3.5.2.1-10 Bedingungen für Kritik an Wissenschaft

Aus den WA, welche dem Materialismus widersprechen, wird gerne kritisiert, wie in der Gegenwart Wissenschaft betrieben wird. Auch hier finden sich experimentelle Versuche mit solcher Kritik (in der Artikelserie unter Phänomenalismus (Kontention), Wissenschaft und Methode 1-6, wird materialistische Wissenschaft kritisiert). Jedoch sollte man acht geben mit solcher Kritik, denn sie ist nicht überall angebracht. In diesem Artikel schauen wir, welche Bedingungen eine richtige Kritik erfüllen muss.

Wir wollen schauen, was man für eine richtige Kritik benötigt. Es sind dies vier Dinge: erstens das Recht, zweitens das Temperament, drittens den Geist, und zuletzt die Mittel. Für jedes von ihnen gibt es wiederum drei Bedingungen, und für eine ordentliche Kritik sollten alle zwölf Bedingungen erfüllt werden. Hier, auf dieser Webseite, wird man wohl in allem zu dieser Zahl kommen…

Eine einfache Kritik kann ein jeder machen, dafür braucht man weder Kenntnisse zum eigentlichen Inhalt, noch jeglichstes Recht (dafür gibt es das englische Proverb “everyone’s a critic”). Dadurch hat so manche Kritik aber auch nicht viel Wert. So braucht uns die einfache Kritik hier auch nicht sonderlich zu interessieren.

Bedingung für das Recht ist, dass man von der Alternative weiss. Und hier ist auch schon der grösste Holperstein für die meiste Kritik, denn eine Alternative aufzuzeigen ist gar nicht so einfach. Wir wollen sehen, wie sich eine richtige Kritik mit einer Alternative zusammen setzt. Ist es keine richtige Kritik, so braucht sie auch nicht allzu ernst genommen zu werden. Und so manche Kritik braucht eigentlich auch überhaupt nicht erst gemacht zu werden. Und das gilt auch für uns hier auf dieser Webseite, denn es stellt sich durchaus die Frage, ob die Artikel zu Wissenschaft und Methode ihre Berechtigung haben.

Wenn Wissenschaft als Ganzes kritisiert wird, so ist es äusserst schwierig, alle im Folgenden aufgeführten Bedingungen zu erfüllen. Denn es ist so, dass in der Wissenschaft sehr viele Menschen arbeiten, und sehr viele, sehr kluge Köpfe ihr ganzes Leben lang ganz bestimmte Dinge untersuchen. Unter all diesen abertausenden von Menschen, gibt es nun die unterschiedlichsten Typen, es finden sich durchaus solche, die sich kaum für etwas interessieren, und eher einen “Job” machen, als dass sie eine “Arbeit” verrichten. (Hans Rudolf Ris in ‘Elektrische Installationen und Apparate’ ISBN 9-783905-214918: “Gewidmet all jenen, die ihren Beruf nicht nur als Job betrachten!”)

Aber es gibt auch jene, welche sich mit grosser Ernsthaftigkeit ein Leben lang intensiv mit den Dingen beschäftigen, die ihnen anvertraut wurden. All jene Menschen einer Kritik zu unterstellen, ist nun ein sehr grosses Vorhaben, und man sollte sich sicher sein, dass man auch das Recht, den Geist, das Temperament und die Mittel dazu hat. Man soll diesen Menschen Rechtes tun. Hat man nicht das Recht, und nicht den Geist dazu, so handelt man ungerecht gegenüber all jenen, welche ihrem Studium grosse Opfer geben. Es kann herablassend wirken, die Arbeit mancher dieser hohen Geister einfach zu verwerfen, weil die Ergebnisse, oder die Didaktik (Lehrtechnik) zu den Ergebnissen, nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen.

Es gehört zum ‘Recht zur Kritik’, speziell wenn es nun um die Kritik an Wissenschaft geht, aufzuzeigen, was denn stattdessen sein soll. Ansonsten müsste man aufzeigen, wie die Dinge überhaupt ganz ohne Wissenschaft besser wären. Und wenn man die Alternative aufzeigen kann, so schultert man noch immer die Aufgabe, aufzuzeigen, wie diese Alternative die Wissenschaft durch das Band im Schnitt verbessert. Und kann man dies aufzeigen, so stellt sich noch immer die Frage, ob es überhaupt möglich ist, ob man die Alternative in der wirklichen Welt realisieren kann, oder ob das in der Praxis überhaupt nicht geht oder anwendbar ist.

Das Recht zu Kritik teilt sich damit weiter in dreierlei auf. Es müssen drei Dinge bewiesen werden können: Demonstration, Melioration und Realisation. Mit der Demonstration muss man beweisen können, dass man die Alternative aufzeigen kann, dass man also mehr hat, als nur eine Idee – man muss die Idee noch nicht umsetzen, aber dennoch demonstrieren können. Mit der Melioration muss dann bewiesen werden, dass es mit dieser Alternative überhaupt zu einer Besserung des gegenwärtigen Zustandes kommt. Und mit der Realisation schliesslich, muss bewiesen werden können, dass diese Alternative überhaupt umsetzbar ist. Kann man diese drei Dinge beweisen, so hat man das Recht zur Alternative, und das Recht zum eigentlichen Äussern der Kritik.

Bevor die Kritik nun geäussert wird, sollten auch die anderen drei Dinge erfüllt werden, sonst wird die Kritik nicht ordentlich greifen. Das Eine ist das Temperament, das Andere der Geist, und das Letzte sind die Mittel.

Zum ‘Temperament (oder Talent) für Kritik’ gehört, dass man eine dicke Haut hat für Debatten, dass man trotz spitzer Pfeile, die auf einen einprasseln, freundlich und besonnen bleiben kann. Dann, dass man in Gesprächen andere Menschen überzeugen kann, von der Sache, mit dem Auftreten, der Stimme, der Sprache, dem Stil, dem Aussehen. Und zuletzt, dass man die Geduld hat, die eigenen Standpunkte unzählige Male wieder in neuem Lichte darzustellen. Hier sind die Dinge, welche man sich nicht, oder kaum, erarbeiten kann, sondern einem eher mitgegeben wurden. So haben wir Dignitation (Würde), Persuation (Überzeugung) und Patention (Geduld). Hat man das Temperament, so öffnen sich die Tore für die nächsten beiden. Das Temperament umfasst Geist und Mittel.

Zum ‘Geist für Kritik’ muss ein Mensch umfassend verstehen, was er überhaupt kritisiert, und er muss dieses zusammenfassen können. Wird alle Wissenschaft kritisiert, so muss von aller Wissenschaft etwas verstanden werden. Weiter muss er die Begriffe finden, um seine Kritik zu formulieren, und er muss auch dieses zusammenfassen können. Und dann muss man sich in den Gedanken angemessen wandeln können, wenn die Kritik von anderen Menschen unter die Lupe genommen wird, und Fehler gefunden werden. Hier findet sich, was zu grossen Teilen im Laufe seines Lebens vom Kritiker erarbeitet, errungen wurde. Hat man den Geist, um eine richtige Kritik zu äussern, so öffnet man die Möglichkeit zur letzten übergeordneten Bedingung. Wir haben in der Bedingung Geist somit die drei Teile Intellegation (Verstehen), Eloquation (Wortgewandtheit) und Adaption (Anpassungsfähigkeit). Der Geist umfasst die Mittel.

Zuletzt nun hat ein richtiger Kritiker die Mittel zu haben, um seine Kritik darzulegen. Diese Mittel sind schon wieder dreierlei, nämlich erstens Zugang, Austausch und Verständigung mit den Menschen die sich mit der Kritik befassen müssen, und diese Arbeit delegieren können, dann zweitens eine angemessene Plattform, auf der diese Kritik verteidigt und debattiert werden muss, und zuletzt die Möglichkeit, die Kritik als Schriftwerk, vielleicht als Streitschrift, zu veröffentlichen, und dieses dadurch unter die Menschen zu bringen. So finden wir Delegation, Deklaration (Bühne, Plattform, von der aus die Botschaft an eine grössere Zuschauerschaft verteilt werden kann) und Publikation. Möchte man eine Botschaft an eine breite Masse weiter geben, so braucht man eine, in den Augen der Zuschauer überzeugende, und der Botschaft gebührende, Bühne dafür. Recht, Temperament und Geist sind die Mittel für die Mittel. Alles führt auf diese letzten Mittel, Delegation, Deklaration und Publikation hin, ob die eigenen Ideen die notwendige Bekanntheit erreichen, um etwas wirklich bewirken zu können.

Temperament ist Präsentation, Geist ist Kontemplation, und Mittel ist Kontention. Das Recht umfasst die drei.

Fehlt dem Kritiker nun einer dieser Punkte, so wird die richtige Kritik wohl nicht so greifen, wie er vielleicht beabsichtigt. Was also wichtig ist, ist, dass der Kritiker sich überlegt, ob er das notwendige Temperament mit sich bringt, und wenn ja, sich die Zeit nimmt, all die anderen Punkte zu erreichen, bevor er an die Öffentlichkeit geht. Weiss er, dass er einen bestimmten Punkt niemals erreichen kann, so sollte er erwägen, seine Gedanken in einer Weise in die Welt zu geben, dass sie einem anderen, besser geeigneten Kritiker bildlich gesprochen den Wind in die Segel geben, um in den Augen der Wissenschaft nicht einfach nur als ein weiterer Störenfried zu gelten. Denn am Effektivsten wird die Kritik so geäussert, dass sich die Wissenschaft selber begeistern kann, für die Veränderung, und daran teilhaben möchte, als dass fast anklagend mit dem Finger auf sie gezeigt wird. Am Besten wird die Kritik überhaupt nicht als solche wahrgenommen, sondern als ein frischer Luftzug, der allerlei verhockten Dingen neue Impulse geben kann. Haben Wissenschaftler hingegen das Gefühl, dass sie nur ausgebremst würden, so werden sie ungerne von sich aus an all den notwendigen Veränderungen mithelfen.

Kommentare

  1. Zitate zum Wort “Kritik” von Rupert Schützbach, in seinem Buch “WeltAnschauung” (2004)

    “Spar dir deine Kritik, es bringt Zinsen!”

    “Wer alles in Frage stellt, erwartet auf nichts eine Antwort.”

    “Alles was man loben kann, lässt sich auch kritisieren.”

    “Wer keinen Widerspruch duldet, dem gebührt auch kein Zuspruch.”

    “Wer mit Kritik nicht spart, ist ein Verschwender seines guten Rufes.”

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