bookmark_borderZum Begriff: Prinzip

Das Weltanschauungsprinzip (WAP) bedingt einen guten Begriff vom Wort ‘Prinzip’. Ohne einen guten Begriff ist es schwierig, mit dem Prinzip etwas Ordentliches aufzubauen.

Sieben-Klassen-Prinzip

So unterteilen wir das ‘Prinzip’ nach einem Siebenklassenprinzip:

Die Substanz definieren wir als die unterste Einheit des Prinzips, die Identität als die kleinste, das System als die grösste, und die Emergenz als das Höchste.

Dazwischen fungieren Modus, Kategorie und Relation nach deren jeweiligen Bedingungen. Der Modus ist eine von verschiedenen möglichen Betriebsarten eines Einzelnen. Die Modi eines Einzelnen schöpfen die Wandelbarkeit desselben aus. Die Kategorie beschreibt die Ordnungsarten für die Hierarchie, die Fremdheit und die Verwandtschaft der Einheiten des Prinzips. Und die Relation beschreibt schliesslich die Beziehungsarten der Einheiten untereinander.

Axiomatisch, systematisch, teleomatisch

Wir haben drei Weltanschauungsprinzipien. Steht nur “WAP” geschrieben, ist damit stets das “systematische Weltanschauungsprinzip” gemeint.

  1. Axiomatisches Weltanschauungsprinzip (AWP)
    • Das noch inhaltslose WAP als Grundlage.
  2. Systematisches Weltanschauungsprinzip (SWP)
    • Ein WAP, das eine Synthese aus den anderen beiden, dem axiomatischen und dem teleomatischen, bildet, an dem hier gearbeitet wird.
  3. Teleomatisches Weltanschauungsprinzip (TWP)
    • Das abgeschlossene, bewiesene WAP.

bookmark_border3.5.1.2-11 Prinzipienzusammensetzung

Da die Weltanschauungsverpflichtung (WAV) erst an einem Ort ist, wo grobe Strukturen getestet werden, verliere ich die Übersicht, wenn all das als Entwurf gespeichert wird, das (für die im Moment noch nötige Grobheit) noch nicht im Detail ausgearbeitet werden kann. Die Feinheiten kommen später, wenn sich etwas abzeichnet, mit dem sich ein gutes Fundament findet.

In diesem Artikel wird erstmals eine Struktur versucht, um die Organisation im ‘Prinzip’ (hier ein Artikel zum Begriff ‘Prinzip’) bestimmen zu können, damit mit dem Weltanschauungsprinzip (WAP) unter der dritten Rubrik (‘Kontention’) endlich etwas systematischer gearbeitet werden kann. Hierfür werden folgende sieben Begriffe gebraucht (die auch wieder ihre jeweilige Bestimmung benötigen):

  • Prinzipienzusammensetzung (PZS)
    1. Substanz (Produkt oder Bedingung der Identität)
    2. Identität (für Einfaches)
    3. Modus (für alles für sich)
    4. Kategorie (für alles zueinander)
    5. Relation (für alles untereinander)
    6. System (für Mehrfaches)
    7. Emergenz (über das System hinausgehendes Produkt des Systems)

Ein Prinzip hat einzelne Anteile, die zueinander in einer bestimmten Beziehungen stehen. Das Prinzip selber ist abstrakt, aber die Anteile müssen es nicht sein.

Sieben Klassen

Obige sieben Klassen ordnen die Anteile des Prinzips vom Einzelnen zu Mehreren. Die Identität beschreibt die Eigenschaften einer einzelnen Sache, die für sich alleine steht. Die einzelne Sache selber ist die Substanz. Allerdings sind die einzelnen Sachen nur dann einzelne, solange sie im Zusammenhang mit dem Prinzip betrachtet werden (!). Wirklich für sich genommen ist jedes Einzelne immer auch ein System aus Anteilen, die kleiner sind als es selbst, die es zu einer Einheit formen. Ein einzelner Mensch z.B., der in einem Unternehmen angestellt ist, wo jeder Angestellte eine bestimmte Rolle zu erfüllen hat, ist Teil eines arbeitsteilenden Systems. Wie ein Unternehmen ein System ist, das durch die Zusammenarbeit vieler Menschen etwas entstehen lassen kann, das einem einzelnen Menschen unmöglich ist, dessen Produkt dann wieder andere Dinge ermöglicht (Emergenz), ist hier der Einzelne ein Mensch unter Menschen, ein Element in einem System. Der einzelne Mensch selber besteht weiter aus Teilen, wie seine Körperorgane, oder seine Kreislaufsysteme. Auch die Organe haben wieder Teile, und so geht es immer weiter hinunter. Das heisst, dass alles Einfache gleichzeitig ein zusammenhängendes Mehrfaches aus wiederum kleineren Einheiten ist, sobals es aus dem Prinzip herausgerissen wird. Das System ist ein Zusammenwirken einzelner Dinge, die zusammen (hoffentlich) mehr sind als ihre gesamte Summe (ansonsten ist es kein nützlich-gutes System). Mehrere Systeme können im Zusammenwirken zu einem Systemkomplex werden; so werden z.B. miteinander Handel treibende Unternehmen irgendwann zu einer Lieferkette, zu einer Ökonomie usw. Was genau ein Prinzip alles umfasst, ist bezeichnend um zu bestimmen, was Substanz im System ist, und was selber System ist (siehe vierte Klasse, ‘Kategorie’, die für das Zuweisen und Ordnen von Grössendimensionen zuständig ist)

Die drei Klassen zwischen Identität und System ordnen die Zusammenhänge zwischen den äusseren Klassen. Der Modus betrachtet die Art, wie die Dinge sich verhalten, oder wie sie verwendet werden können. Die Kategorie versucht, die Hierarchien und Zugehörigkeiten verschiedener Dinge zueinander zu entschlüsseln. Und die Relation untersucht, welche Beziehungen verschiedene Dinge zueinander haben. Wir haben dadurch Betriebsart, Ordnungsart und Beziehungsart zwischen Identität und System.

Die Substanz ist das eigentliche Wesen, das ‘Einzelne’, unterhalb der Identität. Die Substanz ist im ‘Prinzip’ ein definiertes Kleinstes. Die Identität beschreibt, nach Möglichkeit, die beschreibbaren Eigenschaften der Substanz. Die Emergenz ist das Neue, das aus einem System oder aus einem Systemkomplex (der Komplex ist im ‘Prinzip’ nur bei nebeneinander liegenden Systemen vorhanden) entstehen kann.

Das Prinzip

Die nächste Aufgabe ist es wohl, zu überprüfen, ob Prinzipien alle aus den obigen Klassen bestehen, und ob es in Prinzipien noch Dinge gibt, die von obigen Klassen nicht berührt werden (wodurch wir andere Klassen benötigen würden). Vielleicht endet es wieder in einer Anzahl von Artikeln, wie bei den Axiomen, wo schrittweise etwas ausgearbeitet wird.

Der Begriff ‘Prinzip’ ist in seinem für gewöhnlich verwendeten Sinn für all die Kategorien, die er als ‘Weltanschauungsprinzip’ umfassen sollte, zu klein. Ein Prinzip wird meistens auf eine einfache Gesetzmässigkeit bezogen, die zwar nicht universell für jeden anwendbaren Einzelfall gültig ist, von der im Schnitt aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann. Siehe z.B. das ‘Peter-Prinzip’, nach dem jeder Angestellte bis zu seiner Stufe von Inkompetenz befördert wird, bis er also an die Grenzen der eigenen Fähigkeiten kommt, und ob seiner nun mangelnden Fähigkeiten nicht mehr befördert wird – wodurch sehr viele Positionen durch für ihre Aufgabe Überforderte besetzt sind. Dies ist in der Realität zu beobachten, besonders bei grösseren Firmen. Da die Weltanschauungen ein abgeschlossenes System sind, mit abstrakten, aber doch sehr klar beschreibbaren Eigenschaften, ist der Begriff Prinzip dennoch angemessen.

Erste Klasse: Substanz

Die fünf Klassen zwischen Substanz und Emergenz grenzen sich vom Realen ab. Substanz und Emergenz sind für sich real, die Klassen dazwischen sind es aber nicht. Das heisst nicht, dass Identität, Modus, Kategorie, Relation und System nicht existieren, sondern dass sie ideell sind. Wir können sagen: sowohl das Reale wie auch das Ideelle existieren, aber sie haben einen voneinander verschiedenen Modus des Existierens.

Der Realismus ist eine von vielen Kategorien im Weltanschauungsprinzip – eine Kategorie die wir ‘Substanz’ nennen. Dasselbe gilt für den Idealismus, auch er ist eine Substanz. Wie kann Substanz, die sich als das Einzelne definiert, und sich gerade dadurch speziell vom System unterscheiden will, etwas so Abstraktes wie ein ‘Ismus’ sein? Dies bestimmen wir so, weil es mit dem immer Kleineren kein Ende nimmt. Denn ist die Weltanschauungsstruktur das System, und die Produkte aus dem System die Emergenz, so finden wir eine (!) Grössendimension unter der Weltanschauungsstruktur (WAS) die einzelne Weltanschauung. Die Bestimmung, was in einem Prinzip Substanz, und was Emergenz ist, geschieht nach den Anforderungen eines jeweiligen Prinzips, nicht nach universellen Kriterien.

Zweite Klasse: Identität

Was ist dann die Identität, wenn nicht das Produkt einer Weltanschauung, sondern die Weltanschauung selber, die Substanz ist? Hier sei noch einmal auf einen wesentlichen Punkt hingewiesen: die Zuweisung in den Klassen, was Substanz und was System ist, ist davon abhängig, was als ‘Prinzip’ gilt, und welche Systeme es umfasst. Denn die von Prinzip zu Prinzip unterschiedlichen Grössendimensionen definieren die Kategorien unterschiedlich. Was im einen Prinzip Substanz ist, kann in einem anderen Emergenz sein, weil sich vom einen Prinzip zum anderen ganz andere Grössendimensionen finden können. Substanz ist, davon abgeleitet, ein wesentlicher Komponent in einem System, der zwar für sich selber zu funktionieren scheint, aber für das System unverzichtbar ist. Die Identität ist die Beschreibung der Substanz, sie ist z.B. die Definition, sie kann auch eine Auflistung von Eigenschaften sein – was auch immer zu einem Einzelnen ohne anderes gesagt werden kann.

Hier habe ich aus dem Grunde nicht den Begriff ‘Essenz’ (der Substanz) als zweite Klasse gewählt, sondern ‘Identität’ (der Substanz), weil die Essenz etwas sehr Bestimmtes, etwas Unverhandelbares, Objektives ist. Die Identität beschreibt hingegen äussere Dinge und kann dabei auch in die Tiefe gehen. Die Identität kann sich zu ihrem Wesen irren, mit ihr kann alles Mögliche versucht werden. Der Essenz gerecht zu werden ist dagegen eine schwierige Aufgabe mit vielen Unsicherheiten, weil vielleicht nicht einmal die richtigen Begriffe zum Beschreiben einer bestimmten Essenz existieren.

Dritte Klasse: Modus

Der Modus ist die Betrachtung, und daraus die Beschreibung, eines Einzelnen oder eines Systems, unter bestimmten Umständen, d.h. unter dem Vorhandensein von anderem. Das Andere ist dabei nicht ausschlaggebend – was ausschlaggebend ist, ist, wie sich ein bestimmtes Einzelnes oder ein bestimmtes System während dem Vorhandensein von bestimmtem oder beliebigem Anderen verhält. Was kann es tun, wenn anderes hinzutritt, was kann es nicht mehr, wie begünstigen oder erschweren es bestimmte Umstände, unter welchen Bedingungen entstehen welche Handlungen, Reaktionen, Mechanismen usw.

Jede Identität und jedes System hat mindestens einen Modus. Beim Plural von Modus spricht man von “Modi”; sie sind eine Anzahl an Gesamtheiten unterschiedlicher Fähigkeiten, Möglichkeiten, Wahrscheinlichkeiten von etwas Einzelnem, von einem System oder gar von einem Systemkomplex.

Zum Begriff Modus findet sich als Syonym in manchen Lexika oder Enzyklopädien das Wort ‘Betriebsart’.

Vierte Klasse: Kategorie

Die Kategorien geben Substanzen, Identitäten, Systemen und Emergenzen eine hierarchische Struktur. ‘Dinge’ werden danach geordnet, wie sie Teilhaftes haben oder sind. Kategorien untersuchen und beschreiben die Verwandtschaft oder Fremdheit der Dinge, weniger deren Verhalten zueinander.

Wie werden in einem Prinzip Kategorien geordnet, wenn sich in den Grössendimensionen mehr als zwei Ebenen finden? Mit erst-, zweit- und drittrangigen Kategorien. So definieren wir für das Prinzip das Kleinste und das Grösste als erstrangige, und alle Ebenen dazwischen als (für das Prinzip) zweitrangige Kategorien.

Fünfte Klasse: Relation

Die Relation beschreibt die Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen einteiligen wie vielteiligen Dingen. Sie ist unter den Klassen eine Art sozialer Gegenpol zum Modus.

Relationen lassen sich in einseitige und wechselseitige einteilen. Die einseitige Relation gehr nur in eine Richtung, vom einen zum anderen, aber nicht zurück. Die wechselseitige geht vom einen zum anderen, und vom anderen zum einen. Wechselseitige Relationen lassen sich weiter in beidseitige (2) oder mehrseitige (>2) einteilen, und bei mehr als zwei Dingen in serielle, parallele, sternförmige, kreisförmige usw.

Sechste Klasse: System

Das System ist ein Zusammenwirken von Komponenten, in dem einzelnen Komponenten bestimmte Aufgaben zugewiesen werden. Das Einzelne im System ist nicht notwendigerweise seinem ganzen Wesen nach jener Aufgabe zugewiesen, sondern kann sich dem System anpassen, und für seine Aufgabe im Systen nur einen Teil seiner Fähigkeiten gebrauchen.

Siebte Klasse Emergenz

Aus Relationen, aus dem System, oder aus dem Zusammenspiel von Systemen, entsteht Emergenz, das ‘Neue’, oder das zu ‘Neuem Führende’. Im WAP ist Emergenz dasjenige, das aus dem System ‘Weltanschauungsstruktur’ entsteht.

Wenn auch die Substanz etwas einzelnes ist, und das System vieles zusammenbringt, die Emergenz ist wieder ein Einzelnes, demgegenüber die Summe an Substanzen wie ein Vieles wirkt. Am Anfang des Artikels wurde gesagt, die Klassen würden von der Identität zum System vom Einzelnen zu Mehreren gehen, wobei die Identität auf die Substanz folgt, und das System der Emergenz vorangeht. Aber das Umgekehrte ist auch wahr, wenn wir uns von der Vielheit all der Substanzen zur Einheit der Emergenz denken. Es scheint, als hätte die PZS selber emergente Eigenschaften, wenn solche schwierigen Fragen auf einmal Wege zu Antworten finden.

Ausserhalb vom Prinzip

Dieser Artikel droht zu lang zu werden, so ist dieser Abschnitt der letzte. Darin soll noch ein Gedanke darüber angefangen werden, was sich findet, wenn wir komplexe Dinge vorfinden, für die es in unserem Prinzip keinen Platz hat. Denn das Peter-Prinzip z.B. bedingt etwa den Menschen und dessen Aspirationen, aber das heisst nicht, dass das kleine Peter-Prinzip deswegen ein Studium des Menschen inkorporieren muss. Ein Prinzip muss nicht Antworten auf alles haben, wie ein System innerhalb von einem Prinzip nicht bis zum Atom, dem Kleinsten des Kleinsten, hinabreichen muss. Das Prinzip ist auch eine Übung darin, einfach zu bleiben, und in den Grössendimensionen klare, sinnvolle Grenzen zu ziehen.

Beim Weltanschauungsprinzip bedeutet das, dass wir bei 23 Substanzen (12 WA, 7 VS, 3 ST, 1 AM), plus dem System ‘Weltanschauungsstruktur‘ (die eine eigene Grundkategorie im Prinzip darstellt) als primäre oder erstrangige Kategorien, stehen bleiben. Das ist der definierte Grössenbereich am WAP, das Kleinste und das Grösste. Wir haben somit 24 Grundkategorien als Basis für unser Prinzip. Oder anders: das Prinzip umfasst 24 Grundkategorien und alles, was sich aus deren Modi und Relationen ergibt.

Daraus entstehen noch unzählige andere Kategorien, wie etwa die Kategorie ‘die dutzend Weltanschauungen’, aber diese weiteren Kategorien erschliessen sich für unser Prinzip aus den anderen 24 (es sind sekundäre Kategorien). Alle Kategorien ausserhalb der 24, die sich direkt aus den 24 formen, sind Kategorien zweiten Ranges, und hängen dem Weltanschauungsprinzip an. Es gibt auch Prinzipien, die sich aus dem Weltanschauungsprinzip bilden, wie das erste Polaritätsprinzip und andere, die sich aus den Hauptsätzen bilden können. Es gibt weiter viele wichtige Dinge rundherum, wie die Frage danach, was das menschliche Ich ist, was der Kosmos ist, was Erkenntnis ist, und diese Dinge müssen für das WAP betrachtet und verstanden werden, aber sie sind nicht Teil am Prinzip selber. Sie sind dann Kategorien dritten Ranges, selbst wenn sie von grosser Bedeutung sind. Alles kategorisieren hängt hierbei davon ab, was das jeweilige Prinzip umfasst und benötigt.

Die gestellte Aufgabe, herauszufinden, ob Prinzipien generell aus den beschriebenen sieben Klassen bestehen, wurde nicht erfüllt, da wir über das Beschreiben nicht herausgekommen sind. Damit soll es hier vorerst dennoch belassen werden.

Anhang

Die schematische Übersicht als .ODT-Datei:

bookmark_border3.5.1.1-12 Anfangsstruktur

Um die im Folgenden Begriffe besser verstehen zu können, hier ein Link zu einem Artikel dazu, wie axiologisch, axiomatisch und axionomisch im Weltanschauungsprinzip (WAP) unterschieden werden: Zu den Adjektiven: Axiologisch, axiomatisch und axionomisch.

Axiologische und axiomatische Fragen versuchen für uns zu einer Bestimmung von Grundannahmen zu kommen. Die Axiologie gibt einen Positivismus vor, und die Axiomatik gibt uns den Kreis der zwölf Weltanschauungen als erstes axiomatisch Unbegründetes. Zur Struktur von Kontention als Ganzes sagt das noch wenig aus, denn mit Grundannahmen haben wir noch keinen echten Anfang für eine Schrift. Der Anfang muss die Leser auf Form und Inhalt vorbereiten, die sie erwartet. Dadurch wird das Aufnehmen der Inhalte leichter.

Das gute Argument

Hier sind zuerst leichtere Dinge angebracht: erstens die Frage danach, was ein gutes und was ein schlechtes Argument ist, und zweitens was gutes Denken ist. Dazu muss der Unterschied von Dialog, Diskussion, Debatte und ev. noch weiteren, beschrieben werden, und es muss darauf hingewiesen werden, welche Bedingungen für einen jeweiligen Austausch gelten, welche Vor- und Nachteile sich jeweils finden, und was oder welche für uns in allem Folgenden am passendsten ist. Parallel dazu finden sich Begriffsbestimmungen zu den Antworten auf diese beiden Fragen. Hier geht es nicht darum, das Wesen der Sprache, oder das das Wesen des Denkens, oder den streiterischen Meinungsaustausch zu entschlüsseln oder zu begründen, sondern darum, einfache Falschheiten von Beginn an in einfacher Weise von uns fern zu halten. Wir suchen die ‘Form’, die am besten zum Inhalt passt, der untersucht werden will. Wir wählen die Werkzeuge und Hilfsmittel aus, mit denen das Studium des Weltanschauungsprinzips angegangen werden soll, und dafür brauchen wir noch nichts über das tiefere Wesen der dafür verwendeten Werkzeuge zu wissen.

Es ist der alte Widersatz der Grundlagenuntersuchung: um die grundlegendste Grundlage zu untersuchen, brauchen wir viele passende Mittel. Um die richtigen Mittel in der richtigen Weise zu wählen und zu gebrauchen, brauchen wir ein gründliches Verständnis zu den Mitteln. Das gründliche Verständnis baut auf allerlei anderen, bereits erbauten Dingen auf, wodurch das gründliche Verständnis keine grundlegenden Sätze machen kann, die nicht schon durch verschiedene Einflüsse geformt wurden. Ohne grundlegende Sätze zu den Mitteln gibt es keinen wirklich neutralen, uneingefärbten Anfang. Es gibt also keinen machbaren Anfang, der wirklich bei Null beginnt – alles höhere menschliche Tun ist gezwungen, Vorgefertigtes zu nutzen.

Das ist z.B. an der Sprache zu beobachten, die wir von unseren Eltern und vielen anderen Menschen übernehmen. Sprache hat über unzählige Generationen keinen einzigen Unterbruch erlebt; jeder Mensch eines jeden Zeitalters hat sie von seinen Vorfahren übernommen. Das Kind ohne jegliche Kommunikation stirbt 1 (möglicherweise, erleidet aber mindestens schwere Entwicklungsstörungen), und Sprache ist in der Kommunikation etwas Wesentliches. Dies gilt in viel schwächerer Form für unzählige Dinge, und viele dieser Dinge werden wohl unbewusst übernommen. Solches Erbe lässt sich nur schwer überwinden, da es zutiefst mit uns verbunden ist.

Verständlichkeit

Kant begann in der ‘Kritik der reinen Vernuft’ schnörkellos beim Begriff Erkenntnis, und zeigte durch eine daraus folgende Reihe an Begriffen mit sehr kurzen Beschrieben wie sich ein Begriff aus diesem und jenem anderen bildet. Es ist ein unkomplizierter Anfang (auch wenn er sehr kompliziert geschrieben werden kann – und wurde), der sich nicht mit den Hürden des Alltagsdenkens, wie Missverstehen, Übertreibung oder Auslassen, aufhält. Der ‘Kritik der reinen Vernunft’ ist es egal, ob sie verstanden wird. Die Verantwortung des richtigen Verstehens liegt in ihr allein auf den Schultern der Leserschaft. Die schwere Verständlichkeit sehe ich auch als eine Immunisierungsstrategie, also einer Strategie, die eine Kritik nicht durch den Inhalt sondern durch die Form fernhält – etwas, das einen Menschen wie Hegel aber nicht aufhalten kann, und das dem Werk langfristig schadet, auch wenn es sich dazwischen für eine lange Zeit in Bedeutsamkeit suhlen mag.

Es fragt sich aber, was der Zweck einer Schrift sein kann, ausser eine bestimmte Information nach aussen zu kommunizieren. Ist es mit der ‘Kommunikation als Zweck’ nicht auch die Aufgabe der Schrift, ‘gut’ zu kommunizieren? Kann eine Schrift ihre Aufgabe erfüllen, wenn sie schlecht kommuniziert? Der Spruch, dass der Aufwand entweder beim Leser oder beim Autoren liegt (beim Leser zu Verständnis, beim Autor zu Verständlichkeit), ist zwar zutreffend; die Verantwortung liegt aber immer zuerst beim Autoren. Wenn er sie nicht wahrnimmt, wälzt er die eigene Verantwortung auf seine Leser ab.

Um nicht das Schwierigste in der einfachsten Art kommunizieren zu müssen, finden sich für das WAP drei Hauptrubriken: Präsentation, Kontemplation und Kontention. Und die Rubrik, wo die Schwierigkeit der Inhalte auf Kosten der Einfachheit des Textes geht, zugunsten der Schwierigkeit, das ist die Kontention. In der Rubrik ‘Kontention’ gibt es keine Komplexität, die der Schwierigkeit des Verständnisses wegen vermieden wird. Die anderen beiden Rubriken erreichen nicht die Tiefe von Kontention, aber sie widersprechen ihr auch nicht. Und so findet sich, durch diese drei verschieden schweren Arten des Kommunizierens, für alle etwas. Und mit dem Verständnis einer einfacheren Rubrik werden auch die Inhalte einer weniger einfachen Rubrik leichter zugänglich.

Argumentfolge im Anfang

Aus Obigem beginnen wir mit der Wahl der Form. Was ist ein gutes Argument, und welches Format aus den Möglichkeiten Dialog, Diskussion, Debatte, und wohl noch vielen anderen, begünstigt das gute Argument in einem Buch am meisten? Einige Formen werden für ein Buch unmöglich sein. Das Gerüst der Form kann jedoch imitiert werden, z.B. wird im Dialog die beste Version des anderen Arguments angeschaut (Stahlmann > Strohmann), während in der Debatte beim anderen nach Schwächen gesucht wird. Zweiteres widerspricht übrigens bereits unserer Weltanschauungsaxiologie, da das Schwächen-suchen nicht positivistisch ist, wodurch wir immer den ‘Stahlmann’ bevorzugen werden.

Die Form, von der wir nie weichen können, ist die Sprache. Was bedeutet die Sprache für unsere Annahmen, Gedankenfolgen und Schlüsse? Was sind Begriffe, Definitionen und Worte? Das Thema Sprache kommt aber erst auf die Axiome folgend. Und diesem folgend dann die für Kontention notwendigen Begriffe.

Haben wir die Form, beginnt der eigentliche Inhalt: Was ist eine Grundannahme (Axiom), und was geschieht, wenn wir keine haben?

Darauf folgt die Darstellung von drei Grundannahmen:

  1. Weltanschauungsaxiologie (WAL)
  2. Weltanschauungsaxiomatik (WAM)
  3. Weltanschauungsaxionomie (WAN)

Die WAL zeigt, wie der Positivismus für Erkenntnis Notwendigkeit hat.

Die WAM zeigt, warum und wie die DWA und deren Implikationen zu Polaritäten, Nachbarschaften usw, als Grundlage der WAV (Weltanschauungsverpflichtung) und des WAP (Weltanschauungsprinzip) gelten müssen.

Und die WAN schliesslich zeigt die Notwendigkeit und Rolle von Axiomen generell. Ihre Aufgabe ist es als erstes, ein eigenes Axiom auszusprechen; sie sagt: “Am Anfang steht das Axiom.”

Argumentfolge danach

Eine Grundlage zu haben ist etwas Tolles, denn es muss gut darüber nachgedacht werden, nach welcher Logik eine Anfangsabfolge am meisten Sinn macht. Und wenn die grobe Struktur vorhanden ist, wurde etwas erreicht. Aber dann kommen sehr viele Dinge dazu, die auch wieder in eine Reihe zu stehen haben, denn in einem Buch wird nur in eine Richtung geblättert, und die Folge der Argumente und Sätze darin folgt den Seitenzahlen.

Dieser Artikel zeigt mit Obigem genug, um seine Aufgabe getan zu haben, dennoch sollte ein kleiner Blick weiter gewagt werden. Was dem Anfang, also den Axiomen, folgt, sind nicht bereits die Weltanschauungen, sondern Gedanken zur Verwendung unserer (oder ‘der’) Sprache. Denn die Bedingungen der Sprache geben uns vor, nach welcher Art alle folgenden Argumente gemacht werden können, aber auch, was in Argumenten alles nicht gelten kann. Darf ein reines Bauchgefühl gelten? Muss ein intakter, logischer Schluss gelten? Solche Fragen benötigen zur Beantwortung die einzelnen dutzend Weltanschauungen, sowie das Dutzend an sich. Während oben Lösungen gegen den Zirkelschluss des Ersten gefunden wurden (das WAP, als Weltanschauungsaxiomatik aufgeteilt in ein axiomatisches, ein systematisches, wie auch ein teleomatisches Weltanschauungsprinzip, ist sowohl das Erste ohne Vordersatz, dann die Methode zur Untersuchung, und schliesslich ebenfalls der Beweis – wenn das nicht ein Zirkel ist…), finden sich nun weitere Zirkelschlüsse, die womöglich wieder nach neuen Begriffen verlangen. Es ist nur zu hoffen, dass die vorgehenden Lösungen die Aufgabe flussabwärts nicht nur erschweren. Falls obige Art des Auflösens der Schlüsse alles nur verkompliziert, müssen andere Lösungen gesucht und gefunden werden. Es ist leicht möglich, dass bestimmte Lösungen für einen späteren Moment eine unüberwindbare Wand hinstellen. Damit sind viele Lösungen nur Scheinlösungen. Deswegen muss die ganze Arbeit von Anfang bis Ende durchdacht werden, bevor ein einziges Wort des finalen Inhaltes der Rubrik ‘Kontention’ zu Papier gebracht wird, wenn das Niedergeschriebene von Dauer sein soll.

Nach der Sprache kommt eine Erläuterung der Begriffe, dann endlich eine Vertiefung der in der Einleitung gewählten Form der Argumente. Der Prozess der Auswahl (der Form) wurde in der Einleitung beschrieben, und nun wird das speziell Ausgewählte näher betrachtet.

An diesem Punkt scheint einiges der Vorbereitung erledigt. Alles Folgende verwendet die dutzend Weltanschauungen um der dutzend Weltanschauungen willen selber, wie auch die Wahrheiten die sie beinhalten. Es ist ein bewusstes Spiel mit einem Spiegel. Z.B. muss verstanden werden, welche Rolle der Verstand in der Erkenntnisbildung spielt, und hierfür wird der Rationalismus verwendet. Meinen wir, den Prozess der Erkenntnisbildung zu verstehen, werden weitere Weltanschauungen hinzugezogen, und es wird sowohl das Thema Erkenntnis vertieft, wie auch die Grenzen des Rationalismus getestet.

Für das Spiel mit dem Spiegel verwende ich den Vergleich mit der ‘Kamera’. Stehst Du vor einem Spiegel, und tanzt da herum, so siehst Du dein eigenes Gesicht, und darin deine eigenen Augen. Die eigenen Augen zu sehen ist ein Widersinn, denn sie sind das, was sieht. Sie können andere Augen sehen, aber sich selbst zu sehen, ist eine nur von aussen ermöglichte Möglichkeit. Die Weltanschauungen sind nicht uns, sondern sie geschehen lediglich durch uns. Spiritualistisch gesprochen sind sie durch unseren Geist verwandelte, vermenschlichte kosmische Impulse. So sind Weltanschauungen zur einen Hälfte unser Produkt, zur anderen etwas Äusseres. Auf die Kamera trifft grob dasselbe zu. Die Kamera kann sich selbst nicht direkt (!) fotographieren, zumindest nicht ihre eigene Linse – besonders, während jene Linse verwendet wird. Schaue ich durch die Kamera hindurch, und schaue das Gerät selber nicht an, so sehe ich, wie die Kamera die Welt ‘sieht’. Ich kann nun etliche Fotos schiessen und diese dann anschauen, ohne das physische Gerät zu kennen, und von diesen Fotos auf die Eigenschaften der Kamera schliessen.

Nach einem ähnlichen Prinzip geschieht Selbsterkenntnis. Ich mag meine Augen im Spiegel sehen; meinen Charakter, ja mein eigenes ‘Wesen’ kann ich jedoch niemls so einfach und direkt wahrnehmen – ich benötige Reaktionen und Rückmeldungen anderer Menschen dafür. Und selbst wenn ich präzise Rückmeldungen bekomme, heisst das noch lange nicht, dass ich diese auch richtig verstehe.

Die Weltanschauungen stehen zwischen alledem. Sie sind gleichzeitig Kamera, Foto und Auge. Sie reflektieren sich selber nicht, aber sie werden durch uns Menschen reflektiert (untersucht). Sie sind in jede Richtung vorhanden, wandeln sich unablässig vom kosmischen Impuls zum Anthropomorphismus, wirken durch unzählige Seelen (sich den individuellen Umständen eines jeden Menschen anpassend), sie stellen sich dar, werden dargestellt, werden gegeneinander verwendet, werden übertrieben, verlacht und verzerrt. Manchmal erstrahlt eine Weltanschauung durch einen besonderen Menschen zu einem Teil in ihrer wahren Schönheit, oftmals liegen die Weltanschauungen in einem Schlummer unter dem Bewusstsein.

Ihre Anwendung zur Untersuchung ihrer selbst ist die Hauptaufgabe der Kapitel nach den vorbereitenden. Ihre Anwendung zur Untersuchung und Anwendung der höheren Kategorien (Visibilitätsstufen, Seelentöne, Anthropomorphismus), ist die vermutlich sehr herausfordernde, darauf folgende Aufgabe. Ihre Anwendung zur Untersuchung der Welt und des Menschen geschieht parallel dazu, wohl fast automatisch. Aber dazu muss nun wirklich ein separater Artikel her, wo darüber nachgedacht werden kann, wie die Struktur des mittleren Teils von Kontention aussehen soll.

Referenzen, Anmerkungen

  1. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kaspar-Hauser-Versuch

bookmark_border3.5.1.1-11 Axiologische Fragen

Dieser Artikel wird veröffentlicht und dann weiter ausgebaut.

Ein Artikel dazu, wie axiologisch, axiomatisch und axionomisch für das Weltanschauungsprinzip (WAP) unterschieden werden.

In “3.5.1.1-10 Axiomatische Fragen” wurde über axiomatische Fragen nachgedacht, d.h. die Frage drehte sich um das praktische Problem des ‘Anfangs’, mit dem Ziel einer Weltanschauungsaxiomatik (WAM). Beginnen wir etwa beim Bereich um den Idealismus, und überlegen uns, welche Gültigkeit Sinneswahrnehmungen überhaupt haben können, wenn alles durch unser Bewusstsein, unseren Verstand, unsere Sinnlichkeit verarbeitet wird, und bevorzugen wir diese Idee, während wir aber die äussere Welt infrage stellen, wie es im späten Mittelalter beliebt war? Oder beginnen wir, wie es heute beliebt ist, bei den Messungen der äusseren Welt, bei den Phänomenen und deren weltanschaulichen Nachbarn, und klammern den Menschen eher aus, als dass wir seinen Geist studieren? Beide Vorgehensweisen scheinen das Eine auf Kosten des Anderen zu bevorzugen.

Die ‘Das Grundaxiom’ liefernde Weltanschauung?

Pneumatismus

Ist es nun wirklich so, dass keine Weltanschauung dazu fähig sein kann, ein Axiom für alle dutzend Weltanschauungen zu liefern? Sind einzelne Weltanschauungen zu sehr auf ihre eigenen Gebiete fokussiert, um etwas Universelles bieten zu können? Die Weltanschauungsaxiologie, die ‘Wertlehre’ im WAP, fordert, dass es eine Weltanschauung gibt, die mindestens ein axiologisches Fundament bieten kann (wenn auch nicht ein axiomatisches oder ein axionomisches). Die Polaritätsprinzipien des WAP besagen, dass es eine solche Weltanschauung gibt. Ein axiologisches Fundament besagt, was das Gute ist.

Weltanschauungen mögen ihre jeweils bevorzugten Themen haben, aber diese Logik geht in beide Richtungen. Denn wenn die dutzend Weltanschauungen allen möglichen geistigen Aufwand des Menschen abdecken sollen (und wir nehmen an, dass dies der Fall ist) dann muss eine der Weltanschauungen am besten für die universelle Axiomaufgabe geeignet sein, während eine andere (wohl die Polarität zu der einen) am schlechtesten dazu geeignet sein muss. Und so kommen wir erstens zum Pneumatismus.

Der Pneumatismus beschäftigt sich intensiv mit Fragen rund um Gott und Göttliches, und die Produkte aus dem Pneumatismus, wie die ‘Summa Contra Gentiles’ des Thomas von Aquin, aber auch sonst unzählige Werke aller möglichen Theologen (selbst ideologisch veranlagten Kirchenmännern), sind häufig von erstaunlicher Tiefe und beeindruckend gutem Denken – speziell wenn man bedenkt, dass die pneumatistischen Inhalte, jedenfalls im Vergleich zu den heute beliebten materiewissenschaftlichen Beweisen, allesamt auf einem wackeligen Unterbau stehen (pneumatistische Ideen lassen sich nicht beweisen, nur nachvollziehen).

Dem Pneumatismus fällt es leichter als anderen Weltanschauungen, transzendente Ideen zu formulieren (seine grössten Werke entstehen jedoch, als Folge seiner inneren Eigenschaften, aus dem Gnostizismus, nicht dem Transzendentalismus). Viele der gemeinhin ‘Theologen’ genannten Denker gehen durch eine sehr anspruchsvolle Ausbildung, und erlernen im Studium der Bibel sowohl Altgriechisch wie auch Lateinisch (manche gar Hebräisch für das alte Testament). Dies öffnet den Theologen Tür und Tor für Philosophie generell, da die Hochblüte der Philosophie – neben dem deutschen Idealismus – im antiken Griechenland geschah, und sich weit in die daran anschliessende latinische Zeit zog. Aber auch umgekehrt hatte das Neue Testament eine grosse Wirkung auf die noch übrigen geistigen Kräfte des damaligen Griechenlands, kurz nach der Zeit Christi. Durch die Umstände werden Theologen im Folgenden bis heute darin begünstigt, die ohnehin schon transzendentalistische Idee der Schöpfung in der Genesis mit den ruhigen und doch lebendigen Augen der Philosophen betrachten und durchdenken zu können.

Idealismus

Ein anderer Anfang ist gleichfalls positivistisch, aber von ganz anderer Art. Versuchen wir ein idealistisches Axiom, so finden sich dabei mehrere Vorteile zu anderen Weltanschauungen: erstens ist jedes ‘Prinzip’ automatisch idealistisch, was jede Beschäftigung mit dem Weltanschauungsprinzip zum Idealismus drückt. So findet sich von Anfang an eine viel eher passende Methode zum Studium des Weltanschauungsprinzips, wenn dafür bewusst der Idealismus verwendet wird. Zweitens kann von einer (präsentierenden) Seite noch so gut argumentiert werden – wenn die andere (konsumierende) Seite nicht versteht, warum die Argumente und das Denken dahinter ‘gut’ sind, und warum andere Argumente es nicht sind, und was zwischen den beiden den Unterschied ausmacht, dann können die Argumente und Gedanken nicht nur nicht überprüft werden, sie werden überhaupt keine Entwicklung erfahren – und lange Zeit wie ein Museumsstück stehen gelassen (wie es z.B. bei der zum Spiritualismus tendierenden Anthroposophie der Fall ist, da der Aufwand hinter den Gedanken Rudolf Steiners schwer nachzuvollziehen ist, und das meiste viel einfacher zu erarbeiten scheint, als es tatsächlich war). Der Idealismus ist gut darin, zu zeigen, wie ein gutes Argument entsteht, welche Bedingungen dafür erfüllt werden müssen, wie sich unscheinbare Ungenauigkeiten identifizieren lassen, usw. Und drittens kann der Idealismus auf einen gewaltigen Reichtum schriftlicher Materialien, über mehr als 2’500 Jahre, zurückgreifen, von Platon bis Hegel.

Fallen sind im Idealismus allerdings auch vorhanden. So ist der Idealismus z.B. gerne dazu bereit, ethische Fragen zu untersuchen, wobei seine Resultate hierbei aber überraschend oft ins Absurde gehen. Die Ethik ist, in der Sprache des WAP, eine bedeutende “Syntheseschaft“, das heisst, sie benötigt mindestens zwei Weltanschauungen gleichzeitig (etwa Idealismus und Realismus), um bedeutende und wahre Aussagen machen zu können – so reicht der Idealismus alleine nicht bis zur Ethik hin. Und gerade in der Axiologie, wo die Frage um das Gute zentral ist, ist dies eine bedeutende Schwäche, sofern der Idealismus die eigenen Grenzen nicht wahrhaben will. Während der Idealismus also gut darin ist, gutes Denken zu analysieren, ist er weniger gut, oder gar schlecht, darin, das Reale in seiner eigentlichen Erscheinung aufzunehmen. Der Idealismus hat in seiner Nachbarschaft zum Rationalismus schnell einmal das (über-)bewusste Denken in einer störenden Art zwischen sich und der Welt (Kant nannte dies bei unangemessen rationalistischem Denken das “Verständeln”).

Das Problem der notwendigen Weltanschauungssynthese zieht im Falle der Ethik weitere Probleme nach sich. Denn wenn eine zweite Weltanschauung benötigt wird, benötigen wir dann eine synthetische Weltanschauungsaxiologie – d.h. ein synthetisches Axiom? Ist es eine gute Idee, beim allerersten Anfang (Kosmogonie: Entstehung des Kosmos) bereits zwei polar zueinander stehende Weltanschauungen verschmelzen zu lassen? Und laden wir nicht sogleich eine unnötig grosse Komplexität in die Axiomformung ein, wenn zwei Weltanschauungen, mit all deren polaren Vor- und Nachteilen und grundlegender Inkompatibilität, einen ersten Satz bilden sollen? Und wie soll ein sythetischer erster Satz überhaupt aussehen – ist ein solcher nicht an sich transzendent (d.h. ein Umsetzbares überwindend)? Den Realismus in die idealistische Weltanschauungsaxiologie einzuladen, mag zwar etwas lösen, scheint dabei aber mehr neue Schwierigkeiten mit sich zu bringen.