3.5.2.1-13 Das Fremdwort für das Weltanschauungsprinzip – Der ‘Panismus’

Weltanschauungsprinzip = Weltanschauungstheorie = Panismus

Das Experimentieren mit den Begriffen schaltet mit diesem Artikel in einen höheren Gang. Die hier auftretenden Gedanken sollten vielleicht gar nicht veröffentlicht werden weil sie so spekulativ und mit Ideen zugestreut sind. Und doch könnte es später einmal interessant sein darauf zurückzuschauen und vielleicht das eine oder andere Körnchen Wahrheit daraus herauszupicken. Allerdings ist der Artikel nur scheinbar unzusammenhängend, denn es gibt einen Grund, warum sich etwa ein längerer Anfangsteil über Arten und Gattungen findet, nämlich weil erklärt werden muss, wie der Panismus (oder in einem anderen Wort: das Weltanschauungsprinzip) ausserhalb der Weltanschauungen steht (auch wenn er den Idealismus verwendet), warum sich nur eine Wertumkehrung für den Omnismus findet, nicht aber für den Panismus, und warum das alles so zu sein hat.

Gattungen und Arten

Das Studium der Weltanschauungen wie sie im Weltanschauungsprinzip Steiners dargestellt werden, ist eine Alethiologie (das Studium der Natur [Form] und des Wesens [Essenz] der Wahrheit). Das Weltanschauungsstudium ist eine Aufgabe des Idealismus mit positiven, vertiefenden Auswirkungen auf alle Weltanschauungen.

Die dutzend Weltanschauungen sind Teil von einem Prinzip. Das Prinzip hat vier Gattungen, das Dutzend ist die vierte und damit unterste Gattung (Dutzend Weltanschauungen, DWA). Jede Gattung besteht aus ‘Arten’, das Dutzend z.B. hat zwölf Arten. Werden die Arten der vier Gattungen zusammengezählt, so erhält man 23 Arten. Die vierte Gattung hat zwölf Arten, die dritte Gattung hat sieben Arten, die zweite Gattung hat drei Arten, und die erste Gattung schliesslich besteht aus nur einer Art. Zwölf und sieben und drei und eins ergibt dreiundzwanzig. Keine Art kann sich in der Welt zeigen, ohne sich mit einer Art aller anderen drei Gattungen zu kombinieren. Tatsächlich werden immerzu vier Arten über alle vier Gattungen hinweg kombiniert. Die Kombination über Gattungen hinweg ist nicht nur möglich, sie ist immer notwendig.

Die vier Gattungen im Weltanschauungsprinzip sind:

  1. Der Anthropomorphismus DAM
  2. Drei Seelentöne DST
  3. Drei plus vier Visibilitätsstufen DVS
  4. Dutzend Weltanschauungen DWA

Ganz anders verhält es sich mit Kombinationen innerhalb einer einzelnen Gattung. Wird also etwa versucht zwei Arten derselben Gattung zu kombinieren, geschehen schnell einmal wilde und oftmals verkehrte Sachen. Damit ist nichts ausgeschlossen, und bedeutende Werke sind durch solche Kombinationen entstanden und weiter möglich (das kommunistische Manifest ist z.B. eine ‘erzwungene’ Kombination des Idealismus mit dem Materialismus), aber Wechselwirkungen innerhalb einer einzelnen Gattung erfordern das Erfüllen einiger Bedingungen. In anderen Worten geschehen Kombinationen im Weltanschauungsprinzip immer gleichzeitig über die vier Ebenen hinweg, seltener auch innerhalb derselben Ebene.

Nun haben wir noch eine Gattung, nämlich die Gattung über den vier obigen Gattungen. Diese Gattung hat den Namen Omnismus. Dies macht die vier obigen Gattungen, nach der Kategorienlehre, zu den ‘vier Arten’ der übergeordneten Gattung. Denn Gattungen werden zu Arten degradiert, wenn etwas Allgemeineres das über ihnen steht ins Blickfeld rückt. Das Obere, Zusammenfassende, nennt sich Gattung, das Untere, Spezielle, nennt sich dann Art.

Der Omnismus

Der Omnismus ist nun eine Ausnahme zu dieser Regel weil er keine ordentliche Gattung ist, denn die Gattungen sind lediglich das ‘Allgemeine der Arten’. Der Omnismus ist aber nicht nur ein Allgemeineres, sondern ein mit den 23 Arten immerzu Wechselwirkendes. Der Omnismus ist auch etwas Eigenes, das zwar keine weiteren als die 23 Arten umfasst und doch weit mehr enthält, als in den 23 Arten drinnen ist (als Vergleich: etwa wie ein menschlicher Körper weit mehr als die Zellen der Organe ist, denn erst wenn alles zusammenspielt ist Leben vorhanden). Somit ist der Omnismus zwar übergeordnet, aber er ist nicht Gattung, sondern so Art, wie die den vier Gattungen untergeordneten Arten Arten sind. Der Omnismus ist zu den 23 Arten des Weltanschauungsprinzips eine separate Art. Man denke sich die vier Gattungen DWA, DVS, DST und DAM zwischen den 23 Arten und dem Omnismus. Der Omnismus ist auf der anderen Seite der vier Gattungen.

So können wir sagen: Die übergeordnete Art ist der Omnismus; und dieser schöpft sich als erstes aus dem Kreis der dutzend Weltanschauungen. Er ist die ’emergente Qualität’ aus den dreiundzwanzig Weltanschauungen, und er hat eine Wechselwirkung mit ihnen. Er ist ein Spiegel zu den 23, er ist etwas, das als Spiegel wirklich nur im Geistigen selber tatsächlich vorhanden ist. Dadurch ist der Omnismus zwar übergeordent, aber gleichzeitig auch Teil der Weltanschauungen. Er ist die jedem Menschen unmögliche vierundzwanzigste. Es könnte für die dutzend Weltanschauungen wohl auch gesagt werden, dass er die dreizehnte ist, die inmitten der dutzend Weltanschauungen steht, und von der Mitte dieses Kreises aus die Wechselwirkungen des Dutzends mit den höheren Gattungen beschaut. Wohl könnte auch gesagt werden, dass der Omnismus seiner Grösse nach Gattung sein sollte, seinen Aufgaben nach aber die Qualität einer separaten Art hat. Er ist eine gattungslose Art.

Wir haben im Weltanschauungsprinzip also vierundzwanzig Arten (grau) und vier Gattungen (Nummern).

Die Gattungen und Arten werden durch etwas umfasst, das nicht in einer Wechselwirkung mit ihnen steht: dem Panismus. Davon sollte dieser Artikel eigentlich handeln.

Es wäre aber nicht weltanschauung.org wenn nicht zuerst tausende Umwege erkundet werden, bevor auf die Sache zugegangen wird. Denn es eilt hier nicht, hier muss nicht ein Ziel um das andere abgehäkelt werden. Vielmehr lässt man sich von den Ideen treiben, denn wer weiss was auf einen zukommt, wenn nicht einfach nur ein Ziel um das andere möglichst zeiteffizient erreicht werden muss. Es wird mehr möglich, als der eigene Kopf auf Gedeih und Verderb in die Welt hinein zu zwingen vermag. Das Wesen der Welt kann durch Geschehenlassen des Denkens erkundet und entdeckt werden.

Der Omnismus und seine Umkehrung

Das ‘Gegenstück der Güte’ des Omnismus ist der Nihilismus.

Im Artikel “Die grosse Notwendigkeit der dutzend Weltanschauungen” wurde der Nihilismus als die ‘Wertumkehrung des Weltanschauungsprinzips’ beschrieben. Ich möchte das in diesem Artikel noch etwas genauer eingrenzen. Es geht somit an dieser Stelle kurz darum, das Weltanschauungsprinzip als etwas zu benennen das sich sprachlich besser darstellen lässt als durch das Zusammenfügen von drei Worten (Welt-Anschauungs-Prinzip): durch das Wort Panismus. Der Nihilismus ist nicht die Wertumkehrung des Weltanschauungsprinzips (oder synonym dazu eben der Weltanschauungstheorie). Die Wertunkehrung des Panismus ist die Nihilismustheorie; aber ob da wirklich eine Theorie möglich ist weiss ich nicht (vermutlich ist es möglich, aber ich möchte es nicht herausfinden), weil derartige Antistrukturen zum Nichts tendieren, und auf dem Weg dahin zerstören was sie können und dabei Lärm und Chaos bewirken. Eine Theorie ordnet die Zusammenhänge, und das Gegenstück davon zerstreut sie. Eine Nihilismustheorie untersucht wohl, wie die Anschauungsentstellungen (Wertumkehrung der Arten Gattungen im Panismus) sich voneinander unterscheiden, wie sie durch ihre Wechselwirkung Lärm bewirken, was die Arten des Lärms sind, usw.

Das Weltanschauungsprinzip, respektive die Weltanschauungstheorie mit den Prinzipien wie Polaritätsprinzip, Similaritätsprinzip und weiteren., ist repräsentiert durch das Fremdwort Panismus.

Der Panismus untersucht die Eigenschaften und Wechselwirkungen aller Folgenden Kategorien:

No.
Art
PrinzipienteilKategorieKennzeichnung
mit
Sonderzeichen
Kennzeichnung
ohne
Sonderzeichen
1.OmnismusArt
(oberste)
óO2
Der Anthropomorphismus GattungDD2
2.AnthropomorphismusArtaA1
Drei Seelentöne GattungD3
3.TheismusArttT1
4.IntuitismusArtíI2
5.NaturalismusArtnN1
Drei plus vier Visibilitätsstufen GattungD4
6.GnostismusArtgG1
7.LogismusArtlL1
8.VoluntarismusArtvV1
9.EmpirismusArteE1
10.MystismusArtM4
11.TranszendentalismusArtT2
12.OkkultismusArtoO1
Dutzend Weltanschauungen GattungD5
13.MathematismusArtḿM2
14.RationalismusArtrR1
15.IdealismusArtiI1
16.PsychismusArtP3
17.PneumatismusArtP2
18.SpiritualismusArtśS2
19.MonadismusArtM3
20.DynamismusArtdD1
21.RealismusArtŕR2
22.PhänomenalismusArtpP1
23.SensualismusArtsS1
24.MaterialismusArtmM1
Die vier Gattungen und vierundzwanzig Arten des Panismus.

Was der Panismus will und was er nicht will

Hier sollte etwas näher auf allgemeine philosophische Begriffe eingegangen werden, und was unter dem Weltanschauungsprinzip nicht verstanden werden sollte. Als erstes dazu, was das Weltanschauungsprinzip (der Panismus) nicht will:

  • Das WAP will keine Philosophia perennis (ewige Philosophie) oder Philosophia perennis et universalis (ewige und immergültige Philosophie) auch wenn der Idealismus eine solche Philosophie möchte, denn die Eigenschaften des WAP sind unmöglich im Widerspruch mit auch nur einer einzigen Weltanschauung, und eine ewige Philosophie würde mindestens den Weltanschauungen um den Dynamismus herum widersprechen (wo immer, bis in die Essenz hinein, Wandel geschieht). Das Dagegen des Willens einer Weltanschauung ist hier relevanter als das Dafür, da ein Dafür einstimmig sein muss, wenn es das WAP als Ganzes repräsentieren soll.
  • Das WAP will für die einzelnen Weltanschauungen keinen Universalismus (Universalgültigkeit einzelner Weltanschauungen oder einzelnen Teilen daraus), da der Universalismus dafür unmöglich ist. Die Ausnahme dazu (aus der Sicht des WAP) ist das WAP selber – als Überbegriff der Weltanschauungsgattungen und -arten. Dies, weil der Universalismus (abgesehen von Anwendungen des WAP, z.B. die zwölf Jünger Christi) nie eine Allseitigkeit der Weltanschauungen, sondern stets eine Auswahl daraus ist. Der Universalismus des WAP darf nie zu einem Universalismus des Idealismus werden.
  • Das WAP will keinen Relativismus (der sagt dass keine Wahrheit für sich stehen oder absolut sein kann), denn jede Weltanschauung kann für sich und ihren ‘Bereich’ (Bereich ist je nach Gattung Domäne oder dann Domizil einzelner Arten) sowohl für sich allein stehende wie auch absolute Aussagen machen. Der Relativismus ist hier relevant, weil er eine bedeutende (negative) Wirkung auf den Idealismus hat, und das WAP (gleich auch die Weltanschauungstheorie) im Kern idealistisch ist.

Was das WAP (der Panismus) für sich will, oder was durch das WAP in manchen Fällen ermöglicht wird:

  • Das WAP will Eklektizismus (die Verbinung verschiedener Strömungen, Stile, Disziplinen), dies eher unter einzelnen Arten verschiedener Gattungen des WAP, weniger unter den – polaren – Arten innerhalb einer einzelnen Gattung
  • Dasselbe wie für den Eklektizismus gilt für den Synkretismus (das Verbinden verschiedener Denk- und Glaubensarten).
  • Das WAP will Pluralismus (die gleichzeitige Gültigkeit verschiedenartiger, nicht weiter reduzierbarer Grundsätze, Grundlagen usw).
  • Das WAP will Holismus (Ganzheitlichkeit), oder die Berücksichtigung des Verschiedenartigen, weil die dutzend Weltanschauungen von Gegenartigkeiten geprägt sind. Die Gegenart zum Holismus ist der Reduktionismus, der alles entfernt was sich für eine Aufgabe nicht direkt aufdrängt.

Omnismus und Panismus

Das lateinische Wort omnis (alles, gesamt) in Verbindung mit dem Suffix -ismus bildet den Omnismus; den Überbegriff für die zueinander geordneten Weltanschauungen. Der Omnismus ist aber nicht das Fremdwort für das Weltanschauungsprinzip.

Das Wort Panismus (altgriechisch πᾶν pān [all-] und des später latinisierten -ισμός -ismós) als eine Philosophie von Allem ist nirgendwo zu finden. Am nächsten kommt der Theo-Panismus sowie Mythen um den schwer aushaltbaren Hirtengott ‘Pan‘, aber bestimmt wurde es in der Vergangenheit schon für eine Allphilosophie gebraucht1 Schrecken“ bewirkte. (Vgl. Hermann Jens, Mythologisches Lexikon, Wilhelm Goldmann Verlag, München: 1958, S. 72 f) PDF hier: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/23801/1/Perdichizzi_Concetta.pdf

  • Die Kombination ‘Theo-Panismus’ ist mancherorts zu finden.
  • Manche Abkürzungen enden in PAN, etwa die mexikanische National Action Party, deren Politk Panismus genannt werden kann.
  • usw. ]
  • Der Panismus ist näher am Altgriechischen, der Omnismus näher am Lateinischen (folglich die unterschiedlich dargestellte Etymologie).

    Jede Weltanschauung hat ihre Domäne (Eigengut, d.i. ihren eigenen Bereich), ihre Kodomäne (Gemeingut, das sind die Bereiche der Nachbarn auf dem Weltanschauungskreis) und ihre Nichtdomäne (Fremdgut, d.i. der Gegenpol auf dem Weltanschauungskreis). Die Visibilitätsstufen haben dann ihre jeweiligen Domizile (und Exile) in den dutzend Weltanschauungen. Die Domäne des Panismus liegt innerhalb des Idealismus, aber der Inhalt seiner Beschäftigung ist universell. Die Domäne des Omnismus ist viel weiter ausgedehnt: seine Domäne ist alles, von Repräsentation über Form bis Wesen. Seine Kodomäne ist dasselbe wie seine Domäne, denn er hat nichts neben sich. Seine Nichtdomäne ist das (in weitestem Sinne) von Seiendem Wegnehmende, namentlich der Nihilismus.

    Referenzen, Anmerkungen

    1. Einige Beispiele sonstigen Gebrauchs in der Gegenwart:

      • https://de.frwiki.wiki/wiki/Panisme
      • Im Zusammenhang mit der Gottheit Pan, aber fremd der Herkunft des Begriffes: “Panik, ein an die Masse gekoppelter Angstzustand, und Panismus, die Fähigkeit oder gar die rauschhafte Lust des Einzelnen, sich an das Ur-Eine zu binden und Teil davon zu werden, teilen sich das Adjektiv ‘panisch’ und sind beide auf die gleiche Figur zurückzuführen: Pan. Pan gehört zu den Nachfolgern des Dionysos und war in der griechischen Mythologie zwar Gott der Berge und Beschützer des Mittagsschlafs (die panische Stunde). Gleichzeitig jedoch leitet sich aus seinem Namen die Panik als Angst her, weil seine Stimme und seine Erscheinung so furchtbar waren, dass er in den anderen Panik, den sogenannten „panische[n

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