3.5.2.2-10 Der Beweis durch die Abduktion

Der folgende Artikel wird später wohl in mehrere Artikel aufgeteilt. Er ist im Moment noch sehr chaotisch.

“Die dutzend (klein geschrieben) Weltanschauungen” sind zwölf einzelne Weltanschauungen, “das Dutzend (gross geschrieben) der Weltanschauungen” ist eine einzelne Zwölfheit, so wie bei “die zwölf Weltanschauungen” die Zwölf klein geschrieben ist, während in “die Zwölfheit der Weltanschauungen” die Zwölfheit gross geschrieben wird. Im Folgenden wird aber meistens einfach von “den Weltanschauungen” geschrieben – womit nie etwas anderes als “die dutzend (einzelnen) Weltanschauungen” gemeint ist. 

Ein erstes Problem bei einem solchen universellen Thema wie dem Weltanschauungsprinzip, ist der Anfang des Werkes. Denn ein Weltanschauungsprinzip (“WAP”) soll umfassend sein, es soll allumfassend sein – wie aber soll etwas beginnen, das alles umfassen soll, ohne damit schon zu Beginn fast alles auszulassen? Denn einen Anfang z.B. etwa damit zu machen, wie die Dinge überhaupt begriffen werden, und wo sich im Begreifen beim WAP Grenzen finden, schliesst wohl den Rationalismus ein, aber es schliesst alles andere aus. Oder damit zu beginnen, was das WAP als Idee bedeutet, schliesst wohl den Idealismus ein, aber wieder alles andere aus, usw. Der günstige Anfang wird andernorts betrachtet, hier geht es um das Beweisen, und wie im Kontext des WAP über das Beweisen nachgedacht werden könnte.

Einleitung

Der Anfang erfordert, nicht schon zu Beginn mit verschiedenen Undingen oder Nebensächlichkeiten aufzumarschieren. Es soll aber gültig sein, eine Brücke zu schlagen, wie z.B. hier vom ‘Beginn’ zum ‘Beweis’ eine Brücke geschlagen werden will.

Um also “nicht schon zu Beginn” einer einzelnen WA den Vorzug zu geben; oder das Ende vorweg zu nehmen; oder etwa in den Vordergund zu rücken was keiner im Vordergrund gebrauchen kann; und schliesslich auch nicht eine Tugend als Motivation zu behaupten, wenn jene nichts zum WAP beiträgt, geschieht der Beginn von Kontention womöglich damit, zu beschreiben, was das WAP nicht ist; was das Buch (Kontention) nicht ist; was dieses wie jenes nicht kann; und schliesslich was nicht gekonnt werden will, selbst wenn ein Können vorhanden wäre. So haben wir zu Beginn eine Art Nichtanfang, in dem gezeigt wird, welche Absicht sich nicht findet; in dem hoffentlich keine Weltanschauung ein bedeutenderes Scheinwerferlicht als eine der anderen Weltanschauungen bekommt – denn das WAP soll ein harmonisches Prinzip bleiben (dafür brauchen wir Weltanschauungen die einander nicht beneiden). 

Das WAP ist durch eine einzelne Methode weder beweisbar noch widerlegbar, es kann nicht einmal durch eine einzelne Methode dargestellt werden – und mit dieser einfachen Erkenntnis ist dies auch nicht der Versuch eines Anfangs. Dadurch ist es nicht einfach, einen Vorzug zu vermeiden.

Was somit eine nachvollziehbare Kontention vom Autor verlangt, ist eine Beweglichkeit im Denken, im Nachvollziehen, vielleicht auch im Empfinden, denn es werden verschiedenste Denkarten gebraucht, um verschiedenste Denkarten und Methoden darzustellen (Vielfalt). 

Das Beweisen aus der Scheinwiderlegung

Jede einzelne Weltanschauung hat ihre Grenze, und innerhalb dieser Grenze hat sie ihren Einflussbereich. Was innerhalb der Grenze ist, ist Teil der Weltanschauung, und was ausserhalb von ihr ist, ist nicht Teil von ihr. Die jeweilige Weltanschauung hat ihre eigenen Gesetze innerhalb dieser Grenze, und nach diesen Gesetzen formt sie ihre Methode. Diese Methode folgt den Gesetzen dieser Weltanschauung; und was die Methode beweist, beweist immer auch die Weltanschauung, in der die Methode angewandt wird. Was die Weltanschauung durch ihre Methode zu verstehen und zu beweisen vermag, ist also nichts anderes, als sich selbst. 

Nun ist die Weltanschauung Teil von etwas, denn sie steht nicht alleine. Sie ist ein Teil von den “dutzend Weltanschauungen”, und diese wiederum sind als Zwölfheit ein Teil vom “Weltanschauungsprinzip”. Das Dutzend der Weltanschauungen als Ganzes, ist nicht nur ein Teil des WAP, es repräsentiert alle ‘Organe’ dieses Gebildes. Die anderen (höheren) Teile des WAP sind übergeordnete Prinzipien, im bildlichen Vergleich mit dem menschlichen Körper sind z.B. die sieben Visibilitätsstufen die Stoffwechsel- und Kreislaufsysteme; die drei Seelentöne entsprechen Körper, Seele und Geist, und der Anthropomorphismus schliesslich entspricht dem Menschen als einer individuellen Einheit. Der Mensch ist durchaus ein Ebenbild des WAP (wie eben gezeigt: auch physisch). 

Die gleichzeitige Gültigkeit von Objekt A innerhalb der einen Weltanschauung X (nach den Bedingungen X), und dann dem dazu polaren Objekt B in einer anderen Weltanschauung Y (nach deren Y-Bedingungen), ist im WAP das Aufzeigen der Möglichkeit der Gültigkeit von beidem. Solches Aufzeigen ist als Beweis teils (meist, um ehrlich zu sein) unvermeidlich schwach – so ist es z.B. in der Natur des Spiritualismus, gerade dort nicht zu sein, wo hingeschaut wird, während bei der Polarität des Spiritualismus hingegen, dem Materialismus, von allen Weltanschauungen am einfachsten durch direkten Fokus Beweise erlangt werden (sonst wären die beiden nicht Polaritäten zueinander), da er die unmittelbare, auf ihn direkt ausgerichtete Aufmerksamkeit für jede Wahrnehmung gerade erfordert. Da das WAP sechs Polpaare kennt, muss die Darstellung der Polarität (in der Sprache der Logik: die Scheinwiderlegung) sechs mal gezeigt werden. Die Stärke im Argument wird erst ersichtlich, wenn alle Darstellungen durchgeackert wurden, und die Harmonie und Allseitigkeit daraus erkannt werden kann. 

Die sechsfache Scheinwiderlegung wird zum Schluss hin zu einer Art Beweis. 

Die Abduktion

Wir haben drei Modi logischer Sätze. Den abduktiven, den deduktiven und den induktiven. Im Englischen ist die Abduktion eine ‘Entführung’. Für uns ist sie eine bestimmte Art logischen Schliessens.

Irgendwo beginnend, nehmen wir zuerst den induktiven: vom Resultat (der Wirkung der Einzelfälle; in diesem Fall z.B. Eigenschaften einzelner Weltanschauungen) und vom Einzelfall (z.B. von mindestens zwei einzelnen, zueinander polaren Weltanschauungen) wird auf ein Allgemeines (z.B. das Polaritätsgesetz des WAP) geschlossen. 

Der induktive Satz ist häufig beim Realismus zu finden, wo Wirkungen und Resultate beobachtet werden, bis sich eine Regel/ein Muster, also etwasAllgemeines, abzeichnet.

So nehmen wir aus obigem Beispiel durch den induktiven Satz an, dass die Idee der Polaritäten im WAP Gültigkeit hat. Wenn wir genügend sich ergänzende, induktive Sätze haben (genügend Schlüsse aus Einzelfällen), ist dies erlaubt. Weiter haben wir vom Allgemeinen aus, neben dem induktiven Satz, zwei mögliche Sätze, den deduktiven und den abduktiven

Mit dem deduktiven Satz nehmen wir das Allgemeine und das Einzelne, und schliessen damit auf das Resultat, z.B.: das WAP mit dem Polaritätsprinzip ist gültig, der Materialismus mit dessen Eigenschaften ist gültig, folglich hat der Spiritualismus diese und jene Eigenschaften, die polar zum Materialismus sind.

Der deduktive Satz ist meistens beim Idealismus zu finden, wo ein absolutes Gesetz, d.i. ein erdachter oder gefundener, übergeordneter Zusammenhang, geprüft werden will. 

Mit dem abduktiven Satz nehmen wir hingegen das Allgemeine und das Resultat, und schliessen damit auf das Einzelne, z.B.: Das Polaritätsgesetz des WAP ist gültig, der Materialismus hat diese und jene (bewiesenen) Eigenschaften, folglich ist der Spiritualismus mit dessen dazu polaren Eigenschaften gültig. 

Dieser Satz scheint in der Nachvollziehbarkeit seines Schlusses wohl den grössten Sprung zu machen, aber bei genauer Betrachtung folgt er lediglich einer Logik gleich den anderen beiden. Wäre z.B. das Polaritätsgesetz nicht gültig, könnte mit dem Materialismus keine Aussage über den Spiritualismus gemacht werden. 

Wir brauchen den induktiven und den deduktiven Term für den abduktiven Satz; den abduktiven und induktiven Term für den deduktiven Satz; und den abduktiven und den deduktiven Term für den induktiven Satz. Hier haben wir wieder ein Problem damit, wo eigentlich begonnen werden soll. 

Der abduktive Satz ist weniger bekannt, er ist zwischen dem Idealismus und dem Realismus beheimatet, da er das Ideale (das Allgemeine) wie das Reale (das Resultat) für seinen Schluss verwendet. Da uns in diesem Werk vor allem die einzelnen Weltanschauungen beschäftigen, also das Einzelne, ist der abduktive Satz für alles Folgende sehr wichtig.

Noch ergänzend:

  • Resultate sind der Ausgangspunkt des Realismus; zum Allgemeinen arbeitet er sich herauf.
  • Das Allgemeine ist der Ausgangspunkt des Idealismus, der sich dann zu den Resultaten hinunterarbeitet.
  • Das Einzelne ist dazwischen: es ist sowohl nahe am Resultat wie auch beim Allgemeinen. Es bewirkt Resultate, ist selber aber auch aus Anteilen bestehend, und damit ein ‘einzelnes Allgemeines’. Das Einzelne ist die Synthese der Polarität aus Idealismus und Realismus, ja, es ist Synthese aller sechs Polaritätspaare.

Das Nichtbeweisbare

Im WAP gibt es durch einige Weltanschauungen viele Inhalte, die Unbeweisbares zum Kern ihrer Ideen haben. So ist es im WAP notwendig, einige unbeweisbare Annahmen akzeptieren zu können.

Welchen Sinn hat es, nicht Beweisbares zu untersuchen? Es finden sich einige begründete Antworten darauf: Untersuchungen zu nicht Beweisbarem führen erstens zu Gedanken, die die Ideenwelt bereichern, wodurch Gedanken entstehen, die zu Theorien führen, zu denen man sich flussabwärts irgendwann besondere Experimente (mit der Eigenschaft der Beweisbarkeit) überlegen kann. Zweitens – und wohl wichtiger – ist es kein gutes Denken, zu versuchen durch Rationalismen zu begründen, dass nur beim Beweisbaren verblieben werden soll. Das Denken ist frei (oder kann es zumindest sein), und nicht an strenge Kausalität gebunden, wie etwa die physische Welt. Personifiziert man die beiden, so kann man sagen: das Denken und die Physis haben unterschiedliche Qualitäten, und daraus folgend unterschiedliche Notwendigkeiten an Methoden: das eine ist nicht kausal, aber möchte kausal sein, das andere ist immer kausal, ob es nun will oder nicht. Im Denken ist der Irrtum möglich, die Materie an sich kann hingegen keine Fehler machen. Daraus folgend sollte sich das Denken nach der Natur seines eigenen Wesens bewegen, nicht nach der Natur von etwas zu ihm Verschiedenen (wie z.B. eben der Physis), nur weil das von ihm Verschiedene sich mit einer Qualität unterscheidet, die dem Denken fehlt (absolute Kausalität). Ist das Denken in der fehlgeleiteten Absicht nach absoluter Kausalität nicht frei, sind auch dessen Schlüsse dazu, was als Beweisbar gelten darf, unfrei. Der absolut kausale Geist ist ein kleiner Geist, da er in seinem Denken nicht seiner Natur nach bewegen kann. So sind die absolut kausalen Schlüsse der Weltsicht eines kleinen, eingeschlossenen Geistes unterlegen; und es sind daraus folgend kleingeistige Schlüsse. Der Schluss über das Beweisbare, das nur gültig sei, wenn es absoluter Kausalität folgt, ist ein kleingeistiger Schluss, weil er dem Wesen des Denkens widerspricht. Darüber, ob eine Weltanschauung, oder der Inhalt einer Weltanschauung, untersucht werden soll oder nicht, sollte folglich auf keinen Fall deswegen geurteilt werden, allein weil sich in einem bestimmten Moment noch keine Beweisbarkeit abzeichnet. 

Das Beharren auf dem Beweisbaren widerspricht so dem Denken, das ultimativ für Erkenntnis zuständig ist. Das Physische kann durch seine absolute Kausalität zuverlässig bestätigen und neue Fragen aufwerfen, aber es kann von sich aus nichts Neues liefern (es ist universell, d.h. in jedem Zustand der ihm möglich ist, ideenlos) deswegen sollte es in der Erkenntnissuche (besonders ausserhalb des Materialismus) nie mehr als ein Mittel sein. 

Selbst wenn es nie dazu kommt, oder nicht einmal dazu kommen kann, dass sich eine einzige Beweisbarkeit aus einer Weltanschauung bildet – na und? Ist es beweisbar oder  bewiesen, dass nur Beweisbares Gültigkeit hat? Wenn nein (und es ist ein Nein), wodurch ist die Bedingung an Beweisbarkeit entstanden? 

Das Beweisbare ist eine Ausweichstrategie, die für – uns durch alles Wirkliche auferzwungene – Subjektivität kompensieren soll. Es ist ein zu grandiosem Scheitern verurteilter Versuch, das Äussere zu depersonalisieren, es selbstständig zu machen, es vom Menschen unabhängig zu machen. Äussere Erkenntnis, wir sagen: ‘Welterkenntnis’, von Selbsterkenntnis trennen zu wollen, kann nicht gelingen.

Solche allein äussere Wahrheit, die nichts mit mir zu tun haben soll, soll von mir so weit unabhängig sein, dass ich mich nicht mehr in ihr sehen kann, dass ich mich nicht mehr sehen muss. Denn ich will nicht ständig mit meinem kleinen Geist konfrontiert werden – und klein muss ein Geist in solcher Wahrheit sein: er muss klein sein, oder klein gemacht werden, um in einer engen Wahrheit Platz zu haben. Nur sind all die Versuche zu einer vom Menschen abgetrennten Wahrheit dazu verdammt, kleingeistige, einseitige Produkte zu sein, sollte daraus ein Weltbild geformt werden wollen. Das heisst nicht, dass Objektivität unmöglich sei, es ist auch kein Relativismusargument, aber es will gesagt werden, dass die Erkenntnis vom Menschen kommt, und dass der Mensch und das Wesen seines Denkens nicht aus der Gleichung zu entfernen ist. Folglich brauchen wir beim WAP ganz andere Standards für Beweisbarkeit, denn die Schlüsse aus dem WAP sollen nicht kleingeistige sein.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert