teil des Studiums der Weltanschauungen, die Ideen der TKZ und der Kulturepochen zu untersuchen.
Da das Forum keine Aktivität zeigt, und lediglich massenweise Bots gesperrt werden müssen, entferne ich das Forum bis ich vielleicht einmal eines finde, das mehr Resilienz gegen Spam aufweist. Den einen Aufsatz darin veröffentliche ich nun stattdessen in diesem Format.
Eine Vorbemerkung zum Thema der Urvölker, da man sich bei einer überwältigenden Mehrheit der offenen Gegner der Anthroposophie fast darauf verlassen kann, dass Strohmannargumente am ehesten verwendet werden: wer sensibel auf Themen reagiert, die als rassistisch klassifiziert werden können, soll das Folgende nicht lesen. Es wird nirgendwo erklärt, warum es nicht rassistisch ist, und es wird auch sonst in keiner Weise auf jene Rücksicht genommen, die in bester Absicht gegen Vorurteile helfen wollen und in dieser Absicht des Helfens projizieren und anklagen, was an Differenzen unter Menschengruppen möglicherweise vor allem von ihnen selber gesehen wird. Ich verbiege mich nicht zugunsten einer partisanen Gruppe, die sich in Wortdenken verloren hat und sich, wie es scheint, vor allem im Überreagieren ob allerlei semantischer Oberflächlichkeiten auszeichnet.
Wer mehr zum Andreas Delor wissen möchte, soll sich auf seiner Webseite umsehen: https://andreas-delor.com. Da ich meine dass er verstorben ist, wird sich allerdings nicht viel Neues von ihm finden lassen. Ich habe sein Ableben bisher nirgendwo bestätigt gefunden, und es lediglich vor einigen Monaten aus zweiter Hand erfahren.
Kulturepochen-Zuordnung
Es stellt sich mir die Frage, wie man die Kulturepochen in sowohl richtiger wie auch verständlicher Weise den Tierkreiszeichen zuordnet. Andreas Delor hat dazu einige Gedanken, die ich im Folgenden darstellen möchte. Es ist etwas kritischer ausgefallen, als mir lieb ist; es ist im Wunsch nach guten Erklärungen (die sich mir entziehen) kritisch, aber auf keinen Fall weil er etwa in schlechtem Licht dargestellt werden soll, oder dergleichen Schabernack.
‘AD’ ist hierbei Andreas Delor, ‘Hilo’ de Plata und ‘Verena’ Staël von Holstein sind seine Gesprächspartnerinnen, und Steiner wird von ihm zitiert (aus der Gesamtausgabe).
Andreas Delor; Atlantis 6; 4. Kapitel: Lemurien in der Kreidezeit; Jungfrau oder Fische?; S. 212:
Rudolf Steiner: “Wir wissen, jetzt stehen wir im Fische-Zeichen in dem Frühlingspunkte, haben den fünften nachatlantischen Kulturzeitraum. Wir gehen zurück: Widder vierter nachatlantischer Kulturzeitraum, Stier dritter nachatlantischer Kulturzeitraum, Zwillinge zweiter nachatlantischer Kulturzeitraum, Krebs erster nachatlantischer Kulturzeitraum. Wir kommen nun schon in die atlantische Zeit zurück. Die sieben Zeiträume der atlantischen Zeit: Löwe der siebente, Jungfrau der sechste, Waage der fünfte, Skorpion der vierte, Schütze der dritte, Steinbock der zweite, Wassermann der erste; und nun kommen wir in die lemurische Zeit zurück und wir sind wiederum bei den Fischen.
Sie sehen, wenn Sie den wichtigen Zeitpunkt der letzten Kultur, des letzten Kulturzeitalters der lemurischen Zeit ins Auge fassen, und wenn Sie sich einmal durchlesen, was ich über diesen wichigen Zeitraum der Erden-Menschheitsentwickelung in meiner “Geheimwissenschaft” dargestellt habe, dann werden Sie vor eine grosse Frage treten. Wenn Sie das nehmen, was ich in meiner “Geisteswissenschaft im Umriss” dargestellt habe, namentlich auch in den Darstellungen, die dann separat erschienen sind als “Unsere atlantischen Vorfahren”, dann werden Sie sehen, wie man eigentlich von der Menschheit, insofern sie heute Menschheit ist, erst von diesem Zeitraum an sprechen kann, und dieser Zeitraum ist derjenige, wo der Frühlingspunkt in demselben Tierkreiszeichen war, in dem er jetzt wiederum ist. Wir haben als Menschheit einen vollständigen Kreislauf um den Himmel durchgemacht und sind in einer gewissen Beziehung wiederum angekommen beim Ausgangspunkt. (…)
So dass wir sagen: während des Durchganges des Frühlingspunktes durch die Fische waren die Menschen in der Leibesgestalt, wie sie ist, kaum erst da. Hier gestaltet es sich immer mehr und mehr leiblich aus. Und hier beginnt es sich erst seelisch auszugestalten, um hier widerum zu dem Punkte, von dem sie einstmals in Bezug auf ihre Leibesgestaltung ausgegangen ist, zurückzukommen. So dass Sie sagen können, den Tierkreiszeichen von den Fischen, Wassermann, Steinbock, Schütze, Skorpion, Waage bis hierher zur Jungfrau entspricht die Umgestaltung der menschlichen Leibesform; und erst diesen oberen Tierkreiszeichen entspricht für uns die Umgestaltung des seelischen Wesens des Menschen.” (“Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil”, GA 205, S. 166)
Diese Aussage aus dem Jahre 1918, die (letzte Unter-Epoche der) Lemuris stünde im Zeichen der Fische, ist ja nun wirklich folgerichtig, wenn man so zurückrechnet, wie Steiner dies oben tut. Brisant jedoch, dass er zehn Jahre früher in “Ägyptische Mythen und Mysterien” (GA 106, 1908) eine geradezu entgegengesetzte Angabe macht: da lässt er die lemurische Zeit mit den Fischen beginnen (und nicht wie oben endigen), geht dann sieben Sternzeichen-Epochen weiter (damit ist die gesamte lemurische Zeit umrissen) und landet folgerichtig bei der 7. lemurischen Unter-Epoche in der Jungfrau: “Immer höher steigt der Mensch nun durch diese Entwickelung. Die nächste Stufe, wo das, was man als untere Glieder des menschlichen Rumpfes bezeichnet, gebildet wurde, bezeichnet man mit dem Zeichen der Jungfrau.” (Rudolf Steiner: “Ägyptische Mythen und Myterien”, GA 106, S. 101)
AD: Wenn ich Steiners Sternzeichen-Angaben in “Ägyptische Mythen und Mysterien” (sieben Epochen, beginnend mit den Fischen und endend mit der Jungfrau) weiter rechne, dann entspräche der ersten Atlantis-Epoche (den Rmoahals) der Löwe, der zweiten Atlantis-Epoche (Tlavatlis) der Krebs, der dritten (Tolteken) die Zwillinge, der vierten (Urturanier) der Stier, der fünften (Ursemiten) der Widder, der sechsten (Akkadier) die Fische und der siebten (Monglen) der Wassermann. Drehe ich die Uhr noch weiter, so komme ich in der Nach-Atlantis in der ur-indischen Epoche beim Steinbock heraus und nicht beim Krebs, wie Rudolf Steiner angibt. Das würde ja bedeuten, dass Steiner beidesmal einen völlig verschiedenen Aspekt für den Tierkreis-Durchgang angegeben hätte?
Hilo: Ja – einen polar verschiedenen. Wenn du auf einen roten Fleck schaust, so erschient, wenn du dann das Auge schliesst, in diesem das ätherische Gegenbild in grün. Die beiden gehören aber zusammen, sind nur zwei Aspekte ein und desselben. (8.2.2013)
Verena zur gleichen Frage: Schau mal: das liegt doch im Tierkreis genau gegenüber! Du hast bei dieser Zählung, deren erste Lemuris-Unterepoche Steiner in den “Ägyptischen Mythen” mit den Fischen beginnen lässt, nicht den Frühlingspunkt der Sonne am Wickel – nach welchem wir gewohnterweise die nachatlantischen Kulturepochen bestimmen – sondern den Herbstpunkt. Das ist kein Widerspruch, sondern die andere Seite der Medaille. (2.7.2013)
Noch eine weitere Komplikation:
Rudolf Steiner: “Nun bedeutet die Zeit, in der die Sonne durch ein Sternbild geht, schon etwas, aber es würde ein solcher Zeitraum nicht ausreichen für jene Veränderung, die vorgehen musste, damit (in der lemurischen Zeit) der Mensch von der Sexualität unter dem Zeichen des Skorpion bis zur Höhe der Hüftentwicklung unter dem Zeichen der Waage fortschritt.
Man würde eine falsche Vorstellung haben, wenn man dächte, dass das durch einen Durchgang der Sonne geschieht. Die Sonne geht einmal ganz herum durch den Tierkreis, und erst nach deisem ganzen Umlauf geschieht der Fortschritt. In früherer Zeit musste sie noch öfter umlaufen, bis ein Fortschritt geschah. Deshalb darf man nicht jene bekannten Zeitrechnungen der nachatlantischen Epochen für ältere Epochen anwenden. Die Sonne musste erst ganz herumgehen, in älteren Zeiten sogar mehrmals, bevor die Entwicklung ein Stück vorwärts rückte. Für diejenigen Glieder, die eine stärkere Ausbildung nötig hatten, dauerte eben die Zeit länger.” (“Ägyptische Mythen und Mysterien”, GA 106, S. 100f)
Ich habe tatsächlich jahrzehntelang gebraucht, bis ich nach vielen “Irrungen und Wirrungen” die Lemuris-Unterepochen in der folgenden Weise abragen konnte:
AD: Welches sind die sieben Unter-Abschnitte der Lemuris? Ich könnte mir vorstellen: der erste Abschnitt, welcher den Fischen entspricht, das wären die sog. “Schneeball-Erde” (die aber in Wirklichkeit keine ist) plus das Ediacarium – also die letzten beiden Unter-Abschnitte des Proterozoikums vor dem Kambrium, mit dem man das Erdaltertum (Paläozoikum) beginnen lässt.
Verena: Richtig. Wobei die Übergänge in der Lemuris viel, viel fliessender sind als in der Atlantis oder gar Nachatlantis. Da sind dann bestimmte Erdgebiete oder auch horizontale Schichten noch im alten und andere bereits im neuen Zustand.
AD: Die zweite lemurische Epoche, entspräche dem Wassermann: Kambrium und Ordovizium zu Beginn des Erdaltertums?
Verena: Richtig.
AD: Dritte Epoche, Steinbock: Siur und die erste Devon-Hälfte, bis sich “Luft und Wasser” voneinander trennen?
Verena: Genau, das ist ein ganz wichtiger Einschnitt, als die Lungenatmung beginnt. Wobei das damalige Auftreten der Amphibien ja anzeigt, dass Kiemen-, Lungen- und Hautatmung – die Letztere vergisst man immer! – noch lange Zeit parallel laufen. Beispiel eines ganz fliessenden Übergangs.
AD: Vierte Epoche, Schütze: Ende Devon, Karbon, und Unter-Perm (Rotliegendes), bis zum endgültigen Mondaustritt?
Verena: Ja, genau bis zum Mondaustritt. Das Ober-Perm (Zechstein) gehört bereits zur nächsten Epoche.
AD: Fünfte Epoche, Skorpion: Ober-Perm und Trias? – das würde insofern zum Skorpion passen, als mit dem Mondaustritt die Geschlechtertrennung zwar noch nicht fertig ausgebildet auftritt, da aber bereits angelegt wird.
Verena: Richtig.
AD: Sechste Epoche, Waage – Gleichgewicht zwischen den Kräften der ausgetretenen Sonne und des ausgetretenen Mondes: Jura?
Verena: Richtig.
AD: Siebte Epoche, Jungfrau: Kreide?
Verena: Richtig. (2.7.2013)
Es sei noch betont, dass diese sieben Unter-Epochen der Lemuris NICHT identisch sind mit den sieben Schöpfungstagen der Genesis – es gibt in der Lemuris ebenfalls (mindestens) zwei ganz verschiedene Siebener-Zählungen, genau wie in der Atlantis.
Andreas Delor; Atlantis 6; 4. Kapitel: Lemurien in der Kreidezeit; Jungfrau oder Fische?; S. 212
Das Problem mit dem Herbstpunkt
Obwohl Verena dem Delor noch am gleichen Tag erklärt, wie der Herbstpunkt und der Frühlingspunkt zwar austauschbar seien, aber für gewöhnlich der Frühlingspunkt genommen wird, verwendet Delor hier den Herbstpunkt aus Ausgangslage. Das ist, wie Verena erläutert hat, nicht notwendigerweise falsch, aber es scheint alles komplizierter zu machen, ohne dass es auf der anderen Seite etwas nützt. Und wenn er mit einer Haltung fragt, welche fast fordert bestätigt zu werden, kann wohl auch Verena kaum ein Vorwurf gemacht werden, wenn das dann Folgende zwar mit dem Herkömmlichen nicht überein stimmt, aber im Prinzip dennoch wahr ist. Zumindest ist nirgendwo erklärt, was es nützen könnte. Bei Steiner beginnt alles mit dem Frühlingspunkt-System, und Delor scheint die Logik in Steiners Zitat durchaus zu sehen, aber er macht dann dennoch die Kehrtwende, die Vorträge in “Ägyptische Mythen und Myterien” aus irgend einem Grunde vor allem anderen setzend. Er meint, Steiner komme in dem älteren Votrag ‘folgerichtig’ auf die Jungfrau für die 7. lemurische Unterepoche. Was ist folgerichtig am älteren Vortrag; wo wird im älteren Vortrag die Idee hinter den Worten aufgeschlüsselt? Was ist geschehen mit der Logik in “Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist”? Wo genau verliert das Rückwärtszählen seine Gültigkeit?
Die zwei Siebener-Zählungen der Lemuris sind dann auch wieder mit diesen polaren Verkehrungen, bei denen er sich wohl ebenfalls auf den Herbstpunkt festgelegt hat.
Und das zieht sich dann konsequent durch, so z.B. im 7. Buch ab Seite 186, mit dem TKZ Schütze, und all den folgenden Unterepochen.
In folgendem Abschnitt geht es eher um die Urvölker als die Kulturepochen, aber es finden sich Parallelen. ‘AD’ ist hierbei wieder Andreas Delor, Hilo und Verena sind seine Gesprächspartnerinnen, und Steiner wird wieder von ihm zitiert.
Andreas Delor; Atlantis 5a; 3. Kapitel: Zwölf Urvölker; Urvölker im Tierkreis; S. 99:
Rudolf Steiner: “So haben wir in den zwölf Söhnen Jakobs, in den zwölf Stämmen des hebräischen Volkes die Abbilder der zwölf Zeichen des Tierkreises. Wie sich oben in den zwölf Tierkreisbildern die Sprache der Götter ausdrückt, so drückt sich Jahve aus in dem durch die Generationen herabfliessenden Blute des jüdischen Volkes, das sich nach den zwölf Söhnen des Jakob in die zwölf Stämme teilte. (…) Der Stamm Juda zum Beispiel entspricht dem Sternbilde des Löwens, und das Hineingestelltsein des David in den Stamm Juda würde in der Geschichte des hebräischen Volkes dem entsprechen, was im Kosmos das Bedecken des Sternbildes des Löwen durch Merkur wäre.” (“Das Matthäus-Evangelium”, GA 123, S. 81)
Hilo: Jedes Urvolk – ich meine jetzt nur die Leiber – durchläuft nacheinander alle zwölf Tierkreis-Einflüsse, jeweils angefangen mit dem Widder. Sie starten zeitlich versetzt, alle durchlaufen dabei die gleiche Reihenfolge, das ist eine kosmische Gesetzmässigkeit, die nicht durchbrochen werden kann wie ein Rad, das beim Drehen nacheinander immer die gleichen Punkte abfährt. Dabei vervollkommnen sich die Völker immer mehr, je mehr Tierkreis-Einflüsse sie durchlaufen. Die später Herunterkommenden sind diejenigen, deren Seelen bzw. “Iche” erst auf andere Planeten entrückt wurden. (21.4. / 17.5.2011) – Ich denke, diese Aussage behält ihre volle Gültigkeit, auch wenn Verena es scheinbar ganz anders darstellt:
AD: Das allererste Urvolk – waren das die Widder-Leute?
Verena: Oh, du kannst Fragen fragen! Moment… (lange Pause) – das sind die Waage-Leute! (1.10.2011)
Rudolf Steiner: “Dass das Ich von innen arbeiten kann, hat zu gleicher Zeit bewirkt, dass das Übermass, das über die Gleichheit hinausgehende Mass von aufsteigenden und absteigenden Kräften entstanden ist. Solange das Ich im Menschen noch nicht arbeiten konnte, entwickelten sich nach und nach die Kräfte, die die aufsteigenden sind, bis zur Mitte; und als das Ich im Menschen einschlug, waren die Kräfte so weit, dass die aufsteigenden und absteigenden sich die Waage hielten. Der Einschlag des Ich im Menschen bedeutet, dass die aufsteigenden und absteigenden Kräfte sich die Waage hielten, und am Menschen liegt es, diese Waage in der richtigen Weise zum Ausschlag zu bringen. Daher haben die Okkultisten dasjenige Sternbild, das betreten wurde in dem Moment, wo es anfing an das Ich heranzugehen, die “Waage” genannt. Bis zum Ende der “Jungfrau” wurden die Taten des Ich in unserer planetarischen Entwickelung zwar vorbereitet, aber es kam nicht bis zum Ich. Nun hatte das Ich mit dem Moment der Waage begonnen, selbst seinen Anteil zu nehmen, so dass das Ich einen wichtigen Moment seiner Entwickelung dadurch zustande gebracht hat.” (“Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen”, GA 102, S. 40f)
Fällt an dieser Stelle etwas auf? Die Jungfrau-Zeit wird hier vor der Waage-Zeit angesetzt – während Steiner egal in welcher Epochen-Einteilung die Sternzeichen sonst immer nur andersherum ablaufen lässt! Es kann sich hierbei also nicht um die “üblichen” Sternzeichen-Epochen handeln. Dies könnte, weil hier vom erstmaligen Ich-Einschlag die Rede ist, durchaus mit den Waage-Leuten des Urvolkes Nr. 1 zusammenklingen; Urvolk Nr. 2 müsste nach dieser Logik…:
Verena: Urvolk Nr. 2 (Ainu-Vorfahren) – das sind die Skorpion-Leute.
Urvolk Nr. 3 (Hünen-Vorfahren): Schütze-Leute
Urvolk Nr. 4 (Papua-Vorfahren): Steinbock-Leute
Urvolk Nr. 5 (Marama-Vorfahren): Wassermann-Leute
Urvolk Nr. 6 (Firbolg-Vorfahren): Fische-Leute
Urvolk Nr. 7 (Cromagnon-Vorfahren): Widder-Leute
Urvolk Nr. 8 (Bantu-Vorfahren): Stier-Leute
Urvolk Nr. 9 (Negrito-Vorfahren): Zwillings-Leute
Urvolk Nr. 10 (Indianer-Vorfahren): Krebs-Leute
Urvolk Nr. 11 (Buschmann-Vorfahren): Löwen-Leute
Urvolk Nr. 12 (Aborigine-Vorfahren): Jungfrau-Leute
(18.5.2015)
AD: Rudolf Steiner gibt in verschiedensten Zusammenhängen manchmal ganz unterschiedliche Tierkreis- und auch Planeten-Zuordnungen zu ein und derselben Sache an, die man oft zunächst überhaupt nicht unter einen Hut bekommt. Kann, es sein, dass es auch zu den Urvölkern verschiedene Tierkreis-Zuordnungen gibt? (…)
Andreas Delor; Atlantis 5a; 3. Kapitel: Zwölf Urvölker; Urvölker im Tierkreis; S. 99
Gründe für den Herbstpunkt?
Vielleicht hat er sich für den Herbstpunkt aus einem ‘Vorgehen aus Prinzip’ entschieden, wie: “Wahrheit kann nicht ohne Anstrengung sein”, woraufhin er alles umgedreht hat, anstatt sich das Leben einfach zu machen. Häufig liegt der Verlust von Orientierung lediglich in (kategorischer) Unordnung begründet. Vielleicht wertet er ‘Älteres’ höher ein, wie die Weisheit einer versunkenen Welt über jener der Gegenwart; so die frühere Aussage Steiners über jener danach. Vielleicht hat er tatsächlich etwas erkannt, das eine Umkehrung begründet, und hat, aus welchen Gründen auch immer, unterlassen die Begründung an der gleichen Stelle zu versehen. Vielleicht sah er selber etwas, irrte sich jedoch darin. Vielleicht kam seine Erkenntnis aus einem Gespräch, das er nicht dokumentiert hat… Es gibt unendlich viele Möglichkeiten ein jeglichstes Verhalten zu erklären. Letzten Endes kann man sich nur auf die Aussage der Person stützen, die sich in einer bestimmten Weise verhalten, eine bestimmte Sache geschrieben hat. Alles Weitere bleibt reine Spekulation. Sein Werk ist eine Mahnung daran, sich im Ordnen von Inhalten genügend Zeit zu lassen, denn nur dann kann etwas entstehen, das grösser ist als die Summe der Einzelheiten.
Ich habe mir die Urvölker noch nicht näher angeschaut, aber ich kann mir vorstellen, dass ihre Zuteilung zu den Tierkreiszeichen nicht notwendigerweise mit den Epochen zu tun haben muss. Weiter sollte man sich für ein System des Zuteilens entscheiden, und zwar für den besten Kompromiss aus nützlich und verständlich. Und wenn das nun die langweilige, alte Zuteilung ist, dann ist es halt die langweilige, alte Zuteilung die man zu verwenden hat (sprich für Obiges: Frühlingspunkt).